[Thriller] Bret Easton Ellis - American Psycho

Es gibt 69 Antworten in diesem Thema, welches 21.961 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Wendy.

  • Zitat von "K.May"

    Mir wurde von freundlichen Kameraden erzählt, dass es sich bei diesem Buch, um gelungene Satire handeln soll.


    Satire höchstens im allerweitesten Sinne und gelungen auf keinen Fall. Der einzig satirische Zug, den ich darin entdecken konnte, ist die Tatsache, dass Bateman ein Doppelleben als durchgeknallter Mörder/yuppiemässiger Anwalt führt und einfach niemand zuhört, als er auf einer Party (oder?) einer Frau erzählt, dass er den Kopf einer Frau bei sich zuhause in der Gefriertruhe aufbewahrt. Die Oberflächlichkeit der (amerikanischen) Gesellschaft wird auf die Schippe genommen, aber das Buch enthält so viele abstossende und grauenhafte Szenen, dass es insgesamt sicher nicht mehr als Satire durchgeht.


    Aber die Amazon-Rezis beweisen es ja: An diesem Buch scheiden sich auch die Geister. Wobei aufgrund der Handlung zu erwarten ist, dass Männer damit gelassener umgehen als Frauen --> siehe auch nimues Spoiler.


    Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Zitat von "Alfa_Romea"

    Ah ja, noch was: Wegen dem Schluss musst du nicht weiterhören, den kann ich dir auch so verraten. Falls du neugierig bist:


    sorry, aber das ist falsch. ich habe grade nochmal nachgeschaut (ich habe ca. 5 bücher von ellis hier und halte ihn für einen ganz außergewöhnlichen und guten autor):

    Zitat


    das buch endet damit, daß bateman sich selbst verraten will und daß ihn niemand ernst nimmt. und dann...
    "...schnappe ich etwas auf, verstehe dann "Warum?", und automatisch kommt meine Antwort, aus heiterem Himmel, ganz ohne Grund, mein Mund geht auf, Worte kommen heraus, noch mal zum Mitschreiben für die Idioten: "Naja, obwohl ich weiß, ich hätte das tun sollen, anstatt es nicht zu tun, ich bin siebenundzwanzig, du lieber Himmel, und so, äh, präsentiert sich in einer Bar oder in einem Club in New York, vielleicht überall, nun mal das Leben im ausgehenden Jahrhundert, und so benehmen sich Leute wie, naja, ich eben, und das ist, was Patrick zu sein für mich ausmacht, denke ich, also, naja, klar äh...", und darauf folgt ein Seufzer, und über einer der mit roten Samtportieren verkleideten Türen bei Harry's ist ein Schild, und auf dem Schild stehen in farblich auf die Portieren abgestimmten Lettern die Worte KEIN AUSGANG."


    puh. das ist eines der großartigsten buchenden, die ich je gelesen habe. ich war wie vom donner gerührt, als ich da angekommen war.
    (und ja, ich habe zwischendurch auch fast gekotzt. aber ich finde das buch genial.)


    ich hoffe ich kann morgen nochmal besser erkläre, warum ich das buch so verteidige, jetzt bin ich leider grade zu müde. nur das mit dem ende musste ich noch loswerden. :redface:

    [size=9px]Man kann durchaus tagelang, wochenlang in Gesellschaft von Büchern, Atlanten, Präzisionskarten zubringen, [...] aber man muß dann aufeinmal wieder hinausgehen und darauf acht geben, nicht ve

  • Hi yoko!


    Danke für die Aufklärung mit dem Ende!


    Aber da drängt sich bei mir natürlich die Frage auf, ob das von mir Geschriebene so oder ähnlich gegen Ende des Buches auch vorkommt, oder ob ich da einen meiner Alpträume beschrieben habe und komplett auf dem falschen Dampfer bin... :breitgrins:


    Und auf die Erklärung, weshalb du das Buch verteidigst, bin ich natürlich gespannt.


