Thomas Mann - Der Tod in Venedig

Es gibt 71 Antworten in diesem Thema, welches 19.433 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von holger2.

  • [quote='Jari','https://literaturschock.de/neuesforum/forum/index.php?thread/&postID=733333#post733333']
    Heutzutage wird das sicher nicht passieren, und schon gar nicht in Deutschland. Aber ist es in den ehemaligen Ostblockländern nicht auch heute noch üblich? Ich kann mich an ein Bild erinnern, wo Breschnew und ? sich den Bruderkuss gaben. Tadzio ist Pole, somit dürfte das für ihn nichts Neues sein. Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr kann ich mir vorstellen, dass es so ist.


    [quote='Jari','https://literaturschock.de/neuesforum/forum/index.php?thread/&postID=733333#post733333']


    Oh Gott! Nein. Bitte nichts vermischen. Breschnew und Honecker sind doch mehrere Jahrzehnte später. Im stockkatholischen Polen knutscht sich niemand in der Art, vielleicht machen das Russen im Vollrausch, aber bitte vermengt doch nicht 1910 und 1975.


    Geht mal weg vom Kuss. Viel eher interessant ist es vielleicht für die Erstleser, sich dem Mahler-Aspekt der Geschichte zu öffnen.

  • Ich kenne den Begriff "Mahler-Aspekt" leider nicht. Google fördert auch nix zu Tage :gruebel:

    //Grösser ist doof//

  • Ich hab das Buch gerade ausgelesen und finde es... naja... nicht unbedingt berauschend. Ich glaube, hier verabschiede ich mich von Thomas Mann.

    //Grösser ist doof//

  • Na, du hast ihm wenigstens zwei Mal eine Chance gegeben und das in kürzester Zeit. Dafür hast du tapfer durchgehalten. Ich werde nach dieser Lektüre auch erst einmal etwas Abstand von diesem Herrn nehmen.

  • Ja, keine Eile, Kandida. Ich suche noch nach dem Mahler-Aspekt.


    Ansonsten bin ich mitten im 5. Kapitel, muss aber auch das 4. erst mal verarbeiten, vor allem den letzten Satz.



    Ich habe nun auch Kapitel 4 beendet und Gustav fällt es immer schwerer sich zu beherrschen. Am Ende des Kapitel sagt er, dass er Tadzio liebe. Da kann ich jedoch nur den Kopf schütteln. Mit Liebe hat das nicht viel zu tun, denn er kennt ihn ja überhaupt nicht. Was er liebt oder vielleicht besser gesagt begehrt, ist der Körper des Kindes und das auf einer rein körperlichen Art. Da gruselt es mich wirklich.


    Es ist richtig, dass er ihn nicht kennt, aber er sieht etwas in ihm, das so real ist, dass er sich in den Jungen verliebt hat. Das ist ja nicht so ungewöhnlich, selbst in unserer Zeit nicht. Fragwürdig ist aber, dass ihn das Alter des Jungen nicht abschreckt. Da kommt man automatisch auf den Rückschluss mit der Pädophilie. Aber könnte man die folgende Passage nicht so deuten, dass sich für Aschenbach alles auf einer nicht körperlichen Ebene abspielt?


    Zitat

    Und zwar ging sein Verlangen dahin, in Tadzios Gegenwart zu arbeiten, beim Schreiben den Wuchs des Knaben zum Muster zu nehmen, seinen Stil den Linien dieses Körpers folgen zu lassen, der ihm göttlich erschien, und seine Schönheit ins Geistige zu tragen...


    Das ist jetzt nur so eine Spekulation von mir, ich will niemanden gleich in irgendeine Ecke abschieben. Holden hat weiter vorne ja auch erwähnt, dass laut ihrer Lehrerin mehr der Verlust der Jugend die Ursache ist, weswegen Aschenbach den Jungen beneidet.

  • Könnte mich dann irgendwer aufklären wonach ich suchen soll? ... ach ne, ich glaub, ich geb's auf. Das Buch war eh nicht so meins.

    //Grösser ist doof//

  • Nein, nicht aufgeben. Schau halt einfach, in welcher Stadt Gustav Mahler gestorben ist. Und so weiter und so fort...

  • Danke für deine umfassende Aufklärung, holger. Was wären wir ohne dich?


    Ich habe nun doch gegooglet und bin darauf gestoßen, dass Thomas Mann mit dem "Tod in Venedig" Gustav Mahler ein Denkmal gesetzt hat, indem er Gustav Aschenbach die Züge Mahlers verlieh. Aschenbach ist im selben Alter wie Mahler gestorben, wobei letzterer im wahren Leben allerdings einer bakteriellen Herzerkrankung erlag. Zuvor musste er noch um seine Ehe bangen, weil seine Frau Alma ein Verhältnis mit dem Architekten Walter Gropius hatte. Ich habe mir nicht den gesamten umfangreichen Wikipedia-Artikel durchgelesen und bin deshalb nicht darauf gestoßen, worin nun die Gemeinsamkeiten bestehen. Was das mit der Stadt zu tun hat, in der Mahler gestorben ist (Wien), hat sich mir auch nicht erschlossen.

  • Ok, dann wars irgendwas anderes. Ich vermurgle das mit Schostakowitsch und Strawinsky und so weiter. Sorry, Rückzug. Ich bin weg.

  • Wir haben für solche Leute sogar einen Smiley, aber meine Erziehung verbietet mit, ihn hier einzusetzen :breitgrins:.


    Ich bin übrigens heute mit dem Buch fertig geworden und habe meine Meinung über Aschenbach revidiert. Inzwischen stimme ich euren Ausführungen betreffend Pädophilie zu. Dazu schreibe ich morgen noch ein paar Zeilen.

  • Uuuups, bei euch allen ist das Buch ganz anders angekommen als bei mir, grübel. Ich habe das Hörbuch sogar zweimal angehört.
    Schreibt doch bitte noch, was ihr über den Schluss denkt. (verspoilerte Frage im Haupt-Thread)


    https://literaturschock.de/lit….msg632480.html#msg632480


    Nachdem wir ja im Zauberberg festgestellt haben, wie dezent Mann es verpackt hat, dass die Faschingsnacht noch auf Clawdias Zimmer weiterging - und keine von uns das in dem Moment so verstanden hat - glaube ich noch mehr, dass man den Schluss noch anders deuten kann.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.