E.T.A. Hoffmann - Die Elixiere des Teufels

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 8.589 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von dodo.

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    Huhu,


    sollten wir wirklich noch keinen Thread zu diesem Klassiker haben?


    Klappentext


    Der Mönch Medardus kann dem im Kloster aufbewahrten Teufelselixier nicht widerstehen und wird von finsteren Mächten in Liebeswahn, Ehebruch und Mord getrieben. Auf der Flucht begegnet er einem Doppelgänger, der ihn auf seinen fluchbeladenen und blutigen Irrfahrten verfolgt. Mit einer Fülle von grausigen Motiven und schaurigen Requisiten öffnen sich die Abgründe von Leidenschaft, Wahnsinn und Verbrechen.


    Zitat von "Leseprobe"

    Der Gedanke, sie nicht wiederzusehen, war mir unerträglich, aber daß sie mein Weib werden sollte, das erfüllte mich mit einem mir selbst unerklärlichen Abscheu. Deutlich ging in mir die Ahnung auf, daß, wenn der verbrecherische Mönch vor dem Altar des Herrn stehen werde, um mit heiligen Gelübden freveliges Spiel zu treiben, jenes fremden Malers Gestalt, aber nicht milde tröstend wie im Gefängnis, sondern Rache und Verderben furchtbar verkündend, wie bei Franceskos Trauung, erscheinen und mich stürzen werde in namenlose Schmach, in zeitliches, ewiges Elend. Aber dann vernahm ich tief im Innern eine dunkle Stimme: "Und doch muß Aurelie dein sein! Schwachsinniger Tor, wie gedenkst du zu ändern das, was über euch verhängt ist?" Und dann rief es wiederum: "Nieder - nieder wirf dich in den Staub! - Verblendeter, du frevelst! Nie kann sie dein werden; es ist die heilige Rosalia selbst, die du zu umfangen gedenkst in irdischer Liebe." So im Zwiespalt grauser Mächte hin und her getrieben, vermochte ich nicht zu denken, nicht zu ahnen, was ich tun müsse, um dem Verderben zu entrinnen, das mir überall zu drohen schien.


    Meine Meinung


    Heinrich Heine bezeichntere "Die Elixiere des Teufels" als gefährliches Buch, da es das „Furchtbarste und Entsetzlichste, das der Geist erdenken kann ...“ enthalte. Heutzutage mag man darüber streiten. Tatsache ist, dass es in E.T.A. Hoffmanns Roman um einen kranken Geist in einem kränker werdenden Körper handelt. Die Hauptrolle spielt Bruder Medardus, der als Franz auf die Welt kam und schon in frühester Kindheit von Frauen geprägt wurde. Seinem verfluchten Vater hat er eine schwere "Erbsünde" zu verdanken, doch im Kloster tut er Buße und wirkt vermeintlich glücklich.


    Rasch steigt er in der Hierarchie auf, wird vom einfachen Mönch zum Reliquienverwalter und Prediger, der die Menschen begeistert. Doch gerade dieser Aufstieg bringt ihn zu Fall, denn bei einer Reliquie - man möge daran glauben oder nicht - handelt es sich um das "Elixier des Teufels": Trinke man davon, so erliegte man den Verlockungen des Teufels. Medardus, einerseits abgeschreckt, andererseits von Fremden ob seiner Reliquiengläubigkeit aufgezogen, reagiert mit Trotz ... und trinkt den vermeintlichen Wein.


    Der erneute Fluch lässt nicht lange auf sich warten. Medardus flieht nahezu aus dem Kloster und begibt sich auf seine Reise, auf der er fast dem Wahnsinn verfällt. Konnte er vorher seine fleischlichen Begierden unter Kontrolle erhalten, erliegt er nun den Versuchungen. Auch vor Mord macht er bald nicht mehr halt und es scheint, als ob eine dunkle Macht ihn vor seinen Verfolgern beschützen würde. Auf seinem ruchlosen Weg trifft er immer wieder auf alte und neue Bekannte, die allesamt mehr oder weniger mit ihm verwandt sind. Dies macht "Die Elixiere des Teufels" zu einem sogenannten Stammbaumroman, bei dem man recht schnell den Überblick verliert, wer denn nun was und mit wem....


    Leider verwirrte mich E.T.A. Hoffmann eher, als dass er mich mit seinem "Gruselklassiker" fesseln konnte. Die Erzählung ist meistens so wirr und undurchdringlich, dass ich ganze Passagen eher gelangweilt überflog, anstatt sie aufmerksam zu lesen. Auch moralisch empfinde ich das Buch als fragwürdig, da Medardus ungestraft mordet, dafür dann leidlich Buße tut und ihm vom Himmel - und den Klosterbrüdern - verziehen wird. Was macht eine solche Erzählung zum Klassiker der Weltliteratur? Ich habe leider keine Antwort darauf gefunden.


    2ratten


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von fairy ()

  • Also ich habe das Buch auf dem SUB und habe es vor langer Zeit in der Schule gelesen und ich fand das Buch damals schon ziemlich klasse, weshalb ich es mir ja auch nochmal gekauft habe. :zwinker:

  • Ich musste das Buch vor kurzem für die Uni lesen. Meine Meinung:


    Dieses Buch hat mich wirklich fertig gemacht und ich habe lange damit gekämpft. Hoffmanns Schreibstil hat mir sehr gefallen, es war nicht schwer zu lesen, und obwohl das Buch 1815/16 veröffentlicht wurde, war alles sehr verständlich geschrieben und nicht so hochgestochen ausgedrückt, das hat mich verblüfft und beeindruckt! Allerdings habe ich noch nie in meinem Leben eine so krankhafte und verworrene Geschichte gelesen, und ich gebe zu, dass ich die Verstrickungen der ganzen Charaktere immer noch nicht verstanden habe! Da ich über das Buch ein Exposé, ein Referat und eine Hausarbeit verfassen muss, werde ich mir nun erstmal ein paar Sekundärtexte zu Gemüte führen! :entsetzt:


    Von mir gibt's auch 2ratten

  • Hab ja meine Rezi hier gar nicht eingestellt ist mir geradeso aufgefallen:


    Eigentlich ist ja die Figur des Bruder Medardus mehr als nur unsympatisch. Er tötet, versucht zu vergewaltigen und erwartet dennoch das man ihm vergibt, vielmehr das Gott ihm vergibt. Trotzdem, ich mag dieses Buch! Die Familienverbindungen der einzelnen Personen ist zwar teilweise ein bissl arg an den Haaren herbeigezogen aber das tut der Spannung keinen Abbruch. Toll finde ich auch das man als Leser manchmal selbst nicht mehr so richtig weiß ob nun die Hauptfigur wirklich Wahnsinnig ist oder doch nicht. Auch das leicht gruselige und mystische hat meinen Geschmack voll getroffen.Ich selbst kann es daher nur wärmstens empfehlen und wünsche viel Spaß beim lesen!


    4ratten

  • Ich habe es auch vor kurzem gelesen, musste mich allerdings oftmals zwingen es überhaupt weiterzulesen....

  • Hallo!



    Ich habe es auch vor kurzem gelesen, musste mich allerdings oftmals zwingen es überhaupt weiterzulesen....


    Darf ich fragen warum?


    (Ihr verzeiht, wenn ich so auf Begründungen Eurer Urteile insistiere, auch und gerade, wenn ich das Buch schon kenne. Es ist für mich eine Möglichkeit, Euch ein bisschen kennenzulernen und so bei Büchern, die ich nicht kenne, abschätzen zu können, inwiefern Eure Aussagen als Leser darüber auf mich als Leser übertragbar sind.)


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Ich hab das Buch auch noch im SUB ganz oben liegen und werde es mir demnächst zu gemüte führen. Ich mag E.T.A. Hoffmann eigentlich sehr, weshalb ich mir eigentlich schon viel davon verspreche...


  • Hallo!


    Darf ich fragen warum?


    Natürlich darfst du. ;)


    Ich fand es ehrlich gesagt ziemlich trocken und langatmig.
    Desweiteren mag ich wohl einfach Hoffmann's Schreibstil nicht sonderlich.
    Natürlich soll das aber keineswegs das Buch als solches denunzieren.


    Thorsten

  • (Ihr verzeiht, wenn ich so auf Begründungen Eurer Urteile insistiere, auch und gerade, wenn ich das Buch schon kenne. Es ist für mich eine Möglichkeit, Euch ein bisschen kennenzulernen und so bei Büchern, die ich nicht kenne, abschätzen zu können, inwiefern Eure Aussagen als Leser darüber auf mich als Leser übertragbar sind.)


    Es soll also tatsächlich noch Autoren geben, die Du noch nicht kennst? :breitgrins:


    dumbler *erstaunt*

  • Hallo!
    Habe "Die Elixiere des Teufels" gerade fertiggelesen. Je mehr ich gelesen habe, umso besse hat es mir gefallen. Der Anfang war schon recht mühsam, aber je mehr man in die Geschichte eingestiegen ist, umso mehr Spaß hat einem das Lesen bereitet.
    Und gerade das Verworrene und Ungewisse in der Geschichte ist das, was dieses Buch ausmacht.
    deswegen:
    4ratten
    Ciao
    Kai

  • Ich habe dieses Buch seinerzeit sehr geliebt. Aufgrund der abstrusen Handlung liest es sich streckenweise nicht einfach, mich hat aber die Grundstimmung dieses Buches verzaubert. Man spürt zudem "Originalität" wie wenn man einem großen Kunstwerk gegenübertritt.


    Gruß, Thomas

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    Meine Meinung
    Ich habe mich zunächst etwas von der Dicke des Buches einschüchtern lassen, allerdings war das ziemlich unbegründet. Auch wenn sich E.T.A. Hoffmanns Werk nicht mal eben so runterlesen lässt, nimmt einen die Handlung doch so gefangen, dass man fast dazu getrieben wird, immer weiter zu lesen. Zumindest erging es mir so.


    Anfangs fiel es mir noch etwas schwer, mich wirklich für das Buch zu begeistern. Es wird lang und breit erklärt, wie Medardus in das Kloster gelangt und da das nicht unbedingt mein bevorzugtes Thema ist, habe ich etwas gebraucht, um mich für das Buch zu erwärmen. Doch dann wurde die Atmosphäre langsam aber sicher düsterer und ab hier war ich wirklich begeistert. Zwar ist die Handlung manchmal ziemlich verwirrend, aber man kommt irgendwie immer mit. In meiner Ausgabe findet sich im Anhang auch eine Aufstellung der Verbindungen, allerdings habe ich diese erst nach Lesen des Buches entdeckt. Vielleicht war das auch besser so, weil sie sonst einiges vorausnehmen würde ... so hatte ich aber die Gelegenheit, im Nachhinein alles nochmal nachzuvollziehen.


    Die düstere Stimmung hatte ich ja schon erwähnt. Man hat die ganze Zeit das Gefühl, als würde eine dunkle Wolke über einem schweben, die kurz davor ist, auszubrechen. Hoffmann versteht es meisterlich, mit Naturbeschreibungen, kleinen Nebensächlichkeiten und individuellen Charakteren zu spielen und eine unglaubliche Stimmung zu erzeugen. Ich fand das klasse und habe dadurch ständig mitgefiebert bzw. mir gewünscht, dass Medardus endlich zur Besinnung kommt.


    Insgesamt kann ich nur sagen: Auf E.T.A. Hoffmann ist Verlass, denn mit diesem Werk hat er mich zum wiederholten Male von seinem Können überzeugt.
    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • Der Mönch Medardus fühlt ab frühester Kindheit seine Berufung zum geistlichen Stand. Bereits in jungen Jahren tritt er in das Kloster zu B. ein. Die ersten Jahre verbringt er sehr zufrieden, doch als seine Popularität in der Bevölkerung wegen seines Rednertalents steigt, beginnt ihn eine nicht nachlassende Unruhe zu quälen. Nachdem er aus der ihm anvertrauten Reliquienkammer die "Elixiere des Teufels" stiehlt und davon trinkt, kennt er kein Halten mehr. Er beschließt die klösterlichen Fesseln zu sprengen und in der Welt sein Glück zu finden. Dadurch gerät er in einen Strudel aus Mord, Vergewaltigung und Wahnsinn.


    E.T.A Hoffmann verfasste diesen Roman als vermeintliche Autobiographie des Mönches Medardus. Dieser verfasst im Versuch einer Rechtfertigung seine Lebensbeichte, in der Hoffnung auf Erlösung. Dabei nimmt er den Leser mit auf einen schaurigen Horrortrip, bei dem man bald nicht mehr zwischen Wahnsinn und Wirklichkeit unterscheiden kann. Erlebt Medardus seine Erlebnisse oder schildert er seine Fieberträume, die ihn nach seinem öffentlichen Zusammenbruch ans Bett fesseln? Durch den immer wieder auftauchenden Doppelgänger, der mit jedem Mal dämonischere Züge annimmt, entsteht beim Lesen der Eindruck, einer zerfasernden Persönlichkeit auf dem Weg zum Abgrund zu lauschen. Erschreckend und fesselnd, verwirrend und düster - ein Roman, der sicher auch beim wiederholten Lesen neue Facetten bereithält.


    :tipp: