Inhalt
Ein junger Pfarrer wird in eine abgelegene Gemeinde im Artois versetzt. Voller Elan über seine erste Pfarrei stürzt er sich in die Arbeit. Er hofft, die Menschen zu ihrem Glauben zurück führen zu können. Aber seine Träume zerschlagen sich schnell. Die Menschen ziehen sich von ihm zurück und je mehr er sich um sie bemüht, desto mehr erreicht er das Gegenteil.
Weil er mit den Menschen in seinem Dorf so schlecht zurecht kommt, sucht er den Kontakt zu den Herrschaften im nahen Schloss. Aber auch hier stößt er auf Ablehnung. Die Familie leidet an ihrer eigenen Tragödie. Vor Jahren starb der Sohn und die Tochter Chantal ist völlig auf sich alleine gestellt. Der Vater hat kein Interesse an ihr und die Mutter ist immer noch mit ihrer Trauer beschäftigt. Chantal sucht die Hilfe des Pfarrers, aber der ist mit dieser Situation überfordert. Als die Mutter stirbt, verbreitet Chantal aus Rache Lügen über das letzte Gespräch zwischen ihrer Mutter und dem Pfarrer und isoliert ihn damit endgültig im Dorf.
Meine Meinung
Mein erster Eindruck der eines grauen, einsamen Dorfs in dem der junge Pfarrer verzweifelt gegen die Gleichgültigkeit der Menschen ankämpft. Eine der ersten Eintragungen in seinem Tagebuch beschreibt, wie er zu seinem Dorf zurück kommt und es als kleine, graue, einsame Ansammlung von Häusern sieht. Es wirkt auf mich nicht wie der Ort, zu dem er gerne zurückkommt. Kälte und Einsamkeit ziehen sich durch alle seine Eintragungen. Er erdet nur von Regen, Dunkelheit und Einsamkeit. Sowohl von der Einsamkeit in seinem Haus als auch der in seinem Herzen. Selten bekommt er Besuch und noch seltener kann er sich mit Menschen über seine Probleme aussprechen. Auch von seinen Freunden scheint er nur Kritik zu bekommen. Die ist zwar gut gemeint, aber die Bestätigung fehlt.
Ich nehme ihm ab, dass er ehrlich bemüht ist, seinen Gemeindemitgliedern den Glauben wieder nahe zu bringen. Aber je länger er in seiner Gemeinde ist, desto dringlicher werden seine Bemühungen, bis sie etwas Fanatisches bekommen und die Menschen eher abschrecken. Je mehr sie sich zurückziehen, desto mehr bemüht er sich und erreicht nur das Gegenteil.
Schon früh macht ihm seine Gesundheit zu schaffen. Er erträgt seine Leiden fast mit Stolz, denn er klagt nicht darüber. Insgeheim glaubt er zu wissen, was ihm fehlt. Als er endlich zu einem Arzt geht und der ihm nicht die erwartete Diagnose stellt, wirkt er fast schon verzweifelt.
Tagebuch eines Landpfarrers ist die Geschichte eines zutiefst einsamen Menschen, dessen einziger Vertrauter die Zeilen zu sein scheinen, die er gerade schreibt.
Liebe Grüße
Kirsten