    :winken:


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • okay, ich versuche das mal...(vorweg aber: völlig subjektive meinung. ich will niemandem reinreden, der sagt, "ich finde das buch eklig und basta".)


    ich finde, daß ellis in american psycho (genauso wie in seinen anderen büchern) etwas wie "gesellschaftskritik durch übertreibung" versucht. in dem ganzen roman geht es um konkurrenzkämpfe - wer hat die tollsten frauen, die neuesten technischen gadgets, wer sieht am besten aus, verdient am meisten geld... es gibt eine herrliche szene, in der sich die männer gegenseitig ihre visitenkarten zeigen, jeder versucht eine noch teurere, noch edler gestaltete visitenkarte zu haben. man hat das gefühl, daß sie sich gleich gegenseitig an die gurgel gehen deswegen - und es geht um visitenkarten! natürlich gehen sie sich in der öffentlichkeit nicht an die gurgel sie sind alle entsetzlich cool und zivilisiert, aber man spürt es förmlich brodeln.
    bateman ist derjenige, der völlig aus der bahn läuft. wenn ich das richtig in erinnerung habe, versucht er nach dieser szene den inhaber der tollsten visitenkarte zu ermorden. und er geht nicht nur mit den tollen mädels aus oder schleppt sie ab - er behält sie gleich. und tötet sie.


    es geht dabei vor allem um macht, denke ich, und bateman hat jedes gefühl für richtig und falsch verloren, er überschreitet die grenze zwischen gesellschaftlich akzeptierter macht (durch geld, status, ec.) und inakzeptabler macht über andere. mit der zeit verliert er immer mehr den überblick, wird immer verwirrter, brutaler, seine karriere droht den bach runterzugehen, es hat etwas von einem strudel, in dem er immer weiter ins extreme trudelt. und es gibt momente, in denen er selbst versucht, sich aufzuhalten. er erzählt anderen von seinen taten. aber niemand nimmt ihn ernst, man hält ihn für einen lustigen spinner - vielleicht willauch niemand glauben, daß einer von ihnen so durchdrehen könnte.


    ich weiß nicht ob ich das gut begreiflich machen kann, aber bateman ist - ins extrem gesteigert - das produkt einer welt, in der es nur noch um geld, status, ansehen, und vor allem macht geht. und in dem jeder die augen vor dem schrecklichen verschließt, das jeden tag auf der welt passiert. in dem niemand sich dafür interessiert, was der andere denkt oder tut, sondern nur dafür, wie er den anderen ausutzen kann. bateman begreift das bis zu einem gewissen grad, kann es aber nicht aufhalten.


    noch ein zitat:
    "Ich bin einfach nicht da. Es fällt mir in jeder Beziehung schwer, Hand und Fuß zu haben. Mein Ich ist künstlich, eine Anomalie. Ich bin ein unkontingentes menschliches Wesen. Meine Persönlichkeit ist rudimentär und ungeformt, meine Herzlosigkeit geht tief und ist gefestigt. Mein Bewußtsein, mein Mitgefühl, meine Hoffnungen, sind schon lange verschwunden (vielleicht in Harvard), als hätten sie nie existiert. Es gibt keine Grenzen mehr zu überschreiten. Alles, was mich gemein macht mit den Unkontrollierten und Wahnsinnigen, den Grausamen und Bösen, all die Blutbäder, die ich verursacht habe, und meien völlige Gleichgültigkeit darüber, habe ich jetzt selbst übertroffen. Und trotzdem klammere ich mich an eine einzige platte Wahrheit: Niemand ist sicher, nichts ist gesühnt. Und doch bin ich schuldlos. Jedem Modell menschlicher Verhaltensweisen muß eine gewisse Berechtigung zugestanden werden. Ist das Böse etwas, was man ist? Oder ist es das was man tut? Mein Schmerz ist konstant und schneidend, und ich hoffe für keinen auf eine bessere Welt. Tatsächlich will ich, daß meinen Schmerz auch andere erleidedn. Ich will, daß keiner davonkommt.


    Aber selbst nach diesem Eingeständnis - das ich zahlose Male gemacht habe, bei fast allen Taten, de ich begangen habe - und nachdem ich mich der Wahrheit gestellt habe, tritt keine Katharsis ein. Ich erfahre keine tiefere Wahrheit über mich selbst, keine neue Erkenntnis kann aus meiner Beichte gezogen werden. Ich hatte gar keinen Grund, Ihnen das zu erzählen. Dieses Geständnis hat nichts zu bedeuten."


    es hat wirklich nichts zu bedeuten, es glaubt ihm ja niemand. vielleicht sind seine taten ein versuch der flucht aus desem strudel von "immer höher, schneller, weiter, reicher, angesehener, gewissenloser..." - vielleicht passt er sich auch nur an. auf jeden fall kann er es nciht mehr stoppen, auch wenn er es versucht.
    deswegen fand ich das ende so schockierend. natürlich rechnet man damit, daß er erwischt wird, daß die guten am ende gewinnen und der mörder bestraft wird.
    ist nicht. den guten ist es scheißegal was um sie herum passiert (oder es gibt keine "guten"). "Und auf dem Schild stehen in farblich auf die Portieren abgestimmten Lettern die Worte KEIN AUSGANG."


    selbst im letzten satz wird wert darauf gelegt, daß alles hübsch und stilvoll ist. und aus dieser hübschen, stilvollen welt der erfogreichen gibt es keinen ausgang. da kann bateman noch so sehr um sich schlagen, er kommt aus diesem system nicht raus. und das ist ein moment, in dem ich fast mitleid mit ihm hatte.


    noch zwei zitate, die für mich den sinn des ganzen gut umreissen. ellis selbst hat dem buch ein zitat der talking heads vorangestellt:


    And as things fell apart
    Nobody paid much attention


    Und Elke Heidenreich, die ich sonst nicht sehr mag, hat darüber geschrieben:
    "American Psycho läuft drohend, grollend wie ein Unwetter an, und plötzlich schlägt der grausame Blitz ein: Die Banalität des Schrecklichen, die wir verdrängen wollen, trifft uns und zwingt uns, das Unerträgliche wahrzunehmen: die Oberflächlichkeit, die Brutalität, mit der wir uns abfinden. In einer Medienwelt, die jedes Thema lächelnd in drei Minuten abhandelt--vom Holocaust über die Salatbar zum Krieg--ist dieses Buch ein Schuß ins Herz, Picassos Guernica vergleichbar."


    natürlich ist es jedermanns gutes recht, zu sagen, "das ist mir zu arg, das ist ekelhaft und brutal". aber man muss sich nur einmal die nachrichten im fernsehen ansehen, um zu wissen, wer hier grausam und brutal ist.



    eins noch: falls jemand die thematik ansatzweise spannend findet, aber keine lust auf den hardcore in diesem buch hat, dem würde ich andere bücher von ellis empfehlen, vor allem "untern null". ähnliches thema, aber besser für den magen...

    [size=9px]Man kann durchaus tagelang, wochenlang in Gesellschaft von Büchern, Atlanten, Präzisionskarten zubringen, [...] aber man muß dann aufeinmal wieder hinausgehen und darauf acht geben, nicht ve

  • Zitat von "yoko"

    natürlich ist es jedermanns gutes recht, zu sagen, "das ist mir zu arg, das ist ekelhaft und brutal".


    Genau da sind wir am für mich entscheidenden Punkt angelangt: Das Buch ist so brutal, dass ich mich fast nicht getraut habe, es zu Ende zu lesen und die Botschaft, die es anscheinend rüberbringen soll (und die du sehr schön geschildert hast) ging ziemlich an mir vorbei, weil ich mich einfach nicht damit auseinandersetzen wollte.
    Wie nimue schon schrieb: Diese superbrutalen Szenen sind doch vor allem Effekthascherei, es wäre auch halb so brutal noch genug gewesen.


    Zitat von "yoko"

    aber man muss sich nur einmal die nachrichten im fernsehen ansehen, um zu wissen, wer hier grausam und brutal ist.


    Nun, was ich in den Nachrichten sehe, sind beispielsweise Selbstmordattentäter in London oder auch Familienväter, die Kinder und Frau mit dem Hammer ins Jenseits befördern und sich nachher von einer Brücke stürzen. Es ist richtig, auch diese Leute sind brutal, auch ihr Verhalten ist krank, aber es ist für mich dennoch ein himmelweiter Unterschied zum Sadisten Bateman und seinen Taten. Es ist nicht dasselbe, ob man Menschen einfach auslöscht oder ob man sie zu Tode quält und sich auch noch darüber freut.


    Ich bleibe dabei: Ellis' Gesellschaftskritik ist in diesem Falle gescheitert.


    Mit einem lieben Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Zitat von "Alfa_Romea"

    Nun, was ich in den Nachrichten sehe, sind beispielsweise Selbstmordattentäter in London oder auch Familienväter, die Kinder und Frau mit dem Hammer ins Jenseits befördern und sich nachher von einer Brücke stürzen. Es ist richtig, auch diese Leute sind brutal, auch ihr Verhalten ist krank, aber es ist für mich dennoch ein himmelweiter Unterschied zum Sadisten Bateman und seinen Taten. Es ist nicht dasselbe, ob man Menschen einfach auslöscht oder ob man sie zu Tode quält und sich auch noch darüber freut.


    Und die Taten sind real. Was mich an solchen extrem brutalen Büchern stört, ist doch gerade, dass es auf der Welt schon so viel Perversitäten und Brutalitäten gibt. Dann muss man nicht auch noch als Romanautor versuchen, noch perversere und noch brutalere Gestalten zu erfinden.


    Übrigens sind diese beiden Spoiler echt zum :kotz: ... das ist ein Buch, von dem ich guten Gewissens sagen kann, dass ich es nie lesen werde. Krank, widerlich, ekelhaft.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Zitat von "Alfa_Romea"

    Nun, was ich in den Nachrichten sehe, sind beispielsweise Selbstmordattentäter in London oder auch Familienväter, die Kinder und Frau mit dem Hammer ins Jenseits befördern und sich nachher von einer Brücke stürzen. Es ist richtig, auch diese Leute sind brutal, auch ihr Verhalten ist krank, aber es ist für mich dennoch ein himmelweiter Unterschied zum Sadisten Bateman und seinen Taten. Es ist nicht dasselbe, ob man Menschen einfach auslöscht oder ob man sie zu Tode quält und sich auch noch darüber freut.


    in diese richtung (also grausame einzeltaten) meinte ich das gar nicht. ich sehe in den nachrichten menschen die verhungern und die zivilbevölkerung im irak, die ermordet und gefoltert wird, während der großteil der welt wegschaut.


    (und nein, ich will damit nicht sagen daß wir als einzelne schuld an verhungernden kindern in afrika sind. aber sie verhungern. und wir sehen zu. das ist grausam (für beide seiten).)

    [size=9px]Man kann durchaus tagelang, wochenlang in Gesellschaft von Büchern, Atlanten, Präzisionskarten zubringen, [...] aber man muß dann aufeinmal wieder hinausgehen und darauf acht geben, nicht ve

  • Zitat von "yoko"

    in diese richtung (also grausame einzeltaten) meinte ich das gar nicht. ich sehe in den nachrichten menschen die verhungern und die zivilbevölkerung im irak, die ermordet und gefoltert wird, während der großteil der welt wegschaut.


    (und nein, ich will damit nicht sagen daß wir als einzelne schuld an verhungernden kindern in afrika sind. aber sie verhungern. und wir sehen zu. das ist grausam (für beide seiten).)


    Hm...jein...es gibt immer solche und solche Berichterstattung. Das ist der Grund, weshalb ich keine Nachrichten der Privaten ansehe. Guckt euch als Vergleich einfach mal die Tagesschau an...nur die Öffentlichen einschalten. Da wird auch informiert - aber lange nicht in grausamen Bildern.


    Und das ist es, was ich dem Buch ankreide - die Wirkung wäre für mich besser gewesen, hätte er das nicht mit der Holzhammermethode auf so plumpe Art und Weise versucht.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Zitat von "nimue"

    Hm...jein...es gibt immer solche und solche Berichterstattung. Das ist der Grund, weshalb ich keine Nachrichten der Privaten ansehe. Guckt euch als Vergleich einfach mal die Tagesschau an...nur die Öffentlichen einschalten. Da wird auch informiert - aber lange nicht in grausamen Bildern.

    ich schaue auch eher die nachrichten der öffentlich-rechtlichen, deshalb habe ich keine vergleichsmöglichkeiten - aber werden kriege und hungersnöte weniger grausam, wenn in dezenteren bildern über sie berichtet wird?


    das ist hier nunmal keine "wir hüpfen alle glücklich über butterblumenwiesen"-welt. es gibt katastrophen und kriege und boshaftigkeit und es gibt menschen, die für geld und macht sprichwörtlich über leichen gehen (hallo "heuschreckenkapitalismus"). und genau das versucht ellis darzustellen - wie gesagt, in extremer form.
    "übertreiben, um anschaulich zu machen" war früher der lieblingsspruch meiner deutschlehrerin. ich finde der passt hier ganz gut.


    wie schonmal gesagt: ich kann es absolut verstehen, wenn das buch für jemandes persönlichen geschmack zu ekelhaft ist. ähnlich ist es ja bei autoren wie elfriede jelinek oder sibylle berg. die beiden schreiben auch bücher, nach denen man bitte nie wieder sex haben oder überhaupt unter menschen gehen möchte...
    aber ich mag diese autoren, einfach weil ich es mag, zum nachdenken gezwungen zu werden. und das tun schockierende werke nun mal eher als butterblumenwiesenbücher. *g*

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  • Huhu yoko,


    Zitat von "yoko"

    ich schaue auch eher die nachrichten der öffentlich-rechtlichen, deshalb habe ich keine vergleichsmöglichkeiten - aber werden kriege und hungersnöte weniger grausam, wenn in dezenteren bildern über sie berichtet wird?


    Eben genau das meine ich doch damit. Macht es diese Taten grausamer, wenn man sie so detailliert wie möglich beschreibt? Meiner Meinung nach nicht. Das hat mit einer Butterblumenwiesenwelt nichts zu tun, sondern vielmehr darum, wie jemand ernsthaft und respektvoll mit solchen Theman umgeht. Ellis hat das Thema so ausgeschlachtet wie seine Opfer - und das ist es, was mir nicht gefällt.


    Auch wenn ich etwas nicht in allen Einzelheiten geschildert bekomme, weiß ich dennoch etwas als grausam einzuschätzen - das muss mir nicht jemand mit der Holzhammer-Methode deutlich machen.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Ich schließe mich Nimue an. Ich denke auch nicht, dass man Hungersnöte und Kriege mit den kranken Quälereien eines Psychopathen vergleichen kann. Und das hat auch nichts mit Butterblumenwiesenwelt zu tun.


    Ich hab das Buch zum Glück nicht gelesen, obwohl ich zugeben muss, dass ihr mich schon erst neugierig gemacht habt. Von daher bin ich echt dankbar über den Spoiler, das ist ja wirklich total abartig :entsetzt: Da musste ich schon ein bisschen würgen.

  • :entsetzt: *börgs* Und ich dachte immer, Stephenn King sei eklig! :entsetzt:


    Eure Diskussion über die Nachrichtenberichterstattung mittels grausiger Bilder fand ich sehr interessant. Ich stimme Euch zu: eine schlimme Tat wird durch die Art der Berichterstattung weder weniger übel noch grausiger. Ich befürchte allerdings, daß die Menschen, die sich von blutrünstigeren Bildern berieseln lassen, allmählich abstumpfen. Je mehr echtes Blut sie sehen, desto weniger macht es ihnen aus, desto weniger schlimm finden sie es.


    Da ich selber keinen Fernseher besitze, beziehe ich meine Nachrichten aus Radio und Zeitung. Mein Schatz sieht sich die Heute- und Tagesschau-Sendungen im Internet an bzw. liest die Berichte dort. Bei Themen, die mir sehr nahe gehen (Tsunami-Katastrophe, 11. September, London-Attentate), sehe ich ihm über die Schulter, bin aber meistens so entsetzt über das Leid der Betroffenen, daß ich nur dem Text lausche, aber nicht hingucke. Als ich das einmal im Freundeskreis erzählte, wurde mir vorgeworfen, ich sei "weltfremd" und "verschließe die Augen vor der Realität". Das sehe ich anders. Ich brauche keine Bilder von weinenden Kinder mit aufgetriebenen Bäuchen oder von blutüberstömten Leichen, um zu wissen, daß Hunger, Krieg und Terror etwas furchtbares sind.


    Ich muß nicht auch noch Bücher lesen, in denen bis ins kleinste Detail beschrieben wird, wie jemand gequält wird oder langsam zu Tode kommt. Es gibt genug Schriftsteller, die diese Art von Horrorszenarien nur andeuten und den Rest der Phantasie des Lesers überlassen. Die Aussage ist die gleiche, der Effekt wesentlich subtiler, aber darin liegt meiner Meinung nach die hohe Kunst. Blut- und Metzelsuppe füllen die Seiten und bringen einen in die Schlagzeilen, genauso sicher wie detaillierte S.E.X. Szenen - beides nicht mein Fall. Ich möchte kein Urteil über Autoren abgeben, die ich noch nicht gelesen habe, aber sie sind mir suspekt, wenn sie zu solchen Mitteln greifen. Ein guter Autor zeichnet sich für mich dadurch aus, daß er diese Dinge mit anderen Stilmitteln darzustellen weiß, ohne daß das Buch dadurch langweilig wird. Denn bei mir ist es leider so, wenn ich mich bei einem Buch ekle, kann ich mich nicht mehr auf die Kernaussagen konzentrieren (von allem anderen mal abgesehen). Ich verliere den roten Faden, ich verliere die Lust am weiterlesen, ich verliere die Neugier auf andere Bücher eines solchen Autors. Und das ist sicher schade.


    LG
    RIo

  • HI! Ich habe vor ein paar Tagen den Film im Tv geschaut.
    Und ich muss sagen, dass ich ihn ziemlich verwirrend fand und dennoch irgendwie nicht halb so brutal, wie scheinbar das Buch ist. Klar gings hauptsächlich darum, dass dieser Bateman nen gewaltigen Knacks hatte, aber es kam weder eine Szene mit ner Ratte vor noch wurde in dem Film irgend ein Kind getötet. Man sah nicht mal ansatzweise, wie jemand umgebracht wird. Es wurde lediglich angedeutet (bsp. Kettensäge, Blutspritzer..). Wäre der Film zu splatterig geworden, hätte ich ihn sicher auch nicht geschaut. Ich bin deshalb recht froh darum, dass da nicht allzu viel Brutalität gezeigt wurde. Aber auch sonst fand ich den Film einfach nur grottenschlecht und ich hab ihn nicht mal richtig gecheckt, weil das Ende darin sehr offen bleibt. Hat der Anwalt nun Bateman geholfen, die Leichen da wegzuschaffen? Wenn ja, warum? Und was passiert in der Schlußszene, als die Sekretärin dieses Notizbuch durchliest? Ist das im Buch ausführlicher beschrieben?


    Grüße,


    Marypipe

  • Eine Freundin von mir fand den Film immer ganz toll. Ich bin aber nie dazu gekommen ihn mir anzuschauen, irgendwann lief er dann mal im TV und ich hab reingeschaut. Hatte dann keine Lust mehr und bin schlafen gegangen. Ein halbes Jahr später bin ich zu einer regelmäßigen Bücherbus-Besucherin mutiert und Gott weiß welcher Teufel mich da geritten hat, ich hab mir das Buch ausgeliehen. (Warum haben die das da überhaupt?)


    Naja, ich las und las mich durch die ganzen Designerlabels bis dann endlich der erste Mord kam und ich war so schockiert, dass ich es erstmal weggelegt hatte. Aber so wie ich nun mal bin, hab ich es mir am nächsten Tag wieder geschnappt und weitergelesen.
    Btw: Würde man die Erwähnung der ganzen Designerlabels auslassen, hätte ich sicher nicht so fürchterlich lange dafür gebraucht das Buch endlich zu Ende zu lesen.


    Es war einfach ekelerregend, aber dennoch auf eine kranke Art und Weise fesselnd. Dennoch war ich froh, als ich es endlich aus hatte.


    Sicher es war ein "Lesevergnügen" auf das man dankend verzichten kann, aber irgendwie bereue ich trotzdem nicht, dass ich es dann letzten Endes doch gelesen hab.


    Jeder sollte sich ein eigenes Bild davon machen, wenn er mag. Ich rate aber immer wieder jedem davon ab es zu lesen. Naja, vllt motivier ich damit einige Leute noch dazu es zu lesen, aber die sind dann selbst Schuld.

    "It's small. It's tiny size. It has cat-type creatures on it. But it is a chair. For ninety-nine cents, you can buy furniture. That is America, man!"

  • Hallo!


    Diesen Thread hatte ich total übersehen :rollen: Ich habe am Sonntag kurz in den Film reingeschaut, er hat mich aber -wie das Buch auch- nicht unbedingt vom Hocker gerissen. Deshalb kann ich auch nicht sagen, wie nah er dem Buch wirklich ist. In dem Teil, den ich gesehen habe, fand ich das Buch gut umgesetzt.


    Zum Buch: wie schon gesagt, es hat mich nicht umgehauen. Ich war sehr faszieniert davon, was sich Ellis an Perversionen ausdenken konnte. Bis dahin hatte ich Ähnliches nur von Iain Banks gelesen und fand es stellenweise sehr krass (z.B. The wasp factory), aber das wurde weit übertroffen. Ich war mir beim Lesen aber nie 100%ig sicher, ob Bateman die Dinge wirklich erlebt oder ob das nur Phantasieen sind, die seinem kokszerstörten Gehirn entstammten.


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • In der neuen Bücher ist diesen Monat ein Bericht über Ellis drin. Darin ist auch zu lesen, daß das Buch verboten wurde, weil tatsächlich ein Psychopath das Buch als Vorlage nahm ... Stimmt das wirklich??? :entsetzt:

    :lesen: Die Blutlinie - Cody McFadyen

  • Zitat von "Curly"

    In der neuen Bücher ist diesen Monat ein Bericht über Ellis drin. Darin ist auch zu lesen, daß das Buch verboten wurde, weil tatsächlich ein Psychopath das Buch als Vorlage nahm ... Stimmt das wirklich??? :entsetzt:


    Ich könnte mir das schon vorstellen, dass wirklich jemand so krank ist und die Dinge aus diesem Buch nachahmt.


    Oh, das hier habe ich gerade gefunden...


    Ein gewisser Paul Bernardo ermordete mit seiner Frau Karla Homolka diverse Menschen. Er war ein großer Fan von Serienkiller Geschichten, insbesondere Bret Easton Ellis's American Psycho.


    Naja, ob er es jetzt als Vorlage für manche Morde benutzt hat, kann man daraus jetzt nicht erschließen, aber ich kann es mir durchaus vorstellen.

    "It's small. It's tiny size. It has cat-type creatures on it. But it is a chair. For ninety-nine cents, you can buy furniture. That is America, man!"

  • Naja, ich halte das Magazin "Bücher" jetzt eigentlich für glaubwürdig und seriös. Daher gehe ich mal davon aus, das es stimmt.


    Das finde ich nun aber wirklich schockierend. Andererseits bin ich schon ein bißchen neugierig geworden, obwohl der Spoiler schon mehr als eklig ist!

    :lesen: Die Blutlinie - Cody McFadyen

  • Wenn ich dir von dem Buch nun abraten würde, würdest du sowieso bald vor Neugierde platzen und es trotzdem lesen :breitgrins:


    Naja, wenn du einen starken Magen hast, tu es. Ansonsten, besser nicht :zwinker:

    "It's small. It's tiny size. It has cat-type creatures on it. But it is a chair. For ninety-nine cents, you can buy furniture. That is America, man!"