Stefanie von Wietersheim, Claudia von Boch - Vom Glück mit Büchern zu leben. 200 Seiten
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20 Portraits von Bücherliebhabern auf 200 Seiten. Bis zu 10 Seiten sind dabei einem Portrait vorbehalten. Im Buch findet man beispielsweise die Ressortchefin der Literaturredaktion der FAZ Felicitas von Lovenberg, dem Verleger Florian Langenscheidt, dem Autor Prinz Asfa-Wossen Asserate (bekannt durch seinen Eichborn-Bestseller "Manieren), Kunstsammler Ivo Wessel, Verleger Gerhard Steidl, Barbara Schöneberger und Wolfram Siebeck.
Jeder Beitrag ist eine Mischung aus Interview und Fotoreportage. Felicitas von Lovenberg erzählt, dass sie nach der Lektüre des Buches "Liebeserklärung" von Michael Lentz erkannt hat, dass ihre erste Ehe am Ende ist. Meistens gibt es jedoch nicht ganz so intime Einblicke, dennoch ist eine Reise in die Lektüre der Kindheit, wie sie in vielen Portraits vorkommt, spannend. Die Begeisterung für Bücher ist bei allen zu spüren. Bei den Fotos liegt der Schwerpunkt oft nicht auf der Bibliothek, sondern auf der Einrichtung der immer sehr großzügigen Wohnungen und Häusern. Jeder Beitrag wird mit einem Fragebogen beschlossen. Es wird nach dem schönsten ersten und letzten Satz, nach Büchern, die einem das Leben gerettet haben, ein Buch, welches sich für melancholische Stunden eignet, ein Buch, welches man gerne selber geschrieben hätte und ein Buch, welches aktuell auf dem Nachttisch liegt, gefragt.
Den Reiz des Buches sind die heimlichen, zufälligen Verbindungen zwischen den Portraits hin zum Leser. So gibt es bei Felicitas von Lovenberge ein Foto mit einem kleinen Ausschnitt aus ihrer Bibliothek. Während die meisten Bände mit dem Rücken im Regal stehen, gibt es einen Band von George Perec - Das Leben Gebrauchsanweisung, welches mit dem Cover zum Leser zeigt. Ein Buch, welches in gleicher Weise bei mir im Regal steht. Und dieses Buch wird als französische Ausgabe "La Vie. Mode d'emploi" auch vom Kunstsammler Ivo Wessel als Buch benannt, welches sein Leben verändert hat. Der schönsten Satz stammt für Wessel aus Prousts Meisterwerk, die Buchhändlerin Regina Moths zählt dann gleich noch wichtige Sekundärliteratur zu Proust auf, wie den wunderbaren Gemäldeband von Karpeles. Und so kann man sich immer weiter durch dieses Buch hangeln, entdeckt immer wieder Überschneidungen zu eigenen Lieblingen oder Langweilern. Von Lovenberg schläft bei Stifter ein, ebenso wie Chefredakteur Oliver Jahn, der dann jedoch überraschend Doderers Strudlhofstiege zu seinen Lieblingswerken zählt.
Einige der Portraits sind aufregend erzählt. Gerhard Steidl, Barbara Schöneberger, Oliver Jahn - sie bieten interessante Einblicke.
In den Fotos vielleicht etwas zu viel Lifestyle, manchmal auch im Text, so dass der Apple-Computer regelmäßig erwähnt wird. Insgesamt jedoch lohnend.
Gruß, Thomas