Boulet / Pénélope Bagieu - La page blanche / Wie ein leeres Blatt

Es gibt 11 Antworten in diesem Thema, welches 4.973 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

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    Kurzbeschreibung:
    Die junge Pariserin Eloise kommt eines Abends auf einer Bank zu sich und weiß nicht mehr, wer sie ist. Ihren Namen und ihre Adresse kann sie von dem Ausweis ablesen, den sie in ihrer Handtasche hat, doch weder ihre Wohnung noch die Gegenstände darin erkennt sie wieder. Eloise versucht nun, herauszufinden, wer sie war bevor sie ihr Gedächtnis verloren hat und stößt weder auf ein Geheimagentendasein noch eine herzzerreißende Liebesgeschichte, sondern auf ein allzu banales Durchschnittsleben. Sie begreift ihre Situation als Chance, auf einem leeren Blatt Papier neu anzufangen.


    Meine Meinung
    Ich habe diese Graphic Novel in einem Rutsch weggelesen und möchte am liebsten gleich nochmal von vorne anfangen. Eloise hat ihr Gedächtnis verloren und möchte nun wissen, wer der Mensch Eloise war. Ihre Fantasie spielt dabei alle möglichen aufregenden Szenarien durch, doch am Ende wird ihr klar, wie nichtssagend und oberflächlich ihr Leben war. Sie beginnt alles zu hinterfragen und ihr Leben nun endlich nach ihren Wünschen zu gestalten.
    Natürlich möchte der Leser wissen, was zu Eloises Gedächtnisverlust geführt hat. Letztendlich ist es aber tatsächlich egal, denn die Kernidee dieses Buches ist es, das eigene Leben mal von außen zu betrachten und auf den Prüfstand zu stellen.
    Die Zeichnungen sind relativ einfach, bunt und "mädchenhaft", trotzdem oder gerade deswegen wird das ja fast schon philosophische Thema meiner Meinung nach sehr gut transportiert.


    Ich bin begeistert und vergebe 5ratten und :tipp:

    :lesen: Anthony Powell - The Kindly Ones <br /><br />Mein SUB<br />Meine [URL=https://literaturschock.de/literaturforum/forum/index.php?thread/32348.msg763362.html#msg763362]Listen

  • Ich habe das Buch, obwohl ich es ja schon gelesen habe, noch neben meinem Bett liegen und habe es auch gestern nochmal durchgeblättert. Jetzt, wo das Gelesen ein bisschen sacken konnte, stelle ich mir die Frage, was ich finden würde, wenn ich mein Leben nach einem Gedächtnisverlust unter die Lupe nehmen würde. Wäre ich zufrieden mit dem, was ich da über mich erfahren würde? Würde ich mich selbst gut finden?
    Diese Graphic Novel beschäftigt mich länger und intensiver als so mancher Wälzer...

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  • Der Wunsch, einmal sein ganzes Leben hinter sich zu lassen und neu anzufangen, ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit. Eloïse gerät unerwartet und unfreiwillig in diese Situation. Plötzlich findet sie sich auf einer Bank sitzend wieder, ohne zu wissen, was sie dort tut und wer sie ist. Sie ist im wahrsten Sinn des Wortes ein unbeschriebenes Blatt. In ihrer Handtasche finden sich Papiere, aus denen ihr Name und ihre Adresse hervorgehen, aber mehr entdeckt sie nicht. So macht sie sich daran, ihr altes Leben wiederzufinden, was mitunter zu sehr humorvollen Spekulationen führt.


    Es dauert, bis sich die Puzzleteile Leben langsam zusammenfügen. Die Lücken füllt sie mit phantasievollen Gedanken und Szenarien. Doch was sich nach und nach als Realität vor ihr enthüllt, versetzt sie in Erstaunen, denn offensichtlich war es ein höchst normales Leben, in dem sie sich mit oberflächlichen Freunden umgeben und so sehr angepasst hat, dass jegliche Individualität auf der Strecke blieb.


    Die Zeichnungen sind fast schon minimalistisch und doch ausdrucksstark. Die Mimik von Eloïse spiegelt ihr Inneres perfekt wider, auch wenn die Augen übergroß und der Mund oft nur als kleiner Strich dargestellt sind. Auch ihre Umgebung wird sparsam, aber treffend skizziert. Alleine die Bilder sind es wert, das Buch erneut anzusehen, selbst wenn man es schon gelesen hat.


    Der Gedanke ist verlockend, sein Leben wie ein Außenstehender einmal objektiv zu betrachten. Man könnte Eigenarten entdecken, die sich langsam entwickelten und einem ganz selbstverständlich vorkommen, aber mit anderen Augen betrachtet sehr seltsam anmuten. Man könnte die Amnesie nutzen, um sein Leben umzukrempeln und früher begangene Fehler wettzumachen. Ein spannendes Experiment oder eine Chance für die, die es wagen. Was Eloïse letztlich aus ihrer Erkenntnis macht, bleibt dahingestellt, aber immerhin wurden ihr die Augen geöffnet.


    Wären alle Graphic Novels so wie diese, würde ich mehr davon lesen.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Doris, schön dass dir "Wie ein leeres Blatt" auch gefallen hat :klatschen:. Ich hatte schon Angst ich hätte eine Empfehlung gegeben die gar nicht so gut ankommt.

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  • Ganz im Gegenteil! Graphic Novels gehören zwar nicht zu meinen üblichen Genres, aber dieses Buch war sowohl optisch als auch inhaltlich wirklich schön. Auch der Gedanke dahinter, also die Möglichkeit, sein Leben zu ändern, weil man endlich erkennt, was falsch läuft, gefällt mir. Man ist ja quasi entschuldigt, wenn man seine Gepflogenheiten ändert, egal wie radikal das endet. Ab und zu liest man über solche Fälle, wie z. B. vor zwei oder drei Jahren, als ein Mann auftauchte, der gar nichts mehr wusste und ausgezeichnet Klavier spielen konnte, als er sich zufällig mal an das Instrument setzte. Das fand ich schon sehr spannend.

    Einmal editiert, zuletzt von Doris ()

  • Ich habe das Buch auch letztens fast in einem Rutsch (ok an 2 Tagen aufgeteilt, weil ich abends begonnen habe ;) ) gelesen, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es weitergeht. Dies ist mein 1. richtiges Graphic Novel und es gefällt mir sehr sehr gut! Auch von der Gesamt-Gestaltung. Und macht auch Lust auf mehr, z.B. "Eine erlesene Leiche", auch von derselben Autorin.


    Den Mittelteil fand ich aber ziemlich traurig... wie sie sich da verkriecht und dass ihr Leben doch ziemlich oberflächlich war. Aber es wurde auch sehr sensibel vorgegangen, das fand ich gut. Obwohl Eloise durchaus auch witzig und spontan war, und kreativ ;)



    Es dauert, bis sich die Puzzleteile Leben langsam zusammenfügen. Die Lücken füllt sie mit phantasievollen Gedanken und Szenarien. Doch was sich nach und nach als Realität vor ihr enthüllt, versetzt sie in Erstaunen, denn offensichtlich war es ein höchst normales Leben, in dem sie sich mit oberflächlichen Freunden umgeben und so sehr angepasst hat, dass jegliche Individualität auf der Strecke blieb.


    Das ist sehr gut beschrieben!


    Ich fand so witzig, wie sie sich immer vorstellte, was alles passieren würde oder wer sie gewesen ist und dann war alles so normal. Z.B. als sie das 1. Mal die Wohnung betrat. Eloise fand ich sehr sympathisch und die Bilder sehr gut und angenehm gezeichnet.
    Die Handlung an sich ist spannend und es machte mir Spaß mit ihr ihr Leben zu durchforsten... allerdings machte es mich auch etwas traurig, was sie teilweise so entdeckte. Und es hat mich auch noch eine Zeit lang beschäftigt der Inhalt, nachdem ich fertig war. Es inspiriert schon das eigene Leben zu durchleuchten, wo man sich selbst zu viel anpasst.
    Und dann das Ende... nun ja, es ist wohl auch gewollt, dass man etwas nachdenkt! Momentan musste ich da 2 x drüberschauen - "War das schon alles?", aber im Nachhinein find ich es sehr gelungen.


    Dieses Graphic Novel hat mir sehr gut gefallen und ich werd sicher nochmal reinschauen, ging ja viel zu schnell vorbei.


    Von mir gibts 5ratten


    Ps.: Ich finde nicht, dass das ein Jugendbuch ist (wie lt. Sticker nominiert für "Jugendbuch-Preis"). Eloise ist sicher mind. schon 20 und hat ein "Erwachsenen-Leben" bzw. das Thema an sich ist jetzt auch nicht so unbedingt seichte Kost.

    :schmetterling:


    Gott hat dem Menschen die Phantasie gegeben, damit er darüber hinwegsehen kann was er nicht ist und den Humor, damit er ertragen kann, was er ist.

    (Horace Walpole)

    Einmal editiert, zuletzt von Impulsee ()

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    Ich wollte mich mal an französischsprachige Literatur heranwagen und ein Comic erschien mir da als guter Ausgangspunkt. Mit „La Page Blanche“ habe ich ein glückliches Händchen gehabt, relativ wenig Texte, dabei gut verständlich. Am meisten Probleme hatte ich noch mit der Schriftart, die runde Schreibschrift im französischen Stil hat mich manchmal raten lassen, was für ein Buchstabe das jetzt sein könnte und welches Wort sich dann wohl daraus ergibt.


    Eine junge Frau findet sich auf einer Bank irgendwo in Paris wieder. Sie hat nicht die geringste Ahnung, wie sie dahin gekommen ist und wer sie ist. In ihrer Tasche findet sie Ausweis – sie heißt wohl Éloïse - und einen Schlüsselbund, wodurch sie ihre Wohnung findet. Aber auch dort kehrt die Erinnerung nicht zurück. Nach und nach versucht sie herauszufinden wer sie ist und entdeckt sich schließlich neu.


    Der Comic interpretiert den Akt der Selbstfindung auf eine interessante Weise, spart nicht an Kritik an Oberflächlichkeit und amüsiert zwischendurch nicht nur durch daraus entstehende Situationskomik, sondern auch durch Éloïses Phantasie, die ihr ausgefallene Möglichkeiten, wie ein Dasein als Geheimagentin, als Grund für den Gedächtnisverlust präsentiert. Auch wenn ich die Mimik der Figuren teilweise wenig ansprechend fand, passt das farbenfrohe, optische Gesamtbild, die zeichnerische Umsetzung voller Details, die es zu entdecken gilt, unterstützt den Inhalt,


    „La page blanche“ ist ein wunderbarer Comic, der mich so manches Mal zum Grinsen brachte, für mich ein echter Volltreffer.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • 4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:


    Eine junge Frau sitzt in Paris auf einer Bank und überlegt, ob sie heimgehen soll. Doch - wohin? Wo wohnt sie? Vor allem: Wie heisst sie? Nichts, absolut nichts fällt ihr zu ihrer eigenen Person ein. So leert sie die Tasche, die sie bei sich hat (offenbar ihre eigene) und erfährt ihren Namen: Eloise. Dank des Ausweises macht sie sich auf den Weg zu der Adresse und ist voller Anspannung und Furcht, was sie dort erwartet. Was ist nur geschehen? Wer ist sie? Mit der Hilfe einer Kollegin, die ihr während ihrer Suche nach ihrem Ich zur Freundin wird, versucht sie Licht in das Dunkel um ihre Person zu bringen. Raucht sie, kann sie stricken, ist sie musikalisch? DAS sind ihre Freunde?
    Ich kann mir kaum vorstellen, dass Eloises Nachforschungen in einem 'normalen' Buch genausogut hätten umgesetzt werden können. Ist sie kurz davor, den nächsten Schritt ins Unbekannte zu machen, liefert ihr ihre Phantasie die möglichen und unmöglichsten Szenarien: Aliens oder Spione? Ehemann mit Kind oder Chaos-WG? Teilweise nur ein Bild, doch man hat genau vor Augen, was in ihr vorgeht. Einfach klasse! Aber die Geschichte ist nicht nur amüsant und unterhaltsam, sondern gibt zudem einen Anstoss mal darüber nachzudenken: Wer bin ich eigentlich? Was macht mich besonders? An was wird man sich erinnern?
    Normalerweise halte ich nicht viel von Klappentexten, aber in diesem Fall fand ich ihn sehr gelungen: "Diese Graphic Novel...macht Lust, einmal das eigene Leben von Aussen zu betrachten, sich überraschen zu lassen, was dabei herauskommt, und es mutig in die Hand zu nehmen.' Also los!
    PS: Eines hätte ich doch noch zu gerne gewusst: Was hat es mit Eloises Rechenkünsten auf sich? Kommt da noch mal was?

    Je mehr sich unsere Bekanntschaft mit guten Büchern vergrößert, desto geringer wird der Kreis von Menschen, an deren Umgang wir Geschmack finden.&nbsp; &nbsp; Ludwig Feuerbach (1804 - 1872)

  • Oh, auch 'das leere Blatt' ist nochmal da. Soll für den eigenen Beitrag immer ein eigener Thread aufgemacht werden? Ich glaube, ich habe das überlesen... :gruebel:

    Je mehr sich unsere Bekanntschaft mit guten Büchern vergrößert, desto geringer wird der Kreis von Menschen, an deren Umgang wir Geschmack finden.&nbsp; &nbsp; Ludwig Feuerbach (1804 - 1872)


  • Oh, auch 'das leere Blatt' ist nochmal da. Soll für den eigenen Beitrag immer ein eigener Thread aufgemacht werden?


    Nein, bitte nicht - bei bereits vorhandenen Threads kannst Du Dich einfach hintendran hängen, auch wenn sie schon älter sind. Ab und zu kann es aber vorkommen, dass es nicht auffällt, dass bereits ein Thread existiert, deshalb gibt es dann womöglich doch zwei.


    Ich habe die beiden Threads mal zusammengeführt.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen