Thomas Hardy - Am grünen Rand der Welt

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  • @ tina
    Ich glaube, sowas haben wir alle schon mal erlebt. Auch, wie du weiter oben schon erwähntest, frühere Beziehungen, die man mit der Erfahrung von heute absolut nicht mehr eingehen würde. Ich schätze, Bathsheba wird kein zweites Mal auf einen schneidigen Offizier hereinfallen.


    In unserer Geschichte wird es immer ernster. Nach der Aussprache mit Troy verbringt Bathsheba in Kapitel 44 die Nacht im Freien. Morgens entdeckt sie, dass ihr Schlafplatz am Rand eines Sumpfgebiet liegt, in dem sie zu versinken befürchtet. Eine treffende Symbolik für die Ehe, in der sich Bathsheba untergehen sieht. Liddy mit dem reinen Gewissen, die nach ihrer Herrin sucht, stapft unterdessen völlig unbesorgt mitten durch den Sumpf. Sie hat nichts zu befürchten.


    Kapitel 46 Nach dem starken Regen ist Fannys Grab, das Troy bepflanzt hat, völlig verwüstet. Als Bathsheba das entdeckt und letzte Gewissheit über Troys Gefühle für Fanny bekommt, nachdem sie die Steininschrift gelesen hat, richtet sie das Grab wieder her. Für mich nicht nur ein Zeichen des Respekts für Fanny, sondern auch dafür, dass sie sich nun innerlich von ihrem Mann gelöst hat und Troys wahre Gefühle ohne Eifersucht akzeptieren kann.



    Dieser Troy ist ein ganz großer Mistkerl. Ich kann nicht verstehen, wie Frauen auf soetwas reinfallen können.
    Ein kleines Dummchen, wie die Fanny mag sich ja noch geschmeichelt fühlen- würde sie doch durch so eine Heirat vielleicht in der Gesellschaft ein klitzekleines bisschen nach oben rutschen, aber Bathsheba? Die hat es doch gar nicht nötig, auf Uniform und Säbelgeklapper reinzufallen.


    Rosarote Brillen sind undurchlässig für negative Eigenschaften :zwinker:. Da geht es nicht um "nötig haben", da setzt einfach der Verstand aus. Ich kann mich noch an die Affäre um Frau Klatten erinnern, die BMW-Großaktionärin, die sich auf einen Säbelrassler einließ, der sie letztlich sogar um über 7 Mio. Euro erpresste. Gut, zu dem Zeitpunkt war es wahrscheinlich keine Liebe mehr, aber am Anfang bestimmt. Und die Frau hatte es bestimmt nicht nötig, sich auf solche Leute einzulassen.

  • Die Woche ist so heftig, die Arbeitstage so lang und ich muss momentan viel üben, da wir gerade das Weihnachtsoratorium von Bach proben, was nicht gerade einfach ist, so dass ich nicht so viel lesen kann, wie ich gerne möchte. Ich bin hundemüde und werde nun, ohne heute auch nur eine einzige Seite gelesen zu haben, ins Bett gehen. Dabei merke ich, wie sehr mir das Buch gefällt, denn an jedem Tag, an welchem ich nicht darin lese, fehlt mir etwas, aber Hardy verdient einfach ungeteilte Aufmerksamkeit, so dass ich erst morgen weiterlesen werde, wenn ich wacher und vor allem auch früher zu Hause bin. Ich bin schon so gespannt darauf, Eure Beiträge zu lesen, aber das verkneife ich mir jetzt mal, denn ich will mir ja nicht die eigene Spannung an dem Buch nehmen.

  • Ich habe Bathsheba und Gabriel und Co. auch vermisst, als ich zwei Tage Pause gemacht habe, damit ich nicht zu weit vorausgaloppiere. Am liebsten hätte ich das Buch direkt in einem Rutsch ausgelesen.


    Ich bin gestern nur noch bis Kapitel 41 (bei Euch 42) gekommen (ich frage mich ja immer noch, woher diese Diskrepanz kommt, aber vielleicht hat man in dieser Ausgabe zwei Kapitel zu einem zusammengelegt).


