Artikel: 9 Dinge, die geschehen, wenn man liest

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 2.039 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von chil.

  • Guten Morgen ihr Lieben,


    ein schönes Fundstück aus dem Netz: 9 Things That Happen When You Read (9 Dinge, die geschehen, wenn man liest)


    Zusammengestellt von Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk (übersetzt von mir - bitte korrigiert mich da gerne):


    1. Wir nehmen die Haupthandlung wahr und folgen der Geschichte. Ob sie nun actionreich oder eher literarisch ist, wir lesen Romane immer auf die gleiche Weise, meint Pamuk: Auf der Suche nach der Bedeutung und Hauptidee.


    2. Wir transferieren die Worte in Bilder in unserem Gehirn, vervollständigen den Roman nach unseren vorgestellten Bildern und dem, was die Worte uns mitteilen.


    3. Ein Teil unseres Gehirns fragt sich, wieviel davon echte Erlebnisse und wieviel davon Fantasie ist. "Eine dritte Dimension der Realität beginnt sich langsam in uns abzuzeichnen: Die Dimension der komplexen Welt des Romans"


    4. Wir fragen uns, ob der Roman die Realität so beschreibt, wie wir sie kennen. Ist die Szene real, kann dies wirklich geschehen?


    5. Wir genießen die Präzision der Übereinstimmung, die Kraft der Geschichte, die Art, wie Sätze zueinander stehen, die Musik der Prosa.


    6. Wir urteilen moralisch über das Verhalten der Charaktere und wir urteilen über den Autor und seine eigene moralische Einstellung, die er über die Handlungen seiner Charaktere und den Ergebnissen daraus, einfließen lässt.


    7. Wir fühlen uns erfolgreich, wenn wir den Text verstehen und wir fühlen uns, als ob das Buch nur für uns geschrieben worden wäre.


    8. Unser Gedächtnis arbeitet hart daran, all die Details zu speichern und in einem gut konstruierten Roman ist alles miteinander verbunden.


    9. Wir suchen nach der geheimen Botschaft des Romans, überzeugt davon, dass es eine gibt. Wir forschen danach wie ein Jäger, der nach bedeutenden Zeichen im Wald sucht.


    9 Things That Happen When You Read


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von nimue ()

  • Ich hatte jetzt ganz was anderes erwartet, bei dem Thema. Eher, ala 9 Dinge, die sich durch das Lesen in deinem Leben ändern. Aber auch diese Aufstellung gefällt mir.


    Zur Übersetzung kann ich nichts beitragen, aber im 1. Punkt gehört der Artikel zur Haupthandlung getauscht. :smile:

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh

  • Interessant, die meisten Punkte haben schon was. Nur bei Punkt 9 stimme ich nicht ganz überein, es gibt Romane, die haben einfach keine tiefere Botschaft. Das merkt man ja während dem Lesen dann auch und dann sucht man doch nicht mehr danach. :gruebel:


  • Interessant, die meisten Punkte haben schon was. Nur bei Punkt 9 stimme ich nicht ganz überein, es gibt Romane, die haben einfach keine tiefere Botschaft. Das merkt man ja während dem Lesen dann auch und dann sucht man doch nicht mehr danach. :gruebel:


    Genau das habe ich mir auch gedacht. Aber auch die anderen Punkten finde ich jetzt nicht so toll, denn die sind doch eh jedem klar. Ich finde, die Liste bringt jetzt nichts Neues.

  • Nee, schon nicht, aber wer hält das sonst schon mal so fest? Von dem her finde ich es toll, einfach weil es mal wirklich gesagt wird. Ich habe mir das gar nie so detailliert überlegt, aber jetzt denke ich, "jau, stimmt" und finde es schön.


    Ausserdem ist das ja nur eine Meinung, bestimmt gibt es immer Leser, die gewisse Dinge einfach anders empfinden, was ja auch gut ist. :)

  • Eine interessante Aufstellung, allerdings scheine ich irgendwie anders als "normal" zu lesen, denn für mich passen einige Punkte nicht. :redface:


    Keine Angst. Was Pamuk beschreibt, gilt nicht für alle Romane und nicht für alle Leser. (Ich hätte ein paar Dinge ein bisschen anders übersetzt, aber das spielt keine Rolle. Die Stossrichtung stimmt.) Das Englische ist ja auch nur ein Zusammenzug aus dem Original:


    “What takes place in our mind, in our soul, when we read a novel?” – An Excerpt from Orhan Pamuk’s The Naive and the Sentimental Novelist


    Pamuk verallgemeinert also offenbar seine eigenen Erfahrungen. :winken:

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Ich finde besonders Punkt 2 sehr zutreffend:



    Wir transferieren die Worte in Bilder in unserem Gehirn, vervollständigen den Roman nach unseren vorgestellten Bildern und dem, was die Worte uns mitteilen.


    Mir ist es schon oft passiert, dass ich bei der Wieholek von Szenen, die einen tiefen Eindruck auf mich hinterlassen haben, verwundert festgestellt habe: "Wie, so kurz ist diese Szene? Nur ein-zwei Absätze?" Ich erinnerte sie als viel ausführlicher, sich über mehrere Seiten erstreckend. Da hat mein Gehirn eben viel selbst hinzugefügt.

    Wir sind irre, also lesen wir!


  • Ich finde besonders Punkt 2 sehr zutreffend:



    Mir ist es schon oft passiert, dass ich bei der Wieholek von Szenen, die einen tiefen Eindruck auf mich hinterlassen haben, verwundert festgestellt habe: "Wie, so kurz ist diese Szene? Nur ein-zwei Absätze?" Ich erinnerte sie als viel ausführlicher, sich über mehrere Seiten erstreckend. Da hat mein Gehirn eben viel selbst hinzugefügt.


    Mir geht es bei Verfilmungen oft so, z.B. bei Harry Potter, dass ich verwundert bin, beim Schauen eines Teiles, dass diese oder jene Szene gar nicht vorkommt, obwohl ich dachte, dass wäre auch gedreht worden. Dabei scheinen manche Episoden nur in meinem Kopf bildhaft abgelaufen zu sein. :rollen:

    Das Leben besteht aus vielen kleinen Münzen, und wer sie aufzuheben versteht, hat ein Vermögen.<br />Jean Anouilh


  • Mir ist es schon oft passiert, dass ich bei der Wieholek von Szenen, die einen tiefen Eindruck auf mich hinterlassen haben, verwundert festgestellt habe: "Wie, so kurz ist diese Szene? Nur ein-zwei Absätze?" Ich erinnerte sie als viel ausführlicher, sich über mehrere Seiten erstreckend. Da hat mein Gehirn eben viel selbst hinzugefügt.


    Absolut. Lustig ist ja auch, wie wir uns gewisse Dinge "schön dichten", also uns einfach das vorstellen, was wir gerne wollen. So habe ich gerade erst vor ein paar Tagen von einem Engel mit "prachtvollen Schwingen" gelesen und war nachher verwirrt, weil ich dachte, da wäre einmal "schwarze Schwingen" und dann "weisse Flügel" gestanden. Dabei steht da nichts von Farbe, das Schwarz hat sich einfach in meinem Kopf automatisch aufgedrängt, weil ich alle diese Bilder mit den schwarzflügeligen Engeln so toll finde. :breitgrins:


    Im Gehirn hat eben schon mehr Platz, als auf so ein paar Zeilen Text. :breitgrins: