LitSchock Monatsrunde März 2012: Die sieben Todsünden

Es gibt 242 Antworten in diesem Thema, welches 34.835 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Leen.

  • Julian Barnes - The Sense of an Ending


    Ich bin nun im zweiten Teil des Romans angelangt und immer noch bezaubert von Barnes' Sprache.
    Auch die Handlung - obwohl gar nicht so originell - ist spannend. Tony und seine Freunde werden langsam erwachsen und studieren an verschiedenen Universitäten in England. Adrien, der vierte im Bunde, der schlaue, undurchsichtige und mysteriöse Junge, der schon in der Schule seiner Lehrer verblüfft hat, studiert natürlich mit Stipendium und scheint auf der ganzen Linie von Erfolg gekrönt.


    Tony selbst hat zum ersten Mal eine Freundin, die aber nicht mit ihm schlafen will. Dazu erwähnt er selbst, dass seine Jugend in den Sechzigern stattgefunden hat und die Menschen damals mit einem Bein noch in den Fünfzigern standen. Somit war Sex vor der Ehe zwar nicht komplett undenkbar, aber doch zumindest in Tonys Kreisen nicht die Norm.


    Dann passiert etwas. Und ich bin nicht sicher, ob das im deutschen Klappentext auch erwähnt wird. Ich meine, es im englischen gelesen zu haben. Aber zur Sicherheit halte ich den Mund. :breitgrins:
    Immer noch habe ich das Gefühl, Julian Barnes könnte mir alles mögliche erzählen, seinen Protagonisten über das Telefonbuch sinnieren lassen, und ich wäre trotzdem gebannt.


    Der Bezug zu den sieben Todsünden besteht übrigens hauptsächlich darin, dass die vier Freunde sich selbst als weit über dem Durchschnittsmenschen sehen. Also Hochmut fällt mir dazu ein. Dabei finde ich sie alle sehr liebenswert, auf ihre überhebliche Art. Tony selbst ist vielleicht noch der bodenständigste unter ihnen - oder zumindest wirkt das so, weil ich ihn als Ich-Erzähler am besten kennen lerne.

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  • Jane Austen – Stolz und Vorurteil
    Bin nun auf Seite 48 und habe 8 Kapitel gelesen.


    Mittlerweile hat Mr. Darcy Gefallen an Elizabeth gefunden. Etwas verwundert war ich darüber, dass der Leser lediglich darüber informiert wird. Ich bin davon ausgegangen, dass diese Entwicklung auch im Buch ein etwas längerer Prozess ist.


    Elizabeths Schwester Jane ist erkältet und verbleibt daher auf Netherfield Park. Als Beistand ist auch Elizabeth nun dort Dauergast.


    Mr. Bingleys Schwester Caroline hat nichts Besseres zu tun, als ständig über Elizabeth herzuziehen. Dabei bröckelt auch relativ schnell ihre höfliche Fassade.
    Caroline scheint selbst an Mr. Darcy interessiert zu sein und lässt daher keine Gelegenheit aus Elizabeth schlecht bei ihm zu machen, denn sie weiß um den Umstand, dass Darcy Gefallen an Elizabeth gefunden hat.


    Besonders interessant war ein Gespräch, in dem der Versuch unternommen wurde Bildung im Hinblick auf Frauen zu definieren.


  • Jane Austen – Stolz und Vorurteil
    Etwas verwundert war ich darüber, dass der Leser lediglich darüber informiert wird. Ich bin davon ausgegangen, dass diese Entwicklung auch im Buch ein etwas längerer Prozess ist.


    Zitat von meiner Professorin: "Darcy ist langweilig und einseitig. Erst Colin Firth hat ihn zum Mann gemacht." :breitgrins:

    &quot;This was another of our fears: that Life wouldn&#039;t turn out to be like Literature&quot; (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Zitat von meiner Professorin: "Darcy ist langweilig und einseitig. Erst Colin Firth hat ihn zum Mann gemacht." :breitgrins:


    Ich habe die Verfilmung mit ihm zwar noch nicht geshen, aber da ich das DVD Cover im Kopf habe, stelle ich mir ihn beim Lesen immer als Darcy vor. :breitgrins:
    Bislang ist mir Darcy trotz seines unglaublichen Hochmuts (passt also wunderbar in die Monatsrunde :zwinker:) aber irgendwie sympathisch.

  • liest Von der Seele geschrieben von Wally Lamb


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    Wally Lamb, Autor von Die Musik der Wale und Früh am Morgen beginnt die Nacht lässt in diesem Buch Frauen, die in einem Hochsicherheitsgefängnis einsitzen, ihre Geschichte erzählen.


    Normalerweise liegt neben Wally Lambs Telefon eine Karte mit einem Standard-Absagetext für Einladungen zu Lesungen, die er nicht unbedingt halten möchte. Als die Karte eines Tages nicht zur Hand ist, kann er die Bitte nicht abschlagen, vor Frauen eines Hochsicherheitsgefängnisses zu sprechen. Der einmalige Besuch wird auf allgemeinen Wunsch wiederholt und führt schließlich zu einem regelmäßigen Kurs. Irgendwann stellt Lamb den Frauen die Aufgabe, ihr Leben niederzuschreiben. Das Ergebnis waren erschrecknde Berichte, die zum Teil nur mit großer Überwindung geschrieben wurden. Einige dieser Berichte findet man in diesem Buch.


    Die erste Geschichte stammt von der jungen Puertoricanerin Brenda, die sozusagen als Mutprobe eine weiße Frau aufmischen sollte, um in eine Straßengang aufgenommen zu werden, in der ihr Freund Mitglied war. Die Aktion endete mit dem Tod der angegriffenen Frau und einer Gefängnisstrafe von 25 Jahren für Brenda. Die junge Frau war in einer mehr oder weniger zerrütteten Familie aufgewachsen, in der Zuneigung und Liebe Fremdworte waren. Ihr Versuch, in die Ganz aufgenommen zu werden, war letztlich nur der Drang, hier eine Familie zu finden.

  • Zitat von meiner Professorin: "Darcy ist langweilig und einseitig. Erst Colin Firth hat ihn zum Mann gemacht." :breitgrins:


    Das würde ich so nicht sagen. In Darcy habe ich mich schon im Roman verliebt. Was aber stimmt ist, dass Colin Firth ihn für mich menschlicher gemacht hat. Im Buch wirkt er wie so ein erhabener Übermesch, der sogar seine lautesten Gefühle schlicht und gerade ausdrückt. In der 1995er Verfilmung gibt es eine Szene, wo ich fast angefangen habe zu heulen. Und zwar nur wegen Colin. :herz:


    Ach ja, von The Sense of an Ending habe ich mir gestern tatsächlich noch die letzten 20 Seiten aufgespart. Es ist so gut wie am Anfang weiter gegangen, Barnes hat sogar noch eine Arty Mystery-Element hinzugefügt und obwohl das eine extrem ruhige Geschichte ist, gab es für mich auch einen Schockmoment. Und dabei kenne ich das Ende noch gar nicht.
    Tony Webster ist mit seiner Erzählung in der Gegenwart angegkommen und philosophiert nicht nur über die Zeit an sich, sondern über Erinnerungen und Geschichte. Bis ihn seine eigene einholt und er als 60-jähriger Mann, geschieden, Opa und eigentlich zufrieden mit seiner Einsamkeit, noch mal aktiv werden muss.


    Obwohl ich gestern noch Zeit gehabt hätte, wollte ich mich noch nicht von dieser Sprache trennen und kann mich so heute noch auf ein paar Seiten Barnes'schen Stil freuen. :zwinker:

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    Einmal editiert, zuletzt von Wendy ()

  • Da ich heute von Zuhause aus arbeiten konnte, hatte ich viel mehr Zeit zum Lesen und bin mit dem Tess-Gerritsen-Buch durch ("Todsünde") :redface:


    Nachdem die Beamten das Kind der jungen Nonne gefunden haben (die Beschreibung war keine schöne Szene) verdächtigen sie zuerst Pater Brophy, weil er der einzige Mann ist, der das Kloster regelmäßig betritt.
    Die Beschreibung des Hauses, wo die junge Nonne aufgewachsen ist, empfand ich als sehr bedrückend: Ein großes, sehr schönes Haus, wo es allerdings nicht besonders persönlich aussieht, ihre Stiefmutter mit ihren zwei Söhnen kommen arrogant daher und scheinen sich nicht besonders darum zu scheren, dass sie tot ist. Ihr leiblicher Vater hatte einige Monate zuvor einen Schlaganfall und kann sich deswegen weder bewegen noch Auskunft über etwas geben.
    Währenddessen hat Maura Isles das Problem, dass ihr Exmann wieder aufgetaucht ist und sie sprechen möchte. Später verbringen sie wieder mehr Zeit miteinander in ihrem Haus.
    Die andere, ältere Nonne kämpft währenddesse um ihr Überleben. Als Jane Rizzoli ins Krankenhaus kommt, um mt ihr zu sprechen wird sie Zeugin des Todes der Nonne. Alles scheint zuerst einen natürlichen Ursprung zu haben. Trotzdem möchte Maura ein toxikologisches Screening durchführen lassen. Man erfährt drüber hinaus, dass sie nur überlebte, weil der Täter annahm, dass sie tot war, denn sie hat auf der rechten Halsseite keinen Puls.
    Den Weihnachtsabend verbringt Maura alleine zu Hause, weil sie sich wieder einmal mit ihrem Exmann gestritten hat. Jemand bricht bei ihr ein, sie kann fliehen und wird draußen von Pater Brophy aufgelesen, der zuvor Rizzoli angerufen hatte. Der Täter kann sie jedoch einholen und schießt auf den Priester.


    Spannende Geschichte und eines besten Bücher von ihr bisher. :smile:


    Ach ja - und das Buch hat ein happy end: Rizzoli und Dean heiraten in diesem Buch!

  • Jane Austen – Stolz und Vorurteil


    Mittlerweile auf Seite 102 angekommen.


    Elizabeth und Jane sind nun wieder bei sich zu Hause. Caroline hat es trotz intensiver Bemühungen nicht geschafft, dass Elizabeth in Mr. Darcys Gunst sinkt.


    Der zukünftige Erbe des Familienanwesens der Bennets ist zu Besuch u. a. um eine der Bennet Töchter für eine Ehe mit ihm auszuwählen. Dabei fiel die Wahl auf Elizabeth. Diese hat allerdings kein Interesse an Mr. Collins. Auch weiß sie noch nichts von ihrem „Glück“.
    Eine Entscheidung für oder gegen Collins wird in ihr sicherlich einen großen Konflikt auslösen. Entscheidet sie sich gegen ihn, wird die Familie wohl irgendwann auf der Straße landen, da weder Mutter Bennet noch die Töchter in der Erbfolge vorgesehen werden.


    Auch hat sie keine Kenntnis davon, dass Mr. Darcy Gefallen an ihr gefunden hat. Er gibt sich auch alle Mühe seiner Schwärmerei für sie nicht allzu viel Ausdruck zu verleihen.


    Elizabeth lernt den Offizier Wickham kennen, der ihr Dinge über Darcy erzählt, die ihn bei Elizabeth noch unbeliebter machen, als er ohnehin schon ist.


    Die Geschichte hat mich doch schon sehr in ihren Bann gezogen. Mir gefallen sowohl Sprache als auch die ganze Atmosphäre unheimlich gut.
    Am interessantesten finde ich immer die Gespräche zwischen den Personen, die die Sichtweise der damaligen Zeit in Bezug auf viele Themen wiederspiegelt. Insgesamt beinhaltet der Roman schon viel Gesellschaftsstudie, was mir sehr gut gefällt.

  • Ich habe jetzt mit Ernest J. Gaines - Jeffersons Würde (ohne Amazonbildchen) angefangen.


    Ich kenne von ihm die Schlöndorff-Verfilmung eines anderen Buches, "Ein Aufstand alter Männer", die ich ziemlich gut fand.
     

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    Dieses Buch spielt in den 1950er Jahren in den Südstaaten und Rassismus und Rassentrennung sind allgegenwärtig. Jeffferson (schwarz) war so blöd, bei einem missglückten (spontanen) Raub an einem (weissen) Ladenbesitzer anwesend zu sein und wurde als einziger Überlebender der Angelegenheit wegen Mordes zum Tode verurteilt. Hauptfigur des Buches ist Grant, der Lehrer der schwarzen Plantagenarbeiterkinder, der auf Wunsch seiner Tante dafür sorgen soll, dass jefferson als aufrechter Mann in den Tod geht - was auch immer sie darunter versteht.

    Bislang gab es so einige Stellen, die mich zornig gemacht haben: Ich finde es fürchterlich, wenn die weisse Herrschaft den schwarzen Dorflehrer zu sich bestellt und ihn erst mal 2 1/2 Stunden warten lässt und dann noch missbilligend guckt, weil der es wagt, einen korrekten Konjunktiv zu benutzen.

    Einmal editiert, zuletzt von illy ()

  • Die Qualität von The Sense of an Ending hat bis zum Ende angehalten und ich wurde sogar total schockiert von der Auflösung. Was für ein Buch! Und im Nachhinein würde ich nicht mal sagen, dass es zu dünn war. Barnes hat eine perfekte, ruhige Geschichte geschrieben. Es hätte keine Seite kürzer oder länger sein dürfen und jedes Wort muss so bleiben wie es ist. Den Booker Preis hat er sich jedenfalls verdient. Wikipedia sagt mir übrigens, dass er dafür bereits 3x davor dafür nominiert war.


    Julian Barnes - The Sense of an Ending --> mein erstes Monatsrundenbuch war wirklich wahnsinnig toll. Da traue ich mich fast gar nicht, eine Alexia Tarabotti nachzuschieben.

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  • So, hab's gekauft und werde hoffentlich heute damit anfangen, Wendy. :breitgrins:

    &quot;This was another of our fears: that Life wouldn&#039;t turn out to be like Literature&quot; (Julian Barnes - The Sense of an Ending)


  • So, hab's gekauft und werde hoffentlich heute damit anfangen, Wendy. :breitgrins:


    Toll! :jakka: Ich bin gespannt, ob du auch so gebannt bist wie ich. Dafür, dass man das Ding eigentlich in einem Rutsch lesen kann (und will!), habe ich es eh sehr lange hinausgezögert.
    Du berichtest dann auch wie's dir gefällt, oder?


    Ich stöbere jetzt erst mal durch meinen SUB. Mal sehen, ob das nächste Monatsrunden-Buch gleich drankommt (für die Wasser-Runde habe ich auch noch ein angefangenes Buch :redface:) oder ob ich etwas ganz Neues lesen werde.

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  • Ich habe gestern auch mit meinem Monatsrundenbuch begonnen:


    Mirjam Pressler - Shylocks Tochter

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    Jessica, die Tochter des jüdischen Geldverleihers Shylocks ist in einen Christen verliebt. Sie hat das Leben im jüdischen Ghetto von Venedig gründlich satt und möchte ein völlig anderes Leben führen, als es ihr Vater für sie vorgesehen hat. Allerdings ist sie mit dieser Ansicht ziemlich alleine, denn sie hat niemandem, dem sie sich traut anzuvertrauen.
    Ich bin gespannt, wie Mirjam Pressler diese Geschichte wieter erzählt, denn die große Vorlage hierfür ist der berühmte "Kaufmann von Venedig" von William Shakespeare.
    Mirjam Pressler kenne ich eigentlich nur als Übersetzerin der Autoren Zeruya Shalev, Batya Gur und Amos Oz. Bisher gefällt mir aber diese Erzählung um Jessica. Ich habe leider auch nicht mehr den kompletten Kaufmann von Venedig in Erinnerung. Vielleicht werde ich mir heute noch einmal die Verfilmung davon ansehen.

  • Wendy: Hab gerade die ersten 17 % gelesen und kann mich deiner Begeisterung nur anschließen (siehe auch meine neue Signatur :breitgrins:). Toll geschrieben.

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  • Ich freu mich total! :jakka: Und bei diesem Buch mache ich mir auch keine Sorgen, dass ich euch ein schlechtes Buch empfohlen haben könnte. Ich bin gespannt, wie es euch gefällt. Und ob ihr es auch auf drei Tage verteilt, damit die Geschichte nicht so schnell vorbei ist. :redface:

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  • Ich habe bis jetzt noch nichts gemeldet, weil ich irgendwie vieles nicht so recht zuordnen kann. Ich weiß ja immer erst am Ende eines Krimis, welcher Grund in Frage kommen könnte :breitgrins:
    Von daher werde ich vermutlich nachmelden, je nach Motiv. :winken:

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • liest Mirjam Pressler - Shylocks Tochter


    So, ich habe nun die Hälfte des Buches gelesen und ich finde es nicht nur schön, sondern auch ausgesprochen interessant, was das Leben der Juden im Ghetto von Venedig angeht. Erschreckend ist der Rassenhass und die Vorurteile, welche auf beiden Seiten bestehen. Nicht nur die Christen haben Vorbehalte gegen die Juden, sondern die Juden hassen auch die Christen. Eine Jüdin, die eine Bindung mit einem Christen eingeht, wird quasi wie eine Geächtete behandelt. So hat Jessica erst Recht nicht mehr den Mut ihre Liebe zu Lorenzo zu gestehen. Noch kommt hinzu, dass die Christen eine neue Möglichkeit gefunden haben, die Juden zu schikanieren, in dem sie die jüdischen Haushalte durchsuchen und jede Thora und jeden Talmud konfiszieren den sie finden, um dieses Bücher dann auf der Piazza unter dem grölenden, jubelnden Mob zu verbrennen.
    Es ist heute, so wie or hunderten von Jahren. Die menschliche Spezies lernt nichts dazu.

  • liest "Von der Seele geschrieben" von Wally Lamb


    Ich habe heute zwei weitere Geschichten von den Strafgefangenen gelesen. Die eine von ihnen stammt von Tabatha, die wegen schwerer Körperverletzung sieben Jahre bekommen hat. Ihr Jugend war nicht leicht, sie wurde von ihrem Onkel missbraucht und ihre Mutter ist Alkoholikerin. Entsprechend wild verhält sie sich. Tabatha hat den Spleen, häufig ihre Frisur zu ändern. Ihre Haare sind quasi das Spiegelbild ihres Innersten, nach dem sie lange Zeit auf der Suche ist. Im Knast wird sie endlich ruhiger und erkennt ihre eigenen Werte, auf die sie sich verlassen kann. Mit der wachsenden Akzeptanz sich selbst gegenüber kehrt auch Ruhe auf ihrem Kopf ein. Sie lässt ihre Haare so kraus und schwarz, wie sie von Natur aus sind und versucht nicht mehr, sich ein anderes Erscheinungsbild zu geben.


    Nancy war an mehrfachem Kreditkartenbetrug beteiligt und bekam dafür 27 Monate. Nach dem Gefängnis hatte sie eigentlich schon den richtigen Weg eingeschlagen und eine Arbeit gefunden. Ihr Ex-Mann, mit dem sie zusammen den Betrug begangen hatte, bekniete sie nach der Haftstrafe immer wieder, sich wieder mit ihm zusammenzutun. Irgendwann ging das Spiel wieder von vorne los. Geklautes Geld ist leichter verdient als bei einem 40-Stunden-Job.
    Bei Nancy fällt es mir schwer, Verständnis für sie aufzubringen. Sie bekam ihre Chance und hat sie nicht genutzt.


    Die Frauen, die ihre Geschichten selbst niedergeschrieben haben, berichten nur wenig von ihren Taten. Man merkt, dass das Wesentliche für sie in ihren Leben vorher und nachher stattgefunden hat.