Edgar Allan Poe - Die denkwürdigen Erlebnisse des Arthur Gordon Pym

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  • Da ich keinen eigenen Thread für dieses Buch gefunden habe, mache ich mal einen neuen auf...


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    Kurzbeschreibung:
    Arthur Gordon Pym geht als blinder Passagier an Bord eines Walfangschiffes. Verborgen im Laderaum erlebt er Hunger, Durst und das Gefühl, lebendig begraben zu sein. Doch auch als er sein Versteck endlich verlassen kann, muss er um sein Leben bangen, welches durch eine Meuterei und einem schrecklichen Sturm bedroht wird. Mehr tot als lebendig wird er gerettet, nur um in die noch unerforschten Regionen des Antarktischen Ozeans vorzudringen.


    Meine Meinung:
    Wirklich begeistern konnte mich der einzige Roman von Edgar Allan Poe nicht. Der erste Teil der Geschichte auf dem Walfänger gefiel mir noch ganz gut; Arthur Gordon Pym erlebt auf dem Schiff so einiges an Horrorszenarien, kann seine Haut aber immer retten. Im zweiten Teil, auf der Fahrt in die Antarktis und auf der Insel der "Wilden" wiederholt sich dann für meinen Geschmack alles zu sehr; wieder muss Pym mit Hunger und Durst kämpfen und wieder überleben nur er und sein Leidensgenosse vom ersten Schiff die Qualen. Das Ende ist sehr mystisch und auch damit konnte ich nicht allzu viel anfangen.
    Insgesamt vergebe ich 3ratten (für den ersten Teil hätte ich vier Ratten vergeben, für den zweiten zwei)

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen

  • Jules Verne war großer Fan von dem Roman, vor allem von dem Schluss (er hat auch eine Fortsetzung geschrieben, die wohl genau an dieser Stelle einsetzt, das Buch habe ich aber nicht gelesen).


    Ich fand aber auch den ersten Teil des Romans besser als den etwas merkwürdigen Schluss. Wobei ich den ganzen Roman richtig gerne gelesen habe. Trotzdem: Poe ist halt der Meister der Kurzgeschichte, vielleicht hatte er noch nicht genügend "Kondition" für eine so lange Erzählung. Wer weiß, wie er sich entwickelt hätte, wenn er etwas länger gelebt hätte.


    Dem ersten Teil würde ich sogar 5 Ratten geben (und falls möglich noch mal 5 Bonusratten). Das Lesen hat mir unheimlich viel Spaß gemacht - das ist doch pure Seeräuberromantik (wenn gleich auch ohne richtige Piraten). Als blinder Passagier im Laderaum versteckt in einer kleinen, gemütlichen Höhle. Und dann verwandelt sich das alles in einen 1-A-Alptraum (Meuterei, Kanibalismus und und und).


  • Jules Verne war großer Fan von dem Roman, vor allem von dem Schluss (er hat auch eine Fortsetzung geschrieben, die wohl genau an dieser Stelle einsetzt, das Buch habe ich aber nicht gelesen).


    Die Fortsetzung von Jules Verne habe ich auch nicht gelesen, es gibt aber einen Thread mit einer Rezi zu beiden Romanen. Es wäre sicher interessant, "Die Eissphinx" zu lesen. Denn so bleibt das Ende von Poes Roman doch sehr mystisch...



    Trotzdem: Poe ist halt der Meister der Kurzgeschichte, vielleicht hatte er noch nicht genügend "Kondition" für eine so lange Erzählung.


    Das kann gut sein. Den ersten Teil bis zur Rettung fand ich ja eben auch spannend und gut zu lesen. Wenn dann Schluss gewesen wäre, hätte für mich nichts gefehlt.

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  • Ich habe die Geschichte auch gerade gelesen und sonderlich gut gefallen hat sie mir auch nicht.
    Die Wendung von Glück zu Unglück und wieder zu Glück, um dann wieder ins Unglück zu stürzen, fand ich einfach zu drastisch. Wenn nach der ersten Rettungsaktion Ende gewesen wäre, wäre die Geschichte deutlich besser weggekommen.
    So fand ich es einfach übertrieben, was passiert ist und die Rettungsaktionen waren mir teilweise zu weit hergeholt.


    2ratten


  • Wenn nach der ersten Rettungsaktion Ende gewesen wäre, wäre die Geschichte deutlich besser weggekommen.


    Ganz genauso war auch mein Eindruck. Sollte ich das Buch nochmal lesen, höre ich einfach nach dem ersten Teil auf :zwinker:

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  • Ehrlich gesagt, fand ich den Roman genial. Ich verstehe nicht, warum der Mainstreamleser stets meint, es müsse jedes Buch ein gut verdauliches Ende haben. Gerade die Bücher, die einen am Ende rätseln lassen oder einen in Verbitterung zurücklassen, sind es doch, die fesseln. Der Verstand kann mit dem offenen oder verstörenden Ende arbeiten und genau das ist es ja auch, was der Autor beim Leser erreichen will.
    Dabei sei angemerkt, dass der Begriff "mystisch" nur unvollkommen und schwammig den philosophischen Gehalt um Stoa und Christentum wiedergibt, der am Ende des Romans wirksam wird. Unabhängig von dieser rationalen Erkenntnis ist das Hineinfühlen in die Surrealität der Beschreibung ein Erlebnis, das ich nicht missen möchte.


    Zugegeben, bei Poe wirkt alles oft zu konstruiert, zu mechanisch, um letztlich die letzte Verbindung zur Seele des Leser knüpfen zu können. Dennoch halte ich diesen Roman für eines seiner besten Werke.


  • Ehrlich gesagt, fand ich den Roman genial. Ich verstehe nicht, warum der Mainstreamleser stets meint, ...


    Heißt das, alle, die dieses Buch nicht gut fangen, lesen nur Mainstreambücher?
    Und wenn es mir nicht gefällt, ist mein, sagen wir, Leseniveau zu niedrig angesetzt?
    Es gibt immer verschiedene Meinungen und du kannst gerne sagen, warum dir die Geschichte gut gefallen hat, aber ebenso gut kann ich dann sagen, weswegen ich das Buch eben nicht gut fand. :winken:


  • Ehrlich gesagt, fand ich den Roman genial. Ich verstehe nicht, warum der Mainstreamleser stets meint, es müsse jedes Buch ein gut verdauliches Ende haben.


    Ich denke auch nicht, dass das etwas mit "Mainstreamleser" zu tun hat. Du kommst mit dem Ende des Buches klar, ich nicht. Du fandest das Buch genial, ich durchschnittlich. Punkt.



    Es gibt immer verschiedene Meinungen und du kannst gerne sagen, warum dir die Geschichte gut gefallen hat, aber ebenso gut kann ich dann sagen, weswegen ich das Buch eben nicht gut fand. :winken:


    :daumen:

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen

  • Wenn nach der ersten Rettungsaktion Ende gewesen wäre, wäre die Geschichte deutlich besser weggekommen.


    Sie wäre todlangweilig gewesen, weil alles, was Poe da tun kann, ist, verschiedene Methoden aufzuzählen, wie die Ladung im Schiffsrumpf befestigt werde soll. Er wirkt da sehr, sehr oberlehrerhaft. Nur dort, wo Poe Momente des Horror einbauen kann - und damit vor allem im letzten von Pym erzählten Kapitel - läuft er zu Hochform auf.


    Im übrigen kann man meine Meinung hier noch nachlesen: http://blog.litteratur.ch/WordPress/?p=6410

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

    Einmal editiert, zuletzt von sandhofer ()

  • Mit seinem einzigen Roman verlässt Poe sein gewohntes Metier und wendet sich der Abenteuerliteratur zu. Ich hatte den Eindruck, dass er sich wortwörtlich ausgetobt hat, denn die Geschichte ist voll von skurrilen Ideen. Und, so ehrlich muss man sein, Momenten des Poe-typischen Grauens. Leider sind nicht alle Gedanken bzw. Situationen zuende gedacht. Das kann reizvoll sein, weil ich als Leserin gefordert werde, aber auch ärgerlich, weil es Logiklücken provoziert.



    Vor allem der erste Teil, der größtenteils im Laderaum eines Schiffes stattfindet, erinnert mich an andere Werke Poes. Die Beklemmung und Einsamkeit sowie die Auswirkungen des Hungers und die Ungewissheit werden deutlich und die Atmosphäre ist bedrückend. Und auch wenn im späteren Verlauf immer wieder Momente der Hoffnungslosigkeit aufkommen, ist dort viel Tatendrang spürbar. Poe scheint sich ein Vorbild an anderen Werken der Abenteuerliteratur genommen zu haben und spart nicht an rasanten Situationen. Piraten und wilde Insulaner, Stürme auf See und feindliche Landschaften, gefährliche Tiere und Erscheinungen - Poe zieht alle Register. Und ich fühlte mich gut unterhalten, solange ich die Geschehnisse nicht zu ernst genommen habe.


    Zwischendurch gibt es immer wieder informierende Einschübe über verschiedene Themen. Das Internet behauptet, Poe hätte so die geforderte Länge seines Werkes erzielt, weshalb ich es ihm fast verzeihe. Leider fand ich diese Einschübe belehrend und langatmig.


    Das Ende ist mythisch und lässt vieles offen, wird aber durch die knappe Rahmenhandlung eingeordnet. Und ich mochte genau dieses offene Ende, für mich hätte es nicht anders sein dürfen.


    Insgesamt ein Werk, das man lesen kann, aber nicht muss… Sowohl in Poes eigenem Schaffen als auch im Bereich der Abenteuerliteratur gibt es für mich bessere Werke.

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges