Andreas Brandhorst - Der letzte Regent

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 2.866 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Rhea.

  • Kaufen* bei

    Amazon
    Bücher.de
    Buch24.de

    * Werbe/Affiliate-Links


    Kurzbeschreibung:
    Das große Zukunftsepos von Erfolgsautor Andreas Brandhorst
    Bereits seit über zweitausend Jahren kämpft das Endurium, ein Bündnis aller Menschenwelten, gegen die außerirdischen Ayunn. Als der fünfhundertjährige Regent des Enduriums stirbt, soll der Chronist Xavius herausfinden, wer hinter dem gewaltsamen Tod des Herrschers steckt. Doch schnell entbrennt ein schmutziger Machtkampf um die Nachfolge des Regenten, und Xavius gerät zwischen die Fronten. Und dann greifen auch noch die Ayunn an, denn sie sehen ihre Chance gekommen, die führungslose und geschwächte Menschheit nun endgültig zu zerstören ...
    ______________________________


    Ab 19. Juli 2013 wird das Buch drüben in einer autorenbegleiteten Leserunde gelesen, vielleicht mag sich noche jemand anschließen?

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • Inhalt:
    Der Chronist des Enduriums, Xavis V Xavius, wird Zeuge des Treffens zwischen dem Regenten des Enduriums, Avedo M Avedis und Vertretern der Splitterwelten, in dessen Anschluß der Regent ermordet wird. Die Vertreter der Splitterwelten stehen im Verdacht, für diesen Mord verantwortlich zu sein und zusammen mit den Ayunn, den größten Feinden des Enduriums, einen Angriff zu planen. Xavius bekommt von Avedis' Stellvertreter den Auftrag, zu den Splitterwelten zu fliegen, um die Hintergründe für den Anschlag aufzudecken. Dabei gerät er in einen Hinterhalt und plötzlich ist das ganze Universum hinter ihm her.


    Meine Meinung:
    Normalerweise lese ich keine Science-Fiction, aber da dieses Buch von Andreas Brandhorst ist, war es keine Frage, daß ich es lesen werde. Und ich muß sagen, daß mich das Buch – wieder – sehr positiv überrascht hat.


    Ich hatte anfangs die Befürchtung, daß die vielen technischen Errungenschaften in dem Buch und deren Verwendung mich vielleicht zu sehr verwirren und mich in meinem Lesefluss stören würden, aber das war unbegründet. Einige technische Details erschlossen sich beim Lesen bzw. ihre Bedeutung war eher unrelevant für das Verständnis der Handlung – außerdem gibt es am Ende des Buches noch ein Glossar zu den Begriffen und Charaktere.


    Sobald man in der Welt des Enduriums angekommen ist, liest sich das Buch flüssig und spannend. Mit ein paar Vermutungen lag ich gar nicht so verkehrt und es gab noch einige überraschende Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet habe.


    Das Endurium besteht aus Morti (Menschen, die in der Stillen Stadt auf der Erde einen kontrollierten Tod gestorben sind, lebende Tote sozusagen), die die Fäden im Endurium ziehen, und den Vivi, den lebenden Menschen. Nur der Regent, ein Mortus, kennt alle Geheimnisse des Enduriums, die in einem Schrein in der Stillen Stadt auf der seit 2000 Jahren zerstörten und verwüsteten Erde liegen. Die Erde wurde seinerzeit von den Ayunn zerstört und sie sind seither die größten Feinde der Menschheit – eine dritte Angriffswelle scheint bevor zu stehen. Daneben gibt es die Splitterwelten, Menschenwelten, die unabhängig vom Endurium sind.


    Die Beschreibungen des Enduriums und einzelner Welten sind sehr gut gelungen, ich konnte sie bildlich vor mir sehen. Was mir auch wieder gut gefallen hat, daß der Autor die Charaktere nicht einfach in Schwarz-Weiß darstellt, sondern ich mir als Leser ein eigenes Bild von der jeweiligen Lebensform machen und bewerten konnte.


    Xavis V Xavius, Chronist und ein Vivus, ist ein überzeugter Anhänger des Enduriums: für ihn sind die Forderungen und Ansichten der Splittermenschen eine Beleidigung der bestehenden Ordnung. Aber im Laufe der Handlung melden sich bei ihm kleine Zweifel und aufgrund der Entwicklung bleibt ihm irgendwann nichts anderes übrig, als sich seinen Zweifel zu stellen; Xavius' Entwicklung fand ich sehr überzeugend.


    Auch in diesem Buch war ich mir als Leser nicht sicher, wem man trauen kann oder wem nicht, was wirklich ist und was nicht – das hat der Autor wieder sehr gut hinbekommen.


    Ich habe seit 20 Jahren keine Science-Fiction mehr gelesen, dieses Buch dürfte das nun geändert haben. Unbedingt lesen!


    5ratten

    Liebe Grüße

    Karin

  • Hier kommt meine Meinung zu dem Buch:


    Erster Satz: Rauch hing in dichten grauen Schwaden über den verbrannten Resten der Stadt


    Inhalt
    Seit zweitausend Jahren, seit der Zerstörung der Erde durch das feindliche Volk der Ayunn, ist zwischen ihnen und der Menschheit Krieg. Als der 500 Jahre alte Regent des Enduriums bei einer Zusammenkunft mit rebellierenden Vertretern der menschlichen Splitterwelten ermordet wird, droht eine neue Angriffswelle der Ayunn die Führung der Menschen endgültig zu zerstören.


    Der Chronist Xavius wird in die Splitterwelten geschickt, um den Mord aufzuklären. Ein Hinterhalt wirft ihn in die Hände der Rebellen, doch auch das Endurium ist nun hinter ihm her und die Ayunn greifen wieder an. Wird Xavius die Wahrheit über den Mord des Regenten herausfinden, bevor es zu spät ist?


    Meine Meinung
    Mit dem vorliegenden Roman hat der Autor wieder einmal eine faszinierende Welt mit interessanten Figuren und einer spannenden Handlung entwickelt. Und wie ich es bei den Büchern von Andreas Brandhorst liebe, erzählt er wieder in einer bildhaften und intensiven Sprache, die so vielen Szenen und Welten eine besondere Atmosphäre gibt und oft irreale Stimmungen erzeugt.


    Das Endurium, die Welt, in der der menschliche Hauptprotagonist Xavius lebt, ist äußerst spannend. Es besteht aus mehreren Sonnensystemen mit vielen Welten und ist von den Menschen besiedelt. Die Bewohner sind zum einen Vivi, lebende Menschen und zum anderen Morti, nämlich Vivi die mithilfe eines kontrollierten Todes die Unsterblichkeit gewinnen, dabei aber auch Emotionen aufgeben. Einerseits fehlt damit den Morti etwas Entscheidendes, was das Leben eines Menschen ausmacht, aber andererseits sind sie damit auch rational, ihr Verstand wird nicht von Gefühlen abgelenkt und ihr Handeln wird auch nicht durch negative Emotionen beeinflusst. Ihre Aufgabe ist es, die Menschheit vor dem Untergang zu bewahren. Daneben gib es noch die Splitterwelten, vom Endurium unabhängige Menschenwelten, die gegen die Morti und die Entwicklung des Enduriums, das ihrer Meinung nach mehr und mehr eine „tote Welt“ zu werden droht, rebellieren.


    Ganz besonders spannend ist hierbei das Rätsel um die Stille Stadt. Aufgebaut auf der zerstörten Erde und Zentrum für die Umwandlungen der Vivi in die Morti ist sie immer auch Ziel der Rebellen, die dort das Wissen des Regenten zu bergen hoffen. Denn die Stadt birgt auch das große Geheimnis des Regenten ...


    Die Figuren sind ebenfalls spannend zu lesen, denn sie sind nicht einfach weiß und schwarz, sondern vielschichtig und ihre Beweggründe sind nachvollziehbar, bieten aber auch immer viel Raum für Spekulationen. Auch die Entwicklung des Chronisten ist schlüssig. Aufgewachsen in der ihm bekannten Welt, kämpft er mit der Verarbeitung vieler neuer Informationen und besonders auch Manipulationen und wächst daran. Neben den steinern wirkenden Morti gibt es noch weitere interessante Figuren wie z. B. Empathen, Menschen mit besonderen Begabungen.


    Neben Welten und Figuren bieten die Bücher des Autors aber auch meist noch eine andere Ebene, die den Leser in fremde Gedanken, andere Realitäten oder andere Welten führt. Hier im Buch findet sich Xavius immer wieder in einer irreal wirkenden Realität wieder, die für zusätzliche Spannung sorgt, fragt man sich doch sowieso schon die ganze Zeit, wer hier in der Geschichte die Wahrheit sagt, wer lügt oder manipuliert.


    Ganz besonders gut gefällt mir auch hier wieder, dass die Geschichte auch zum Nachdenken anregt, wenn man die Gesellschaft der Morti und die Beweggründe für ihre Handlungen und die jahrhundertelange durchgeplante Entwicklung beobachtet. Und daneben die Rebellen, die die Menschheit in Gefahr sehen, die die Morti doch unbedingt retten wollen. Man fragt sich, wie es soweit kam, was das Endurium ursprünglich hat entstehen lassen. Ich fand es durchweg spannend, mich mit dieser Geschichte zu beschäftigen.


    Wer gerne Raumschiffe und technische Errungenschaften mag, wird hier auch auf seine Kosten kommen, ohne dass dies Überhand nimmt oder unverständlich wird. Auch fremde Planeten werden beschrieben, von denen der Planet Bluestone mit seinem ganz besonderen Ökosystem derart faszinierend und unheimlich für mich war, dass ich davon sehr gerne noch eine eigene Geschichte lesen würde.


    Für mich war dies wieder ein vielseitiger und spannender Roman mit viel Kopfkino und einer überraschenden Aufklärung.


    5ratten

  • Hallo Ihr Lieben,


    nach der sehr spannenden und interessanten Leserunde mit dem Autor kommt hier auch meine Meinung:


    In einer fernen Zukunft gibt es ein Bündnis von Menschenwelten, das sogenannte Endurium, das seit 2000 Jahren gegen die feindlichen Ayunn kämpft. Angeführt wird das Endurium von einem Regenten, der ein Morti ist. Mortis sind Menschen, die gestorben und wieder aufgeweckt worden sind und viel länger leben können, als die sterblichen Vivi. Auch wenn es nicht einfach ist, können Mortis umgebracht werden und ausgerechnet der Regent wird getötet. Der Chronist Xavis Xavius erhält zuerst die Aufgabe den Tod des Regenten aufzuklären, findet sich jedoch ziemlich schnell mitten drin in einer Verschwörung, bei der er die Hauptrolle zugedacht bekommen hat.


    Science Fiction Romane sind normalerweise nicht so mein Genre und ich habe bis zu diesem Roman nur genau einen anderen Science Fiction Roman jemals gelesen. Entsprechend gespannt, bin ich an dieses Buch heran gegangen. Von Andreas Brandhorst hatte ich bis dato schon mehr Nicht-Science-Fiction-Romane gelesen, die mich alle sehr begeistert haben, daher war ich sehr gespannt, wie ich mit diesem Genre zurecht kommen würde und ich kann sagen, ich wurde nicht enttäuscht.


    Als Fazit kann ich schon mal sagen, dass der Autor es für mich sehr gut versteht die technischen und innovativen Dinge so zu erklären, dass ich alles ohne Probleme verstehen konnte und vieles so beschrieben war, wie wenn ich mir gerade einen Film ansehen würde. Bei einigen Episoden lief mein Kopfkino auf Hochtouren und ich hatte die beschriebenen Techniken, Eigenarten direkt vor meinem geistigen Auge.


    Xavis Xavius ist ein sehr vielschichtiger Charakter, von dem nach und nach immer mehr offenbart wird und den ich sehr gerne begleitet habe. Gut konnte ich nachvollziehen, wie er schon früh beeinflusst worden ist und wie er eigentlich ständig immer noch manipuliert wird. Auch die anderen auftauchenden Figuren wurden detailliert beschrieben und so in die Geschichte eingeführt, dass ich ein Bild von ihnen vor Augen hatte und ihre Taten und Handlungen gut nachvollziehen konnte.


    Bis zum Schluss tappte ich gemeinsam mit Xavis ziemlich im Dunkeln, wer denn jetzt für den Tod des Regenten verantwortlich ist und warum überhaupt der Regent getötet wurde. Die Aufklärung am Schluss fand ich dann sehr gelungen und hatte für mich noch einige überraschende Elemente dabei. Nur das Ende des Täters an sich und der weitere Verlauf der Handlung waren dann für mich fast ein bisschen zu einfach und nach der Spannung vorab mit für mich zu wenig Aktion versehen.


    Spannend beschrieben waren die psychologischen Details, die der Autor anwendet und mit denen er die Hauptfigur, aber auch mich als Leser sehr oft ganz schön verwirrt hat. Die Auflösung ergibt dann aber ein stimmiges Bild und am Ende fügen sich alle Puzzle-Teile gekonnt zu einem Gesamtbild zusammen.


    Alles in allem ein sehr spannender und gut nachvollziehbarer Science Fiction Roman, der mich gut unterhalten hat und mir mehr Lust auf Science Fiction gemacht hat. Dafür gibt es 4ratten


    Liebe Grüße
    Tammy :winken:

    &WCF_AMPERSAND"Jeder der sich die Fähigkeit erhält, Schönheit zu erkennen, wird nie alt werden.&WCF_AMPERSAND" (Franz Kafka)

  • Der letzte Regent


    Zunächst war ich sehr skeptisch, denn Regent klingt nach Königreich und lt. Klappentext wird er ermordet - naja, das passiert mit vielen Regenten und dann beginnt das Gerangel um die Nachfolge, mit Intrigen und Kriegen und somit für mich uninteressant. Sollte ich das wirklich lesen? Bei einer Leseprobe im Internet merkte ich aber, dass es mir schwer fiel, mit dem Lesen wieder aufzuhören und auf die Leserunde zu warten, bei der ich mich dann umgehend angemeldet habe.


    Ja, es geht um eine Form der absoluten Monarchie, aber ganz anders als gedacht. Wir befinden uns in einer Zukunft, in der die U.S.S. Enterprise mit einem Faustkeil gleichgestellt werden könnte. Das ermöglicht die Darstellung vieler technischer und und gesellschaftlicher Entwicklungen, die nicht mehr aus unserer Zeit hergeleitet werden müssen. Dabei ist erstaunlich, wieviele Ideen der Autor entwickelt. Sicher, wer viel SF liest wird Einiges wiedererkennen, aber in der Gesamtheit gelingt es dem Autor, eine Welt darzustellen, die in sich logisch und spannend ist. Erstaunliche Bilder des Kosmos in undenkbar ferner Zukunft, interessante Raumschiffe, farbenprächtige und gefährliche Planeten, alles was das Herz des Hardcore-Fans hoch schlagen lässt.
    Von besonderem Interesse war für mich, dass hier die tragende Geschichte sich mit dem Interagieren verschiedener Gesellschaftsformen beschäftigt. Im Zentrum steht das Endurium, ein System, das von einem Regenten mit großem Wissen geführt wird und damit an die alten Utopisten erinnert, die eine bessere Gesellschaft unter der Führung eines weisen Herrschers errichten wollten.
    Was verursacht die meisten Probleme in einer Gesellschaft? Könnten es die Gefühle sein, die Bestechlichkeit und Intrigantentum hervorrufen? Die Logik sagt, dass dann die Möglichkeit, emotionslose "Menschen" zu schaffen, für bestimmte Verwaltungsbereiche in der Gesellschaft hilfreich sein könnte. Diese Möglicheit war da und wurde genutzt und so haben wir eine Gesellschaft von Morti - lebenden Toten, die ihre Gefühle mit dem Leben abgelegt haben, aber nicht wie sonst üblich als Mumien oder Zombies etwas dümmlich daher kommen. Nein, sie sind statt mit Gefühlen mit der Möglichkeit ausgerüstet, viele Informationen zu verarbeiten und damit ihren Job möglichst umfassend zu überschauen und sehr gut zu lösen. Der andere Teil der Gesellschaft sind die Vivi, die ihre Fähigkeiten durch Nanotechnologie soweit wie möglich erweitern.
    Diese Gesellschaft hat einen Feind, von dem der Leser zunächst nicht viel erfährt, außer, dass die Kriege gegen diesen Feind zur Errichtung des Enduriums geführt haben und dass es sich bei diesem Feind um eine Schwarmgesellschaft handelt.
    Außerdem gibt es noch den Gegenspieler, die Splitterwelten, die sich dem Endurium nicht untergeordnet haben, von diesem aber mit verteidigt werden und denen die Technik des Enduriums weitgehend verweigert wird. Dort hat sich deshalb eine Entwicklung auf biologischer Basis vollzogen. Die Menschen erweitern ihre Fähigkeiten mittels verschiedener Symbionten.
    In diese Konstellation stellt der Autor seinen Protagonisten, einen Vivi, der das Wort als seine Waffe gewählt hat und als der beste Chronist des Enduriums gilt. Er ist von seinen Prämissen überzeugt und ein Verfechter der Wahrheit.
    Sehr schnell fragt sich der Leser allerdings: "Was ist die Wahrheit?" Auch der Chronist beginnt zu zweifeln, allerdings hat er es schwer, denn er ist in seinem Kopf nicht allein...


    Der Leser begleitet den Chronisten Xavis V Xavius auf einer Reise durch Zeit und Raum, er begegnet unterschiedlichen Menschen, ringt mit unverständlichen Träumen, wandert durch gefährliche Gegenden, rettet und wird selbst gerettet und der Leser weiß an keiner Stelle mehr als er. Einiges kann man erahnen, da wir nicht in der Gesellschaft, sondern von außen auf sie schauen, aber wer denkt, er kennt die Lösung, der sollte sich überraschen lassen.
    Und schließlich fand auch ich den Titel des Romans absolut gelungen.


    Fazit: ein spannender Sf-Roman, der viel Stoff für politische Diskussionen bietet und sowohl den Technik Fans als auch Liebhabern sozialer Utopien gerecht wird. Es ist nicht notwendig, die technischen Details des Romans zu verstehen, sie sind auch nicht so ausgewalzt, dass sie störend wirken. Wenn man mag, kann man sie einfach der bildhaften Sprache entnehmen und so als Bühne der Geschichte nutzen.
    5ratten :tipp: