Jean-Luc Bannalec - Bretonische Verhältnisse

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  • Jean-Luc Bannalec - Bretonische Verhältnisse


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    Kurzbeschreibung (amazon):


    Ein unwiderstehlicher Krimi aus der hochsommerlichen Bretagne


    Im malerischen Künstlerdorf Pont Aven wird an einem heißen Julimorgen der Besitzer des berühmtesten Hotels am Platz brutal erstochen aufgefunden. Kommissar Dupin, eingefleischter Pariser und zwangsversetzt ans Ende der Welt, übernimmt den Fall und stößt in der bretonischen Sommeridylle auf ungeahnte Abgründe ...


    Ein fesselnder Kriminalroman, durchzogen von hintergründigem Humor und so wunderbar stimmungsvoll, dass man sofort selbst durch die engen Gassen des Dorfes flanieren und die salzige Atlantikluft riechen möchte. Eine Krimisternstunde – nicht nur für Frankreichfans!



    Meine Rezi:


    Bretonischer Regionalkrimi


    Wegen „gewisser Verfehlungen“ wurde Kommissar Dupin vor zwei Jahren und sieben Monaten von der Hauptstadt, wo er sein ganzes Leben zuvor verbracht hatte, ans Ende der Welt, ins Finistère, versetzt. Noch immer ist er mit den bretonischen Eigenheiten nicht ganz warm geworden, doch fühlt er sich nach und nach in Concarneau immer heimischer, aber das würde er nie zugeben.


    Dupin ist ein bisschen eigenbrötlerisch und arbeitet am liebsten allein. So kann es schon einmal passieren, dass er die Erkenntnisse aus seinen Ermittlungen nicht an die Kollegen oder Vorgesetzten weitergibt. Oder er legt mitten im Telefongespräch einfach auf, weil ihm gerade eine Idee in den Sinn gekommen ist. Wegen seiner kauzigen Art muss man über Dupin auch das ein oder andere Mal schmunzeln. Ihm zur Seite steht seine unersetzliche Sekretärin Nolwenn, die dank ihrer Wurzeln in der Bretagne Land und Leute kennt wie kein anderer und über weitreichende Beziehungen verfügt. Die übrigen Mitarbeiter bleiben etwas blass.


    Für Dupin ganz wichtig ist sein „café“. Davon kann er Unmengen vertilgen. Und so ist er gar nicht erfreut, als er eines Morgens bei seinem ersten Kaffee durch das Klingeln des Telefons gestört wird. In Pont Aven wurde eine Leiche gefunden. Es handelt sich um einen allseits beliebten 91-jährigen Hotelbesitzer, brutal erstochen. Wer bitte soll so jemanden ermordet haben?


    Dupin begibt sich an den Tatort. Er befragt die Angestellten, die Gäste des Hotels, die Angehörigen des Toten. Doch keiner weiß etwas, keiner hat etwas bemerkt. Nur ganz langsam bröckelt die Fassade und durch das Zusammensetzen verschiedener dahingeworfener Satzfetzen kommt Dupin einem jahrhundertealten Familiengeheimnis auf die Spur. Wenn ich mir einiges auch schon bald zusammenreimen konnte, war ich von den genauen Zusammenhängen am Ende doch überrascht.


    „Bretonische Verhältnisse“ hat keine rasante oder blutrünstige Handlung, auch die Spannung hält sich in Grenzen. Hier geht es eher beschaulich zu. Wichtig ist das Kombinieren der verschiedenen Details, deren Kenntnis der Kommissar erlangt. Dazu kommen wunderschöne schwärmerische Beschreibungen der Landschaft, der Straßen, Häuser und Menschen in diesem einmaligen Landstrich, die den Leser immer wieder von diesen wichtigen Details ablenken, ihn dafür aber gedanklich direkt in das Finistère versetzen. Jean-Luc Bannalec hat die Eigenheiten und die Atmosphäre der Bretagne sehr schön eingefangen. Ich fühlte mich wie in einem meiner Urlaube dort. Man riecht das Meer, sieht das besondere Licht vor sich, die Ortsschilder mit den unaussprechlichen Namen… Durch das Einstreuen landessprachlicher Wendungen kommt richtig schön ein französisches Flair auf, aber keine Angst, man muss nicht perfekt Französisch sprechen. Die französischen Begriffe im Buch erschöpfen sich fast schon in „Monsieur le Commissaire“ und „au revoir“.


    Fazit: Wer Frankreich, insbesondere die Bretagne, und Kriminalromane mag, sollte dieses Buch unbedingt lesen. Aber auch, wenn man keine besondere Beziehung zu Frankreich hat, macht man mit diesem Krimi nichts falsch.



    4ratten

  • Oh, das hört sich toll an. Scheint genau das Richtige für mich zu sein ... und steht jetzt auf der Wunschliste.

  • Oh, das hört sich ja hübsch an. (Auch wenn ich mir beim Schauplatz Concarneau auch ein Bild der "Ville close" auf dem Titel gewünscht hätte :breitgrins: )

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ja, hört sich wirklich gut an! Aber ich kann doch nicht schon wieder ein Buch kaufen...oder doch???... :breitgrins:

    Gruß suray

  • Meine Eindrücke
    Wenn Kommissar Dupin nicht einmal in Ruhe frühstücken kann, fängt der Tag schon schlecht an. Besser wird es erst recht nicht, wenn er Aufgaben für den Nachbarbezirk übernehmen muss, weil der zuständige Beamte Urlaub hat. Aus dem ruhigen Sommertag wird nichts, denn Dupin wird aus seinem Stammcafé in Concarneau wegen des Mordes am 91-jährigen Hotelbesitzer Pierre-Louis Pennac nach Pont Aven zitiert. Zwar arbeiten Dupin und sein Team sehr zügig viele Details ab, aber warum jemand einen so alten Herrn unter die Erde bringen wollte, bleibt ein Geheimnis. Die einflussreichen Politiker der Gegend sitzen ihm umso schneller im Nacken, denn das betroffene Hotel 'Central' ist in der Bretagne eine Institution: Hier ließen sich im 19. Jahrhundert zahlreiche Maler nieder, deren Arbeiten später als 'Schule von Pont Aven' berühmt wurden.


    Pennac schreibt vier Tage lang die roten Hefte voll, die er schon seit seiner Ausbildung als Notizhefte für seine Fälle benutzt. Seit etwas mahr als zwei Jahren arbeitet er in der Bretagne, strafversetzt aus Paris. Die Hintergründe bleiben unklar, dürften jedoch im Wesentlichen mit rauhen Umgangsformen zu tun haben. Dupin kann Telefonate aus heitem Himmel abbrechen, Kollegen ohne Informationen sitzen lassen und offensichtlich auch widerborstige Antworten geben. In Paris kamen seine "fortgesetzten infamen Beschimpfungen" der Vorgesetzten jedenfalls nicht gut an. Auch in der Bretagne hat er schnell Menschen gefunden, die ihm zuwider sind, aber er hält sich besser zurück und hat zum Glück auch Mitarbeiter, die seine unhöfliche und unprofessionelle Art aushalten können.


    Dupin sagt von sich selbst, dass ihm ein paar der "Abgründe" fehlten, "die mittlerweile für seinen Berufsstand ein Erfordernis, quasi ein Standard zu sein schienen: Drogensucht, zumindest Alkohol, Neurosen oder Depressionen bis hin zu klinischen Graden, eine stattliche eigene kriminelle Vergangenheit, Korruption interessanteren Ausmaßes oder mehrere dramatisch gescheiterte Ehen. Nichts davon hatte er vorzuweisen." Doch, seine Manieren im Umgang mit anderen zählen durchaus zur Liste der Macken, aus denen sich ein literarischer Kommissar von heute seine Persönlichkeit zusammenstellt. Trotzdem macht sich Dupin gut, denn von seinen Manieren lenken die Beschreibungen aus der Bretagne und die kleinen Inforamtionshappen zu den lokalen Besonderheiten gut ab.


    In der Bretagne wartet auf Dupin kein rasanter Fall, sondern einer, den er sich erarbeiten muss. Für ihn bedeutet das, oft einen kleinen Spaziergang einzulegen, um besser nachdenken zu können. Der Schlüssel zum Hintergrund der Tat steckt nicht in den Aussagen der Bretonen, die die Kunst beherrschen, ihre Aussagen so sparsam zu dosieren, dass man das Treffen als Gespräch abhaken kann und trotzdem das für den Mord relevante nicht erfahren hat. Den Schlüssel findet Dupins Mitarbeiter Riwal, der sich stundenlang mit detaillierten Recherchen abmüht.


    Das stimmungsvolle Coverbild zeigt die Richtung an: Alles in allem punktet dieser Krimi mit seinem Lokalkolorit, in den der Fall optimal eingebettet worden ist, und der klassischen Aufmachung zwischen Gesprächen, Nachdenken, neuen Gesprächen und akribischen Nachforschungen. Ein guter Pluspunkt ist übrigens innen im Einband versteckt, in dem eine Landkarte die Orientierung am Ort des Geschehens erleichtert.


    3ratten


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    Wen können wir noch neugierig machen?

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Bettina


    Mich würde mal interessieren, warum du dem Buch "nur" 3 Ratten gegeben hast? Das wird mir aus deiner Rezi heraus nicht so klar.

    Gruß suray


  • Bettina


    Mich würde mal interessieren, warum du dem Buch "nur" 3 Ratten gegeben hast? Das wird mir aus deiner Rezi heraus nicht so klar.


    Für mehr Ratten waren mir die Figuren etwas zu flach bis stereotyp. Ausgerechnet eine Nebenfigur wie Nolwenn macht mich neugieriger als Dupin. Den finde ich so stereotyp, wie er sich selbst nicht findet: Krude Umgangsformen sind für mich ebenfalls eine Standardausstattung bei Kommissaren und außer den Manieren und den roten Heften hat er nichts Spezielles. Braucht er auch nicht zwingend. Es wäre ein Plus gewesen. Aber so ist es für mich einfach eine atmophärische Angelegenheit gewesen, bei der mich die Bretagne etwas mehr beeindruckt hat als das Personal. Eine gute, solide Unterhaltung, von der ich auch mehr lesen möchte, aber der erste Fall war ohne Sahnehäubchen. Daher habe ich auch nichts grundsätzlich Negatives über dieses Buch zu schreiben. Das, was es liefert, ist gut.

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  • Meine Meinung:
    Ich mag im großen und ganzen Krimis, die in bestimmten Regionen spielen. Zum einen auch deswegen, weil man die Gegend zusammen mit dem Kommissar bzw. den anderen Protagonisten erkunden kann, kennenlernt. Wenn dann noch interessante Persönlichkeiten dazu kommen und eine spannende Story obenauf gesetzt wird, was will man mehr? Doch leider wurden hier meine Erwartungen leider nicht erfüllt. Zum einen ist da Dupin, der Kommissar der zwangsversetzt wurde und zu dem ich keine Beziehung aufbauen konnte. Er blieb in meinen Augen die ganze Zeit über sehr blass, er entwickelte keine Tiefe und irgendwie hatte man auch immer das Gefühl etwas verpasst zu haben. Warum ist er zwangsversetzt worden? Was war der Grund? Und was für eine Rolle spielen die beiden Frauen, die mal kurz angesprochen werden? Fragen, die das ganze Buch über nicht beantwortet werden. Die Krimihandlung brachte in mir keine großartige Spannung auf. Sie kam mir zu konstruiert vor, zu sehr gewollt. Einzig die Auflösung war dann doch eine kleine Überraschung – aber nur eine kleine weil sehr schnell klar war, das es auf ein Familiendrama hinaus läuft. Dazu die Sprache – ich weiß nicht ob es an der Übersetzung liegt oder ob die französische Sprache grundsätzlich so gestelzt ist. Die Sprache, die Schreibweise machte es mir sehr schwer wirklich in die Geschichte hineinzukommen. Einzig die Beschreibung von Land und Leuten konnten mich etwas aussöhnen. Gelernt habe ich, das französische Autoren wahrscheinlich nicht so mein Fall sind.


    Meine Wertung: 2ratten

  • Ich lese gerade dieses Buch - erstes Drittel liegt hinter mir - und bin bisher sehr angetan. Commissaire Dupin ist echt kauzig - der französische Wallander. :breitgrins:


    Und da ich Frankreich liebe, sauge ich alles Französische auf und kann mir die Örtlichkeiten alle sehr gut vorstellen. Und die Bretagne wird einem ja auch sehr schmackhaft gemacht. Ich hoffe das Niveau bleibt auch die anderen beiden Drittel so hoch!

    Gruß suray


  • Gelernt habe ich, das französische Autoren wahrscheinlich nicht so mein Fall sind.


    Lustig, da der Autor wohl zur Hälfte Deutscher ist und das Buch auch auf Deutsch geschrieben hat. Jean-Luc Bannalec ist ein Pseudonym, Bannalec ist eine Stadt in der Bretagne :zwinker:

    LG, Dani


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  • Sommer in der Bretagne. Kommissar Georges Dupin aus Concarneau will gerade seinen Morgenkaffee einnehmen, als ihn ein dringender Anruf erreicht. Im Nachbarort Pont Aven wurde ein alter Hotelbesitzer ermordet. Da der zuständige Commissaire gerade im Urlaub weilt, muss Dupin übernehmen. Er steht vor einem Rätsel, denn wer bringt denn schon einen 91 Jahre alten Mann um? Was für ein Motiv könnte es für diese Tat geben? Dupin fängt an zu ermitteln. Immer wieder wird er auf die künstlerische Vergangenheit des Ortes und auch des Hotels des Verstorbenen hingewiesen. Ende des 19. Jahrhunderts haben hier Maler um Paul Gauguin die "Schule von Pont Aven" gegründet und die Entwicklung der Malerei entscheidend geprägt. Doch hat diese Vergangenheit etwas mit der Tat zu tun?


    Dupin ist ein recht eigenwilliger Ermittler. Aus Paris in die Bretagne strafversetzt, hat er sich hier dennoch gut eingelebt und kommt mit den Eigenheiten der bretonischen Einwohner inzwischen recht gut zurecht. Er ist eher ein Einzelgänger, seine Mitarbeiter haben es nicht immer leicht mit ihm, denn das Teilen seiner Gedanken liegt ihm gar nicht und so ist er die meiste Zeit der Einzige, bei dem die Fäden zusammenlaufen und weitergesponnen werden.


    Der Autor lässt der Umgebung viel Raum neben dem eigentlichen Fall. Neben den geschichtlichen Einzelheiten um Gauguin und seine Kollegen erfährt der Leser auch viel über die Bretagne. Teilweise liest sich das Buch wie ein Reiseführer, die Landschaft, die Leute und insbesondere die kulinarischen Spezialitäten der Region werden wirklich ausreichend gewürdigt. Am liebsten möchte man direkt Urlaub in der Bretagne buchen. Der Kriminalfall ist schön in diese Zusatzinformationen eingebettet, verläuft aber in eher ruhigen Bahnen. Wer einen reißerischen Thriller sucht, ist hier gänzlich falsch, wer einen beschaulichen, aber unterhaltsamen Krimi mit französischem Flair möchte, sollte dagegen unbedingt zugreifen!


    Weitere Fälle mit Kommissar Dupin kann ich mir gut vorstellen und ich bin gespannt, wann und wie der deutsch-französische Autor ihn weiterermitteln lässt!


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • So, nun liegt leider der Ausflug in die Bretagne hinter mir.


    Ich fand das Buch einfach nur toll! Der Kriminalfall war sehr spannend geschrieben und ich habe erst zum Schluss geahnt wie das Ganze abgelaufen ist. Monsieur le Commissaire Dupin fand ich super! Diese eigenwillige Art zu ermitteln - klasse! Und die Beschreibung der Bretagne und des französichen Lebens hat mir ebenfalls sehr gefallen! Ich würde mich riesig freuen, wenn es noch mehr Krimis mit Dupin geben wird!


    Von mir gibt es dafür: 4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Gruß suray

  • ... Zum einen ist da Dupin, der Kommissar der zwangsversetzt wurde und zu dem ich keine Beziehung aufbauen konnte. Er blieb in meinen Augen die ganze Zeit über sehr blass, er entwickelte keine Tiefe und irgendwie hatte man auch immer das Gefühl etwas verpasst zu haben. ...


    Ein richtiges Bild habe ich von ihm auch nicht bekommen. Es gibt ein paar Eigenheiten, die ich sehr charakteristisch finde (siehe die roten Hefte oder die Spaziergänge), aber formen wollte sich der Mann nicht so richtig. Witzigerweise fand ich seine Assistentin schon anschaulicher.

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  • Mehr als nur Essen und Trinken
    Amerikaner schreiben über Russland, Schotten über Frankreich, da macht es doch Freude wenn man mal wieder einen französischen Krimi liest, der auch von einem Franzosen verfasst wurde. Okay, Jean-Luc Bannalec hat zwar deutsche Wurzel, aber mit seinen „Bretonische Verhältnisse“ fängt er das französische Krimiflair ein, wie es kein Zugezogener kann.
    Die Handlung ist simpel und spielt in der Künstlerszene rund um das pittoreske Städtchen Pont-Aven. Bannalec schreibt über die Bedeutung der bildnerischen Kunst in dieser Region und welche berühmten Maler sich früher hier tummelten. Diese Informationen sind stimmig und verführen den Leser der Bretagne mal einen Besuch abzustatten.
    Auch die Figur des Kommissar Georges Dupin wird dem Leser sympathisch vorgeführt. Er ist etwas zerstreut, ruppig, aber hat dennoch einen guten Kern.
    Fazit:
    Jean-Luc beweist, dass Romane die in Frankreich spielen nicht nur vom Essen und Trinken handeln müssen, um den Leser zu erfreuen. Der einfache Handlungsstrang ist stilistisch angenehm verfasst und leicht verfolgbar. „Bretonische Verhältnisse“ zeigt, dass es nicht viel braucht um ein gutes Buch zu schreiben.
    3ratten

    Ohne Krimi geht der Thomas nie ins Bett!

  • Kommissar Dupin landete nach einem unerfreulichen Vorfall (er stößt wohl gerne mal Vorgesetzte vor den Kopf) in Concarneau, für den Pariser natürlich tiefste Provinz. Mittlerweile hat er sich allerdings eingelebt, auch wenn ihm klar ist, dass er von den Bretonen niemals vollständig akzeptiert wird und weiterhin Probleme mit der Aussprache bretonischer Namen hat. Als im malerischen Pont-Avon ein Hotelbesitzer, so alteingesessen, dass er praktische eine Institution war, ermordet wird, ist er sich der Brisanz des Falles allerdings bewusst.


    Ich habe das Buch als Urlaubslektüre in die Bretagne mitgenommen, bei dem Titel würde es sicherlich perfekt passen. Ich hatte zuvor schon mitbekommen, dass es sich bei dem Autor wohl eher um ein Pseudonym als um einen echten Franzosen handelte, habe das aber zunächst ignoriert, das ist ja kein Hinderungsgrund für einen guten Krimi.


    Bannalec mixt alles zusammen, was zu einem ordentlichen Krimi gehört, lässt seinen Kommissar sogar über die Stereotypen von Alkoholikerermittlern etc. philosophieren, bringt eine Menge Lokalkolorit ein und macht eigentlich alles richtig. Das Problem ist nur, dass man es merkt. Die angeblich individuellen, nicht stereotypen Eigenschaften des Kommissars erfüllen nur andere Klischees und seine Beziehung zu seinen Kollegen und Vorgesetzten erinnert mich ein wenig an Donna Leons Commissario Brunetti: ein Chef, den er am liebsten ignoriert, eine Sekretärin, die alles für ihn herausfindet und Assistenten, denen er keinen Hinweis auf seine Theorien gibt. Dass Dupin allerdings angeblich immer noch keine Ahnung hat, wie er den Namen seines Vorgesetzten aussprechen soll, mag ich ihm nicht abnehmen.


    Was das Lokalkolorit angeht, bin ich ebenfalls nicht glücklich geworden mit dem Buch. Die Ortsbeschreibungen sind treffend, ich war sogar schon in den beschriebenen Lokalen und bin halbwegs mit den Beschreibungen einverstanden (das Ar Men Du wurde zwischenzeitlich etwas umgebaut, vielleicht stimmt deswegen meine Erinnerung nicht ganz mit den Beschreibungen überein und so gut aussehend wie Bannalec es tut, fand ich den Besitzer jetzt nicht), aber irgendwie wirkt das alles zu inszeniert, um mir wirklich zu gefallen. Ich hatte die ganze Zeit den Eindruck eine Auftragsarbeit des Fremdenverkehrsvereins zu lesen.


    3ratten


    Fotos: Plage Tahiti mit Blick auf vorgelagerte Insel und Blick aufs Ar Men Du vom Weg oberhalb des Strands.

  • Meine Meinung
    Regionalkrimis sind eine Sache für sich. Meistens überwiegt nicht der Krimi, sondern die Region. Wenn man die nicht gut kennt, kann man mit dem Buch nur wenig anfangen. Das war bei diesem Krimi eine angenehme Überraschung. Der Autor hat viel von einer Region, die ich nicht kenne, in den Krimi gepackt. Trotzdem habe ich mich nicht gelangweilt. Im Gegenteil: mir haben die Beschreibungen von Land und Leuten sehr gut gefallen. Für mich war es genau die richtige Portion Bretagne. Auch die Tat und ihre Umstände waren sehr interessant. Anders war es mit Kommissar Dupin. Mit ihm konnte ich mich nicht anfreunden. Da ging es mir ähnlich wie Bettina, ich fand ich eher langweilig. Nicht die beste Voraussetzung für einen Protagonisten! Seine oft angesprochene Café-Sucht hat mich anfangs noch amüsiert, später immer mehr gestört.


    Fazit: Bretonische Verhältnisse war durchaus unterhaltsam, aber Dupin hat mir nicht gut genug gefallen, um ihm bei weiteren Ermittlungen zu begleiten.
    3ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.