Julian Barnes - The Sense of an Ending
Ich bin nun im zweiten Teil des Romans angelangt und immer noch bezaubert von Barnes' Sprache.
Auch die Handlung - obwohl gar nicht so originell - ist spannend. Tony und seine Freunde werden langsam erwachsen und studieren an verschiedenen Universitäten in England. Adrien, der vierte im Bunde, der schlaue, undurchsichtige und mysteriöse Junge, der schon in der Schule seiner Lehrer verblüfft hat, studiert natürlich mit Stipendium und scheint auf der ganzen Linie von Erfolg gekrönt.
Tony selbst hat zum ersten Mal eine Freundin, die aber nicht mit ihm schlafen will. Dazu erwähnt er selbst, dass seine Jugend in den Sechzigern stattgefunden hat und die Menschen damals mit einem Bein noch in den Fünfzigern standen. Somit war Sex vor der Ehe zwar nicht komplett undenkbar, aber doch zumindest in Tonys Kreisen nicht die Norm.
Dann passiert etwas. Und ich bin nicht sicher, ob das im deutschen Klappentext auch erwähnt wird. Ich meine, es im englischen gelesen zu haben. Aber zur Sicherheit halte ich den Mund.
Immer noch habe ich das Gefühl, Julian Barnes könnte mir alles mögliche erzählen, seinen Protagonisten über das Telefonbuch sinnieren lassen, und ich wäre trotzdem gebannt.
Der Bezug zu den sieben Todsünden besteht übrigens hauptsächlich darin, dass die vier Freunde sich selbst als weit über dem Durchschnittsmenschen sehen. Also Hochmut fällt mir dazu ein. Dabei finde ich sie alle sehr liebenswert, auf ihre überhebliche Art. Tony selbst ist vielleicht noch der bodenständigste unter ihnen - oder zumindest wirkt das so, weil ich ihn als Ich-Erzähler am besten kennen lerne.