Lew Tolstoi - Anna Karenina: Teil 1

Es gibt 110 Antworten in diesem Thema, welches 21.399 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kiba.

  • Ich habe das 11. Kapitel gelesen.


    Lewin finde ich ja nett, obwohl seine etwas totalitären moralischen Ansichten eigentlich eher zu einem deutlich jüngeren Menschen passen würden - oder ist der Gute vielleicht noch "unberührt"? :zwinker: Aber der Vergleich mit der geklauten Semmel war klasse!


    Und das hier fand ich ganz ganz toll: :herz:


    Zitat

    ...und vermied es lange, zu ihr hinzusehen, aber er sah sie, wie man die Sonne sieht, ohne zu ihr aufzublicken.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Die Sache mit den Schulden hatte ich anders verstanden. In meiner Ausgabe heißt es:


    Zitat

    ...der sich für dieses Hotel entschied, weil sein Schuldkonto dort größer war...


    Ich hatte geglaubt, er könne dort länger/mehr anschreiben lassen.


    Übrigens enthält mein Buch einige Illustrationen, eine nette Auflockerung.



    Scarlett war doch ein Biest allererster Güte, wundervoll!

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

    Einmal editiert, zuletzt von Kiba ()

  • Ich habe jetzt bis Kapitel 17 gelesen.


    Lewin tut mir hier irgendwie leid, ich mag ihn zwar nicht aber ich kann Kitty auch verstehen.
    Und leider hat ihr Vater anscheinend recht was diesen Wronskji angeht, er denkt nicht im Traum ans Heiraten. Das wird noch ein böses Erwachen für die kleine Kitty werden.


    Nun freue ich mich auf Anna, die jetzt ihren Auftritt hat.


    Katrin

  • So, ich hab nun bis zum 22. Kapitel gelesen und jetzt wird's auch erstmals ein bisschen spannend. :zwinker:


    In der Zwischenzeit habe ich auch endlich Anna kennen gelernt und finde sie bisher sehr sympathisch. Sie wirkt auf mich wie eine ruhige, ehrliche und einfühlsame Frau, die aber auch durchblicken lässt, dass sie schon einiges in ihrem bisherigen Leben erlebt hat - aber als perfekt, wie manche von euch, empfinde ich sie nicht. Ein bisschen nervig finde ich zum Beispiel, wie sie von ihrem Sohn schwärmt und gerne vor anderen Menschen über ihn spricht. Dabei erinnert sie mich wohl zu sehr an manche meiner eigenen Bekannten, die ebenfalls in diesem Alter sind und Kinder haben über die sie gerne reden. Nicht falsch verstehen, aber für Kinderlose kann das manchmal durchaus beängstigend sein! :breitgrins:


    Kitty erscheint mir auch nicht so perfekt, nur eben sehr hübsch. Ich finde sie, wie Anna, ebenfalls vom Gemüt her sehr ruhig und ausgeglichen und nicht so durchtrieben oder aufsässig, wie man andere weibliche Charaktere kennt.


    Was ich von diesem Wronski halten soll, weiß ich bisher noch nicht. Er erscheint mir als sehr höflich und auch durchaus sympathisch - allerdings ist er ein Charakter, den ich als "zu perfekt" bezeichnen würde. Deswegen wirkt er zur Zeit auf mich wohl noch recht suspekt, da ich mir denke, dass da einfach noch irgendwas im Busch sein muss.



    Und leider hat ihr Vater anscheinend recht was diesen Wronskji angeht, er denkt nicht im Traum ans Heiraten. Das wird noch ein böses Erwachen für die kleine Kitty werden.


    Mir dürfte da anscheinend was Wichtiges entgangen sein... :gruebel: Wurde denn erwähnt, dass er keine Heiratsabsichten hat und ich hab das überlesen? Denn dann ist er vielleicht doch nicht so perfekt! :breitgrins:




    Bei Stiva fand ich es etwas fies, dass er zuerst Ljewin hilft und

    Aber das ist eigentlich typische Stepan-Logik. Er behandelt alle gleich, ob das nun gut ist, oder schlecht.


    Das ist mir auch aufgefallen. Allerdings verdeutlicht das für mich nur, was ich bereits über ihn weiß - dass er immer nur den einfachsten Weg zu gehen scheint um möglichen Konfrontationen jeglicher Art von vornherein aus dem Weg zu gehen.
    Ich bin mal gespannt was Ljewin bezüglich seiner Heiratsabsichen weiterhin unternehmen wird oder ob er sich leicht in die Flucht schlagen lässt.


    Ich habe bemerkt, dass in meiner Ausgabe Stepan eigentlich immer nur Stepan genannt bzw. übersetzt wird, allerdings nur Anna ihren Bruder Stiwa nennt. Was ich bis jetzt mitbekommen habe dürfte das ja nicht in allen Ausgaben gleich sein.


    Lustig finde ich die Entwicklung am Ende des 21. Kapitels um Stepan und seiner Frau Dolly.

    So einen Ausgang hatte ich mir allerdings schon gedacht. :zwinker:
    Und jetzt frage ich mich was es mit Wronski auf sich hat, denn sein plötzliches Auftauchen und seltsames Verhalten ist schon etwas auffällig.
    Ich bin also mal sehr gespannt, wie es weitergeht! :winken:

    :leserin: [color=#CC0077]<br />Leo Tolstoi - Anna Karenina<br />Geneva Lee - Royal Passion<br />Frank Schätzing - Tod und Teufel<br />Patrick Rothfuss - The Name of the Wind<br />Maggie Stiefvater - The Raven Boys

  • Mir ist gerade etwas aufgefallen. Bezüglich der Personen heisst es ja auch immer wieder, dass hier zu viele vorkommen und es zu einem Durcheinander kommt/kommen könnte.
    Nun lese ich parallel noch den ersten Band der Scheibenweltromane "Die Farben der Magie" von Prachett. Auch dort werden gleich zu Beginn einige Figuren eingeführt, jedoch habe ich bei diesen weit grössere Schwierigkeiten, sie auseinander zu halten als bei Tolstoi. Ich denke, das ist, weil Tolstoi dem Leser die Figuren vorführt. Ihr Äusseres beschreibt, ihre Angewohnheiten etc. Von diesen Charakteren kann ich mir ein Bild machen.
    Bei Prachett dagegen sind die Figuren nur mit Namen benannt und ich habe wirklich Mühe damit, mir zu merken, wer nun wer ist.

    //Grösser ist doof//

  • Jari: Ja, so geht es mir auch. Tolstoi erwähnt auch oft Namen von Personen, die wir noch nicht kennen. Wie etwa Kitty oder auch Anna selbst. Die werden anfangs oft genannt, wir lernen sie aber erst später kennen. So können wir sie aber schon einordnen, wissen mit wem sie verwandt sind und wie sie ins Geschehen passen.
    Und weil immer schön nur weniger Charaktere auf einmal neu eingeführt werden, behält man auch leicht den Überblick.

    Jahresziel: 2/52<br />SLW 2018: 1/10<br />Mein Blog

  • Mir geht's auch so. Bis jetzt weiß ich noch wer wer ist! :zwinker:

    :leserin: [color=#CC0077]<br />Leo Tolstoi - Anna Karenina<br />Geneva Lee - Royal Passion<br />Frank Schätzing - Tod und Teufel<br />Patrick Rothfuss - The Name of the Wind<br />Maggie Stiefvater - The Raven Boys

  • Ich habe den ersten Teil gerade beendet. Bis jetzt weiß ich auch noch, wer wer ist. :) es ist zwar ganz nett zu lesen und es wurde am Ende auch schon spannender, aber es war doch erst ein Bruchteil des Buches. Ich habe keine Ahnung, wie es weitergehen wird. Das Buch ist noch so lange, ich weiß nicht, ob mir das nicht vielleicht zu langweilig wird...


    Übrigens habe ich einige Fehler in meinem eBook gefunden, tztz... Es stört mich gerade bei so einem langen Buch, dass es hier keine Seitenangabe gibt. 14 Prozent klingt nicht so motivierend....

  • Mir dürfte da anscheinend was Wichtiges entgangen sein... :gruebel: Wurde denn erwähnt, dass er keine Heiratsabsichten hat und ich hab das überlesen? Denn dann ist er vielleicht doch nicht so perfekt! :breitgrins:


    Im der Mitte des Kapitel 16 steht bei mir auf Seite 74: Wenn er an jenem Abend Zeuge des Gesprächs ihrer Eltern hätte sein können.... und wenn er erfahren hätte, dass Kitty unglücklich werden würde, falls er nicht daran dachte, sie zu heiraten, dann wäre er überrascht gewesen.


    Und drei Zeilen weiter: Heiraten war überhaupt in seinen Augen etwas Undenkbares.


    Katrin

  • Oha! Danke, Jaqui! :winken: Jetzt weiß ich auch, woran's gelegen hat: in meinem Köpfchen sah ich Ljewin, nicht Wronksi. Da war ich wohl schon etwas zu müde und unkonzentriert beim Lesen! Wird mir bestimmt noch öfter passieren! :zwinker:

    :leserin: [color=#CC0077]<br />Leo Tolstoi - Anna Karenina<br />Geneva Lee - Royal Passion<br />Frank Schätzing - Tod und Teufel<br />Patrick Rothfuss - The Name of the Wind<br />Maggie Stiefvater - The Raven Boys

  • Hallo zusammen :winken:


    Endlich komme ich auch zum Schreiben ...


    Ich lese die Übersetzung von Rosemarie Tietze (2009) und dabei ist mir aufgefallen, dass Anna Karenina bei ihrer ersten Begegnung mit Wronski (Erster Teil, Kapitel XVII) folgendermassen beschrieben wird:


    Sie [Anna] ging hinaus mit raschem Gang, der so merkwürdig leich ihren recht fülligen Körper trug.


    "Recht fülliger Körper" - das heisst doch wohl, dass sie eher dicklich ist ... Mir soll's recht sein, finde ich sogar sympathisch, dass sie über keine Modelmasse verfügt.


    Ich lese die russische Originalausgabe [...]


    Wie ich dich beneide ...


  • Ausserdem habe ich immer noch so meine Probleme damit, genau zu verstehen, womit sich eigentlich, die bisher geannnten ihren Lebensunterhalt verdienen. Stepan scheint eine Art Beamter zu sein [...]


    Ja, nach Schwerstarbeit sieht das nicht gerade aus. Aber vor allem die Frauen - verfügen über Kindermädchen, Köchinnen, Diener, Gouvernantinnen ... Ihre Hauptarbeit scheint darin zu bestehen sich schön herauszuputzen, Gesellschaften zu veranstalten und auf Bälle zu gehen. Die Glücklichen ... :smile:

  • Hallo,


    heute morgen im Bett dann noch den ersten Teil beendet.


    Anna Karenina ist mir sehr sympathisch, sie scheint auch eine starke Aura zu haben, über all wo sie hinkommt scheinen die Leute sich zu verändern.
    Das was auf dem Ball passiert ist war mir so was von klar.


    Und das er dann noch

    , unglaublich. Das scheint noch interessant zu werden. :breitgrins:


    Mir ging es ähnlich wie Wronski, mir war bis ich Annas Mann bewusst kenne gelernt habe, auch gar nicht klar das sie wirklich einen hat, habe irgendwie nur den Sohn mitbekommen. Vielleicht hatte ich es auch überlesen. Er scheint ein strenger aber auch sehr langweiliger Mensch zu sein. Da wundert es mich nicht das Anna


    LG Nad

  • Ich habe Kapitel 12 beendet und habe bemerkt, daß das schon ein ziemlich lange Zeit her sein muß, als ich das Buch gelesen habe: an wirklich viel konnte ich mich nicht mehr erinnern :breitgrins:


    Na, der Stepan ist ja so ein Früchtchen: wie er sich seine Affäre und die verfahrene Situation schönredet, ist ja schon witzig :breitgrins: Und an Selbstbewußtsein scheint es ihm nicht zu mangeln - egal, ob er Schulden hat oder nicht; was die ganze Sache noch etwas verzwickter macht, weil seine ach so unansehnliche Frau dummerweise das große Geld hat.


    Die Selbstzweifel von dem Lewin finde ich irgendwie süß, vorallem, wenn man bedenkt, daß der gute Mann bereits 32 Jahre alt ist. Mir kam auch mal der Gedanke, ob er wohl noch "unberührt" ist :breitgrins:

    Liebe Grüße

    Karin

  • Ich bin mittlerweile bei Kapitel 24 angelangt und freue mich schon auf das weiterlesen.


    Anna Karenina war mir eigentlich zu Beginn sympathisch. Die Beschreibung ihrer Art bei der Zugfahrt und das Gespräch mit Wronskys Mutter, dann das Gespräch mit Dolly und ihr Wunsch, die Familie wieder zu einen. Da erschien mir, dass sie ein Familienmensch ist, harmoniebedürftig und recht vernünftig in ihren Ansichten, aber...


    Der Ball und ihr Verhalten, dass ließ meine Einstellung zu ihre dann doch etwas ins negativ abrutschen. Immerhin wusste sie, dass Kitty in Wronsky verliebt ist und dass sie sich erhofft ihn zu heiraten. Anna selbst ist ja verheiratet und darum passt es doch eigentlich nicht zu dem, was wir bisher von ihr kennengelernt haben, dass sie sich jetzt so von Wronsky bezirzen lässt ohne ihn in seine Schranken zu verweisen.


    Wronsky an sich, kann ich ganz schlecht einschätzen, aber auch er bekommt eher ein negative Urteil, denn auch er weiß, wie sehr Kitty auf ihn hofft und auch, dass sie seinetwegen den Antrag von Lewin ausgeschlagen hat.


    Ich muss jetzt unbedingt wissen, wie sich die ganze Situation weiterentwickelt. Anna will ja wieder abreisen. Vielleicht, um damit Wronsky aus dem Weg zu gehen, weil sie vielleicht doch das schlechte Gewissen plagt.


    Der Zugunfall bei Annas Ankunft auf dem Bahnhof war grauslig. Der arme Mann.


    Viele Grüße Tina

  • So, ich habe nun diesen Teil beendet und muss nun auch meine Meinung über Anna Karenina revidieren. Sie scheint doch Schuldgefühle zu haben und versucht von Wronskij wegzukommen. Allerdings muss sie sich dann letztendlich doch eingestehen, dass sie Gefallen an Wronskij zu finden scheint. Ihren Mann kann ich ganz schlecht einschätzen. Die beiden gehen in einer etwas ironischen Art miteinander um, was aber nicht unbedingt schlecht sein muss. Es kann auch eher ein Geplänkel sein, aber ich bin mir nicht wirklich sicher. Zumindest sind jetzt Anna und Wronskij wieder in Petersburg und ich gehe mal davon aus, dass dort noch einiges geschehen wird, was mit den beiden zu tun hat.


    Viele Grüße Tina

  • Lewin:
    Er meint es mit seinen Gefühlen zu Kitty ehrlich - und hat eine eher konservative Einstellung zur Ehe: die Ehe und Treue ist für ihn ein hohes Gut und ich denke mal, die Frau, die ihn heiratet, trägt er auf den Händen.
    Damit gehört er zu den "niederen" Menschen (nach Wronskijs Einteilung der Petersburger Gesellschaft), der diese für ihn spiessige und langweilige Haltung völlig ablehnt. Ich denke mal, es ist auch Lewins Einstellung, die ihn für Kitty nicht besonders attraktiv macht.
    Aber würden er und Kitty wirklich glücklich werden? Er fühlt sich auf seinem Landsitz deutlich wohler und heimischer als in der Stadt - er ist mehr der Natur verbunden als dem oberflächlichen Gesellschaftsleben der Stadt, während Kitty von einem rauschenden Gesellschaftsleben träumt.


    Interessant sind auch seine Gedanken zum Elend der Bauern und zum Kommunismus: er ist sich der Mißstände unter der bäuerlichen Bevölkerung bewußt und möchte diese auch gerne verbessern, allerdings lehnt er das Arbeiterproletariat, welches sein Bruder Nikolaj bevorzugen würde (und im Buch als Gedankengut von "Kriminellen" auftaucht), ab. Wenn ich das richtig gelesen und verstanden habe, entspricht das auch der persönlichen Einstellung Tolstojs.


    Kitty:
    Kitty ist jung, süß und naiv-unschuldig - nunja, sie ist ja auch erst 18 Jahre alt und hat das Leben und die Liebe noch vor sich. Ihre Vorstellungen von der Liebe sind eher romantisch und schillernd: daher wird sie sich auch in Wronskij verguckt haben, der für sie all das verkörpert, was sie sich für ihre Zukunft in der Moskauer Gesellschaft vorstellt. Ein Leben an Lewins Seite fernab der Stadt kann sie sich dagegen weniger vorstellen, wobei sie für ihn durchaus Zuneigung empfindet. Sie ist sich aber über ihre Gefühle zu Lewin selber nicht ganz einig.
    Sie stellt sich aber schon die Erfüllung ihrer Liebe in einer Ehe vor: sie ist ganz glücklich und stolz, daß sie von Lewin einen Antrag bekommen hat (auf den sie bei Wronskij lange warten kann, was sie aber nicht weiß). Außerdem hat sie ehrliche Schuldgefühle wegen ihrer Absage an Lewin.
    Meines Erachtens ist das keine wahre Liebe, die sie für Wronskij empfindet, das ist eher eine jugendliche Schwärmerei, die sie mit Liebe verwechselt.


    Wronskij:
    Er ist eloquent, gutaussehend, gutsituiert - und scheinbar auch recht beliebt, auch bei den Frauen :breitgrins: Eigentlich ein ziemlicher Weiberheld. Natürlich fühlt er sich durch Kittys Bewunderung geschmeichelt, aber mehr als ein Abenteuer oder eine Eroberung ist sie nicht für ihn, das macht er in Teil 1 mehrmals deutlich.
    Kittys Vater hat das ziemlich gut mit seiner Einschätzung getroffen. Man sieht das auch daran, wie schnell er Kitty fallen läßt, als er Anna begegnet - ohne sich irgenwelche Gedanken um Kittys Gefühle zu machen.
    Wie echt seine Gefühle für Anna sind, ist nach dem ersten Teil noch nicht ganz klar: er folgt ihr nach Petersburg, er ist schon etwas eifersüchtig auf ihren Mann und dessen "Besitzanspruch" an seiner Frau - auf der anderen Seite ist er jedoch auch glücklich, wieder in sein normales, sprich ausschweifendes Leben zurückzukommen. Daß Anna einen ziemlichen Eindruck auf ihn gemacht hat, ist jedoch unbestreitbar.


    Anna:
    Sie ist Mitglied der höchsten gesellschaftlichen Kreise in Petersburg, auch bedingt durch ihren Mann. Sie scheint fest im Leben zu stehen - bis sie Wronskij das erste Mal im Zugwaggon trifft. Da knistert es direkt gewaltig zwischen den Beiden. Das scheint die "Liebe auf den ersten Blick zu sein". Gegen ihren Willen ist sie von ihm fasziniert und geschmeichelt und kann sich ihren Gefühlen nicht entgegenstellen, auch wenn sie das zuerst noch versucht. Klar, sie hätte sich entschieden dagegen wehren können, zumal sie weiß, daß Kitty sich ernste Hoffnungen auf Wronskij macht, aber es sickert ja langsam durch, daß sie nicht so ganz glücklich mit ihrem Leben und in ihrer Beziehung ist. In ihrer Beziehung zu ihrem Mann scheint sich ziemlich der Alltag eingeschlichen zu haben, es gibt nichts Neues mehr - und Anna wird eher als eine Frau beschrieben, die noch recht lebenshungrig ist. Und Wronskij hat in ihr ein ziemliches Gefühlschaos angerichtet. Außerdem wäre das Buch dann schon zu Ende, wenn Anna entschieden Wronskij abgewehrt hätte :breitgrins:
    Zuerst versucht sie , diesem Chaos zu entfliehen, indem sie überstürzt abreist - evtl. hätte das sogar funktionert, und das Gefühlschaos hätte sich nach einiger Zeit in ihrer gewohnten Umgebung gelegt, aber das Wronskij ihr nachreist, wird das wohl eher nicht geschehen. Außerdem findet sie nach dem Zusammentreffen mit Wronskij einige Mängel und Fehler in ihrem Leben und an ihrem Mann, die sie zuvor nicht großartig gestört haben - einmal zweifelt sie an allem, dann ist sie aber wieder zufriedem mit der Situation.


    Bezeichnend finde ich den Absatz am Ende des 33. Kapitels, als sie ihrem Mann ins Schlafzimmer folgt: "Sie kleidete sich aus und ging ins Schlafzimmer, aber in ihrem Gesicht war nichts mehr von der Lebhaftigheit, die in Moskau aus ihren Augen und ihrem Lächeln gesprüht hatte, im Gegenteil, jetzt schien das Feuer in ihr erloschen oder irgendwo tief unten versteckt zu sein."


    Was mir an dem Roman sehr gut gefällt, ist die für mich sehr authentische Beschreibung der Gefühle: sie wirken "lebendig" und nachvollziehbar und gar nicht blass oder hölzern. Z.B. beim ersten Zusammentreffen von Anna und Wronskij kann man das Knistern deutlich spüren oder auch Annas Zweifel kann ich sehr gut nachempfinden.

    Liebe Grüße

    Karin

  • Ich kann mich nicht erinnern, aber ich schätze mal, dass Anna so Ende 20 ist. Wronskij schätze ich auf Anfang 30. Wie gesagt, Schätzungen. :breitgrins:


  • Ich kann mich nicht erinnern, aber ich schätze mal, dass Anna so Ende 20 ist. Wronskij schätze ich auf Anfang 30. Wie gesagt, Schätzungen. :breitgrins:


    Gut, dann habe ich es vielleicht doch nicht überlesen :redface: Ich frage deswegen, weil auf der Rückseite meiner Ausgabe steht, daß Wronskij erheblich jünger wäre als Anna :gruebel:

    Liebe Grüße

    Karin