    Dass die Geschichte für Fanny nicht gut ausgehen wird, habe ich schon befürchtet, als sie auf Troy und Bathsheba getroffen ist und noch mehr, als ich von ihrem mühseligen Marsch ins Armenhaus gelesen habe. Das arme Ding :traurig: Aber anscheinend war sie wenigstens doch nicht schwanger (zumindest konnte ich das nirgends herauslesen), das hat mich ein kleines bisschen getröstet.


    Leider habe ich das Buch gerade nicht greifbar und werde heute abend noch mal genauer auf Details (auch im 41. Kapitel) eingehen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Ich habe Bathsheba und Gabriel und Co. auch vermisst, als ich zwei Tage Pause gemacht habe, damit ich nicht zu weit vorausgaloppiere. Am liebsten hätte ich das Buch direkt in einem Rutsch ausgelesen.


    Dann lege ich jetzt eine kurze Pause ein, denn ich bin gestern schon bis einschl. Kapitel 52 gekommen. Die Dinge spitzen sich immer mehr zu und eigentlich ist es so spannend, dass ich gerne fertiglesen würde, aber wenn ich das Ende kenne, kann ich nicht mehr neutral auf eure Beiträge eingehen.


  • (...) und eigentlich ist es so spannend, dass ich gerne fertiglesen würde, aber wenn ich das Ende kenne, kann ich nicht mehr neutral auf eure Beiträge eingehen.


    Deshalb habe ich auch meine Pause eingelegt. Es ist einfach so schön, gemeinsam zu mutmaßen ;)


    Danke fürs Warten :winken:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • OT, @ tina:
    Das WO :flirt:
    Wir haben es vor zwei Jahren gesungen und es hat soooo viel Spaß gebracht. :klatschen:
    Man braucht aber auch relativ gut Luft, aber es ist klasse.
    Dir auch viel Spaß dabei.

    🐌

  • Kapitel 40
    Ich fand die Beschreibung von Fannys Weg nach Casterbridge erschreckend. Hardy zeigt hier mit ganz klaren Bildern, was Troy Fanny angetan hat. Immerhin ist Fanny eine junge Frau, aber so wie sie hier beschrieben wird, könnte man denken, dass sie mindestens 80 ist.


    Kapitel 41
    In diesem Kapitel bin ich richtig erschrocken. Ebenso wie Euch erging es auch mir. Ich hatte mit so einer heftigen Wendung, auf Grund der vorher eher harmlosen, teilweise humorvollen Geschichte nicht gerechnet. Noch immer hoffe ich, dass es nur ein Trick und Fanny putzmunter ist. Troy wird ein immer größerer Kotzbrocken.


    Kapitel 42
    Ich finde es trotz aller Vermutungen Bathshebas sehr großmütig von ihr, die tote Fanny in ihrem Haus, bis zur Beerdigung aufzubahren. Dass wiederum zeigt Größe. Die Aufschrift auf dem Sarg bedeutet wohl, dass wir zu Anfang des Buches eine richtige Vermutung bezüglich Fanny hatten. Wie fürchterlich. So etwas geht mir immer ganz besonders nahe, auch wenn es nur eine fiktive Geschichte ist. Fakt ist, dass es genau solche Situationen zu damaligen Zeiten immer wieder gab.
    Übrigens war es wieder einmal ein Genuss die Beschreibung des düstern Wetters und den Beginn des Regens zu lesen. Ich sah diese gesamte Szene wie einen Film vor mir. Hardy beschreibt so einzigartig die Landschaften, dass ich das Gefühl habe, fast die regengetränkte Luft zu riechen.


    Kapitel 43
    Bathshebas Entdeckung bringt ihr nun Klarheit, ebenso wie Troys Reaktion auf den offenen Sarg.
    Ich habe mich auch die ganze Zeit gefragt, ob es Bathsheba möglich sein könnte sich irgendwie von Troy zu trennen.


    Kapitel 45
    Troys Verhalten ist nicht entschuldbar, aber hier in diesem Kapitel erscheint er das erst Mal wirklich ehrlich, was seine Gefühle angeht. Leider viel zu spät und erst nachdem er einen nicht wieder gut zu machenden Schaden angerichtet hat. Die Blumen auf Fannys grab werden auch nichts mehr ändern.


  • Übrigens war es wieder einmal ein Genuss die Beschreibung des düstern Wetters und den Beginn des Regens zu lesen. Ich sah diese gesamte Szene wie einen Film vor mir. Hardy beschreibt so einzigartig die Landschaften, dass ich das Gefühl habe, fast die regengetränkte Luft zu riechen.


    Es unterstreicht auch perfekt die aktuelle Handlung.

  • Ich hab' es gestern abend leider nicht mehr geschafft, detaillierteren Senf dazuzugeben, aber immerhin bin ich bis Kapitel 42 (43) gekommen.


    Als Gabriel die Worte "and child" vom Sarg gewischt hat, hätte ich ihm um den Hals fallen mögen, auch wenn die Gerüchteküche sicher brodeln und die Schwangerschaft ans Licht kommen wird.


    Da hat mich Hardy ja hübsch genarrt, indem er bei Fannys Weg durch den Wald und selbst bei ihrem Tod kein Wort von Schwangerschaft oder Baby verloren hat. Rückblickend wird die Vorstellung, wie sie sich nach Casterbridge geschleppt hat, umso bedrückender mit dem Wissen, dass die Quälerei quasi umsonst war :traurig:


    Dass Troy ein echtes A**** ist, sollte mich nicht überraschen, aber ich hätte ihm am liebsten eine gescheuert, als er versucht hat, Bathsheba weiszumachen, sie sei schuld daran gewesen, dass er Fanny verlassen hat :grmpf: Der Mistkerl hätte das arme Ding doch sowieso nicht geheiratet.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Kapitel 49 Gabriel ist nun auch Verwalter von Boldwood. Obwohl er sich durch seinen unermüdlichen Einsatz selbst mehrfach empfohlen hat, wird es ihm von einigen Seiten geneidet, und als er nicht mit seinem größeren Verdienst prahlt, heißt es gleich, er sei geizig. Wie man es auch macht, es ist nie richtig :rollen:. Boldwood gibt unterdessen die Hoffnung nicht auf. Dass Troy verschwunden ist, passt ihm prima in den Kram. Er ist entschlossen, noch sechs Jahre zu warten, bis Bathshebas Witwenschaft offiziell anerkannt wird, und will sich dann wieder um sie bemühen. Aber da wird er Pech haben, denn in Kapitel 50 taucht Troy als Schauspieler während eines Marktes wieder auf und wird auch gesehen. Es wird nicht mehr lange dauern, bis Bathsheba diese Neuigkeiten zu Ohren kommen.


    In Kapitel 51 lässt sich Bathsheba von Boldwood einwickeln und die Zusage entlocken, ihm zu Weihnachten ein Eheversprechen zu geben. Bis dahin bittet sie sich Bedenkzeit aus. Wäre sie nur einmal so spontan wie damals, als sie mit dem Siegel so unüberlegt den Stein ins Rollen brachte, und würde Boldwood endlich reinen Wein einschenken! Nachher spricht sie mit Gabriel darüber und erwartet insgeheim einen Hinweis von ihm, dass er sie noch liebt. Gleichzeitig denkt sie aber auch daran, dass er zu arm für sie ist. Was will sie eigentlich?


    Bei Kapitel 52 fällt zuerst auf, dass die einzelnen Abschnitte durchnummeriert sind. Es könnte daran liegen, dass sich die Handlung nun von mehreren Schauplätzen her gleichzeitig zu einem Höhepunkt hinentwickelt.
    Das Fest bei Boldwood steht bevor. Er ist aufgeregt, Bathsheba verunsichert. Sie hat auch allen Grund dazu, denn es ist beängstigend, wie sich Boldwood allmählich in die Vorstellung hineinsteigert, Bathsheba werde mit ihm ein Verlöbnis eingehen. Für ihn ist es längst keine Frage mehr, sondern Gewissheit. Seine Obsession nimmt langsam ungesunde Ausmaße an. Andernorts bereitet sich Troy auf seinen Auftritt auf dem Fest vor. Das gibt für alle ein böses Erwachen. Hardy schürt die Spannung sehr geschickt. Eigentlich passiert nicht viel, da sich alle mehr oder weniger aus dem Weg gehen, aber die Vorzeichen verheißen Schlimmes.

  • Noch etwas mehr Detailsenf:


    Kapitel 40 (41)


    Auf einmal trägt Troy Fannys Locke mit sich herum? Was soll das denn? Arme Bathsheba, kaum hat er sie sich "eingefangen", ist er richtig ekelhaft zu ihr :traurig:


    Kapitel 41 (42)


    Dass Poorgrass in der Kneipe versackt und die arme Fanny quasi vergisst, fand ich traurig, aber auch gut beobachtet von Hardy. Solche Allzumenschlichkeiten fängt er immer wunderbar ein, genauso wie diese fast greifbare Nebelstimmung.


    Wirklich großmütig von Bathsheba, Fanny bei sich zu Hause aufbahren zu lassen.


    Kapitel 42 (43)


    Eine traurige Gegenüberstellung von Troys Geliebter und seiner Ehefrau und so einfühlsam beschrieben. Die widerstreitenden Gefühle, die Bathsheba jetzt verspürt, kann ich gut nachvollziehen - und interessant, dass sie sich wünscht, sie könne Gabriel ihr Herz ausschütten!


    Und wie schon heute morgen erwähnt, finde ich es einfach zum Kotzen, wie Troy versucht, Bathsheba die Schuld am Schicksal der armen Fanny in die Schuhe zu schieben. Da muss er schon vor seiner eigenen Tür kehren. Oder schlägt ihn das schlechte Gewissen, und er versteckt es hinter Schuldzuweisungen an andere?

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Kapitel 40 (41)


    Auf einmal trägt Troy Fannys Locke mit sich herum? Was soll das denn? Arme Bathsheba, kaum hat er sie sich "eingefangen", ist er richtig ekelhaft zu ihr :traurig:


    Ja, aber so ist es doch oft so, dass manche, wenn sie sich zu sicher sind, sich keine Mühe mehr geben, wobei man sich gar keine Mühe geben müsste, wenn man es ernst meint.



    Kapitel 42 (43)


    Eine traurige Gegenüberstellung von Troys Geliebter und seiner Ehefrau und so einfühlsam beschrieben. Die widerstreitenden Gefühle, die Bathsheba jetzt verspürt, kann ich gut nachvollziehen - und interessant, dass sie sich wünscht, sie könne Gabriel ihr Herz ausschütten!


    Nun ja, Gabriel ist der einzige Mensch, der kein Blatt vor den Mund nimmt und sich nicht davor fürchtet ehrlich zu Bathsheba zu sein. Genau das braucht Bathsheba nun. Einen Mensch, der ihr nicht nach dem Mund redet, sondern ihr mit seinem ehrlichen Rat eine wirkliche Hilfe ist. Auch ich weiß Freunde zu schätzen, die meine Fehler nicht ignorieren und mich darauf ansprechen.



    Und wie schon heute morgen erwähnt, finde ich es einfach zum Kotzen, wie Troy versucht, Bathsheba die Schuld am Schicksal der armen Fanny in die Schuhe zu schieben. Da muss er schon vor seiner eigenen Tür kehren. Oder schlägt ihn das schlechte Gewissen, und er versteckt es hinter Schuldzuweisungen an andere?


    Ich glaube schon, dass da ein Großteil schlechtes GEwissen dabei ist, aber ich glaube auch, dass er wahre Gefühle für Fanny hat. Er war nur zu feige sich diesen zu stellen und auch die Konsequenzen zu tragen.

  • Ich glaube schon, dass da ein Großteil schlechtes GEwissen dabei ist, aber ich glaube auch, dass er wahre Gefühle für Fanny hat. Er war nur zu feige sich diesen zu stellen und auch die Konsequenzen zu tragen.


    Ich stimme dir zu, tina, dass er echte Gefühle für Fanny hegt, sich das aber nicht eingestehen will. Ihm gefällt sein Leben als Offizier ohne Verpflichtungen gegenüber Frauen, vielleicht auch der Status, den er dadurch als Frauenheld unter seinen Kameraden hat. Ob er aber deshalb ein schlechtes Gewissen hat, wage ich zu bezweifeln. Dafür war er zu schnell bereit, Fanny zugunsten der wohlhabenden Bathsheba aufzugeben. Bei einem schlechten Gewissen zögert man doch länger oder bekommt zumindest später Zweifel. Obwohl - immerhin hat er Fanny zur Hochzeit gebeten, wobei sie in der falschen Kirche auftauchte. Hm.



    Ich bin heute fertig geworden. Eigentlich wollte ich ja nur das 53. Kapitel lesen, aber dann passierte etwas, das mich so neugierig machte, wie es weitergeht, und so war das Buch ziemlich schnell fertig gelesen.

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()


  • Ja, aber so ist es doch oft so, dass manche, wenn sie sich zu sicher sind, sich keine Mühe mehr geben, wobei man sich gar keine Mühe geben müsste, wenn man es ernst meint.


    Grrrr, ja! Es ist beileibe nicht so, dass ich das unrealistisch finde, aber es ist halt einfach so ... blöd ... fies ... gemein.


    Zitat

    Nun ja, Gabriel ist der einzige Mensch, der kein Blatt vor den Mund nimmt und sich nicht davor fürchtet ehrlich zu Bathsheba zu sein. Genau das braucht Bathsheba nun. Einen Mensch, der ihr nicht nach dem Mund redet, sondern ihr mit seinem ehrlichen Rat eine wirkliche Hilfe ist. Auch ich weiß Freunde zu schätzen, die meine Fehler nicht ignorieren und mich darauf ansprechen.


    Das hat sie wohl nun auch auf die harte Tour gelernt. Vor ihrer Eheschließung wollte sie von Gabriels Bedenken und überhaupt von seiner Meinung nichts hören, wenn es ihr nicht in den Kram gepasst hat. Sie merkt jetzt erst, was sie an ihm hat bzw. gehabt hätte.


    Zitat von Doris

    Obwohl - immerhin hat er Fanny zur Hochzeit gebeten, wobei sie in der falschen Kirche auftauchte. Hm.


    Ich würde ihm sogar zutrauen, dass das Absicht war :rollen: Aber ich glaube auch, dass er jetzt Gewissensbisse hat, nachdem es für Fanny so schrecklich geendet ist.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Kapitel 46


    Obwohl ich die ganze Zeit keine so gute Meinung von Bathsheba hatte, kann ich hier nur den Hut vor ihr ziehen. Das Grab wieder zu bepflanzen und den Grabstein zu säubern, das hat wahre Größe und zeigt, dass sie nun einen Weg gefunden hat, diesen großen Irrtum mit Würde zu tragen und vor allem sich auch selbst gegenüber einzugestehen.
    Fanny spielt also wirklich noch eine große Rolle in diesem Buch, nur in ganz anderer Art, als wir alle dachten.

  • Bis Kapitel 49


    Man glaubt Troy sei ertrunken und genau diese Hoffnung keimte in mir, als beschrieben wurde, wie er von der Strömung fortgerissen wurde. Ich kann nur hoffen, dass er nicht mehr auftaucht. Nur Boldwood scheint nichts gelernt zu haben und klammert sich wieder an die Hoffnung, dass Bathsheba ihn heiraten würde, wenn ihre Trauerzeit zu Ende ist.


  • In Kapitel 51 lässt sich Bathsheba von Boldwood einwickeln und die Zusage entlocken, ihm zu Weihnachten ein Eheversprechen zu geben. Bis dahin bittet sie sich Bedenkzeit aus. Wäre sie nur einmal so spontan wie damals, als sie mit dem Siegel so unüberlegt den Stein ins Rollen brachte, und würde Boldwood endlich reinen Wein einschenken! Nachher spricht sie mit Gabriel darüber und erwartet insgeheim einen Hinweis von ihm, dass er sie noch liebt. Gleichzeitig denkt sie aber auch daran, dass er zu arm für sie ist. Was will sie eigentlich?


    Diese Szene fand ich richtig schlimm. Wenn mich jemand so bedrängen würde, dann würde es genau das Gegenteil bewirken und auf mich nur noch mehr abstoßend wirken, unabhängig davon, ob ich nun Schuldgefühle hätte oder nicht, aber Bathsheba läßt sich ja drauf ein. da kann man nur für sie hoffen, dass in 6 Jahren Boldwood nicht mehr in der Lage ist sie zu heiraten. Wie auch immer.



    Bei Kapitel 52 fällt zuerst auf, dass die einzelnen Abschnitte durchnummeriert sind. Es könnte daran liegen, dass sich die Handlung nun von mehreren Schauplätzen her gleichzeitig zu einem Höhepunkt hinentwickelt.
    Das Fest bei Boldwood steht bevor. Er ist aufgeregt, Bathsheba verunsichert. Sie hat auch allen Grund dazu, denn es ist beängstigend, wie sich Boldwood allmählich in die Vorstellung hineinsteigert, Bathsheba werde mit ihm ein Verlöbnis eingehen. Für ihn ist es längst keine Frage mehr, sondern Gewissheit. Seine Obsession nimmt langsam ungesunde Ausmaße an.


    Ich kann auch Boldwood nicht verstehen. Wie deutlich kann ihm den Bathsheba noch zeigen, dass sie ihn nicht liebt und dass sie nur zusagt, weil er sie geradezu nötigt. Wie kann man nur darauf bestehen. Das ist wirklich ungesund und zeugt von dem Verlust jeglichen Stolzes.


    Kapitel 54
    Das nenne ich einen Showdown, aber es zeigte sich ja schon in den vorangegangenen Kapiteln, das Boldwood eigentlich nicht zurechnungsfähig ist, Dass er allerdings so weit geht, dass er Troy erschießt, hätte ich nicht gedacht. Zumindest aber hatte ich mit Troy keinerlei Mitleid, Er hat endlich das bekommen was er verdient. Nämlich einem Menschen gegenüber zu stehen, der sich nicht mehr von ihm demütigen lässt.

  • Kapitel 44 (ich verwende die Kapitelnummern jetzt einfach so wie bei Euch, damit's keinen Konfuzius gibt)



    Eine treffende Symbolik für die Ehe, in der sich Bathsheba untergehen sieht. Liddy mit dem reinen Gewissen, die nach ihrer Herrin sucht, stapft unterdessen völlig unbesorgt mitten durch den Sumpf. Sie hat nichts zu befürchten.


    Das ist eine tolle Deutung - so weit hatte ich in dem Augenblick gar nicht gedacht. Mir ist nur die Parallele zu Fanny aufgefallen, die ja auch enttäuscht und verzweifelt durch die Nacht unterwegs war, aber nicht die Möglichkeiten (und die finanziellen Mittel) hatte wie Bathsheba sie hat, die vernünftigerweise zurückzukehren beschließt, jedoch nicht in ein gemeinsames Schlafzimmer.


    Ihr Anflug von Galgenhumor hat mir übrigens gefallen, als Liddy fragte, welche Bücher sie in ihrem Exil auf dem Dachboden zu lesen vorhat. [Überhaupt fand ich es hübsch, wie Bathsheba meinte, sie würde lieber lesen als doofe Handarbeiten zu machen ;) ]


    Kapitel 45


    Jetzt holt seine Vergangenheit Troy endgültig ein. Nicht mal seine Lieblingsbeschäftigung Pferdewetten reizt ihn, und er gibt ein pompöses Grabmal für Fanny in Auftrag, so teuer, wie er es sich nur leisten kann. Nützt dem armen Ding natürlich überhaupt nichts mehr, aber auch wenn es zu spät ist, hat er immerhin sowas wie ein Gewissen.


    Kapitel 46


    Wie vergeblich dieser Versuch einer verspäteten Wiedergutmachung war, zeigt sich in diesem Kapitel - das Blumenmeer, das Troy für Fanny gepflanzt hat, wird nur Stunden später vom Regen weggespült.


    Und ja, Bathsheba ist über das Stadium hinaus, in dem sie Wut und Enttäuschung verspürt, als sie gemeinsam mit Gabriel, der auch hier wieder als eine Art Retter auftaucht, das Grab wieder in Ordnung bringt.


    Kapitel 47


    Hach, auch das Meer beschreibt Hardy so wunderbar :herz:


    Ich hätte beinahe damit gerechnet, dass Troy ertrinkt, vielleicht auch wegen seiner Schuldgefühle.


    Kapitel 48


    Was ich hier nicht so ganz verstanden habe: warum genau hat Bathsheba Angst davor, bei einer Rückkehr ihres Mannes den Hof zu verlieren? Weil er das ganze gemeinsame Vermögen verschleudern wird - so habe ich das interpretiert - oder ist mir da noch irgendwas verborgen geblieben?


    Boldwood ist derjenige, der Bathsheba die Nachricht vom angeblichen Tod ihres Mannes überbringt, wohl auch in der Hoffnung, sie trösten zu können. Ich fürchte, es wird ihr noch auf die Füße fallen, dass sie ihn nicht gelassen hat, eine weitere Zurückweisung wird er nicht gut aufnehmen. Und ich frage mich, ob er am Ende die Klamotten hat verschwinden lassen.


    Wirklich glauben will Bathsheba an Troys Ertrinken aber nicht, tut es aber, widerwillig, als immer mehr Beweise dafür sprechen. Warum sie wohl nicht überzeugt ist?

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Kapitel 47


    Hach, auch das Meer beschreibt Hardy so wunderbar :herz:


    Ja, diese Beschreibung war wieder einmal der pure Genuß. Ich sah es direkt vor mir. So eine Stimmung habe ich in England auch schon einmal gesehen und hatte vielleicht auch deshalb dieses ganz bestimmte Bild vor mir. Dabei dachte ich wieder: "Auch wenn ich so etwas schon einmal gesehen habe, so hätte ich nie diese Worte dafür gefunden, es zu beschreiben. So konnte ich aber denken: Ja, genauso ist es."


    Kapitel 48


    Was ich hier nicht so ganz verstanden habe: warum genau hat Bathsheba Angst davor, bei einer Rückkehr ihres Mannes den Hof zu verlieren? Weil er das ganze gemeinsame Vermögen verschleudern wird - so habe ich das interpretiert - oder ist mir da noch irgendwas verborgen geblieben?


    Wirklich glauben will Bathsheba an Troys Ertrinken aber nicht, tut es aber, widerwillig, als immer mehr Beweise dafür sprechen. Warum sie wohl nicht überzeugt ist?


    Ich hatte es so verstanden, dass es etwas mit der Verheiratung zu tun hat.


    Zitat

    She had latterly been in great doubt as to what the legal effects of her marriage would be upon her position; but no notice had been taken as yet of her change of name, and only one point was clear – that in the event of her own or her husband’s inability to meet the agent at the forthcoming January rent-day, very little consideration would be shown, and, for that matter, very little would be deserved.


    Das steht auf der ersten bis zweiten Seite dieses Kapitels.


    Ich dachte auch, dass Troy sich vielleicht das Leben nehmen möchte, denn er war doch ziemlich verzweifelt und das erschient mir sehr echt zu sein.

  • Ich bin über diese Passage gestolpert:


    Zitat

    Soon, or later - and that not very late - her husband would be home again. And then the days of their tenancy of the Upper Farm would be numbered.


    Hat das etwas mit dem Testament ihres Onkels zu tun, oder warum sollten sie den Hof verlassen müssen (finanzielle Schwierigkeiten mal beiseitegelassen, die ja wahrscheinlich sind, wenn Troy zurückkommt und nicht lernt, mit Geld umzugehen)?


    Wahrscheinlich ist das für den weiteren Handlungsverlauf gar nicht so irre relevant, aber es ärgert mich gerade, dass ich ein Brett vorm Hirn zu haben scheine :rollen:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen