Nina Pauer - Wir haben keine Angst. Gruppentherapie einer Generation.

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 2.903 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Klappentext:


    "Die Chance meiner Generation war schon immer gleichzeitig auch ihr Fluch: Alles ist möglich! Uns alle plagt diese tiefsitzende, diese von Grund auf fertigmachende Angst davor, uns falsch zu entscheiden. Was, wenn wir im Job, in der Liebe, im gesamten Lebensstil ein falsches Jetzt leben, das das richtige Später verhindert?"
    Nina Pauer beschreibt ihre Generation zwischen Zweifel und Glück, Ironie und Angst, zwischen Stress und Geborgenheit.


    Inhalt:


    [li]Prolog: Wir haben keine Angst![/li]
    [li]Arbeit: Die Angst vor dem Fall[/li]
    [li]Liebe: Die Angst vor dem verlorenen Ich[/li]
    [li]Freundschaft: Die Angst vor dem durchlässigen Netz[/li]
    [li]Eltern: Die Angst vor dem Erwachsenwerden[/li]
    [li]Politik: Die Angst vor dem Statement[/li]
    [li]Wir sind nicht alleine: Versuch einer Entlastung


    [hr]


    Nina Pauer ist genau wie ich in den frühen Achtzigern geboren. Im Prolog lässt sie im Zeitraffer die großen Katastrophen des letzten Vierteljahrhunderts aus "unserer" Perspektive vorüberziehen - von Tschernobyl über BSE bis zum Bankrott Griechenlands. Alle diese Bedrohungen haben uns ja im Endeffekt knapp nicht persönlich erwischt. Dazwischen streut sie Anekdoten über Nick Carter-Poster, Bravo-Hefte und das erste Mal Internetsurfen ein, sodass man als Kind der Achtziger und Teenie der Neunziger schon mal verschämt-nostalgisch schmunzelt.


    Und dann kam Seite 22, und mir versteinerte das Lächeln auf dem Gesicht. Peng - da richtet jemand aber verdammt zielsicher den Scheinwerfer dahin, wo's weh tut. Puh, die Dame versteht es, das Kind beim Namen zu nennen und (für mich) zum ersten Mal das altbekannte diffuse Hintergrundrauschen in Worte zu kleiden.


    Mittlerweile bin ich mitten im Kapitel "Arbeit" und kann das Buch vor lauter Wiedererkennungswert kaum zur Seite legen. Natürlich weiß ich noch nicht, ob es so weitergeht, aber bis jetzt deutet alles auf eine sehr interessante und zugleich emotional aufwühlende Lektüre hin. Mich würde interessieren, ob das tatsächlich nur daran liegt, dass ich eben ganz genau in die Zielgruppe falle, oder ob auch ältere/jüngere Semester diesem Buch etwas abgewinnen können ...!?


    Naja, erst mal warten, wie's weitergeht. Ich bin gespannt! :smile:

    [color=darkblue]"Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

    Einmal editiert, zuletzt von Bluebell ()

  • Über das Buch habe ich letztens einen Bericht im Fernsehen gesehen und dann aber vergessen wie es heißt.
    Ich bin schon gespannt,wie du es weiterhin findest. Ich habe mich auch allein in den Erzählungen der Autorin wieder erkannt, es war erschreckend.

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:

  • Ich finde, das klingt ziemlich spannend, danke für den Tip!


    Bin gespannt auf Dein Fazit.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Freud mich, dass der Thread auf Interesse stößt.
    Inzwischen denke ich mir, dass ich ihn genauso gut unter „Sonstige Belletristik“ eröffnen hätte können. Das Buch ist nämlich wider Erwarten nach dem Prolog gar nicht mehr im Stil eines Sachbuchs geschrieben, sondern begleitet abschnittsweise wechselnd die 27-jährige Anna und den 31-jährigen Bastian. Beide kennen sich nicht, gehen aber zum gleichen Psychotherapeuten.


    Anna ist auf den ersten Blick ein „Glückskind“, eine ehrgeizige Perfektionistin, dabei hübsch und liebenswert, der alles gelingt, die sich aber trotzdem ständig mit Selbstzweifeln plagt. Bastian ist ein typischer Bummelstudent, der sich selbst einredet, dass für ihn der richtige Zeitpunkt, um durchzustarten, einfach noch nicht gekommen ist – aber dass ja noch alles offen vor ihm liegt …


    Faszinierend ist dabei, wie viel die beiden trotz ihrer extrem unterschiedlichen Charaktere und Lebensläufe miteinander – und mit mir – verbindet. Stilistisch unterstreicht die Autorin das dadurch, dass sie Anna und Bastian bei ihren Therapiesitzungen teilweise (fast) identische Formulierungen verwenden lässt.


    Im Kapitel „Arbeit“ gesteht sich Anna ihre Angst noch eher ein als Bastian – aber im Prinzip fürchten beide sowohl, erfolglos als auch auch erfolgreich zu sein – denn es drängt sozusagen ein ganzer A… voller top ausgebildeter, hoch qualifizierter Jungakademiker auf den Arbeitsmarkt, und wenn man es erst mal nach oben geschafft hat, wird man einen hohen Preis zahlen müssen, um auch dort zu bleiben. Also entweder strampelt man sich entweder im Hamsterrad halb tot wie Anna, oder man schiebt schon das Einsteigen vor sich her wie Bastian („so will ich sowieso mal nicht leben“) …


    Im Kapitel „Liebe“ war ich ein bisschen erleichtert, weil ich mir dachte, ganz so verfahren ist die Lage bei mir zum Glück ja doch nicht – aber gewisse Grundmuster lassen sich beim besten Willen nicht wegleugnen, und mehr als einmal fühlte ich mich gewissermaßen dann doch „ertappt“.


    Jetzt kommen die „Freunde“, ich bin gespannt, in wie viele vorgehaltene Spiegel ich nun wieder starren muss ... :Kreuz:


    EDIT: :lol: - erste Zeile: "Freud mich" ... das nenn ich mal einen Freud'schen Tippfehler.

    [color=darkblue]&quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

    Einmal editiert, zuletzt von Bluebell ()


  • Im Kapitel „Arbeit“ gesteht sich Anna ihre Angst noch eher ein als Bastian – aber im Prinzip fürchten beide sowohl, erfolglos als auch auch erfolgreich zu sein – denn es drängt sozusagen ein ganzer A… voller top ausgebildeter, hoch qualifizierter Jungakademiker auf den Arbeitsmarkt, und wenn man es erst mal nach oben geschafft hat, wird man einen hohen Preis zahlen müssen, um auch dort zu bleiben. Also entweder strampelt man sich entweder im Hamsterrad halb tot wie Anna, oder man schiebt schon das Einsteigen vor sich her wie Bastian („so will ich sowieso mal nicht leben“) …


    Hm, ist das nun aber typisch für die angesprochene Generation? Das finde ich in meiner Generation doch genauso. :gruebel:
    Eigentlich in jeder Generation ...


    Grüße von Annabas :winken:


  • Hm, ist das nun aber typisch für die angesprochene Generation? Das finde ich in meiner Generation doch genauso. :gruebel:
    Eigentlich in jeder Generation ...


    Das kann schon sein, es kamen auch im Kapitel "Liebe" Stellen vor, die ich jetzt nicht sooo generationsspezifisch sehen würde.


    Aber generell (ich kann hier auch nur Medienberichte wiedergeben und die Erinnerungen von älteren Arbeitnehmern aus meinem Bekanntenkreis) dürfte sich die Konkurrenzsituation schon verschärft haben. Es gibt mehr gut ausgebildete Leute, Auslanderfahrung ist kein besonderer Bonus sondern notwendig um nicht "schlechter" als der Rest dazustehen, die von mir gehassliebten Softskills ebenso ... vielleicht ist es auch nur ein verzerrtes Bild, aber meine Eltern und Großeltern staunen nur so, wenn sie die heutige Arbeitssuche inkl. Bewerbungsprozess mit früher vergleichen.

    [color=darkblue]&quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

  • Heute ist es ja auch oft so das man ohne Praktike keine Stelle mehr findet weil man den Einstieg dann gar nicht mehr findet und es in vielen Branchen auch für Neuanfänger von der Uni keine Festanstellungen mehr gibt sondern man froh sein kann ein Praktikum zu bekommen...

  • Auch in den Kapiteln "Freundschaft", "Eltern" und "Politik" war viel Wahres zu finden. Allerdings gab es auch einige Punkte, wo ich dachte, das kann man wirklich nicht so verallgemeinern. Und der abschließende "Versuch einer Entlastung" ist mir zu dünn.


    Insgesamt hat mich das Buch beeindruckt, wenn auch zu Anfang mehr als gegen Ende. Aber trotz der einen oder anderen Schwachstelle habe ich Respekt vor der Analyse, die die Autorin hier vorgelegt hat. Sie arbeitet auch als Journalistin und ich glaube, ihre Beiträge müssen sehr lesenswert sein.


    4ratten

    [color=darkblue]&quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

  • Ich habe mir das Buch gestern spontan auch gekauft. Das Vorwort ist wirklich zum schießen. An so einigen Stellen habe ich meine eigene Kindheit wieder gefunden. Was wir schon für ganz sicher tödliche Desaster und Katastrophen überlebt haben. :breitgrins:
    Mir ging es wie dir, bluebell. Dieses Diffuse Gefühl Hintergrundrauschen zu nennen, ist einfach zu passend. Und weh tut es schon ein wenig, was Nina Pauer da aus den Untiefen unserer Generation hervorwühlt.

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen:

  • Oh, das freut mich, dass es so zeitnah noch jemand liest! :klatschen:
    Bin schon gespannt, was du weiterhin dazu sagst.

    [color=darkblue]&quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

  • Ich habe das Buch auch schon fast durch jetzt. Ich lese es immer auf dem Weg in die Uni und wurde gestern auch schon fröhlich angelächelt von einer älteren Dame, die mir gegenüber saß. Es ist halt sehr orange. :breitgrins:


    Beim Kapitel Arbeit hatte ich wirklich das Gefühl in einen Spiegel zu schaun. Man erkennt doch einige Verhaltensweisen wieder. Und zwar bei Anna und bei Sebastian.
    In den Kapiteln Liebe und Freundschaft war das Spiegelgefühl nicht so stark. Allerdings muss ich zustimmen,...meine Freunde sind auch die besten Menschen der Welt. :breitgrins:
    Eltern....ja da wird deutlich wie schwierig es sein kann, das beste Maß an Nähe zu finden und wie schwer es ist, wenn die Eltern so cool sind, dass man sich nicht unbedingt abnabeln will.

    &quot;Bücher sind Spiegel: Man sieht in ihnen nur, was man schon in sich hat&quot;<br />Carlos Ruiz Zafón<br />:lesen: