Thomas Hardy - Am grünen Rand der Welt

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  • Hier startet am 4. November 2012 unsere Leserunde zu Thomas Hardys


    [size=11pt]Am grünen Rand der Welt[/size]
    (Far from the Madding Crowd, 1874)


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    Eins mit seiner Welt weiß sich der Held des Romans, der Farmer Gabriel Oak; nur so kann er die Enttäuschungen und die Demütigungen von seiten seiner Angebeteten Bathsheba Everdene verwinden. Bathsheba, egoistisch und launenhaft, wählt mit untrüglichem Gespür immer wieder den falschen Mann, bis sie nach bitteren Erfahrungen erkennt, daß sie zu Oak gehört. Hinter der mühsam gekitteten Idylle drohen freilich die Schatten der Auflösung.


    Ganz im Stil des traditionellen Erzählens legt Hardy einen Hauch des Archaischen über seinen ländlichen Schauplatz und seine einfachen Figuren. Völlig unprätentiös und unaffektiert vermag er gerade den modernen Leser in seinen Bann zu schlagen, weil unter der Schlichtheit seiner heilen Welt eine tiefe Trauer und ein unabweisbarer Skeptizismus fühlbar werden. »The sad man sighed his fantasies« - diese Gedichtzeile von Hardy könnte als Motto über seinem Werk, im besonderen aber über ›Am grünen Rand der Welt‹ stehen. Die Spannung zwischen Altem und Neuem, pastoraler Welt und aufkommendem Industriezeitalter, zwischen der Klage um den Verlust und dem eigensinnigen Festhalten an der Utopie berührt auch den heutigen Leser unmittelbar. (Quelle: Amazon)



    Teilnehmer:
    Kandida
    Mrs. Dalloway
    Valentine
    Klassikfreund ?
    tina
    Doris
    und natürlich alle, die Lust haben, mitzumachen


    Ich wünsche uns viel Spaß und anregende Diskussionen!


    Liebe Grüße
    Doris

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()

  • Hallo zusammen,


    dann will ich mal den Anfang machen.


    Thomas Hardy zu lesen wird für mich langsam wie der Besuch einer alten Heimat, weil es nie lange dauert, bis ich mich eingelesen habe und mir die Figuren und die Landschaft schon nach kurzer Zeit vertraut vorkommen. Wobei es ja bei der Landschaft tatsächlich eine Heimkehr in vertraute Gefilde ist, weil Hardy seine Geschichten alle in derselben Gegend ansiedelt. Sehr früh kommen auch die ersten Landschaftsbeschreibungen, die ich von ihm so schätze. Im II. Kapitel schildert er sehr treffend, auf welche Arten der Wind auf den Feldern über das Gras hinwegweht, eine Beobachtung, die ich schon als Kind draußen selbst gerne gemacht habe. Vielleicht saß er ja beim Schreiben tatsächlich draußen und brachte seine Beobachtungen direkt aufs Blatt.


    Gabriel ist ein viel versprechender Charakter. Sich in dieser Zeit mit Schafen selbständig zu machen, war sicherlich nicht alltäglich. Er ist auf jeden Fall risikofreudig und hat außerdem ein gesundes Selbstvertrauen. Die junge Dame, die er kennen lernt, ist auch eine interessante Person. Aus wohlhabendem Haus kann sie nicht stammen, sonst würde sie kaum auf einem Wagen mit ihren ganzen Besitztümern reisen und hätte auch keine Ahnung vom Kühe melken. Aber ihr Auftreten macht nicht den Eindruck, als sei sie nur eine einfache Magd.


    Es schwingt eine gewisse Leichtigkeit mit, an die ich mich aus anderen Büchern gar nicht erinnern kann. Habe ich das nur vergessen oder liegt es an Gabriels Charakter?


    Wollen wir eigentlich Spoiler setzen oder reicht es aus, wenn besprochenen Abschnitte hervorzuheben?

  • Schon im ersten Kapitel werden die beiden Protagonisten vorgestellt und dass in so typischer Hardy-Manier. Er beschreibt nicht nur das Äußere, sondern geht direkt auf die verschiedenen Facetten des Charakters ein. Hardy ist sowieso ein Genie der Beschreibung, seien es, so wie hier, Personen oder die sie umgebende Landschaft.
    Auch kommt hier schon im ersten Kapitel ein stiller Humor zum Vorschein, wie in dem Satz:


    Zitat

    Noch wahrscheinlicher ist es freilich, dass sie gar keine Dankbarkeit empfand, denn sie hatte ihren Willen nicht durchsetzen können, und wir wissen ja, wie Frauen einen Beistand dieser Art lohnen.


    Dass Gabriel als selbständiger Schäfer arbeitet, zeigt auch ein wenig von seinem Charakter. Er möchte unabhängig und frei sein und dafür ist er bereit auch ein Risiko einzugehen. Es äßt annehmen, dass es sich hier um einen Mann handelt, der weiß was er will.
    Besonders schön fand ich im zweiten Kapitel die Beschreibung der Nacht und ihre magische Anziehung. Ich fand es in der englischen Ausgabe einfach wunderbar geschrieben:


    Zitat

    The poetry in motion is a phrase much in use, and to enjoy the epic from that gratification it is necessary to stand on a hill at a small hour of the night and having first expanded with a sense of difference from the mass of civilised mankind, who are dreamwrapt and disregardful of all such proceedings at this time, long and quietly watch your stately progress through the stars. After such a nocturnal reconnoitre it is hard to get back to earth, and to believe that the consciousness of such a majestic speeding is derived from a tiny human face.


    Trotzdem ist die Übersetzung sehr gut gelungen und gibt Worte Hardys sehr schön wieder.
    Auch die Beschreibung der Sternbilder und ihre Sterne hatten mir sehr gefallen. Genau diese beschriebenen Sternbilder, habe ich mir erst letztens angesehen. Da ich begeisterte Astronomin bin :breitgrins:, ist mir Gabriel noch mal um einiges sympathischer geworden.



    Thomas Hardy zu lesen wird für mich langsam wie der Besuch einer alten Heimat, weil es nie lange dauert, bis ich mich eingelesen habe und mir die Figuren und die Landschaft schon nach kurzer Zeit vertraut vorkommen. Wobei es ja bei der Landschaft tatsächlich eine Heimkehr in vertraute Gefilde ist, weil Hardy seine Geschichten alle in derselben Gegend ansiedelt. Sehr früh kommen auch die ersten Landschaftsbeschreibungen, die ich von ihm so schätze. Im II. Kapitel schildert er sehr treffend, auf welche Arten der Wind auf den Feldern über das Gras hinwegweht, eine Beobachtung, die ich schon als Kind draußen selbst gerne gemacht habe. Vielleicht saß er ja beim Schreiben tatsächlich draußen und brachte seine Beobachtungen direkt aufs Blatt.


    Du nimmst mir die Worte aus dem Mund. Auch ich hatte das Gefühl literarisch bei Hardy wieder "zu Hause" zu sein. Er ist einfach einzigartig und ich bin mir sehr sicher, dass er viel im Freien geschrieben hat.



    Es schwingt eine gewisse Leichtigkeit mit, an die ich mich aus anderen Büchern gar nicht erinnern kann. Habe ich das nur vergessen oder liegt es an Gabriels Charakter?


    Auch das empfinde ich genauso. Wenn ich mich an "Tess" entsinne oder auch "The Return of the Native", dann habe ich sie auch eher etwas düster in Erinnerung. Dieses Buch hier zeigt sogar Hardys Humor, der sachte durchscheint.



    Wollen wir eigentlich Spoiler setzen oder reicht es aus, wenn besprochenen Abschnitte hervorzuheben?


    Ich kann gut auf Spoiler verzichten und habe es mir sogar angewöhnt, die entsprechenden Kapitel immer Fett zu markieren, insofern würde es mich nicht stören, wenn wir auf Spoilermarkierungen verzichten würden. Ich empfinde sie immer etwas störend im Lesefluss.


    Ich freue mich schon so sehr auf's weiterlesen und jetzt bin ich mir gar nicht mehr sicher, ob ich überhaupt die deutsche Ausgabe lesen soll, denn Hardys Englisch ist gut zu verstehen und es täte mir auch gut, mal wieder mein Vokabular etwas zu erweitern. Mal sehen, vielleicht springe ich auch einfach hin und her.


    Viele Grüße Tina

  • Wenn wir die Kapitel, wie Tina vorgeschlagen hat, fett markieren, brauchen wir von mir aus auch keine Spoilermarkierungen zu setzen.


    Ich habe gestern leider nur das erste Kapitel geschafft, aber mir geht es wie Euch, es ist wie Nachhausekommen - ich fühle mich genauso in die Zeit und Gegend entführt, in der das Buch spielt, wie schon bei den "Woodlanders". Ich mag Hardys Art sehr, die Menschen zu beschreiben. So kleine Kauzigkeiten wie Gabriels eigentlich völlig unbrauchbare Uhr mag ich total gerne. Und ich fand es schön, wie Hardy beschreibt, dass Gabriel in dem Alter ist, in dem man dem Wort "Mann" nicht mehr "jung" voranstellt :smile:


    Das Mädel auf dem Möbelwagen klingt interessant, scheint eine selbstbewusste junge Dame zu sein.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Wow, ihr seid ja alle richtige Hardy-Fans. :smile:


    Ich habe jetzt die ersten 4 Kapitel gelesen:


    Im Gegensatz zu Tess, was mir nicht so gut gefallen hat, beginnt dieser Roman sehr viel friedlicher und ist teilweise sogar wirklich witzig. Gabriel Oak war mir von Anfang an sympathisch. Er lebt eben im Einklang mit der Natur und in den Tag hinein, womit er auch ziemlich zufrieden ist, bis er doch eines Tages die Bekanntschaft von Bathsheba macht und sofort von der Fremden angezogen wird.


    Besonders interessant fand ich, dass Bathsheba über voyeuristische Elemente in die Handlung eingeführt wird. Oak beobachtet sie unbeobachtet in relativ intimen Situationen, wie sie z. B. ihr Aussehen im Spiegel kontrolliert oder sittenwidrig im Männersattel reitet. Das hat mich dann fehlgeleitet, anzunehmen, dass Bathsheba hier wohl eher eine passive Rolle einnehmen wird, aber dem ist ja gar nicht so. Bathsheba ist direkt, frech und weiß, was sie will: Braut sein, aber nicht verheiratet sein. :breitgrins: Das ist etwas, was ich an Hardy sehr gerne mag: Er schafft Frauenfiguren, die irgendwie anders sind und eben oft nicht sittenkonform handeln, die man aber trotzdem mag. Das war ja schon bei Tess so, wo die Figur zwar aufgrund ihres Fehltritts tragisch endet, aber durch den Untertitel "a pure woman, faithfully presented" quasi vom Autor geadelt wird.


    Bei einer Stelle musste ich besonders schmunzeln:

    Zitat

    Why, if I'd wanted you I shouldn't have run after you like this; 'would have been the forwardest thing!


    Bathsheba erinnert mich hier an die Benimmbücher für junge Damen aus dem 18. Jahrhundert, in denen immer wieder betont wird, dass man ja kein Interesse bekunden darf, da das abschreckend wirkt. Playing hard to get. :breitgrins:

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Kurze Zwischenfrage: wer liest denn eigentlich noch auf englisch?


    Ich konnte auch nicht widerstehen, schon mal in Eure weiteren Kommentare reinzuspicken, obwohl ich noch nicht ganz so weit bin. (Jetzt, wo Du's sagst, Mrs. Dalloway, habe ich den Eindruck, dass Bathsheba ihren Namen nicht von ungefähr hat. So hieß in der Bibel doch auch die Frau, die König David beim Baden beobachtet hat ;) )

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Kurze Zwischenfrage: wer liest denn eigentlich noch auf englisch?


    Hier, ich. :winken:



    (Jetzt, wo Du's sagst, Mrs. Dalloway, habe ich den Eindruck, dass Bathsheba ihren Namen nicht von ungefähr hat. So hieß in der Bibel doch auch die Frau, die König David beim Baden beobachtet hat ;) )


    Ah, so macht das durchaus Sinn, finde ich. Danke für die Info, Valentine! :smile: Habe mich über den Namen auch gewundert, aber bin auf keine sinnvollen Lösungen gekommen. Denn dass er einfach so zufällig gewählt wurde, glaube ich bei einem Namen wie "Bathsheba" nicht.

    "This was another of our fears: that Life wouldn't turn out to be like Literature" (Julian Barnes - The Sense of an Ending)

  • Ich habe die Penguin-Ausgabe mit Anmerkungen, da bin ich gespannt, ob der Name erläutert wird. Gabriel ist ja auch ein wichtiger Protagonist in der Bibel, mal sehen, ob sich da irgendwelche Parallelen feststellen lassen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich kenne Bathsheba aus dem hebräischen. Bat heißt Tochter und Sheba kommt von Sheva was die Zahl Sieben ist. So ist Batsheva die siebte Tochter. :belehr:

  • Danke für die Info, tina! :winken:
    Immerhin bin ich schon bei Kapitel 2 angekommen, werde aber zusehen, dass ich heute den Abstand zu
    euch wieder aufhole. Das Wetter spielt mir zu. :breitgrins:

    🐌

  • Ich bin jetzt auch bis Kapitel 4 vorgedrungen.


    Was für wunderschöne Beschreibungen. Sowohl die Beobachtungen der Bäume und des Windes im Gras als auch - ganz besonders - die Sternbilder :herz: Sehr treffend beschrieben fand ich, wie Gabriel plötzlich merkt, dass er nicht alleine ist, so mitten in der Nacht.


    Ich mag Gabriel sehr gerne, ein sympathischer, offener Mensch. Wie er nachts das neugeborene Lämmchen zu sich holt, zeigt ihn als fürsorgliche Person, und sein Verhalten gegenüber Bathsheba ist so wunderbar frei von aller Raffinesse oder Berechnung, er kann seine Verliebtheit ja kaum verbergen. Der Heiratsantrag war auch süß irgendwie, und seine etwas naive Reaktion, als sie sagt, es sei wohl besser, wenn er ein Mädchen mit Geld heiratet.


    Bathsheba gefällt mir auch. Ich bin gespannt darauf, mehr über sie zu erfahren. Bisher wissen wir ja nur, dass sie vorübergehend (?) bei ihrer Tante lebt und sich, zumindest wenn keiner hinschaut, wenig um Konventionen schert. Der Satz, sie wäre gerne Braut, aber nicht gerne Ehefrau, hat mir auch gefallen. Eine sehr hohe Meinung von der Ehe hat sie demzufolge wohl nicht. Ob es dafür einen bestimmten Grund gibt? Oder liegt es einfach nicht in ihrer Natur, sich zu binden, bzw. ist sie einfach gerne mit sich allein? Sie hat Gabriel ziemlich schnell von seiner idealisierten Vorstellung "runtergeholt", er fand den Gedanken ja sehr schön, immer zusammen zu sein. Scheint, als ob er der Romantiker von den beiden ist.


    Lachen musste ich, als er sich für das Treffen mit Bathsheba herausgeputzt hat. Sein Frisier-Experiment war herrlich beschrieben :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • So, ich habe es geschafft bis einschließlich Kapitel 5 zu lesen und muss sagen, Gabriel gefällt mir sehr gut.
    Was für ein ruhiger, ausgeglichener Charakter.
    Auch Bathsheba ist mir durchaus sympathisch.
    Dies ist meine erste Begegnung mit Hardy und ich muss sagen, ich mag die Art, wie er schreibt.


    Allerdings bin ich noch ein bisschen schockiert von den Geschehenissen in Kapitel 5, Gabriel verliert seine Herde
    und steht vor dem Nichts. Das tut mir so unendlich leid. Auch hat es mich sehr betroffen gemacht, dass sein Hund dafür sein
    Leben lassen muss. In heutiger Zeit fast unvorstellbar, aber auch -zumindest aus Gabriels Sicht - nachvollziehbar.
    Ich bin sehr gespannt, wie es weiter geht.

    🐌


  • Ich mag Gabriel sehr gerne, ein sympathischer, offener Mensch. [...] Bathsheba gefällt mir auch.


    Sie sind alle beide liebenswert, weil sie so unverblümt und offenherzig sind, zumindest wenn es um ihre Beziehung geht, so kurz sie auch derzeit noch sein mag. Bei Bathsheba bin ich mir allerdings sicher, dass sie einiges zu verbergen hat. So wie sie sich gibt, könnte sie genausogut eine Magd wie eine Herrin sein. Ich bin schon gespannt, womit ihre Vergangenheit aufwarten kann.



    Allerdings bin ich noch ein bisschen schockiert von den Geschehenissen in Kapitel 5, Gabriel verliert seine Herde und steht vor dem Nichts. Das tut mir so unendlich leid. Auch hat es mich sehr betroffen gemacht, dass sein Hund dafür sein Leben lassen muss.


    Wie macht man einem Hund klar, dass er übereifrig war? Als Hütehund hat er versagt, von daher wird sich keiner mehr die Mühe machen wollen, sich eingehender mit ihm zu beschäftigen. Das Risiko einer Wiederholung des Vorfalls ist zu groß und der Verlust zu kostspielig. Wahrscheinlich ist es lohnender, in solchen Fällen einen neuen Hund auszubilden. Mich hat erstaunt, dass die Hunde Lammfleisch zu fressen bekamen. Wenn die erst einmal auf den Geschmack kommen, haben sie einen gedeckten Tisch vor sich.


    Aber das hat sich ja nun erledigt. Gabriel bleiben durch den Verkauf der übrigen Herde zwar keine Schulden, aber er geht für meine Begriffe schon zu gelassen mit der Tragödie um. Schade, dass dieser Teil der Erzählung so schnell abgeschlossen wird. Durch so ein Erlebnis lernt man Menschen eigentlich erst richtig kennen, aber offensichtlich sind Gabriels Empfindungen für die spätere Handlung nicht relevant.

  • Ich habe gestern Abend noch etwas weiter gelesen. Als Gabriel in Kapitel 5 seine Herde verlor, dachte ich (ebenso wie er), wie gut, dass das mit der Hochzeit nicht funktioniert hat. Sich alleine kann er vielleicht irgendwie durchschlagen, aber mit einer Familie wäre das schon wesentlich schwieriger geworden. Er tat mir einfach leid.
    Den Heiratsantrag fand ich aber sehr nett, vor allem, dass er irgendwann erkannt hat, dass sein Werben nicht von Erfolg gekrönt ist und es dann auch sein lässt. Auch Bathshebas Ehrlichkeit hat mir gut gefallen, als sie ihrem Gefühl treu bleibt und ablehnt, weil sie ihn nicht liebt.


  • Mich hat erstaunt, dass die Hunde Lammfleisch zu fressen bekamen. Wenn die erst einmal auf den Geschmack kommen, haben sie einen gedeckten Tisch vor sich.


    So richtig gerne hat Gabriel das ja auch nicht gesehen ...


    Dass der junge Hund sein Leben lassen musste, ist aus heutiger Sicht übel, aber damals sah man Tiere noch mit ganz anderen Augen. Natürlich war es viel zu riskant für Gabriel, den Hund zu behalten, der in seinem Übereifer so viel Schaden angerichtet hat.


    Der Verlust der Herde tat mir so unendlich leid. So ein Mist.


    Zitat

    Aber das hat sich ja nun erledigt. Gabriel bleiben durch den Verkauf der übrigen Herde zwar keine Schulden, aber er geht für meine Begriffe schon zu gelassen mit der Tragödie um. Schade, dass dieser Teil der Erzählung so schnell abgeschlossen wird. Durch so ein Erlebnis lernt man Menschen eigentlich erst richtig kennen, aber offensichtlich sind Gabriels Empfindungen für die spätere Handlung nicht relevant.


    Mal sehen, ob das noch mal irgendwie aufgegriffen wird ...


    Ich bin gestern zwar noch bis Kapitel 10 vorgedrungen und finde das Buch immer schöner, allerdings habe ich es gerade nicht vorliegen und werde dann heute abend detaillierter auf die Geschehnisse eingehen :smile: Nur schon mal soviel: Hardy gibt sich in diesem Roman sehr humorvoll, das gefällt mir sehr gut. Und es gab noch einige wunderschöne Beschreibungen :herz:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Kapitel 6


    Dieser "Arbeitsmarkt" kommt mir ja schon fast wie ein Sklavenmarkt im alten Rom vor ... was für eine fürchterliche Vorstellung, sich da öffentlich wie ein Bittsteller, ja beinahe wie eine Ware zur Schau stellen zu müssen.


    Gabriels Flötenspiel finde ich sehr charmant :herz: Dass der Heuwagen, auf dem er eingepennt ist, mit ihm davonfährt, war mir eigentlich klar, aber ich fand's trotzdem lustig. Und kaum hatte ich zu Ende geschmunzelt, wurde es schon dramatisch mit dem Brand und Gabriels spontanem Feuerlöscheinsatz, der ihn wiederum zum Wiedersehen mit Bathsheba bringt. Damit hatte ich auch gerechnet - allerdings nicht mit der Tatsache, dass sie nun Herrin über einen ganzen Hof ist.



    Kapitel 7


    Wer wohl das Mädchen im Wald ist?



    Kapitel 8


    Die Szene in der Kneipe ist so richtig Dorfleben pur. Jeder kennt jeden schon seit ewigen Zeiten, man erzählt Gabriel Anekdötchen, die den Betroffenen heute noch peinlich sind, und Hardy schildert das alles so wunderbar humorvoll ("a child of forty or thereabouts" :breitgrins: oder Gabriels Beteuerung, dass ihn ein bisschen sauberer Dreck am Krug nicht stört). Sehr lustig fand ich die Geschichte mit Joseph Poorgrass und der Eule - wie ist die denn auf deutsch? (Im Englischen macht die Eule "whoo-whoo-whoo", aber deutsche Eulen sagen sicher nicht "wer-wer-wer", oder? ;) )


    Neben der Charakterisierung der Männer erfahren wir aber auch noch ein paar interessante Dinge über Bathshebas Herkunft. Die Ehe ihrer Eltern scheint schwierig gewesen zu sein. Ob daher wohl ihre Abneigung gegen das Heiraten rührt?


    Das verschwundene Dienstmädchen - ist das etwa das Mädel im Wald?


    Die Erwähnung von Gabriels wild zusammengewürfelter Büchersammlung hat mir übrigens auch sehr gefallen ;)


    Und mein Lieblingszitat bisher:


    Zitat

    That night at Coggan's, Gabriel Oak, beneath the screen of closed eyelids, was very busy with fancies and full of movement, like a river flowing rapidly under its ice.


    Was für schöne, schöne Bilder Hardy zeichnen kann :herz:


    Kapitel 10


    Zahltag - interessant, das so beschrieben zu lesen und einige unserer Bekannten aus der Kneipe wiederzutreffen und noch ein paar neue kleine Charakterzüge hier und da zu entdecken wie den Pantoffelhelden Laban Tall oder den stotternden Andrew Candle (der Ärmste!)


    Temperance und Soberness sind ja hübsche Frauennamen :ohnmacht:


    Und die gute Fanny ist offenbar mit einem Soldaten durchgebrannt. Bin mal gespannt, ob wir von ihr noch was hören werden.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Kapitel 6


    Dieser "Arbeitsmarkt" kommt mir ja schon fast wie ein Sklavenmarkt im alten Rom vor ... was für eine fürchterliche Vorstellung, sich da öffentlich wie ein Bittsteller, ja beinahe wie eine Ware zur Schau stellen zu müssen.


    Na, das ist heutzutage oft auch nicht anders. Ich selbst habe es zumindest auch schon so empfunden. Von der Zeit her müsste dieser "Verdingmarkt" Lichtmess entsprechen, dem Tag Anfang Februar, an dem früher in Deutschland das Dienstjahr der Knechte und Mägde endete und sie sich eine neue Stelle suchen konnten. Ich wusste nicht, dass das in England fast zur gleichen Zeit stattfand.



    Gabriels Flötenspiel finde ich sehr charmant :herz:


    Klar, dass er damit bei dir punkten kann :zwinker:


    [...]Gabriels spontanem Feuerlöscheinsatz, der ihn wiederum zum Wiedersehen mit Bathsheba bringt. Damit hatte ich auch gerechnet - allerdings nicht mit der Tatsache, dass sie nun Herrin über einen ganzen Hof ist.


    Und sie scheint es gut zu handhaben. Das bestärkt mich in meinem Verdacht, dass sie früher schon einmal etwas ähnliches gemacht hat. Sie hat Führungsqualitäten und Erfahrung. Das Wiedersehen wurde auf beiden Seiten etwas peinlich berührt aufgenommen. Schließlich war der Status der beiden bei ihrem letzten Treffen genau umgekehrt, da war Gabriel noch Chef und Bathsheba Angestellte.


    Kapitel 8
    Das verschwundene Dienstmädchen - ist das etwa das Mädel im Wald?


    Ich denke schon.



    Mir fällt auf, dass sehr viel vom Heiraten und von Ehen die Rede ist, egal wo man sich befindet. Fast jeder hat eine Geschichte oder Meinung darüber beizutragen.


    Das mit der Eule habe ich auf die Schnelle nicht gefunden. Ich sehe aber morgen nochmal nach.


  • Na, das ist heutzutage oft auch nicht anders. Ich selbst habe es zumindest auch schon so empfunden.


    Auch wieder wahr. Man steht halt bloß nicht öffentlich auf dem Marktplatz rum.


    Zitat

    Von der Zeit her müsste dieser "Verdingmarkt" Lichtmess entsprechen, dem Tag Anfang Februar, an dem früher in Deutschland das Dienstjahr der Knechte und Mägde endete und sie sich eine neue Stelle suchen konnten. Ich wusste nicht, dass das in England fast zur gleichen Zeit stattfand.


    Hey, wieder was gelernt! :pling:


    Zitat

    Und sie scheint es gut zu handhaben. Das bestärkt mich in meinem Verdacht, dass sie früher schon einmal etwas ähnliches gemacht hat. Sie hat Führungsqualitäten und Erfahrung.


    Ich bin gespannt, was wir noch über ihre Vergangenheit erfahren werden.


    Zitat

    Das mit der Eule habe ich auf die Schnelle nicht gefunden. Ich sehe aber morgen nochmal nach.


    Oh super, danke! Das müsste so ungefähr bei 2/3 des 8. Kapitels sein, wenn ich mich recht entsinne. Poorgrass hat sich im Wald verlaufen und antwortet einer Eule, weil er ihren Ruf für eine menschliche Stimme hält :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • In Kapitel 6 erfahren wir, wie das damalige Arbeitsamt funktionierte. Sehr interessant. Gabriel gewinnt immer mehr meine Sympathie. Er ist hilfsbereit und begibt sich selbst in Gefahr um ein ausbreiten des Brandes zu verhindern, aber das war auch ihm von Vorteil, denn nach so einer Aktion wurde man, glaube ich, recht schnell in einer eingeschworenen Gemeinde auch als Fremder aufgenommen. Na ja, alle sind ihm ja nicht fremd.


    Kapitel 8
    Die Gespräche im Pub sind äußerst interessant. Bathsheba hat anscheinend eine gute Erziehung genossen und verwaltet nun das Gut ihres verstorbenen Onkels. Ich denke, dass sie das schafft. Sie ist eine engagierte Frau, die sich nicht scheut zu handeln, was man auch sehr gut bei der Rettungsaktion Gabriels sehen konnte.
    Ich musste lachen, als der fünfundsechzigjährige Sohn des Mälzers als junger Mann beschrieben wurde, aber im Gegensatz zum Mälzer sind wohl alle jung. Dort in diesem Gasthaus hat sich ja eine sehr illustre Gesellschaft versammelt.
    Ich glaube übrigens auch, dass das Mädel vom Kirchhof Fanny war.


    Kapitel 10
    Es scheint wirklich so, als hätte Bathsheba den Laden im Griff, aber gibt zu, dass sie sich nicht sicher ist, ob sie es schafft und das zeugt von gesunder Selbstkritik. Wenn sie so bleibt, wie ich denke, dann können sich die Arbeiter glücklich schätzen, sie als Herrin zu haben. Ich bin jetzt einfach nur gespannt, wie sich das Verhältnis von Gabriel und Bathsheba entwickelt.



    Sehr lustig fand ich die Geschichte mit Joseph Poorgrass und der Eule - wie ist die denn auf deutsch? (Im Englischen macht die Eule "whoo-whoo-whoo", aber deutsche Eulen sagen sicher nicht "wer-wer-wer", oder? ;) )


    Ich kann berichten, dass die deutsche Eule "Hu-hu" macht. :breitgrins:


    Viele Grüße Tina


  • Ich kann berichten, dass die deutsche Eule "Hu-hu" macht. :breitgrins:


    Wie sich das für eine deutsche Eule gehört :breitgrins: Antwortet Poorgrass ihr darauf irgendwie oder haben sie den Witz komplett anders übersetzt bzw. weggelassen?

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen