David Baddiel - Halb so Wild

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    Inhalt:

    Eli Gold, 92, liegt im Sterben. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, wäre er nicht der Welt größter lebender Autor. Er hat den Pulitzer abgeräumt, den National Book Award bekommen und den Nobelpreis abgelehnt. Er hat in Talkshows mit Germaine Greer gestritten, ist ein alter Freund von Philip Roth. Der hat schon seinen Besuch im Mount Sinai Hospital in New York angekündigt, ebenso wie Bill Clinton.


    Vor dem Krankenhaus versammelt sich die Weltpresse, an Elis Bett seine weitläufige Verwandtschaft: Seine Tochter Colette aus der fünften und jüngsten Ehe des weltberühmten Autors beobachtet mit dem schonungslosen Blick einer Achtjährigen den absurden Medienzirkus, der um ihren Vater veranstaltet wird. Extra angereist aus London ist ihr Halbbruder Harvey, Anfang vierzig, gescheiterter Romancier und Ghostwriter, der nicht nur mit dem Erbe seines Übervaters ringt, sondern auch mit seiner jungen Stiefmutter Frieda. Auf dem Weg nach New York ist auch Elis Exschwager, mormonischer Fundamentalist und Bruder von Elis vierter Frau, mit der Eli einen Doppelselbstmord geplant hatte, bei dem allerdings nur sie ums Leben kam. Er will die Gelegenheit beim Schopfe packen und seine Schwester rächen, bevor Eli von selbst sein Leben aushaucht.


    Ich habe nun schon die Hälfte des Buches gelesen und möchte doch schon jetzt meine Eindrücke, welche sehr wechselhaft sind. zum Ausdruck bringen.
    Das Buch beginnt mit der 8jährigen Colette, welche in der ersten Person, von dem Besuch bei ihrem Vater im Krankenhaus berichtet. Einem Vater, der altersmässig eher ihr Urgroßvater sein könnte.
    Hier wird sie auf einmal mit einem Halbbruder konfrontiert, der 2 Jahre jünger als ihre Mutter ist und den sie bisher noch nie zu Gesicht bekommen hat. Die Geschichte aus der Sicht der 8jährigen gefällt mir sehr gut und gibt sehr ungeschminkt das geschehen wieder, eben genau so, wie ein Kind, das Ganze kommentieren würde.
    Danach wechselt die erzählerische Eben zu Harvey. hier wird in der 3. Person geschrieben und ich schwanke zwischen Mitgefühl und abgrundtiefer Abneigung, was diesen Charakter anbelangt. Ich stelle fest, dass ich eigentlich immer froh bin, wenn die Harvey-Kapitel enden. Ebenso ergeht es mir mit Elis Ex-Schwager, der bisher noch nicht namentlich genannt wurde, sondern immer nur mit "er" tituliert wird. Ein Mormone, der in einer völlig anderen Welt lebt, angefüllt von Rache und Hass. Mit ihm werde ich überhaupt nicht warm.
    Ganz anders ergeht es mir da mit Violet, Elis erster Frau, welche nun in England in einem Altenheim lebt, aber körperlich und vor allem auch geistig noch sehr fit ist.
    Hier erfährt der Leser sehr viel von Eli, als er ein junger Mann war und seinem Leben kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Violet ist sympathisch und man kann ihre Gedanken und Gefühle sehr gut nachvollziehen.


    Das Buch beginnt quasi mit dem Sterben Elis und durch sehr viele Rückblicke aus ganz verschiedenen Winkeln, lernt man nach und nach, diesen Sterbenden ein wenig kennen.
    Lediglich Colette beschreibt die Gegenwart.


    Ich denke, dieses Buch gehört zu jenen, bei welchen ich erst am Ende sagen kann, ob es mir gefallen hat oder nicht, denn noch bin ich sehr schwankend, was meine Meinung darüber angeht.

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    OA: 2011
    OT: The Death of Eli Gold
    545 Seiten
    ISBN: 978-3896674821


    Inhalt:
    Eli Gold, 92, liegt im Sterben. Das wäre nicht weiter erwähnenswert, wäre er nicht der Welt größter lebender Autor. Er hat den Pulitzer abgeräumt, den National Book Award bekommen und den Nobelpreis abgelehnt. Er hat in Talkshows mit Germaine Greer gestritten, ist ein alter Freund von Philip Roth. Der hat schon seinen Besuch im Mount Sinai Hospital in New York angekündigt, ebenso wie Bill Clinton. Auch seine weiterverstreute Familie findet sich unerwartet am Bett des Sterbenden zusammen, was nicht immer komplikationslos von statten geht.


    Eigene Meinung:
    Anfänglich war ich sehr skeptisch, was dieses Buch anbelangte und zu einigen der Charaktere bekam ich überhaupt keinen Zugang, aber ich musste feststellen, dass sich dies im Laufe der Lektüre sehr wandelte. Gerade Harvey der Sohn aus einer früheren Ehe, war mir zu Beginn sehr unsympathisch, aber so wie seine wesentlich jüngere Halbschwester Colette ihn näher kennenlernte, so ging es auch mir und ich musste über einige der Charaktere meine Meinung ändern. Das war auch das faszinierende an dem Buch. Die Protagonisten bekommen nach und nach mehr Persönlichkeit, wandeln sich und gewinnen an Charakterstärke. In diesem Buch geht es nicht nur um das Leben des Sterbenden , sondern generell um Vergänglichkeit, Alter, Liebe, Treue und die Konfrontation mit dem Tod.
    Die Menschen um Eli Gold waren Grund verschieden und verliehen dem Buch eine sehr interessante Vielfalt.
    Baddiel hat hier eine vielschichtige Gesellschaft gezeichnet, die sehr lebendig und stellenweise bewegend ist und das durch alle Generationen hinweg. Der Autor hat die Menschen in diesem Buch sehr facettenreich und liebevoll gezeichnet. Sogar jene, die es auf den ersten Blick gar nicht verdienen. Die Lebensgeschichten waren spannend und so realistisch dargestellt, dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen wollte.
    Auch das Ende verleiht diesem Roman einen würdigen und perfekten Abschluss.
    Ich habe mit diesem Buch einen Autoren kennengelernt, der mich neugierig macht auf seine anderen Arbeiten.


    5ratten

  • Ja, Bestätigung von mir. Ich hab's im Original gelesen ("The Death of Eli Gold"..) und fand's super, nachdem die Geschichte einmal Fahrt aufgenommen hatte. Baddiels andere Bücher haben mir auch gefallen, obwohl/auch gerade weil sie teilweise etwas schräg sind, aber bei diesem hat er wirklich eine runde Geschichte geschaffen - die 4 Charaktere, aus deren Sicht erzählt wird, gewinnen im Laufe des Buches zunehmend Kontur - merkwürdigerweise aber vor allem die beiden weiblichen: die junge Colette und die besonders liebevoll gezeichnete alte Violet haben definitiv viel echtes Leben in sich.

    Einmal editiert, zuletzt von Alice ()

  • Ich kann mich euren Meinungen anschließen.
    Anfangs hatte ich noch Probleme mit dem Buch, konnte noch nicht wirklich was damit anfangen, weil ich es nichteinschätzen konnte.
    Aber bei knapp 550 Seiten hat man als Leser ja Zeit, sich an das Buch zu gewöhnen (denn so, dass ich es abbrechen wollte, begann es auch nicht!).


    Die Protagonisten erzählen abwechselnd aus ihrer Sicht, so dass sich für den Leser erst allmählich für jeden Einzelnen ein Gesamtbild entsteht. Dadurch ändert sich die Einschätzung der Charaktere auch immer wieder. Colettes Halbbruder Harvey z.B. fand ich manchmal furchtbar anstrengend, in anderen Momenten tat er mir dann einfach nur leid. Colette gefiel mir recht gut; auch sie hatte es nicht einfach, mit dem alten Vater, dessen "anderen Familien", mit der Mutter, die kaum Zeit hat. Auch die Sichtweise von Elis erster Frau fand ich interessant, da man so erfuhr, was an die Medien drang und was die Welt und Elis Fans mitbekamen.


    Mir gefällt es sehr, wenn sich eine Geschichte durch die Beiträge verschiedener Personen erst nach und nach entwickelt und man erst am Ende einen Überblick hat und alle Zusammenhänge kennt. Solche Bücher lese ich gerne, und aus diesem Grund hat mich auch "Halb so wild" überzeugen können.
    Und wenn aus der Sicht mehrerer Personen erzählt wird, muss man ja auch automatisch immer weiterlesen, weil man auf das nächste Kapitel der Lieblingsperson wartet oder es bei jemandem gerade spannend aufgehört hat, dieser Teil der Handlung aber erst in vier Kapiteln weiter geht. So sind dann auch recht umfangreiche Bücher wie dieses schnell ausgelesen, weil sich ab einem gewissen Moment ein Sog beim Lesen entwickelt und man einfach nicht mehr unterbrechen möchte.


    Und mittlerweile habe ich von David Baddiel das nächste Buch auf dem SUB liegen und hoffe, dass mir das ähnlich gut gefallen wird. :smile:


    4ratten