Erstaunlicherweise kann man schon jetzt über den ganz normalen Buchhandel den dritten Teil der Chocolat-Serie von Joanne Harris bestellen!
(In Deutschland erscheint das Buch erst im September. In GB ist es schon erschienen, aber ohne Kreditkarte kann man ja bei amazon.uk nichts bestellen....).
Mein Exemplar war innerhalb von 2 Tagen da, und innerhalb einer halben Nacht gelesen (ca. 450 S.).
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Chocolat war ein interessantes Buch gewesen, "Himmlische Wunder"/ "The lollipop shoes"/"The girl with no shadow" enttäuschen und lang und nun war ich skeptisch, wie die Fortsetzung sich lesen würde.
Zum Inhalt:
Wir haben August.
Vianne lebt mit Roux und Anouk sowie Rosette immer noch auf dem Hausboot in Paris und betreibt dort eine kleine Chocolaterie.
Rosette wird zu Hause unterrichtet, weil sie fast nicht spricht.
Über Anouk wissen wir nicht viel (sie war mMn in Buch 1 ganz anders als in Buch 2).
Vianne bekommt einen Brief, der sie auffordert, nach Lansquenet zurückzukehren (nicht für immer) und beschließt, mit ihren beiden Töchtern dort Urlaub zu machen.
Dort angekommen, verstrickt sie sich sogleich wieder in das Leben diverser alter und neuer Bekannter und gerät zwischen die Fronten der Einwohner von Lansquenet und Les Maraudes.
In Les Maraude wohnen zu dieser Zeit zum großen Teil Moslems.
Erzählt wird das Buch wie Chocolat abwechselnd von Vianne, die sich nicht so verändert hat, und Francis Reynauld, der sich sehr verändert hat.
Reynauld erzählt wie in Chocolat eine Art Beichte oder unterhält einen inneren Monolog mit seinem "Père".
Im Zentrum der Erzählung steht eine geheimnvisvolle muslimische Frau, deren Namen anfangs keiner kennt und die stets von Kopf bis Fuß verschleiert ist,sowie deren Tochter.
Weiter erfahren wir diesmal weniger von den Dorfbewohnern, sondern mehr von einigen Einwohnern von Les Maraudes.
Mein Eindruck:
Das Buch ist wirklich spannend geschrieben!
Es gibt viele "twists and turns", fast in jedem Kapitel ändert man seinen Eindruck von einer Person und manchmal gewinnt man am Ende den ursprünglichen Eindruck wieder zurück.
Es kommen immer neue, dringliche Probleme und teils atemberaubende Situationen dazu (bei einer hätte ich fast ins Tischtuch gebissen und gerne geschrieben "nun macht doch...!").
Vianne ist sich ziemlich treu geblieben und versucht, jeden zu verstehen und jedem zu helfen.
Allerdings hat sie auch ein ganz privates Problem, das an ihren Nerven zerrt und die Beziehung zu einer Freundin stark belastet.
Roux ist einfach nicht mitgekommen und so den Großteil der Geschichte nicht da (in doppelter Hinsicht).
Anouk hat mich sehr enttäuscht, der Charakter aus Buch 1 ist irgendwie abhanden gekommen und wir erfahren nicht allzu viel von ihr, sie scheint auch eher im Hintergrund als verlängerter Arm von Vianne zu agieren.
Rosette wird etwas mehr ausgebaut, aber auch nicht so viel.
Reynauld wird sehr stark ausgebaut, äußert nachvollziehbare Gedanken (und weniger nachvollziehbare: Warum soll gerade Vianne ihm helfen?!) und hat nachvollziehbare Probleme (wenn man sich auch am Anfang fragt, welches diese denn sind).
Kleines Schmankerl:
Am Anfang des Buches erzählt Reynauld von seiner Gemeinde, unter anderem über einen Imker.
Exakt diese Geschichte findet sich als Anekdote in dem Kochbuch "The French market" von Joanne Harris (und Fran Warde)!
Nicht wirklich ein Spoiler:
Am Ende stirbt eine Hauptperson.
Man kann aber nicht voraus ahnen, welche.
Allerdings ist es eine, der man es (mit) am wenigstens wünscht....
In der Mitte des Buches dachte ich, na toll, alles vorhersehbar, es wird ordentlich in die Klischeekiste gegriffen!
Dem ist aber nicht so, bis zum Schluss ist man bzgl. gleich mehrerer Aspekte nämlich auf der falschen Fährte!
So gibt es ganz am Schluss eine Szene, in der Vianne eine Meinung äußert,
nämlich, dass der Schleier von Inès im Haus doch reichlich übertrieben sei - immer diese zur Schau gestellte Frömmigkeit!
der man zustimmt.
Nur eine Seite weiter wird diese Meinung durch die Handlung einer Person revidiert
Inès lüftet nämlich mit dem Schleier ihr Geheimnis
und man hält das ursprünglich angeprangerte Verhalten für komplett nachvollziehbar.
Parallel zu dieser doch sehr spannenden Szene läuft noch ein anderer Handlungsstrang ab, in dem die Zeit abläuft, und der auch ziemlich spannend geschrieben wird, immer wieder gibt es Wendungen und man fragt sich, ob die Zeit noch reicht
Reynaulds Gefangenschaft
Am Ende dieser Szene wiederum entsteht eine ganz neue Konfliktsituation, mit der man so gar nicht gerechnet hätte, und die dann so ziemlich den (zweiten) Höhepunkt der Geschichte darstellt.
Ganz am Ende bleibt die Geschichte ein bisschen offen.
Es wird zwar alles "aufgeklärt", aber man weiß nicht, wie und vor allem wo es jetzt mit Vianne und Roux weitergehen wird.
Dafür hat Joanne Harris ja auch schon den vierten Teil angekündigt - für ca. 2014.
Alles in allem würde ich sagen
PS
Ein Rezensent hatte den Eindruck erweckt, dieses Buch sei fast zweisprachig geschrieben.
Dem ist überhaupt gar nicht so!
deutschen Titel hinzugefügt, LG illy