Allgemeines und Materialien

Es gibt 115 Antworten in diesem Thema, welches 22.391 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von knödelchen.

  • Lust auf Proust?


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    Marcel Proust - Auf der Suche nach der verlorenen Zeit.


    Nachdem wir festgestellt haben, dass einige User im Forum schon immer gerne einmal Auf der Suche nach der verlorenen Zeit lesen würden, sich aber alleine nicht motivieren können oder an das Werk herantrauen, haben wir beschlossen, es gemeinsam anzugehen.


    Wir starten mit dem 1. Buch Unterwegs zu Swann am 14. Januar 2012. Mitmachen können alle, die Lust haben, und ihr könnt jederzeit in die gerade aktuelle Leserunde einsteigen. Natürlich freuen wir uns auch über Kommentare von allen Interessierten, die den Romanzyklus schon kennen.


    Die Leserunde ist als Langzeitprojekt geplant. Die Starttermine der nächsten Bände legen wir gemeinsam fest.


    In diesem Thread können wir über allgemeine Themen plaudern, die Die Suche betreffen, Starttermine besprechen und Materialien sammeln.


    Ich freue mich auf viele Teilnehmer und wünsche uns allen viel Spaß!


    Liebe Grüße
    Doris

  • Hallo!


    Die Geschmäcker sind verschieden, aber nach meinem Dafürhalten sind Fußnoten in einem Roman (wie der Recherche) ein Unding: Als ob man ein Gemälde mit kleinen, gelben "Post-its" versehen würde, die weitergehende Informationen zu den allegorischen Darstellungen liefern.


    Die Schönheit der Recherche erschließt sich nicht aus der Kenntnis der Vorbilder des Romans, es ist weitgehend belanglos, ob die Sonate von Vinteuil nach einem Vorbild Francks oder Saint-Saens gebildet wurde, sondern besteht in den wunderbar durchkomponierten, konzisen Beschreibungen der kleinsten Regungen und Empfindungen der Personen, in den Bildern, die Proust zur Beschreibung dieser inneren Zustände verwendet.


    Es gibt - gerade zur Recherche - ohnehin umfangreiche Sekundärliteratur, die weitergehende Informationen en masse anbietet. Aber Fußnoten direkt im Roman: Das kann nur die Idee eines Literaturwissenschaftlers jener Art sein, den ich an der Uni kennengelernt habe und der mir im persönlichen Gespräch gestand, dass er schon lange kein Buch mehr aus bloßer Freude am Lesen in die Hand genommen habe.


    Grüße


    s.


  • Hallo!


    Die Geschmäcker sind verschieden, aber nach meinem Dafürhalten sind Fußnoten in einem Roman (wie der Recherche) ein Unding: Als ob man ein Gemälde mit kleinen, gelben "Post-its" versehen würde, die weitergehende Informationen zu den allegorischen Darstellungen liefern.


    Ja, das ist tatsächlich unschön, dass direkt im Text Endnoten gesetzt werden und man dadurch immer wieder in Versuchung gerät, den Text zu unterbrechen, um dann eine für das Verständnis unwichtige Anmerkung zu lesen. Daher habe ich eigentlich immer die Endnoten der folgenden 30 Seiten im voraus gelesen, dann wusste ich in etwa wo wirklich etwas kam, was für das Verständnis hilfreich ist. Aber schön gemacht ist das wirklich nicht.


    Dennoch rate ich zur (kommentierten) Keller-Ausgabe, da sie sprachlich an einigen Stellen doch eleganter daherkommt als Rechel-Mertens.


    Gruß, Thomas

  • Ich freu mich schon! :klatschen:


    Ich hab schon Bücher mit Markierungen im Text gelesen, die auf den Kommentar hinweisen (zB die gesamte Suhrkamp Basis Bibliothek, die allerdings mit Klammern arbeitet, nicht Endnoten, was ich als noch auffälliger empfinde, aber auch die dtv-Ausgaben der Jules Verne Romane, die durch einen Stern den Kommentar markieren), und welche ohne (zB Berge Meere und Giganten von Alfred Döblin). Beides hat mMn Vor- und Nachteile. Die Nichtauszeichnung des Kommentars fördert natürlich den Lesefluss, zumal ich persönlich doch ein Mensch bin, der dann immer den Kommentar auch liest. Andererseits habe ich da im Endeffekt noch mehr geblättert, weil ich bei manchen Stellen einen Kommentar erwartet habe (weil relativ mysteriös), wo dann keiner war - und umgekehrt, manchmal gab es Hintergrundinfos, die ich dann direkt übersehen habe.


    So gesehen ist nicht zu auffällige Markierung des Kommentars für mich persönlich schon in Ordnung, da kommt es aber auch aufs Buch an, es hat mich zB bei Arno Schmidt, der sowieso in Schwarze Spiegel in kurzen Absätzen schreibt, weniger gestört, als bei einem Abenteuerroman à la Jules Verne, weil es die Spannung etwas rausnimmt. Ich werd mal schauen, ob ich es bei der Recherche störender finde als bei anderen Werken.


    Abgesehen davon muss an den Endnoten nicht der böse böse Literaturwissenschaftler schuld sein, sondern die Markierung kann mMn durchaus auch eine Entscheidung des Verlags sein. :zwinker:

    ... this is nat language at any sinse of the world.<br />:lesen: Gustave Flaubert: Madame Bovary&nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; :buecherstapel: [url=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/16631

  • Sie sind eine zwiespältige Sache, diese Fußnoten. Wenn sie vorhanden sind, hat sich jemand eingehend mit dem Text beschäftigt und es für notwendig gehalten, bestimmte Stellen zu erläutern. Deshalb lese ich auch alle Anmerkungen und Fußnoten, die einen Text begleiten, weil ich sonst immer das Gefühl habe, etwas wichtiges zu verpassen. Trotzdem ist es auf die Dauer nervig, eben weil es den Lesefluss stört. 30 Seiten im Voraus zu lesen, ist aber sinnlos, weil ich mir nicht einmal die Hälfte davon merken und den entsprechenden Textstellen zuordnen könnte. Für mich ist es besser, vorher Begleitliteratur zu lesen und mich dann ans eigentliche Werk zu machen, ohne ständig unterbrechen zu müssen. Aber ich weiß jetzt schon, dass ich auch bei der Suche alle Fußnoten und Erläuterungen lesen werde.

  • Hallo!


    Es mag Fälle geben, in denen so etwas (Fußnoten) notwendig (sinnvoll) ist - im Falle der Recherche sehe ich diese Notwendigkeit nicht. Möglicherweise tatsächlich eine vom Verlag erfundene Sache, um eine Neuausgabe "begründen" zu können, da man sich bei der Übersetzung weitgehend an Eva Rechel-Mertens orientierte - eine Übersetzung, die durchaus gelungen ist.


    Was etwa bringt es dem Leser an Verständnis, wenn man beim Auftritt von Monsieur Charlus mit dessen realen Vorbildern konfrontiert wird (wobei: Es ist kein Schlüsselroman und Montesquieu ist durchaus nicht in eins zu nehmen mit dem Baron)? Wer von der Recherche fasziniert ist, wird sich ohnehin mit Prousts Biographie, mit der Entstehungsgeschichte etc. beschäftigen.


    Im übrigen muss ich nicht alles und jedes bei einem Buch erklärt bekommen - und die Recherche konnte ich über hunderte und tausende von Seiten einfach genießen, ohne auch nur den geringsten Mangel an Information zu empfinden.


    Grüße


    s.


  • Was etwa bringt es dem Leser an Verständnis, wenn man beim Auftritt von Monsieur Charlus mit dessen realen Vorbildern konfrontiert wird?


    Mir bringt es insofern etwas, als ich mir die Personen bildlich besser vorstellen kann. Gerade in den letzten Tagen erst habe ich ein Buch erstanden, in dem die realen Vorbilder aus Prousts Bekanntenkreis abgebildet sind, und das ist detaillierter, als ich es mir anhand der schönsten Beschreibung vorzustellen vermag. Wie sich sich charakterlich entpuppen, lasse ich auf mich zukommen, dafür brauche ich die Vorbilder nun wieder gar nicht.

  • Hallo,


    jetzt interessiert's mich auch bald :smile:: Gibt es denn da auch einen Anhang mit Bildchen?? Und wie kann man sich dann das vorstellen beim Baron Charlus, für den Montesquieu (dieser hier) eines von 4 oder 5 Vorbildern war - so ein Viertel Montesquieu? Da der echte spindeldürr, der des Romanes aber als fett und mit Embonpoint geschildert wird, müsste man zumindest die mangelnde Leibesfülle hinzufügen und und und ... Ich will damit nur zeigen, dass es mir schwierig erscheint, ein solches Bild zu entwerfen, wenn - wie bei fast allen literarischen Figuren - der Betreffende aus sehr vielen realen und erfundenen Eigenschaften zusammengesetzt wird.


    Grüße


    s.

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    William Howard Adams - Prousts Figuren und ihre Vorbilder


    Für Charlus gab es hier zwei reale Vorbilder, einmal den Graf de Montesquiou, der auch das Cover ziert, und dann noch Prinz Boson de Sagan, der für den erkrankten Charlus als Vorbild steht. Wie Proust das im Einzelnen im Buch umsetzt, muss ich noch in Erfahrung bringen.


  • Das Buch ist dieses: William Howard Adams - Prousts Figuren und ihre Vorbilder


    Für Charlus gab es hier zwei reale Vorbilder, einmal den Graf de Montesquiou, der auch das Cover ziert, und dann noch Prinz Boson de Sagan, der für den erkrankten Charlus als Vorbild steht. Wie Proust das im Einzelnen im Buch umsetzt, muss ich noch in Erfahrung bringen.


    Ach, du hast dich auf dieses Buch bezogen? Ich war noch immer bei der "kommentierten" Ausgabe des L. Keller. Zu den Vorbildern von Charlus: Ich meine mich erinnern zu können, dass Proust selbst 5 Personen genannt hat, die alle ihren Anteil am Baron haben (im Rahmen des Streites mit Montesquieu, der auf "seine" Darstellung ziemlich verärgert reagierte und unversöhnt mit Proust starb). Aber die Schwierigkeit, aus mehreren Personen eine einzige zu machen bleibt bestehen.


    Vielleicht ist das auch ein kindliches Trauma: Mich haben Bilder in Büchern von früh auf verstört. Es gab vor rund 50 Jahren eine Jugenbuchserie (hier:


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    habe ich noch eines gefunden) mit eingefügten Zeichnungen. Und immer war ich erbost dieser Illustrationen wegen, weil man mir damit meine bereits in meinem Kopf vorhandene Vorstellung als falsch suggerierte bzw. ich mich in dieser meiner Vorstellung umzustellen gezwungen sah.


    Grüße


    s.

    Einmal editiert, zuletzt von scheichsbeutel^ ()

  • Ach, und ich mag noch heute schöne (dh. gut gemachte) Illustrationen in Büchern. :zwinker: Das finde ich zB auch so schön an den Jules Verne Romanen, aber auch in den Sherlock-Holmes-Ausgaben, die sich an den Druck im Strand Magazine orientieren.


    Klar, einerseits beschränken sie natürlich die eigene Fantasie, aber andererseits ist das so ein bisschen wie Kunst in der Kunst.

    ... this is nat language at any sinse of the world.<br />:lesen: Gustave Flaubert: Madame Bovary&nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp; :buecherstapel: [url=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/16631

  • Hallo,


    kleiner Missbrauch des Threads: Heute hat diese Abneigung (außer gegenüber Fußnoten im Roman ;)) ein wenig nachgelassen, Jules Verne mit Illustrationen (ich habe Jules Verne geliebt als 10jähriger) kann ich mir durchaus vorstellen. Ob die Abneigung erblich ist, werde ich alsbald erfahren, ein wenig lesen kann er schon ...


    Grüße


    s.

  • Hallo zusammen!


    Ich habe gelernt, Fuss- und Endnoten zu übersehen ...


    In der Recherche sehe ich ihren Sinn sowieso nicht. So weit weg von unserer Zeit ist Proust nun auch wieder nicht; es ist ja nicht so, dass man in der Recherche erklären müsste, was ein Landauer ist und was ein Phaeton und was ein Gig [was ich mir z.B. bei Jane Austen zwar vorstellen könnte, aber auch dort als absolut irrelevant betrachten würde - gescheige denn, dass ich es mag, wenn mich der Herausgeber als Halbidioten betrachtet, dem man auf 100 Seiten fünfmal erklären muss, wer denn nun dieser "Zeus" gewesen sein soll]; und dass Albertine "im richtigen Leben" ein Albert war, ist mir, ehrlich gesagt, so was von egal. Die realen Vorbilder einer Figur interessieren mich auch nicht, die Biografie des Autors ebensowenig. (Das gilt nicht nur für Proust und war auch schon anders.) Ich plädiere für mehr Eigenständigkeit des Lesers. Die Angst vor einem "Klassiker", und dass man so was nur mit Fussnoten begreifen könne, ist m.M.n. in 90% der Fälle unbegründet. Und die restlichen 10% sind dann Lektüre für Literaturwissenschaftsstudenten in einem Hauptseminar ....


    Im übrigen muss ich nicht alles und jedes bei einem Buch erklärt bekommen - und die Recherche konnte ich über hunderte und tausende von Seiten einfach genießen, ohne auch nur den geringsten Mangel an Information zu empfinden.


    Ebenso geht es mir ...


    Bilder im Kopf mache ich mir auch lieber selber, wenn überhaupt. Damit geht sehr wohl einher, dass ich illustrierte Bücher liebe. (Weil: eine gute Illustration nimmt meiner Phantasie nichts weg.)


    Gerade A la recherche du temps perdu ist für mich ein absoluter Solitär. :winken:


    Also viel Spass in der Leserunde. Ob mit oder ohne Fussnoten.


    Grüsse


    sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Inzwischen habe ich den ersten Band angefangen und lese noch die Anmerkungen. Die Betonung liegt auf "noch", denn wie ich schnell festgestellt habe, sind sie in den meisten Fällen tatsächlich nicht sehr erhellend. In den letzten Tagen habe ich schon einiges über Proust gelesen und dabei mehr Informationen bekommen als nun durch diese Fußnoten. Lange wird es bestimmt nicht mehr dauern, bis ich Klassikfreunds System übernehme, vorab einige Seiten der Anmerkungen nach Wichtigem zu durchstöbern und mich dann ohne Unterbrechung der eigentlichen Lektüre zu widmen.

  • 1316000. So viele Wörter hat Die Suche nach der verlorenen Zeit insgesamt. Leider weiß ich nicht, ob Herr Vollmann die deutsche oder die Originalausgabe gezählt hat. Auf jeden Fall ist die Anzahl der Wörter aussagekräftiger als die Seitenzahl.


  • Doris und Ophelia, lest ihr nun etwas anderes oder doch gleich weiter die "Recherche"? Ich bin etwas unschlüssig :confused:. Im Moment wäre ich gerade schön "drin" in der Geschichte, ich möchte aber auch im Rhythmus dieser Leserunde bleiben


    Ich könnte im März weiterlesen. Wie es bei Ophelia aussieht, weiß ich nicht, aber Bluebell und tina (?) wollten eventuell auch mitlesen, da sollten wir mal abwarten, wie es bei ihnen aussieht.

  • Ich bin auf jeden Fall wieder mit dabei und wenn wir schon im März weiterlesen, würde ich auch solange warten.

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen

  • Guten Morgen! :winken:


    Ich habe schon mit dem Gedanken gespielt, im März weiter zu lesen. Mir gefällt Proust bisher sehr gut und ich würde ungern zu lange Zeit zwischen den einzelnen Bänden verstreichen lassen. Momentan knabbere ich noch an Anna Karenina, die dürfte ich aber im Februar ausgelesen haben (hoffe ich), so dass ich dann ab März frei bin für Proust.


  • Ich könnte im März weiterlesen. Wie es bei Ophelia aussieht, weiß ich nicht, aber Bluebell und tina (?) wollten eventuell auch mitlesen, da sollten wir mal abwarten, wie es bei ihnen aussieht.


    Auf mich bitte keine Rücksicht nehmen! Ich bin heute zum ersten Mal seit Wochen hier, ich komme generell kaum zum Lesen und noch seltener ins Forum.
    Ab Freitag bin ich zwar für eine andere Leserunde auf Leserunden.de angemeldet, an der ich mich auch so gut wie möglich beteiligen möchte, aber das wird vorläufig die einzige sein. Mir bleibt nur zu hoffen, dass auch wieder ruhigere Zeiten ins Haus stehen! :winken:

    [color=darkblue]&quot;Date a girl who reads. Date a girl who spends her money on books instead of clothes. She has problems with closet space because she has too many books. Date a girl who has a list of b

  • Schade, Bluebell. Hoffentlich hast du nicht zu viel Stress. Wir wissen nicht, in welchem Abstand wir die anderen Bände lesen, vielleicht kannst du dann da wieder mitmachen, je nach dem, wie weit du selbst mit der "Suche" bist.


    Wir anderen können ja dann im März weitermachen. Wollen wir gleich am 2. März mit der "Mädchenblüte" ins Wochenende starten (nicht, dass es bei mir einen Unterschied zu den anderen Tagen machen würde :zwinker:), oder ist euch ein anderer Tag lieber?