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Titel: The Abstinence Teacher
Autor: Tom Perrotta
Allgemein:
400 S.; Harpercollins UK, 2009
Bisher soweit ich weiß nicht auf deutsch erschienen, aber ich fand es auf englisch gut zu verstehen, ich hatte nicht den Eindruck das sich Perrotta einer schwierigen Sprache bedient.
Inhalt:
Ruth Ramsay ist Biologielehrerin in einer kleinen Highschool und gilt als durchaus beliebt. Doch dann geschieht etwas das die kleine Stadt durcheinander wirbelt und eine ganze Kirche wird auf Ruth aufmerksam: Ruth erzählt im Sexualkunde unterricht das es Menschen gibt denen Oralsex Spaß macht. Sofort hat sie sämtliche Mitglieder der "The Tabernakel of the Gospel Truth" Kirche gegen sich die sogar soweit gehen und der Schuldirektion empfehlen alle Lehrer auf einen Kurs für Sexuelle Abstinenz vor der Ehe zu schicken und ihr klar zu machen das sie im Unterricht am besten das Thema ganz lässt oder zumindest darauf hinweist das die beste Verhütung kein Sex sei - und wehe sie erklärt wie ein Kondom funktioniert... Ruth hat das Gefühl alle gegen sich zu haben und als dann auch noch Tim der Fußballtrainer ihrer Tochter nach einem Spiel zu beten anfängt platzt ihr beinahe der Kragen.
Meine Meinung:
Der Roman hat mich gut unterhalten, vor allem auch weil mich die Thematik so oder so umtreibt. Die radikalen Christen die sich auch hier in Deutschland ihre Anhänger suchen sind mir so oder so nicht ganz geheuer. Andererseits ... naja sagen wir mal so, irgendwie ist klar worauf der Autor hinaus will und was er mir erzählen möchte. Die Methode Holzhammermoral nervt mich immer ein wenig. Der Roman soll etwas satirisch und Lustig daher kommen. Ehrlich gesagt finde ich ihn zum Teil absolut nicht satirisch und sehr nah an der Realität. Lustig wirds allerdings dann wenn wir von einem Buch hören das tatsächlich "Good Christian Sex" heißt und in der es von Grade zu Pornographischen Anleitungen zu allerlei Sexstellungen nur so wimmelt. Erschreckend finde ich nach wie vor die Tatsache das es Menschen gibt die glauben die beste Verhütungsmethode sei erst gar keinen Sex zu haben und gleichzeitig keine Ahnung zu haben was Verhütung überhaupt bedeutet... Ich habe das Gefühl in den 50er Jahren festzustecken wenn ich so etwas lese. Perrotta versucht natürlich alles in den Roman zu packen was man von diesen Bewegungen so hört und wie sie vor allem ihren Glauben an Jesus sehen. Dabei verliert er aber durchaus nicht den Respekt vor Menschen die gläubig sind, er prangert eben nur an was er von den radikalen Bewegungen hält die sich anmaßen sogar in den Biologieunterricht ein zu greifen weil dort nicht das gelehrt wird was ihnen selbst so vorschwebt - und das sind staatliche und damit öffentliche Schulen und keinesfalls private!
Frustrierend ist aber vor allem die Tatsache das sich in wenigen Wochen alle gegen Ruth stellen und der Einfluss der Kirche so groß wird das sie schließlich immer mehr an Boden verliert und der Streit sich sogar in ihre Familie hineinfrisst. Ich mochte Ruth sehr, sicher auch weil ich mich mit ihr sehr gut identifizieren konnte und ich fand das sie so gut wie möglich mit der schwierigen Situation umgegangen ist.
Gleichzeitig erzählt Perrotta aber auch von Tim, der ein guter Christ mit einer guten christlichen Ehefrau sein will. Diese Mischung von Ruths Sicht und Tims Sichtweise auf die Ereignisse machen den Roman interessant und lesenswert. Durch Tim blickt man hinter die Fassade und vor allem der Pfarrer wurde mir langsam immer unheimlicher. Tim ist für mich ein schwieriger Charakter. Einerseits versteht man im Verlauf des Romans sehr gut warum er sich so oder so verhalten hat, andererseits ist er ein Heuchler der nicht nur sich selbst sondern auch seiner Frau etwas vormacht.
Zum Glück erkennt er das noch rechtzeitig...
Interessant ist der Anhang zum Buch der sehr ausführlich ausgefallen ist, das würde ich mir auch bei andren Romanen wünschen! Ein Interview zum Thema des Romans in dem der Autor auch seine Recherche ein wenig aufschlüsselt sowie ein kleines Essay von Perrotta das sich ebenfalls damit auseinandersetzt und auch einige interessante Webseiten (auch über christlichen Sex *g*) runden das ganze ab und man wird angeregt sich näher mit der Frage auseinander zu setzen ob man die Moralvorstellungen der fundamentalen Christen teilen möchte oder nicht. Auch wenn im Roman selbst eindeutig ist welche Meinung der Autor hier vertritt, wird zumindest im Anhang durchaus versucht das ganze offener zu handhaben.
Von mir bekommt The Abstinence Teacher alles in allem: