Kritik an Amazon (Arbeitsbedingungen, Problematik Buchhandel etc.)

Es gibt 393 Antworten in diesem Thema, welches 59.149 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von faxefaxe.

  • Um es nicht untergehen zu lassen, dass amazon Leiharbeitsfirmen beschäftigt (hat?), in denen Menschen nicht nur ausgebeutet, sondern dabei auch noch von Neonazi Aufsehern beaufsichtigt werden:


    Der Internet-Versandhändler Amazon ist in Deutschland wegen der Arbeitsbedingungen in seinen Versandzentren unter Beschuss. Auslöser war eine am Mittwoch ausgestrahlte ARD-Dokumentaion über den teils erschütternden Alltag tausender Leiharbeiter, die von Spanien oder Polen nach Deutschland kommen und viel dort weniger verdienen als erhofft.


    Zudem berichteten die Autoren des ARD-Beitrags im Hessischen Rundfunk, die ausländischen Arbeitnehmer seien von dem Sicherheitsdienst H.E.S.S. auf Schritt und Tritt kontrolliert worden. Die Firma, die in ihrer Abkürzung den gleichen Namen wie Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess trägt, soll demnach Kontakte in die Neonazi-Szene haben.


    Sollten wir nicht endlich unsere Sparsamkeit und Bequemlichkeit zum Teufel jagen und zu kritischen Konsumenten werden?


    Das sollte doch, noch dazu in einem Bücherforum, nicht einfach so gar nicht thematisiert werden.

    Auch ungelebtes Leben<br />geht zu Ende<br />- Erich Fried


  • Das sollte doch, noch dazu in einem Bücherforum, nicht einfach so gar nicht thematisiert werden.


    Darüber habe ich mich auch sehr gewundert. Ich hatte es auf Facebook thematisiert, hier aber dann wieder vergessen. Danke, dass du das Thema nochmal ausgekramt hast :winken:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Das ist ja krass! :entsetzt:
    Ich kaufe schon nicht mehr bei Amazon (aus anderen Gründen), aber das, was Yklamyley geschrieben hat, ist Grund für mich, nie wieder bei Amazon zu kaufen!
    Wenn diese Tatsachen dann noch von der ARD in einer Reportage als richtig aufgezeigt worden sind, dann ist Amazon definitiv für mich gestorben!
    Danke für die Informationen, Yklamyley!

  • Puh, jetzt surfe ich seit einer Ewigkeit mal wieder etwas mehr im Forum und lese von diesem Thema. Ich dachte eigentlich, hier schon davon gelesen zu haben, es war ja wirklich Wochenlang in den Medien und da ist am Ende auch amazon nicht so schlecht weggekommen. Und so sehe ich das auch...


    Schon kurz nach dem Bericht wurden einige der Aussagen in der Reportage widerlegt bzw. gemildert, selbst interviewte Personen haben davon gesprochen dass in der Reportage sehr viele dramaturgische und dramatisierende Elemente eingesetzt und so die Aussagen überspitzt und teilweise sogar anders dargestellt wurden.


    Ich möchte hier keine Lanze für amazon brechen, es ist ein weltweit operierender Konzern der Gewinn machen will, aber ich weiß aus persönlicher Erfahrung dass man es deutlich schlechter in Konzernen treffen kann. Arbeitsbedingungen, Löhne und Anforderungen sind v.a. hier im Osten Dtl. auf hohem Niveau und dass das Unternehmen sozialpolitische Leistungen ausnutzt kann man ihm so nicht vorwerfen, warum nicht.


    Natürlich sollte amazon auch bei der Auswahl seiner Subunternehmer mit Bedacht vorgehen, für solche Anstöße finde ich die Reportagen gut, aber realistisch sollten sie schon sein. Ich finden es eher schade das ARD auf Aufmachungen wie man sie von der Zeitung mit den 4 Buchstaben kennt, zurückgreift, einer der Gründe warum ich meine GEZ Gebühren nur widerwillig bezahle.


    Grüße
    schokotimmi

  • Ich finden es eher schade das ARD auf Aufmachungen wie man sie von der Zeitung mit den 4 Buchstaben kennt, zurückgreift, einer der Gründe warum ich meine GEZ Gebühren nur widerwillig bezahle.


    Damit erreichen sie zumindest auch die Konsumenten, die auf solche Arten von Journalismus geprägt sind. Mir sind sachliche Dokus auch lieber, aber wenn man auf reißerische Weise mehr Leute aufrütteln kann - warum nicht? Das Mittel heiligt den Zweck.


    Ich war noch nie ein guter Kunde für Amazon, aber hin und wieder kaufe ich doch etwas dort ein, nicht dass ich irgendwann aus unerklärlichen Gründen nicht mehr auf meinen Kindle-Account zugreifen kann wie man das vor mehreren Monaten lesen konnte. Ansonsten versuche ich, solche Systeme nach Möglichkeit nicht zu unterstützen.

  • Damit erreichen sie zumindest auch die Konsumenten, die auf solche Arten von Journalismus geprägt sind. Mir sind sachliche Dokus auch lieber, aber wenn man auf reißerische Weise mehr Leute aufrütteln kann - warum nicht? Das Mittel heiligt den Zweck.


    Das sehe ich nicht ganz so, ich mag diese Art Journalismus überhaupt nicht, dieses Reißerische mit der Inkaufnahme falscher Darstellung rüttelt an falscher Stelle auf.
    Ich verstehe es natürlich, dass du nach deiner Erfahrung und Einstellung so zu amazon und "Kumpanen" stehst, aber ich kenne einige Leute die durch amazon wieder unbefristet Arbeit gefunden haben und über diese Doku nur den Kopf schütteln. Ein Freund hat z.B erzählt, dass ihn echt Leute fragen, wie kannst du nur da Arbeiten und die Antwort - ist doch alles gar nicht so, Stundenlohn, Arbeitszeit, Bonus sind Top, was will man mehr, wo bekommt man das schon - führt dann erst zum Nachdenken dass die Reportage vllt. doch nicht ganz so wahr ist?!


    Aber gut, vllt. hab ich auch nur eine naive Einstellung zu Journalismus.


    Gruß
    schokotimmi

  • Ich finde es immer schwierig aus einem einzigen Bericht die Wahrheit zu erfahren. Das ist ja auch so mit einem Zeitungsbericht. Einer allein kann immer nur einen Teil Beleuchten. Das ganze Bild bleibt dabei immer verborgen.
    Deshalb finde ich es auch immer schwierig einen solchen Beitrag genauer zu bewerten, ich kenne die genaueren Quellen nicht und habe bisher auch sonst keinen genaueren Einblick in das Unternehmen. Auch wenn es gerade bei Amazon ja immer wieder zu negativ Schlagzeilen kommt, das allein bringt einen ja schon zu der Überlegung das hier im Hintergrund mehr passiert als wir sehen können.

  • @ Schokotimmi
    Gut, ich kenne niemanden, der dort arbeitet und mir persönlich sagen kann, wie es dort zugeht. Die Reportage selbst habe ich nicht komplett gesehen, sondern nur einen Ausschnitt, und außerdem darüber gelesen. Aber normalerweise kommen solche Behauptungen nicht von ungefähr.


    Davon abgesehen finde ich es bedenklich, dass immer mehr Waren über das Internet bestellt werden. Nicht nur, dass normale Geschäfte in der Folge immer größere Einbußen haben, besonders Einzelhändler, die keiner Kette angehören; das Problem ist auch, dass der Transport der Güter inzwischen einen hohen Prozentsatz des Lieferverkehrs auf der Straße ausmacht. Es ist halt bequem, alles vor die Haustüre geliefert zu bekommen, über das Wie und seine Auswirkungen macht man sich kaum Gedanken.


    Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich auch noch viel zu viel liefern lasse.


  • Es ist halt bequem, alles vor die Haustüre geliefert zu bekommen, über das Wie und seine Auswirkungen macht man sich kaum Gedanken.


    Das ist denke ich vor allem der Kern des Ganzen. Wenn man mal vernünftig überlegt kann man eigentlich schon schnell darauf kommen das jemand die Amazon natürlich an anderer Stelle spart um seine Produkte so günstig anbieten zu können. Das kennt man ja zum Beispiel von verschiedenen Verlagen.


  • Das ist denke ich vor allem der Kern des Ganzen. Wenn man mal vernünftig überlegt kann man eigentlich schon schnell darauf kommen das jemand die Amazon natürlich an anderer Stelle spart um seine Produkte so günstig anbieten zu können. Das kennt man ja zum Beispiel von verschiedenen Verlagen.


    Ich bestelle viel über amazon.


    Ich glaube ehrlich, ich fände es einfacher, wenn man in Buchhandlungen ein Bestellterminal hätte. :zwinker:


    Ich finde es sehr umständlich, teilweise die Titel aufschreiben oder mehrfach wiederholen zu müssen und meiner Erfahrung nach haben viele Buchhändler (ich gehe da meist in Läden größere Ketten) gar nicht die Möglichkeit, bestimmte Bücher zu bestellen, die mich interessieren würden. Inzwischen wird das Angebot immer größer, aber es kommt immer noch häufiger mal die Rückmeldung "das gibt es nicht".
    Mir ist es dann auch unangenehm, eine halbe Stunde neben einem Mitarbeiter zu stehen, der im Computer sucht (Titel, Autor, Verlag - Hmmm? - Erscheinungsdatum? Ääähmmm... :rollen:).


    Bücher, die man auf amazon problemlos bekommt (Joanne Harris "Peaches" konnte ich bei amazon 2 Monate, bevor der Buchhändler dazu in der Lage gewesen wäre, bestellen. Keine Ahnung, wie es zu den Abweichungen kam).


    Fakt ist einfach, dass man auf amazon viel einfacher viel mehr Bücher bekommt, die man vor Ort gar nicht oder nur schwer bekommen könnte.


    Nett ist es auch immer wieder, wenn Buchhändler sagen "das gibt es gar nicht".


    Dann sage ich natürlich nicht, "doch, das habe ich bei amazon lieferbar gesehen" :zwinker:, aber ich bestelle dort dann vermutlich.


    Ich selbst sehe amazon allerdings nicht in Konkurrenz zum Buchhandel vor Ort, sondern finde (für mein Kaufverhalten), dass dies ganz unterschiedliche Angebote sind: Amazon für gezielte Suche von Büchern, die man nicht im Buchhandel bekommt oder nur schwer, und den Buchhandel vor Ort zum Stöbern und Sofort-Kaufen.


    Wobei ich mir die Option offenhalte, hin und wieder auch nach dem Besuch im Buchhandel vor Ort bei amazon nach sehr günstigen Gebrauchtangeboten zu schauen, wenn es sich um ein Buch handelt, dass ich ganz gern mal gelesen hätte, aber nicht zwingend haben muss.
    Das lese ich dann nur, wenn ich es für unter 5 € (Roman) oder 10 € (Sachbuch etc.) bekommen.


    Ja, es ist traurig dass die Arbeitsbedingungen dort für die Mitarbeiter teilweise (?) mies sind, aber es gibt auch nicht wirklich eine Alternative.
    Jedenfalls nicht, wenn man bestimmte Bücher haben möchte.


    Schwierig wird es bei Elektronik.
    Aktuell verfolge ich den Preis einer Kamera, die es bei amazon für 1090 € zu kaufen gibt, im Elektronikladen und Fotofachgeschäft (die sich sonst von den Preisen her auch deutlich unterscheiden) aber mindestens noch für 1200 - 1300 €.
    Okay, zu dem Preis würde ich selbst so etwas gar nicht kaufen, aber wenn man die nun unbedingt haben wollte, würde man dann problemlos 110-210 € mehr zahlen, um den Handel vor Ort zu unterstützen?





    Liebe Grüße von Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

    Einmal editiert, zuletzt von Keshia ()

  • PS
    Wo kauft Ihr denn "peinliche" Bücher, die entweder ein geringes Niveau haben, einen schlechten Ruf, erotische Literatur etc.?


    Dafür finde ich amazon (und Co.) doch deutlich geeigneter als den Buchhandel vor Ort, auch, wenn online nur die Illusion der Anonymität entsteht.
    Aber es schaut einen dann keiner komisch an.


    Ich habe mir bspw. als Erwachsene mal den Sammelband der "Britta-Reihe" von Lisbeth Pahnke bestellt.
    Das hätte ich im Leben nicht in der Buchhandlung gemacht (ein Jugendbuch aus den 80er....ja, ähm, ist für meine Nichte :zwinker:).


    Liebe Grüße von
    Keshia

    Ich sammele Kochbücher, Foodfotos und Zitate.


    <3 Aktuelle Lieblingsbücher: "The good people" von Hannah Kent, "Plate to pixel" von Hélène Dujardin und "The elegance of the hedgehog" von Muriel Barbery.

  • Naja man kann auch inzwischen oft über den örtlichen Buchhandel Online bestellen und sich das nah Hause liefern lassen. Auch eine andre Buchhandlung aus einer anderen Stadt wäre dazu möglich. Und da die Buchpreisbindung (hier in D) eh alles regelt, zahle ich für einen Roman so oder überall das gleiche. Im übrigen bietet auch der Buchhandel die Lieferung inzwischen bei Büchern kostenlos an. Dieses Argument gilt für mich daher nicht. Und was die Schnelligkeit angeht... Amazon ist lange nicht mehr so schnell wie früher - im Gegenteil, seit sie die Primemitgliedschaft haben, lässt sich Amazon das bezahlen.

  • Aiaiaiai .. wieder mal so ein Thema ... da kann ich nur als Buchhändler mitreden


    Positiv: Ja, man kommt an viele Sachen ran, wo dem normalen Buchhandel "offensichtlich" die Hände gebunden sind, ABER bei uns im Laden gilt die Devise "Gibt's nicht gibt's nicht!" ... z.B. englische Literatur, ein großer Teil vertreibt der Großhändler (bei uns KNV, ansonsten Libri), das was der Großhändler nicht vertreibt wird bei einer befreundeten Buchhandlung erfragt, welche sich auf englische Literatur spezialisiert hat (das selbe gilt für spanisch, französisch, italienisch, russisch, usw.) ... ein anderes Beispiel: Ein Verlag, der hauptsächlich bei Amazon verkauft wird einfach angerufen und die gewünschten Sachen telefonisch bestellt, mitunter preiswerter als bei Amazon angeboten, da hier die Versandkosten oft wegfallen.


    Was jetzt die Suche nach dem Buch angeht: Ich gebe zu, da nutzen wir das Medium Amazon, einfach weil die Suche dort so gestrickt ist, dass man auch bei einem falschen Titel oft das Gesuchte findet und dann kann man mit der ISBN auch beim Großhändler suchen. Wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft sind und das gewünschte Buch nicht gefunden, dann kriegt der Kunde unsere Karte mit und kann jederzeit uns auch telefonisch erreichen um die Suche nochmals zu starten.
    Ich hatte mal eine Kundin, die hat nach einem Rückenschulungsbuch gesucht, sie hatte es irgendwo online gesehen, wusste aber nichts mehr nur dass eine Frau auf dem Cover eine sehr markante Bewegung machte. Wir haben es tatsächlich nach 3 Stunden Suchen gefunden, als PDF-Datei auf einer Homepage, nur dass die Kundin das dann so nicht wollte (Augenverdreher hier rein bitte).


    Was wir mit Amazon noch machen: Wir bieten unsere antiquarischen Bücher bei Amazon an, sprich wir nutzen das Medium auch als Verkäufer. Sicher, wir könnten auch zu Booklooker gehen oder andere Anbieter, aber Amazon ist leider immer noch die größte und vor allem internationalste Seite dafür.


    Macht Amazon unseren Laden kaputt?


    Jein! Sicher, uns bleiben vor allem die Neukunden aus, aber wir haben genug Stammkunden, die uns intensiv nutzen. Unsere Stammkunden wissen, dass sie bei uns fast alles bekommen und dazu noch Beratung und Empfehlungen, die auf sie wirklich zugeschnitten sind bzw. die ihren Wünschen entsprechen (sei es jetzt Geburtstagsgeschenke oder Kommunionsgeschenk usw.). Einige Kunden kommen auch einfach in den Laden ohne Wunsch, weil sie wissen, sie gehen nicht ohne Buch wieder raus und das Buch ist das, was sie als nächstes zum Lesen brauchen. Viele Stammkunden kommen auch mit einer Liste von Amazon und bestellen dann bei uns, super! Inzwischen haben wir auch Kunden, die E-Book-Leseproben bei Amazon holen und dann bei uns die E-Books kaufen (ja, das Angebot haben wir auch, ob das unser Geschäft kaputt macht ist ein anderes Thema).


    Was wir wirklich unangenehm finden: Letztlich habe ich unser Schaufenster neu dekoriert und das ganz große neue Grüffelo-Buch reingestellt, vor dem Fenster standen ein paar junge Leute, die das total toll fanden. Einer holte sein Handy raus und tippte drauf rum und dann kam der Spruch (ich habs durch die Scheibe sehr deutlich hören dürfen) "Bei Amazon kostet der nur 20 Euro, da hol ich den doch nicht für 35 Euro hier im Laden!" und weg waren sie. Wir haben nichts dagegen, aber deswegen müssen wir uns das nicht anhören.



    Amazon und Lohn: Nunja, ich verdiene weniger als diese ausländischen Arbeitskräfte (Spanier? Ich weiß es nicht mehr), aber es stört mich nicht. Solange es keinen Mindestlohn gibt werde ich auch nicht klagen, denn ich denke ich habe etwas, was den Arbeitskräften, die da den Stein zum Rollen gebracht haben fehlt: Ich habe Spaß an meiner Arbeit, auch wenn es Tage gibt, wo ich Amazon und Co. verfluche.


    PS: Seit ich wieder im Buchladen arbeite kaufe ich so gut wie nicht mehr bei Amazon ein. Hin und wieder ein Schnäppchen oder Musik, das ist alles. E-Books hol ich mir bei uns im Laden und die die ich dort nicht kriege entweder direkt beim Verlag oder amerikanischen E-Book-Plattformen.

    Bücherwurm - naher Verwandter der Lindwürmer<br /><br />Wenn es sein muss, trete ich auch Zwerge! - Hildegunst von Mythenmetz<br /><br />:buecherstapel:


  • Schwierig wird es bei Elektronik.
    Aktuell verfolge ich den Preis einer Kamera, die es bei amazon für 1090 € zu kaufen gibt, im Elektronikladen und Fotofachgeschäft (die sich sonst von den Preisen her auch deutlich unterscheiden) aber mindestens noch für 1200 - 1300 €.
    Okay, zu dem Preis würde ich selbst so etwas gar nicht kaufen, aber wenn man die nun unbedingt haben wollte, würde man dann problemlos 110-210 € mehr zahlen, um den Handel vor Ort zu unterstützen?


    Kleiner Tipp von mir: Ich mache das immer so, dass ich mir den Amazonpreis merke und dann im Elektronikgeschäft einfach zu einem Verkäufer gehe und sage, dass der Artikel bei Amazon aber genau soundso viel kostet und damit soundso viel billiger ist. Mich hat da erstaunlicherweise noch nie jemand schief angeschaut, sondern ganz im Gegenteil: Bei Media Markt haben die sogar Vordrucke speziell dafür. Da schreibt der Verkäufer dann drauf, dass ich den Artikel für den genannten Amazonpreis bekomme und damit tuckere ich dann zur Kasse. Das ist so einfach und unkompliziert, dass ich beim ersten Mal selbst überrascht war. Das machen kleinere Elektronikgeschäfte vermutlich nicht, aber bei Media Markt, Saturn etc. sollte das wirklich gehen. Meine Erfolgsquote liegt bei 100 % und ich mache das recht oft. :winken:

    &quot;This was another of our fears: that Life wouldn&#039;t turn out to be like Literature&quot; (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Nix für Ungut, aber das heisst ja nun, den Teufel mit Beelzebub austreiben ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)


  • Nix für Ungut, aber das heisst ja nun, den Teufel mit Beelzebub austreiben ...


    Ist mir schon klar, aber der Titel des Threads lautet "Alternative zu Amazon".

    &quot;This was another of our fears: that Life wouldn&#039;t turn out to be like Literature&quot; (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Ich für meinen Teil empfinde ja einen Multi nicht als Alternative zu einem andern Multi ... Aber das muss jede/r selber wissen ...

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Das Thema wurde ja überall breitgetreten, aber nachdem ein paar Tage nach der Reportage immer mehr Details über die Entstehung des Berichts ans Licht kamen, wollte ich keinen Thread mehr dazu aufmachen, weil ich nicht wußte, ob ich nun alle Dementis und Falschdarstellungen mitbekommen habe oder ob ich doch nur über halben Wissen verfüge.



    Schon kurz nach dem Bericht wurden einige der Aussagen in der Reportage widerlegt bzw. gemildert, selbst interviewte Personen haben davon gesprochen dass in der Reportage sehr viele dramaturgische und dramatisierende Elemente eingesetzt und so die Aussagen überspitzt und teilweise sogar anders dargestellt wurden.


    Das Aussagen der Interviewten so zusammengeschnitten wurde, daß dadurch der Inhalt zum negativen verfälscht wurde, oder daß die Stimme aus dem Off geschilderte Sachverhalte falsch dargestellt hat.
    Solche Sachen meine ich.


    Schon beim Ausstrahlen des Berichts hatte ich den Eindruck, daß es den Machern nur darum ging, Amazon schlecht darzustellen.
    Es begann ja mit den Arbeitern, die "nur" einen für drei Monate befristeten Vertrag bis zum Jahresende hatten.
    Kein Wort wurde in diesem Zusammenhang über das Weihnachtsgeschäft gesagt. Es gibt massenweise Firmen, die für die Spitzenzeiten Saisonarbeiter einstellen.
    Fakt ist, Amazon hat über die Weihnachtszeit so viele Bestellungen, daß die Abwicklung mit den regulären Personalzahlen nicht zu schaffen sind.
    Also wird für diese Zeit aufgestockt, so wie es auch bei anderen großen und kleinen Firmen gemacht wird.
    Als Kernaussage blieb jedoch nur stehen "1200(?) Arbeiter haben nur einen Vertrag für 3 Monate bekommen. WIe es weiter geht, ist unklar".
    Nun ja.
    Von daher fand ich den Bericht schon nicht der ARD würdig, von diesem Sender hätte ich seriösen und objektiven Journalismus und kein Bashing erwartet.


    Daß die Unterbringung der Arbeiter falsch dargestellt wurde, wurde ja schon von der im Bericht gezeigten Dame kurz nach der Ausstrahlung bestätigt, über die überfüllten Busse und generell den Ablauf des Transports habe ich nichts mehr gehört. Wenn die Zustände wirklich so sein sollten, ist das natürlich nicht in Ordnung.


    Was gar nicht geht, ist der Sicherheitsdienst mit offensichtlichen Verbindungen zur NPD bzw. der nationalsozialistischen Szene.


    Mein Problem bei der Sache ist, daß ich nach dem Bericht und der folgenden Diskussion und den erfolgten Dementis und Richtigstellungen nicht weiß, was ich nun glauben soll.
    Deshalb war ich lieber still :)


    Der Vergleich "Service im lokalen Handel - bei Amazon" wäre ein eigener Thread wert, ich denke, das sprengt den Rahmen, wenn ich dazu noch ausschweife.


  • Es ist halt bequem, alles vor die Haustüre geliefert zu bekommen, über das Wie und seine Auswirkungen macht man sich kaum Gedanken.


    Es ist nicht nur bequem, es ist vor allem viel günstiger. Amazon spielt dabei als Buchanbieter kaum eine Rolle, meine Bücher kaufe ich fast ausschließlich im lokalen Handel. Aber andere Großeinkäufe tätigen wir als Familie über das Internet. Fernseher, iPod, Kamera - alles bei Amazon gekauft, Mediamarkt ist ja keine echte Alternative, man kann dort Produkte mal anfassen, aber die Preise sind oft jenseits von gut und böse. Und bei Amazon habe ich dann sogar noch ein sehr kundenfreundliches Rückgaberecht. Wir kaufen aber auch andere Dinge über Internet, Geschirr beispielsweise. Amazon hat da gar keine gute Auswahl, es gibt einige Shops im Internet, die sich auf Porzellan etc. spezialisiert haben, der Einzelhandel dazu existiert ja quasi nicht mehr. Bis auf Rosenthal sind alle Geschäfte pleite, man findet es jetzt noch in den Kaufhäusern und Möbelgeschäften, aber Rabattaktionen gibt es da nicht auf Markengeschirr. Im Internet werden mehr als 20% Rabatt angeboten.


    So haben wir übers Internet auch sämtliche Badezimmerobjekte mit gutem Rabatt ggü. dem regulären Preis beziehen können. Auch wenn das einige Probleme mit sich bringen kann. Oder Kleidung. Kinder quengeln im Laden nur rum, also wird aus dem Katalog bestellt und bei Nichtgefallen zurückgesendet. Das bringt auch der Familie Lebensqualität. Möbel, sofern sie keines Aufbaus bedürfen, wie Stühle, Matratzen, Lattenroste etc. bezieht man im Internet deutlich günstiger. Sicher, all diese Läden haben keine teuren Ausstellungen, und das ein oder andere Teil haben wir uns in einer Ausstellung zuvor angesehen. Wenn der Preisunterschied aber mehr als 20% Prozent ausmacht, dann greife ich im Internet zu. Und dann gibt es ja immer noch hinreichend viele Produkte, die dann in diesen gleichen Geschäften von uns gekauft werden. Möbel, die des Aufbaus bedürfen oder die in dieser Form übers Internet gar nicht ohne weiteres beziehbar sind.


    Und so fahren wir weniger durch die Gegend, von Laden zu Laden, sondern lediglich die Ware wird bewegt, das ist sogar ökologischer. Aber keinesfalls mein Beweggrund.


    Schöne Grüße,
    Thomas

  • Den Amazon-Fernsehbericht halte ich in der Tendenz schon für richtig recherchiert und er zeigt einige Missstände auf. Was soll man darüber noch diskutieren? Es entstand bei mir eine Art Sprachlosigkeit, dass Amazon genauso wie die Versand-Logistiker oder andere Billig-Anbieter zu nicht akzeptablen Maßnahmen greifen. Welche Firma war nicht schon im Fokus? Die Alternativen sehe ich nicht, zumal Aldi, Media-Markt und Co eben auch keine echten Alternativen darstellen.


    Schöne Grüße,
    Thomas