06 - 26. bis 31. Kapitel (Ende Seite 406)

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  • Hier könnt ihr zu den Kapiteln 26 bis 31 schreiben.

    Ich bezeige, nach Hertzens-Aufrichtigkeit, dass ich mich glücklich schätze, mich mit Verehrung nennen zu dürfen und ersterbe,<br />Roulade<br /><br />[url=http://www.literaturschock.de/autoren/interviews/119-intervie

  • Hallo,


    leider konnte ich nicht auf euch warten, weil es einfach zu spannend war.


    Der Titel erfährt am Ende (Kap. 25) seine Klärung, bleibt aber auf viele Personen anwendbar.
    Als Tom aus dem Gefängnis flüchtet, wird er getötet wie ein Singvogel (Kap. 25), also genauso sinnlos und grausam. Aber die "Mocking Birds" in diesem Roman sind auch Atticus, Boo Radley und die Kinder, alle die Personen, die sich für Menschlichkeit einsetzen und deshalb verfolgt werden.


    Ich denke, wir entrüsten uns über diese Südstaaten-Spießbürger-Haltung, aber wenn wir mal richtig nachdenken, sehen wir diese Haltung auch heute noch in unserer Gesellschaft und manchmal auch bei uns.


    Ein gutes und wichtiges Buch, dem ich eine heute noch viel stärkere Resonanz wünschen würde!


    finsbury

    Einmal editiert, zuletzt von finsbury ()

  • Ich denke, wir entrüsten uns über diese Südstaaten-Spießbürger-Haltung, aber wenn wir mal richtig nachdenken, sehen wir diese Haltung auch heute noch in unserer Gesellschaft und manchmal auch bei uns.


    Ich habe auch darüber nachgedacht. Dieses Schwarz-Weiß-Problem ist für mich gar nicht nachvollziehbar, ganz weit weg und merkwürdig. Aber jeder ist auch ein Produkt seiner Gesellschaft. Wer weiß, wo man selbst gestanden hätte?

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Scouts Aussage fand ich in Bezug auf das was in ihr vorgeht sehr eindrucksvoll:


    Zitat

    „Ich verstand die Menschen einfach nicht mehr, zog mich von ihnen zurück und dachte nur noch an sie, wenn ich dazu gezwungen wurde“


    Den Unterricht fand ich äußerst interessant. Genau was da geschah, das habe ich mich letztens auch schon einmal bei einem Buch gefragt, welches ich las, wie das angehen kann? Einerseits sind die Menschen Rassisten und verurteilen Menschen, weil sie eine schwarze Hautfarbe haben und andererseits verurteilen sie Hitler bei dem was er mit den Juden macht, und man muss dazu sagen, dass es 1935 war und die Menschen noch nicht einmal davon ahnten, dass es Konzentrationslager mit Massenvernichtungseinrichtungen gab. (Natürlich war Hitler die grausamste, abartigste Bestie und der wahnsinnigste der hier in Europa jemals an der Macht war). Interessant ist ja auch, dass die Lehrerin von Scout gesehen und gehört wurde, wie sie rassistische Äußerungen bei der Gerichtsverhandlung los ließ.



    Ich habe auch darüber nachgedacht. Dieses Schwarz-Weiß-Problem ist für mich gar nicht nachvollziehbar, ganz weit weg und merkwürdig. Aber jeder ist auch ein Produkt seiner Gesellschaft. Wer weiß, wo man selbst gestanden hätte?


    Dieser Gedanke kam mir auch, als ich folgende Stelle las:
    Auf die Frage, warum die Juden in Deutschland verfolgte werden, kam die Gegenfrage eines Kindes und ich fand das verdeutlichte sehr gut, wie schnell Dogmen von den Eltern auf die Kinder übergehen und wie gefährlich es ist was man in Gegenwart von Kinder sagte, denn sie nehmen alles auf.


    Zitat

    „…aber eigentlich ist das kein Grund sie zu verfolgen. Sie sind doch Weiße , nicht wahr?“


    Puh, da weiß man nicht mehr was man sagen soll und fragt sich, ob die Gesellschaft wirklich so blind ist, dass sie nicht die Verbindung von sich zu Hitler sieht. Naja, die Lehrerin schrieb ja in großen Buchstaben an die Tafel, dass sei eine Demokratie sind in der alle die gleichen Rechte haben, ohne allerdings zu erklären, dass das natürlich nur für die Menschen mit der weißen Haut gilt.


    Die letzten Kapitel fand ich sehr spannend, bewegend und auch ein wenig genugtuend und endlich wurde unsere Neugier befriedigt, zumindest teilweise, was Boo angeht.
    Boo ist meines Erachtens die eigentliche Nachtigall. Mr. Tate sagte ja, dass er es für eine Sünde hält einen zurückgezogenen guten Menschen wie Boo in die Öffentlichkeit zu zerren, das hätte er nicht verdient und Scout sagte später zu ihrem Vater „Mr. Tate hat recht, dass wäre doch so, als würde man eine Nachtigall stören.“


    Wobei Tom auch eine gestörte Nachtigall war.

  • Den Unterricht fand ich äußerst interessant. Genau was da geschah, das habe ich mich letztens auch schon einmal bei einem Buch gefragt, welches ich las, wie das angehen kann? Einerseits sind die Menschen Rassisten und verurteilen Menschen, weil sie eine schwarze Hautfarbe haben und andererseits verurteilen sie Hitler bei dem was er mit den Juden macht, und man muss dazu sagen, dass es 1935 war und die Menschen noch nicht einmal davon ahnten, dass es Konzentrationslager mit Massenvernichtungseinrichtungen gab. (Natürlich war Hitler die grausamste, abartigste Bestie und der wahnsinnigste der hier in Europa jemals an der Macht war). Interessant ist ja auch, dass die Lehrerin von Scout gesehen und gehört wurde, wie sie rassistische Äußerungen bei der Gerichtsverhandlung los ließ.


    Jetzt weiß ich es wieder. Es war das Buch von Colum McCann - Der Himmel unter Stadt, in welchem das Thema Rassismus auch eine sehr große Rolle spielt. Ich kann mich noch erinnern, dass ein Schwarzer aufs übelste misshandelt wurde aufgrund seiner Hautfarbe, während gleichzeitig das amerikanische Militär in Deutschland war, um gegen die Nazis zu kämpfen. Da kamen mir ebenfalls sehr viele Gedanken über diese Heuchelei und Doppelmoral.Übrigens ein sehr gutes Buch, wenn ich hier mal einen kleinen Link einwerfen darf :zwinker: :Colum McCann - Der Himmel unter der Stadt

  • Ich habe das Buch gestern auch zu Ende verschlungen. Einfach wunderbar!



    Ich denke, wir entrüsten uns über diese Südstaaten-Spießbürger-Haltung, aber wenn wir mal richtig nachdenken, sehen wir diese Haltung auch heute noch in unserer Gesellschaft und manchmal auch bei uns.


    Ein gutes und wichtiges Buch, dem ich eine heute noch viel stärkere Resonanz wünschen würde!


    Vollste Zustimmung! :daumen:


    Man macht es sich oft so einfach und ist sich soooo sicher, dass man auf der richtigen Seite stünde - doch jeder ist ein Kind seiner Zeit, seiner Herkunft, seiner Erziehung. Wer weiß, wie sich so mancher, der vollmundige Behauptungen aufstellt, tatsächlich verhalten hätte.



    Scouts Aussage fand ich in Bezug auf das was in ihr vorgeht sehr eindrucksvoll:



    Den Unterricht fand ich äußerst interessant. Genau was da geschah, das habe ich mich letztens auch schon einmal bei einem Buch gefragt, welches ich las, wie das angehen kann? Einerseits sind die Menschen Rassisten und verurteilen Menschen, weil sie eine schwarze Hautfarbe haben und andererseits verurteilen sie Hitler bei dem was er mit den Juden macht, und man muss dazu sagen, dass es 1935 war und die Menschen noch nicht einmal davon ahnten, dass es Konzentrationslager mit Massenvernichtungseinrichtungen gab.


    Ähnliche Doppelmoral ist leider keine Seltenheit ... wie dieses Zitat zeigt:


    Zitat

    „…aber eigentlich ist das kein Grund sie zu verfolgen. Sie sind doch Weiße , nicht wahr?“


    [quote author=tina]Die letzten Kapitel fand ich sehr spannend, bewegend und auch ein wenig genugtuend und endlich wurde unsere Neugier befriedigt, zumindest teilweise, was Boo angeht.
    Boo ist meines Erachtens die eigentliche Nachtigall. Mr. Tate sagte ja, dass er es für eine Sünde hält einen zurückgezogenen guten Menschen wie Boo in die Öffentlichkeit zu zerren, das hätte er nicht verdient und Scout sagte später zu ihrem Vater „Mr. Tate hat recht, dass wäre doch so, als würde man eine Nachtigall stören.“[/quote]


    Sehe ich genauso. Ein sehr sehr spannendes Ende, irgendwie ruhig und dramatisch gleichzeitig. Und es schließt sich der Kreis zum Beginn, wo von Jems gebrochenem Arm die Rede ist. Schön, wie Boo Radley hier noch eine Rolle spielt und quasi zum Helden wird.


    Die Schlussszene, in der Scout an Atticus' Knie gelehnt einschläft, fand ich so wunderschön gezeichnet. Ich war so froh, dass Jem "nur" verletzt ist und Atticus nichts zugestoßen ist. (Gut, ich bin für das Vaterthema aus persönlichen Gründen auch besonders empfänglich - das war schon bei unserer Leserunde zu "Extremely loud..." ein Grund, warum mich das Buch so besonders berührt hat.)


    Den McCann habe ich auch gelesen, Tina, wobei ich mich an die Szene gar nicht mehr erinnern kann. Aber danke für den Hinweis.


    Übrigens will ich mir jetzt unbedingt den Film ansehen. Ich habe mal gegoogelt und finde, Gregory Peck kommt meiner Vorstellung von Atticus Finch schon ziemlich nahe :herz:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo,


    abschließend will ich auch noch einen kleinen Lektüretipp geben. Tina hat ja einiges dazu geschrieben, wie die Lehrerin erklärte, warum Hitler in den USA nicht möglich sei, eben wegen der Demokratie (für "Weiße"!).Es gibt einen sehr guten Roman von Sinclair Lewis namens "Das ist bei uns nicht möglich". Darin entwirft er schon 1935 eine negative Utopie, wie eine Hitler-ähnliche Diktatur auch in den USA sehr schnell entstehen könnte. Ein beklemmendes, aber auch sehr spannendes Buch, in dem Lewis hellsichtig auch vieles vorwegnimmt, was er damals über die Entwicklung des deutschen Faschismus noch gar nicht wissen konnte.

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    Leider im Moment nur gebraucht zu bekommen, aber extrem lohnenswert!


    Danke für die schöne Leserunde!


    finsbury

  • Oh, danke für den Tip, finsbury, das hört sich sehr interessant an!


    Ich schließe mich dem Dankeschön für die wie immer tolle Leserunde gerne an und hoffe, dass noch ein wenig weiterdiskutiert wird.


    Das Buch werde ich jedenfalls so schnell nicht vergessen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Es gibt einen sehr guten Roman von Sinclair Lewis namens "Das ist bei uns nicht möglich". Darin entwirft er schon 1935 eine negative Utopie, wie eine Hitler-ähnliche Diktatur auch in den USA sehr schnell entstehen könnte. Ein beklemmendes, aber auch sehr spannendes Buch, in dem Lewis hellsichtig auch vieles vorwegnimmt, was er damals über die Entwicklung des deutschen Faschismus noch gar nicht wissen konnte.

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    Leider im Moment nur gebraucht zu bekommen, aber extrem lohnenswert!


    Danke für die schöne Leserunde!


    finsbury


    Dieses Buch wurde von mir direkt vorgemerkt, danke für den Tipp Finsbury und danke an alle anderen für diese schöne Leserunde. Ich habe das Buch heute beendet. Es hat mir viel bedeutet dieses Buch mit Euch zusammen zu lesen und ich werde noch gespannt weiterlesen, was noch so geschrieben wird.


    Viele Grüße Tina

  • Mir hat es auch viel Spaß gemacht, und ich habe das Buch sofort an eine Kollegin ausgeliehen mit den wärmsten Empfehlungen...

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Und hier komme ich auch noch. :smile:


    Cecils Vortrag zum "Hitler-Zeitgeschehen" war köstlich. :breitgrins:
    Und die Autorin zeigt in Miss Gates auch die gewisse Doppelmoral auf, die vermutlich in den meisten von uns steckt - wir empören uns über Geschehen weit weg und sehen das Elend vor unserer eigenen Tür nicht bzw. nehmen es überhaupt nicht als Elend wahr.


    Auch die Idee, dass Scout als Schinken verkleidet auf die Bühne tritt, hat mich zum Grinsen gebracht. Überhaupt wie das Bühnenstück abläuft ... :lachen:


    Aber das Lachen verging mir beim Anschlag auf die Kinder - meine Güte, wenn Boo nicht gewesen wäre ...
    Scout gefällt mir immer besser, je näher das Buch dem Ende kommt. Wie sie Boo zurückbegleitet und wie sie auf seiner Veranda steht und die Welt mit seinen Augen sehen kann, das ist einfach beeindruckend geschildert.


    Das Buch war ein wirkliches Highlight im Jahr!



    Ich denke, wir entrüsten uns über diese Südstaaten-Spießbürger-Haltung, aber wenn wir mal richtig nachdenken, sehen wir diese Haltung auch heute noch in unserer Gesellschaft und manchmal auch bei uns.


    Das ging mir auch mehrfach durch den Kopf.


    Bei der Schuldiskussion um Hitler und die amerikanische Demokratie musste ich auch an ein Buch denken: Stephen Fry - Geschichte machen. Frys Protagonist verhindert Hitlers Geburt, indem er in die Vergangenheit reist. Dann reist er wieder zurück und wacht in einer USA auf, die nie in einen zweiten Weltkrieg verwickelt war und sich sehr eigenartig weiterentwickelt hat ...


    Grüße von Annabas :winken:


  • Auch die Idee, dass Scout als Schinken verkleidet auf die Bühne tritt, hat mich zum Grinsen gebracht. Überhaupt wie das Bühnenstück abläuft ... :lachen:


    Das hat mich an eine Folge von ALF erinnert, in der der kleine Brian als Spargelspitze auftreten musste :breitgrins:


    Zitat

    Aber das Lachen verging mir beim Anschlag auf die Kinder - meine Güte, wenn Boo nicht gewesen wäre ...


    Das war wirklich gruselig, gerade weil es so leise und wenig effekthascherisch geschildert war.


    Zitat

    Scout gefällt mir immer besser, je näher das Buch dem Ende kommt. Wie sie Boo zurückbegleitet und wie sie auf seiner Veranda steht und die Welt mit seinen Augen sehen kann, das ist einfach beeindruckend geschildert.


    Das stimmt. Offenbar haben Atticus' Aufforderungen, sich in die Lage der anderen zu versetzen, bei ihr Früchte getragen.


    "Geschichte machen" ist übrigens auch ein tolles Buch!

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Bei der Schuldiskussion um Hitler und die amerikanische Demokratie musste ich auch an ein Buch denken: Stephen Fry - Geschichte machen. Frys Protagonist verhindert Hitlers Geburt, indem er in die Vergangenheit reist. Dann reist er wieder zurück und wacht in einer USA auf, die nie in einen zweiten Weltkrieg verwickelt war und sich sehr eigenartig weiterentwickelt hat ...


    Grüße von Annabas :winken:


    Dieses Buch habe ich auch gelesen und fand es unglaublich faszinierend.

  • Nun habe ich es auch endlich geschafft. Sehr schön fand ich, dass wir am Ende doch noch Boo Radley kennenlernen. Das hätte mich doch arg enttäuscht, wenn dies nicht der Fall gewesen wäre. :zwinker:


    Diese Doppelmoral bzgl. Hitler ist mir auch aufgefallen - warum sollten Juden verfolgt werden, wenn es doch schließlich Weiße sind? :rollen:


    Ich bleibe dennoch bei meiner Meinung: Ich kann anerkennen, dass es ein gutes Buch ist und kann auch nachvollziehen, dass es euch gefällt, aber meins war es nicht. Bis auf Dill (über den man am Ende leider nichts mehr erfährt) fand ich alle Personen sehr schablonenhaft und die Handlung bzw. die Botschaft zu konstruiert (auch wenn das Anliegen natürlich sehr wichtig ist!). Beim Lesen war ich daher nur selten emotional beteiligt und würde dem Buch nur eine durchschnittliche Bewertung geben. Allerdings bin ich gespannt, was die anderen Mitglieder unseres Lesekreises von dem Buch halten.


    Danke für den Buchtipp von Stephen Fry, das werde ich mal im Hinterkopf behalten.


    :winken:

  • Ich fand das Buch wirklich gut... Das Thema Rassimus ist ja allgegenärtig - mal mehr, mal weniger und irgendwie immer aktuell. Die Geschichte aus der perspektive von Scout finde ich sehr schön - kindliche Blickwinkel - die Angst vor "Andersartigen" (Boo) - und zu lernen diese zu akzeptieren und ihren Blickwinkel anzunehmen. Atticus war mir sehr symatisch, wie er mit seinen Kindern umging, sie ihre Erfahrungen machen lies - und wie er sich für Tom einsetzte und dabei zu wissen, dass er verlieren wird - er hat aber dabei doch so viel gewonnen, wenn auch nicht Toms leben.


    Samstag hab ich mir den Film angeschaut (war schon ewig her, dass ich den gesehen hatte)


  • Samstag hab ich mir den Film angeschaut (war schon ewig her, dass ich den gesehen hatte)


    Wie ist der denn im Vergleich zum Buch? Auf youtube gibt es zwar ein paar Ausschnitte, aber aus denen kann man sich schlecht ein Gesamtbild machen.


    Grüße von Annabas :winken:

  • Wie ist der denn im Vergleich zum Buch? Auf youtube gibt es zwar ein paar Ausschnitte, aber aus denen kann man sich schlecht ein Gesamtbild machen.


    Grüße von Annabas :winken:


    Stark gekürzt - die Handlung spielt in einem Sommer. Viele Seitenhandlungen sind weggelassen, aber trotzdem war er gut, ans Buch kommt er bei weitem nicht ran (wie so oft)
    Peck als Atticus ist wirklich perfekt.

  • Zu dem Abschnitt 5 habe ich nichts zu sagen, was ihr nicht bereits geschrieben hättet, darum wechsle ich gleich zu dem letzten Abschnitt.


    Die Charakterisierung von Tante Alexandra hat mir sehr gut gefallen. Langsam wird klar, dass sie Atticus nicht so unähnlich ist, wie auf den ersten Blick angenommen. Sie ist gefangen in dem Korsett der Konventionen, sie muss und will eine Dame sein, aber unter dieser Fassade ist wohl doch ein ordentlicher Mensch versteckt und ich musste die starke Abneigung, die ich gegen sie (und auch gegen Atticus Entschluss, sie ins Haus zu holen) zum Ende hin revidieren.


    Die Lektion über Demokratie, Diktatur und Hitler fand ich sehr gelungen. Man fragt sich, wie ist es möglich, dass man die Faschisten für die Judenverfolgung verachtet und verurteilt und nicht in tausend Jahren auf den Gedanken kommt, dass man genau dasselbe im eigenen Land mit der schwarzen Bevölkerung macht??? Auf den zweiten Blick muss ich mir eingestehen, dass wir alle dazu neigen, die Unzulänglichkeiten der anderen zu erkennen und zu verurteilen, und dabei oft übersehen, dass wir selbst von perfekt weit entfernt sind.


    Dass wir Boo am Ende noch kennenlernen hat mich auch sehr gefreut, wobei es mich sehr gewundert hätte, wenn er nicht mehr aufgetaucht wäre. Ich fand es schade, dass er wieder für immer ins Haus verschwindet und auch, dass wir nichts über die Umstände seiner Gefangenschaft erfahren.


    Der große Bösewicht der Geschichte, Bob Ewell, bekommt am Ende seine wohlverdiente Strafe. Wie Heck Tate darauf reagiert hat mir auch gut gefallen, aber warum stellt Atticus sich so lange dumm? Er muss sich doch gedacht haben, dass Mr. Tate nicht Jem, sondern Boo schützen will…???


    Mich hat seltsamerweise gestört, dass die Ewells (und ihresgleichen = Menschen, die von der Wohlfahrt leben) ausnahmslos als „Pack“ dargestellt werden. Warum findet Atticus an ihnen nichts Gutes, wenn er schon bei jedem kleinkarierten Rassisten der Stadt inkl. den gewalttätigen Cunninghams auf einen guten Kern verweist?


    Mein Gesamteindruck von dem Buch ist nicht so überschwänglich positiv. Sicher, es ist ein wichtiges Buch über ein wichtiges Thema. Es ist schön, wie an die Thematik aus der Perspektive eines Kindes herangegangen wird und dadurch ist es auch trotz der schwermütigen Grundthematik leichter zu lesen.


    Ich schließe mich aber Cuddles an, ich fand die Geschichte zum Teil sehr konstruiert, die Güte von Atticus an den Haaren herbeigezogen. Am Ende bleibt mir das Gefühl, eine Art „Zum anständigen Menschen in 31 Lektionen“ gelesen zu haben. 31 kurzweilige und vielleicht auch wichtige Lektionen. Aber Lektionen. Es waren sehr viele Charaktere, dadurch konnte keiner davon (auch nicht die Hauptakteure) für meinen Geschmack eingehend genug beschrieben werden.


    Trotz der Kritik, die ich angebracht habe, hat mir das Buch gefallen. Ich habe es gerne gelesen und empfehle es auch gerne weiter. Ich hatte bestimmt zu hohe Erwartungen an dieses Buch. Ich habe es auf so vielen „Beste und schönste Bücher aller Zeiten“- Listen gesehen, so viele Leute erklären es zu einem ihrer liebsten Bücher, dass meine Erwartungshaltung unweigerlich zu hoch war. Ich glaube auch, dass es empfehlenswert ist, dieses Buch in jüngeren Jahren zu lesen. Zwar würde ich nicht so weit gehen, wie Doris in ihrer Rezi, es einen „anspruchsvollen Roman für Jugendliche“ zu nennen, aber ich vermute es hätte auf mich einen größeren Eindruck hinterlassen, wenn ich es mit ca. 20 Jahren gelesen hätte.


    Danke euch allen für die schöne Leserunde!

    Ich bezeige, nach Hertzens-Aufrichtigkeit, dass ich mich glücklich schätze, mich mit Verehrung nennen zu dürfen und ersterbe,<br />Roulade<br /><br />[url=http://www.literaturschock.de/autoren/interviews/119-intervie

  • Ich bin schon seit Dienstag mit dem Buch fertig und habe jede Menge Gedanken zum letzten Leseabschnitt, die sich zum Teil von euren sehr unterscheiden. Jetzt will ich wenigstens mal ein paar davon niederschreiben, sonst wird das nie was. :smile:


    Link Deas scheint einer von denen zu sein, bei denen das Umdenken bezüglich der Schwarzen schon am weitesten fortgeschritten iat. Man erinnere sich, daß er schon in der Gerichtsverhandlung zugunsten von Tom Robinson auftrat. Ich revidiere also meine Aussage, daß es niemanden gibt, der sich öffentlich hinter Atticus und seine Ansichten stellt.


    Die nächtliche Verfolgung von Jem und Scout ist sehr atmosphärisch und so richtig zum Gruseln, gerade weil Scout durch das Kostüm so wenig mitbekommt. Daß Atticus will, daß Jem für seine Tat geradesteht (solange er dachte, es wäre Jem gewesen, der Bob Ewell erstochen hat) paßt zu ihm. Etwas anderes hätte ich nicht erwartet.


    Hier kam mir eine Aussage von Scout in einem der vorigen Kapitel wieder in den Sinn, als Jem versucht, die Menschen in Gruppen einzuteilen und ihm das nicht recht gelingt. Scout sagte (sinngemäß): "Es gibt nur eine Art von Menschen, nämlich Menschen." Einerseits hat sie damit recht und ist damit klüger als viele Einwohner von Maycomb. Andererseits gibt es Menschen wie Bob Ewell, die sich durch ihr Handeln höchstselbst ins Unrecht setzen und aus der Gemeinschaft ausschließen, indem sie "die Nachtigall töten", also Unschuldige morden, in dem Fall Tom Robinson und die Kinder. Und vor diesen Leuten müssen Unschuldige geschützt werden, mit Hilfe der Gesetze, notfalls mit Gewalt. (Selbst ein Atticus sieht hier ein, daß in diesem Falle nötig war). Es ist ein nicht unproblematisches Thema, wie weit man hier gehen darf, und das ist ja auch immer wieder ein literarisches Thema. Daher finde ich das Buch keinesfalls zu konstruiert. Wie sollte man ein solches Thema denn sonst behandeln?


    Atticus´ Entsetzen nach dem Überfall auf seine Kinder zeigt mir, daß er (als fair denkender Mensch) damit nicht gerechnet hat. Er hat Angriffe auf seine eigene Person erwartet, aber nicht auf die Kinder... das ist eines der Probleme beim Thema Zivilcourage. Was tut man, wenn man unter den Folgen eigenen mutigen Handeln nicht nur selbst zu leiden hat, sondern Unbeteiligte/geliebte Menschen betroffen sind? Für mich ein sehr vertrautes Thema (habe schließlich noch die DDR erlebt).


    Tante Alexandra zeigt jetzt tatsächlich echtes Mitgefühl mit den Kindern und echte Sorge um sie. Damit wird sie mir etwas sympathischer, aber so richtig warm werde ich mit ihr dennoch nicht.


    Ein interessanter Aspekt wird mit dem Verweis auf die Judenverfolgung in Deutschland zur Sprache gebracht. Ihr habt es schon formuliert:

    Ich habe auch darüber nachgedacht. Dieses Schwarz-Weiß-Problem ist für mich gar nicht nachvollziehbar, ganz weit weg und merkwürdig. Aber jeder ist auch ein Produkt seiner Gesellschaft. Wer weiß, wo man selbst gestanden hätte?


    Es geht um Vorurteile, die hier rassistischer Art sind, in Deutschland anderer Art.
    Darin liegt die Aktualität des Buches, denn auch wenn Schwarz/Weiß uns heute ziemlich fernliegt wie Kiba schreibt (in meiner Kindheit war das durchaus noch aktuell) ist doch auch heute keiner vor Vorurteilen gefeit. Diese zu erkennen und immer wieder zu hinterfragen, ist aber jedem möglich.


    Zitat


    Aber jeder ist auch ein Produkt seiner Gesellschaft. Wer weiß, wo man selbst gestanden hätte?


    Auch von ideologischer Indoktrination kann man sich als erwachsener Mensch freimachen, wenn man will und sich bemüht.


    Mir hat das Buch ausgezeichnet gefallen und sollte es etwas zu konstruiert sein wie manche von euch finden, hat mich das nicht gestört, da es dem Thema dient. Es steckte außerdem noch so vieles mehr drin.


    Die Leserunde fand ich auch sehr nett, nur schade, daß ich am Ende doch ein wenig hinterherhinkte. Aber es hat mir Spaß gemacht mit euch zu lesen! :winken:


    Den Film habe ich mir aus der Bücherei geholt und werde ihn in den nächsten Tagen nochmal anschauen. Das Buch ist natürlich besser, der Film ist verkürzt und kann einige Dinge gar nicht so ausdrücken wie das Buch. Aber die Atmosphäre ist sehr gut getroffen, soweit ich mich erinnere.

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

    Einmal editiert, zuletzt von kaluma ()

  • Ein Punkt wurde noch gar nicht angesprochen:


    Bei der Gerichtsverhandlung erfährt man praktisch zwischen den Zeilen, dass Mayella vermutlich jahrelang von ihrem Vater missbraucht wurde - so ist es zumindest bei mir angekommen. Und ganz Maycomb einschließlich Gutmensch Atticus und Richter Taylor gehen darüber hinweg, als sei das mehr oder weniger normal.


    Wie seht ihr das?

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.