Tad Williams - Die dunklen Gassen des Himmels

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.940 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Mine_Bue.

  • Ich bin mir unschlüssig, ob das Buch in den Fantasy-Bereich gehört oder doch eher in die Mystery-Ecke. Bitte bei Bedarf einfach verschieben.


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    Bobby Dollar 1


    Inhalt
    Bobby Dollar ist Anwalt, allerdings etwas anders, als man es sich so vorstellt. Er ist ein Engel und verteidigt die Seelen verstorbener Menschen, bei denen nicht ganz klar ist, ob sie in den Himmel oder in die Hölle kommen. In seiner Freizeit treibt Bobby (eigentlich Doloriel) sich mit seinen Anwaltskollegen und Freunden in diversen Bars herum, denn als Engel im Anwaltsbereich versieht man seinen Dienst auf der Erde.
    Doch plötzlich läuft so einiges schief: die Seele eines Verstorbenen ist nicht auffindbar, ein höllisches Monster hat es auf Bobby Dollar abgesehen und eine dämonische Dame zieht Bobbys Aufmerksamkeit mehr auf sich als für einen Engel gesund ist. Bobby begibt sich auf Spurensuche und hat bald einen gefährlichen Verdacht: Sind Himmel und Hölle sich vielleicht näher als gedacht?


    Meine Meinung
    Zunächst eine Info vorab: Dies war mein erstes Buch von Tad Williams, ich wusste also vorher nicht, was mich erwartet. Im Nachhinein bin ich mir leider nicht sicher, ob ich noch mehr von ihm lesen möchte. Das Buch war durchaus unterhaltsam, aber einige Kritikpunkte habe ich trotzdem.


    Die Story fand ich eigentlich ganz gut. Himmel und Hölle im ewigen Kampf und dazwischen ein kleiner Engel, der eher durch Zufall in etwas hineingerät, was lieber verborgen geblieben wäre. Klingt spannend und ist es meistens auch. Tad Williams hat eine in sich schlüssige Welt erschaffen, in der Engel und Dämonen als Anwälte für die verstorbenen Seelen auftreten. Wie das alles zustande kommt, wird einem als Leser so nach und nach erzählt und man bekommt immer mehr Einsichten in die Strukturen des Himmels und der Hölle. Das alles zu erfahren fand ich interessant und spannend, besonders die Beschreibung des Himmels fand ich gelungen.
    Auch die Handlung an sich ist gut, allerdings finde ich manche Stellen einfach zu langatmig. Leider sind das in meinen Augen meistens die Verfolgungsjagden, die einfach ewig beschrieben werden. Dabei sollten das doch gerade die besonders spannenden Stellen sein, aber irgendwie konnte mich Tad Williams Stil da nicht mitreißen. Ich kann den Finger nicht wirklich auf den Fehler legen, aber wenn jemand zum wiederholten Male (innerhalb einer einzigen Verfolgungsjagd) dem Tod nur knapp ausweichen kann, wirds irgendwie langweilig. Außerdem wären weniger Blabla und mehr Action nicht schlecht gewesen.


    Im Kampf zwischen Himmel und Hölle bleibt es wohl nicht aus, dass es einige interessante Charaktere gibt, die kräftig mitmischen. Neben unzähligen Dämonen und Engeln (die ich alle ziemlich treffend dargestellt finde) gibt es Wer-Eber, Albino-Freaks und Ghallus (höchst gefährliches, urdämonisches Monster). Für Charaktere hat Tad Williams meiner Meinung nach ein besseres Händchen als für die Handlung, denn besonders die vielen Nebencharaktere fand ich echt toll.
    Bobby Dollar selbst ist auch ein Kerl, mit dem man sich anfreunden kann. Manche seiner Sprüche fand ich zwar etwas platt und seine Coolness in manchen Situationen etwas übertrieben, aber insgesamt ist er ein durchaus angenehmer Hauptcharakter. Man erfährt so einiges über seine Vergangenheit und warum er so ist, wie er ist ... und ich kann euch versichern, dass er kein typischer Engel ist. :breitgrins:


    Insgesamt ist das Buch durchaus unterhaltsam, aber ich hatte mir von dem großen Tad Williams irgendwie mehr erwartet. Vielleicht können seine eingefleischten Fans mehr damit anfangen, aber mich konnte das Buch nicht komplett überzeugen.
    3ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

    Einmal editiert, zuletzt von mondy ()

  • Danke für die aufschlussreiche Rezi, mondy.


    Leider ist Langatmigkeit ein häufiger Vorwurf an die Adresse von Tad Williams und offenbar ist er auch hier seinem Stil treu geblieben. Ich selbst empfinde seine Romane eher als "ausschweifend" und bin dieser Art von Langatmigkeit gar nicht so arg abgeneigt. Aber wenn dich das nervt, dann würde ich die Finger von weiteren Williams-Reihen lassen...


    Ich werde mir Bobby Dollar in jedem Fall mal ansehen. :breitgrins:

    :lesen: Kai Meyer - Die Bibliothek im Nebel

  • Okay, dann streiche ich Tad Williams vorerst von meinen Leselisten. Ich war mir nicht sicher, ob das bei ihm immer so ist oder nur in diesem Buch.


    Ich bin auf jeden Fall gespannt auf deine Meinung. :winken:

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • Lustig, ich fand den Stil gerade gar nicht so ausschweifend, wie ich es sonst von dem Autor gewöhnt bin. Ich finde sogar, dass es vom Stil her gar nicht so sehr wie ein Tad Williams wirkt. Seine tolle Art, Geschichten zu erzählen und Figuren und Welten zu schaffen, ist natürlich hier auch deutlich erkennbar, aber insgesamt wirkt es anders, "jünger". Und das finde ich faszinierend, dass der Autor so wandlungsfähig ist. Otherland war für mich schon von der Stimmung anders als die Osten-Ard Saga, Der Blumenkrieg hatte wieder eine andere Atmosphäre, ebenso Shadowmarch, und dies hier ist wieder neu. Deshalb finde ich auch, dass man eine Geschichte nicht so gut mit den anderen Geschichten vergleich kann, bzw. muss einem nicht entweder alles oder gar nichts gefallen, aber durchaus eines davon.


    Hier jedenfalls meine Meinung zum Buch:


    Inhalt
    Bobby Dollar ist ein Engel in einem Menschenkörper, genauer gesagt: ein Anwaltsengel. Immer, wenn Menschen sterben, werden er und seine Engelkollegen von höchster Stelle an den Ort des Geschehens beordert, um sie vor den Anschuldigungen der Gegenseite, nämlich den Anwälten der Hölle, zu verteidigen. Der Arbeitsalltag ist immer gleich und es bleibt genug Zeit, sich mit seinen Engelfreunden in der Stammkneipe auf einen Drink zu treffen.


    Eines Tages aber gibt es eine Störung, die das Gleichgewicht zwischen Himmel und Hölle erschüttert: es verschwindet eine Seele spurlos, bevor über sie gerichtet werden kann. Wer hat sie gestohlen? Vertreter der Hölle? Oder hat der Himmel seine Hand im Spiel? Das Misstrauen ist groß und auf einmal findet sich Bobby Dollar zwischen den Fronten, denn natürlich kann er es nicht lassen, der Sache auf den Grund zu gehen. Davon hält ihn auch ein monströser Ghallu nicht ab, der nach seinem Leben trachtet und auch keine feurige Dämonin, die seine Gefühle mehr als durcheinander bringt.


    Meine Meinung
    Ich kenne und liebe viele Bücher von Tad Williams und war nun sehr gespannt auf seinen Ausflug in die Urban Fantasy. Ich habe es nicht bereut!


    Charaktere sind hier in (für den Autor) ungewöhnlich kleiner Zahl vorhanden, aber gewohnt vielseitig und lebendig beschrieben. Von Tad Williams bin ich ausdrucksstarke Figuren gewohnt und auch hier konnten sie mich wieder überzeugen. Besonders die Dämonin Caz hatte eine starke Ausstrahlung, aber auch die Erzengel und Dämonen in Menschengestalt hatten ihre intensiven Momente.


    Bobby selbst war mir sehr schnell sympathisch in seiner draufgängerischen Art. Sehr gut gefiel mir, dass er jedoch nicht nur als cooler Held daher kam, sondern auch zweifelte, nicht unbesiegbar wirkte und eben auch Angst und Schwächen hatte. Dabei bin ich dem Autor dankbar, dass er dies nicht derart intensiv verdeutlichen muss, wie es der Autor Jim Butcher bei seinem Held Dresden tut, der mir, obwohl ich auch diese Geschichten liebe, oft etwas übertrieben weinerlich daherkommt. Die Figur Bobby Dollar ist da für meinen Geschmack gut ausgeglichen.


    Die Geschichte hat ein flotteres Tempo als die anderen Geschichten des Autors und wirkt damit für mich an den humorvollen und actionreichen Stil der Geschichte angepasst. Ich mag seine sonst ausschweifende Art, Welten und Figuren und die Handlung zu beschreiben, da man dabei besonders gut in die Geschichte eintauchen kann. Aber auch, wenn der Autor sich hier damit etwas zurückhält, wird für mich wieder deutlich, wie gut er erzählen kann, z. B. durch die Beschreibung des Himmels, der tatsächlich eine besonders “himmlische“ Atmosphäre ausstrahlte. Und auch die Übergänge ins Außerhalb, wo die Prozesse für die Todesopfer stattfanden wirkten so schön irreal. Den ein oder anderen von Bobbys Monologen, gerade wenn es um seine Angebetete ging, hätte man vielleicht kürzen können, aber das war für mich auch das einzige manchmal langatmige Detail.



    Der Stil ist locker und lässig, besonders durch die oft selbstironischen und kritischen Kommentare des Ich–Erzählers, die er auch oft an die Leser direkt führt. Das gefällt mir richtig gut, wie Bobby Dollar uns Leser involviert, wenn er uns seine speziellen Aufgaben, den Himmel und die Hölle und deren Bewohner erklärt. Hier musste ich oft schmunzeln. Auch die Dialoge waren oft sehr lustig und allein die Schwierigkeiten bzw. Einschränkungen, die ein menschlicher Körper einem Engel bietet, sorgten für amüsante Szenen.


    Aber auch die Action kam nicht zu kurz. Gefährliche Verfolgungsjagden durch Vertreter der Hölle, Kämpfe und die immerwährende Gefahr eines Anschlags auf Bobbys Leben hielten die Spannung oben und sorgten bei mir für filmreife und spannende Lesestunden. Auch Liebe und Erotik fanden ihren Platz, aber nicht als kitschig-engelsüße Romantik. Überhaupt sollte man von engelhaften Klischees Abstand nehmen, wenn man sich auf Bobby Dollar einlassen will :zwinker:


    Mir hat der spürbar andere Erzählstil sehr gut gefallen und der Autor hat es für mich auch hier wieder verstanden, eine spannende und fantasievolle Geschichte zu schreiben, die mich jetzt schon sehr neugierige auf die Fortsetzung gemacht hat, auch wenn dieser Teil für sich alleine gelesen werden könnte. Denn grundsätzlich ist die Geschichte rund und man könnte sie so stehen lassen. Ich will aber auf jeden Fall mehr davon!


    5ratten

    Einmal editiert, zuletzt von Heimfinderin ()

  • Mich hat das Buch komplett umgehauen. Die Idee mit Himmel und Hölle (kein Schwarz-Weiß, sondern Intrigen und Wendungen) hat mir sehr gefallen. Schade, dass der nächste Band noch nicht draußen ist.


    Mit Bobby Dollar hatte ich die ersten 100 Seiten etwas zu kämpfen. Ich kam mit seiner Art erstmal überhaupt nicht zu Recht. (Zuerst auch nicht mit der Geschichte, ich fand alles sehr sehr seltsam).
    Aber dann war ich drin. Und es hat mich total mitgerissen.


    Für diesen phantastischen ersten Teil, mit so vielen genialen Gestalten, vergebe ich 4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

    Pessimisten stehen im Regen, Optimisten duschen unter den Wolken.

  • Tad Williams ist ein Autor, bei dem ich eigentlich immer blind zugreife. So auch diesmal und enttäuscht wurde ich wie immer nicht. Allerdings hat es länger als gewöhnlich gedauert, bis ich wirklich im Buch drin war, denn die Erzählweise in der Ich-Perspektive ist bei Tad Williams ziemlich ungewohnt. Bobby Dollar ist auch nicht unbedingt mein Typ, er erinnert mich von der Ausdrucksweise und vom Verhalten her an einen frühen Westernhelden, der schnell schießt, zynisch ist und irgendwie doch an das gute im Menschen glaubt. Teilweise war er mir zu schnoddrig und zu obercool in seiner Ausdrucksweise und im Verhalten, aber über das Buch gesamt gesehen ist er schon ein starker Protagonist.


    Die Grundidee des Kampfes zwischen Himmel und Hölle fand ich sehr gelungen, insbesondere da die Guten ihre schlechten Seiten habe nund die Bösen ihre guten. Schwarz und weiß gibt es im wahren Leben nicht und so ist es auch bei Engeln und Dämonen. Der Kriminalfall - oder wie man es auch immer nennen mag - ist spannend, das Ende lässt aber einige Fragen offen. Das leidige Übel bei Romanen mit Fortsetzung halt, der Autor will sein Pulver ja nicht gleich verschießen.


    So bleibt man mit einer langen Liste an Fragen zurück, möchte mehr Hintergründe haben und kratzt mal wieder vor lauter Ungeduld auf dem Tisch rum, bis der nächste Band erscheint. Ich hab mir schon häufiger vorgenommen, Serien erst nach Abschluss komplett zu lesen, aber wie immer ist die Neugier stärker :rollen:


    Insgesamt hat mir das Buch viel Spaß bereitet. Landatmig fand ich es übrigens nicht, für Tad Williams ist es ziemlich knackig kurz gefasst. :breitgrins:


    4ratten

    :lesen: Naomi Novik - Uprooted

  • Wenn sich Engel und Teufel, die Anwälte des Himmels und der Hölle, in die Haare kriegen, werden die schlimmsten Befürchtungen wahr. Viel schlimmer, als man es sich auf der Erde vorzustellen vermag – aber auch unendlich viel komischer. Neben seinen Geschäftsreisen zu den Opfern von Autounfällen, zu plötzlich an einer Herzattacke Verstorbenen treibt Bobby Dollar sich viel in himmlischen Bars und Vergnügungslokalen herum … Alles geht seinen gewohnten Gang, bis eines Tages die Seele eines Toten verschwunden ist. Hat »die andere Seite« sie gestohlen – der Anwalt der Hölle? Waren es Hintermänner im Himmel? Ein neues Kapitel im Krieg zwischen Himmel und Hölle beginnt, und der Engel Bobby steckt mittendrin...
    Durch die Leseprobe zu dem Buch wird ja eigentlich schon sehr deutlich gemacht, worauf der Leser sich bei diesem Buch einlässt. Denn schon dort wird deutlich das es sich bei den Engeln in diesem Buch nicht um Engel im herkömmlichen Sinn handelt, wie wir es vielleicht gewohnt sind. Denn diese Engel verhalten sich eher menschlich. Wenn auch eher nicht wie der Durchschnittsbürger sondern eher wie Mafiamitglieder. Das Buch ist sehr actionreich geschrieben und es gibt immer wieder wilde Verfolgungsjagden. Besonders gefallen hat mir, das es zwischendurch immer wieder Szenen zum Schmunzeln gab. Denn Bobby scheint seinen trockenen Humor nicht zu verlieren. Allerdings gab es in dem Buch auch immer wieder Stellen die durch Beschreibungen und nichtssagende Handlungen einfach langweilig waren und man gerne weiterblättern würde.
    Alles in allem finde ich das Buch ganz in Ordnung es hat einen gewissen Unterhaltungswert. Die Idee zu diesem Buch finde ich super, doch die Umsetzung ist stellenweise etwas zu langatmig.

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    Meine Erwartungen an dieses Buch waren recht hoch.
    Die Idee zum Buch ist wirklich klasse. Gut und Böse in der Form von Himmel und Hölle sind ja allen bekannt, aber hier hat der Autor altbekanntes in eine ganz neue Idee gepackt. Es gibt Anwaltsengel die mit den Dämonen um die verstorbenen Seelen verhandeln.
    Bobby Dollar, seinerseits Anwaltsengel, wird zu einem Klienten gerufen, einer verstorbenen Seele. Nur leider ist diese verschwunden... Und jetzt geraten beide Seiten in Aufruhr und Bobby dazwischen. Was ihn in einige unangenehme Situationen bringt.
    Und Engel stellt man sich auch ganz anders vor. Hier fluchen sie, sind dem Alkohol nicht abgeneigt und manchmal sind sie ganz witzig...
    Ich habe mich beim lesen mehrmals gefragt ob das wirklich die Vorstellung des Autors davon ist, wie es im Himmel so sein könnte.
    Die Idee hat mir wirklich super gefallen, leider war die Umsetzung nicht ganz mein Fall. Zum einen Teile ich nicht ganz den Humor des Autors, eher störend beim lesen besonders am Anfang fand ich die teilweise häufigen Wiederholungen z.B. "wenn Sie verstehen was ich meine" habe ich viel zu oft gelesen. Der Schreibstil und die Wortwahl waren für mich etwas gewöhnungsbedürftig, die Spannung hat sich nicht wirklich aufgebaut,so das ich mich manchmal wirklich durchringen musste um weiter zu lesen.
    Meine Erwartungen wurden also leider nicht erfüllt.

  • Der bekannte Fantasy- Autor Tad Williams hat mit „Die dunklen Gassen des Himmels“ den Auftakt einer Trilogie geschrieben. Im Mittelpunkt dieser Reihe steht der Engel Bobby Dollar, welcher nicht die typischen Klischees eines Engels bedient.


    Inhaltsangabe (Quelle: Klappentext):
    Bobby Dollar ist ein Engel – und als Engel weiß er so ziemlich alles über die Sünden der Menschen. Er ist nämlich Anwalt für die jüngst Verstorbenen, um die zwischen Hölle und Himmel erbittert gekämpft wird. Neben seinen Geschäftsreisen zu den Opfern von Autounfällen, zu plötzlich an einer Herzattacke Verstorbenen treibt Bobby Dollar sich viel in himmlischen Bars und Vergnügungslokalen herum. Alles geht seinen gewohnten Gang, bis eines Tages die Seele eines Toten verschwunden ist. Hat 'die andere Seite' sie gestohlen – der Anwalt der Hölle? Waren es Hintermänner im Himmel? Ein neues Kapitel im Krieg zwischen Himmel und Hölle beginnt, und der Engel Bobby steckt mittendrin …


    Die Grundidee zu diesem Buch hat mir ganz gut gefallen und hat sofort mein Interesse geweckt. Die Idee, ein Buch über den Konflikt zwischen Himmel und Hölle oder auch Engeln und Dämonen zu schreiben ist definitiv nicht neu – dennoch verleiht Williams gekonnt dieser Grundidee seinen eigenen Touch. Er hat teilweise recht skurrile Einfälle und allgemein überzeugt dieses Buch durch seinen Ideenreichtum. Der Autor hat hier wirklich seine eigene Art gefunden, mit all diesen Klischees aufzuräumen und etwas ganz eigenes zu erschaffen. So sind seine Engel nicht blond gelockt und unschuldig, nein jeder Engel hat seine Eigenarten und wirkt teilweise etwas überspitzt und dennoch originell. Der Protagonist in „Die dunklen Gassen des Himmels“ ist der Engel Bobby Dollar. Er ist ein Anwaltsengel und kämpft für die Seelen der vor kurzem Verstorbenen, damit ihre Seele in den Himmel und nicht in die Hölle kommt. Er ist kein stereotypischer Engel, Bobby Dollar ist misstrauisch und hinterfragt gerne diverse Sachen, auch hadert er teilweise mit dem Konzept des Himmels. Zu gerne würde er wissen, was er in seinem irdischen Leben erlebt hat, wer er war. Auch hat dieser Engel ein Talent in gefährliche Situationen zu geraten. So auch in diesem Auftakt zu der Reihe rund um Bobby Dollar. Er gelingt ganz zufällig in einige wirklich bedrohliche Situationen und weiß sehr lange eigentlich nicht, worum es genau geht und warum er die Zielscheibe ist. Er hat eine recht lockere Zunge, wodurch er sich nicht selten auch Feinde macht. Das Fantasy- Buch wird aus der Ich- Perspektive des Anwaltsengels erzählt. So bekommt der Leser einen recht guten Einblick in die Gedankengänge des Engels. Man lernt an seiner Seite die Stadt kennen, aber auch einen Einblick in den Himmel nach Williams Vorstellung erhält der Leser. Mir hat diese Darstellung gefallen, sie ist nicht zu romantisiert und zeigt auch die Schattenseiten dieses Konzeptes. Durch den Erzählstil weiß der Leser nur soviel, wie auch der Protagonist weiß. Man bekommt bruchstückhaft Informationen und versucht dessen Zusammenhänge zu entschlüsseln. Dadurch wird der Spannungsbogen hochgehalten, man möchte gerne wissen, in was Bobby Dollar eigentlich hineingeraten ist und was hinter all dem steckt, wie diese Vorfälle zusammen hängen. Innerhalb dieses Abenteuers muss Bobby Dollar einige Abenteuer bestreiten und nicht selten muss er sich aus gefährlichen Situationen heraus manövrieren. So ist es nicht verwunderlich, dass dieses Buch einiges an Action zu bieten hat. Besonders zu Ende des Werkes gibt es einige actionreiche Szenen, die meiner Meinung nach gut umgesetzt wurden sind. Auch der Einstieg in das Buch beginnt bereits actiongeladen. Auf den ersten Seiten kämpft Bobby gegen Dämonen. An der spannendesten Stelle wird jedoch abgebrochen. Nur um in den darauf folgenden Kapiteln zu erzählen, wie er überhaupt in diese beunruhigende Situation gelangt ist. Ich finde, Tad Williams hat diesen Einstieg gut gemeistert. Das Interesse wurde geweckt, man möchte gerne wissen, was es mit diesem Gespräch und der Lage im Allgemeinen auf sich hat.
    Leider konnte mich der Schreibstil des Autors diesmal nicht vollkommen überzeugen. Dieser war anders im Vergleich zu den bisherigen Büchern, welche ich bereits von Tad Williams gelesen habe. Besonders zu Beginn des Buches wirkte er auf mich gezwungen sarkastisch. Mir wurden zu oft sarkastische Bemerkungen gemacht. Es wirkte auf mich, als wollte der Autor beweisen, dass er auch lustig schreiben kann. Dies kann Williams auch, aber besonders zu Beginn wäre manchmal weniger Sarkasmus einfach mehr gewesen. Ich mochte die sarkastische Seite des Engels, doch teilweise wirkte es auf mich einfach zu überladen. Ansonsten war der Schreibstil wieder gewohnt flüssig. Man merkt, dass der Autor weiß, wie man mit Worten umgeht - damit eine stimmige Atmosphäre und Bilder erschafft. Ein weiterer negativer Punkt war für mich die eingebundene Liebesgeschichte. Diese ging mir persönlich viel zu plötzlich und teilweise war sie für mich auch unrealistisch.
    Die Geschichte ist in sich relativ abgeschlossen. Einige Fragen werden offen gelassen, die wesentlichen Themen werden jedoch geklärt. Die Neugier, wie es wohl mit Bobby Dollar weitergeht, wird ohne einen großen Cliffhanger geweckt.


    Insgesamt hat Tad William mit „Die dunklen Gassen des Himmels“ einen interessanten Reihenauftakt geschaffen, wobei mich besonders die Umsetzung der Grundidee überzeugen konnte. Auf Grund ein paar Kritikpunkte meinerseits möchte ich 3,5 Sterne vergeben.


    3ratten :marypipeshalbeprivatmaus: