Antje Babendererde - Isegrim

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  • Inhaltsangabe:


    Ein ungesühntes Verbrechen. Ein düsteres Geheimnis. Und ein Mädchen, das nicht bereit ist, wegzusehen.
    Der Wald ist Jolas Refugium. Hier kennt sie jeden Winkel, jeden Baum, jedes Tier. Hier ist sie weit weg von ihrer überängstlichen Mutter, der Langeweile in ihrem Heimatdorf und dem besitzergreifenden Freund. Doch in der letzten Zeit gehen Veränderungen im Wald vor sich. Irgendetwas oder irgendjemand treibt hier sein Unwesen, beobachtet sie, folgt ihr. Als Jola auf einen fremden Jungen trifft, der sie seltsam fasziniert, scheint das Rätsel gelöst. Sie ahnt nicht, welches düstere Geheimnis der Wald noch hütet. Und dass hinter allem ein furchtbares Verbrechen steht, das Jola seit fünf Jahren zu vergessen versucht.


    Autoreninfo:


    Antje Babendererde, geboren 1963, wuchs in Thüringen auf und arbeitete nach dem Abitur als Hortnerin, Arbeitstherapeutin und Töpferin, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Viele Jahre lang galt ihr besonderes Interesse der Kultur, Geschichte und heutigen Situation der Indianer. Ihre einfühlsamen Romane zu diesem Thema für Erwachsene wie für Jugendliche fußen auf intensiven Recherchen während ihrer USA-Reisen und werden von der Kritik hoch gelobt. Mit dem Roman „Isegrim“ kehrt die Autorin erstmals zu ihren Thüringer Wurzeln zurück.


    Meine Meinung:


    Titel: Vom Waldelf verzaubert…


    Ich liebe die Jugendbücher von Antje Babendererde, denn sie schafft es einfach den Nerv der Zeit zu treffen und so freute ich mich auf ihr erstes Buch, welches mal in Thüringen spielt und dann noch zu einem so interessanten Thema wie dem Wolf.


    Der Leser lernt hier die 17 Jährige Jola Schwarz kennen, die sich am liebsten im Wald aufhält, denn dort kann sie ganz sie selbst sein und die Tiere des Waldes beobachten. Doch Jola bedrückt schon seit Jahren etwas, denn vor fünf Jahren ist ihre beste Freundin Alina für immer verschwunden. Das Dorfleben ging weiter, aber ihre beste Freundin konnte sie nie vergessen. Und dann auf ein Mal fühlt sich Jola beobachtet und merkwürdige Dinge geschehen. Wer steckt nur dahinter?


    Dieses Buch hat es mir wirklich nicht leicht gemacht, denn der Einstieg fiel mir so gar nicht leicht, was mich richtig geärgert hat. Jola wollte mir als Protagonistin zunächst nicht gefallen, da ich ihr Handeln nicht verstehen konnte. Erst im Laufe der Geschichte wurden wir zwei warm miteinander und ich konnte endlich in diese tolle Geschichte abtauchen.


    Der Wolf spielt natürlich eine Rolle, auch wenn diese Handlung für meinen Geschmack etwas zu spät eingesetzt hat.


    Richtig gut gefallen hat mir, dass die Autorin zahlreiche Geheimnisse streut, die erst nach und nach gelüftet werden und den Leser ein ums andere Mal staunen lassen.


    Zum Schluss finden alle Handlungsstränge zu einem fulminanten Ende zusammen, keine Frage bleibt offen und die Lüftung der Geheimnisse lies mir den Atem stocken.


    War der Einstieg ins Buch für mich noch schwer, konnte ich spätestens ab der Mitte des Buches gar nicht mehr aufhören mit lesen und habe es einfach nur genossen. Vielleicht kam ich anfänglich mit Jola nicht klar, weil sie mir so ähnlich ist.


    Fazit: Auch hier beweist die Autorin wieder, dass sie das Schreiben versteht. Das Buch weiß nicht nur Jugendliche zu begeistern und ich spreche nur zu gern meine Leseempfehlung aus, klasse!


    Bewertung: 4ratten


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    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Die junge Jola Schwarz verbringt so viel Zeit wie möglich im Wald, um Wildtiere zu beobachten und Ruhe zu finden. Durch ihren Vater, den Förster im thüringischen Altenwinkel, hat sie sehr früh ihre Liebe zum Wald entdeckt, dort hat sie Zeit, immer wieder über das Verschwinden ihrer besten Freundin Alina vor 5 Jahren nachzudenken. Ihre Leiche wurde zwar nie gefunden, aber da sich ein blutiges Kleidungsstück bei einem der Dorfbewohner gefunden hat, der sich kurz nach seiner Verhaftung umbrachte, ist für die Altenwinkler der Fall klar.
    Bei ihren Waldbesuchen beobachtet Jola einen wildernden Hund und kurz darauf einen jungen Mann, der sich im Wald aufhält und den sie noch nie zuvor gesehen hat; alles deutet darauf hin, daß der Hund zu ihm gehört.
    Für Jola kommt das von ihr geliebte Dorfidyll ins Wanken, als sie im Rahmen einer Projektarbeit von dem Mord an einem US-Soldaten im Ort erfährt, kurz nach Ende des Krieges. Nur eine einzige Zeitzeugin ist bereit, über diesen Fall zu sprechen: sie erzählt, daß damals der falsche Mann zur Rechenschaft gezogen wurde, und der wahre Mörder unbehelligt blieb.


    Meine Meinung:
    „Isegrim“ ist mein erster Jugendroman von der Autorin, aber es wird sicherlich nicht mein Letzter bleiben, da mir die Geschichte sehr gut gefallen hat. Bereits im Prolog und auf den ersten Seiten wird eine tolle Spannung erzeugt, bei der man eine ungefähre Ahnung bekommt, in welche Richtung das Geschehen gehen wird. An die Erzählperspektive im Präsens mußte ich mich erst ein paar Seiten lang gewöhnen, aber danach hatte ich das Gefühl, viel näher am Geschehen zu sein.


    Die verschiedenen Handlungsstränge des Buches – Jolas Beobachtung des Jungen im Wald, die Geschichte des ermordeten Soldaten und das Verschwinden von Alina – scheinen im ersten Moment nichts miteinander zu tun haben, aber zum Schluß wird klar, daß sie doch teilweise eine Verbindung haben bzw. durch das gegenwärtige Geschehen miteinander verknüpft werden. Die Auflösungen haben mich trotz ein paar Ahnungen überrascht, vorallem auch dadurch, daß die Autorin den Leser geschickt an der Nase herumführt. Sehr gut finde ich, daß alle offenen Fragen beantwortet wurden.


    Die Figuren fand ich nachvollziehbar und liebevoll gestaltet. Jola ist mir mit ihrer Liebe zur Natur und speziell zum Wald sehr sympathisch, ihre Liebe zur Beobachtung der Wildtiere kann ich gut verstehen. Für sie ist der Wald eine Möglichkeit, den krankhaften Panikattacken ihrer Mutter zu entkommen und sich nicht von deren Angst einnehmen zu lassen. Leider teilt ihr Freund Kai nicht ihre Vorliebe für den Wald. Kai kennt sie zwar schon ewig, aber erst seit kurzer Zeit haben die Beiden eine Liebesbeziehung, wobei Jola spürt, daß ihre Gefühle gegenüber Kai nicht so stark sind wie andersrum. Sehr gut beschrieben fand ich daher ihre innere Zerrissenheit, als sie sich zunehmend in Olek verliebt, aber nicht den Mut hat, Kai die Wahrheit zu erzählen, nicht nur, weil sie ihn nicht verletzen möchte, sondern weil auch niemand von Olek erfahren darf.
    Ihre Unsicherheit betrifft auch ihren Vater, dem sie sich im entscheidenden Moment nicht anvertraut und darauf hofft, daß sich für den zurückgekehrten Wolf alles zum Guten wenden wird.


    Das Cover des Buches, welches mir sehr gut gefällt, deutet zwar eher auf eine Fokussierung des Wolfes hin, aber das Thema steht nicht allein im Mittelpunkt. Es geht genauso um die erste Liebe und ihre Probleme, um Vergangenheitsbewältigung und der Aufklärung des Verschwindens von Alina. Die Idylle des Dorflebens bekommt Risse durch das Totschweigen vergangener Taten und der Abneigung Fremden gegenüber, welche gerne als Vorwand benutzt wird, um einen Sündenbock zu präsentieren.


    4ratten

    Liebe Grüße

    Karin

  • Jola lebt mit ihren Eltern in einem kleinen Dorf in Thüringen. Ihr Vater ist der örtliche Förster und von ihm hat sie ihre Liebe zum Wald geerbt. Stundenlang kann sie sich in der Natur herumtreiben und Tiere beobachten. Sehr zur Besorgnis ihrer Mutter und zum Unverständnis ihres Freundes Kai. Kai und Jola kennen sich schon seit Jahren, doch erst seit kurzem sind sie ein Paar. Während Kai total verliebt ist, spürt Jola erste Zweifel, ob diese Beziehung wirklich das Richtige ist.


    Eines Tages macht sie im Wald eine erstaunliche Entdeckung. Anscheinend hat sich auf dem nahegelegenen Truppenübungsplatz eine Wölfin angesiedelt. Jola ist fasziniert, doch ihr ist klar, dass sie mit dieser Meinung wohl in der Minderheit sein dürfte und die anderen Dorfbewohner ihre Begeisterung wohl nicht teilen werden. Also erzählt sie niemandem von ihrer Entdeckung.
    Gleichzeitig trifft sie im Wald auf einen rätselhaften Jungen. Wer ist dieser Olek, wo kommt er her und was tut er da im Wald?


    Neben der Thematik der Rückkehr wildlebender Wölfe nach Deutschland schneidet die Autorin in diesem Buch noch weitere Themen an. Durch ein Schulreferat beschäftigen sich Jola und ihre Freunde mit der Geschichte des Dorfes. Als sie eine der ältesten Anwohnerinnen für einen Zeitzeugenbericht befragen, stoßen sie auf ein dunkles Kapitel in der Vergangenheit des Dorfes. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde ein amerikanischer Soldat getötet. Der Täter soll ein polnischer Zwangsarbeiter gewesen sein, doch an dieser Version der Geschichte gibt es auch durchaus Zweifel. Aber die alteingesessenen Dorfbewohner haben keinerlei Interesse daran, dass diese alte Geschichte wieder hervorgekramt wird und reagieren äußerst unwirsch.


    Neben diesem alten Fall aus der Nachkriegszeit gibt es auch noch ein viel aktuelleres Verbrechen. Vor einigen Jahren wurde ein Mädchen entführt. Alina war Jolas beste Freundin und sie vermisst sie heute noch sehr. Die Leiche des Mädchens wurde nie gefunden, allerdings fand man Beweisstücke bei einem Mann, der sich kurz darauf umbrachte, was allgemein als Schuldeingeständnis gewertet wurde. Doch ist vielleicht auch in diesem Fall die Wahrheit eine ganz andere?


    Ich habe bisher noch kein Buch von Antje Babendererde gelesen und konnte daher auch nicht enttäuscht werden, da es anscheinend anders ist als ihre bisherigen Bücher. Mir hat die Verbindung dieser verschiedenen Geschichten und Themen sehr gut gefallen, auch wenn ich mir vielleicht gewünscht hätte, dass der Wolfsanteil noch etwas höher ausgefallen wäre. Die Charaktere fand ich gut gezeichnet und glaubwürdig, die Handlung insgesamt spannend und sehr gut zu lesen.


    Für mich ein tolles Jugendbuch, das ich auch als Erwachsene sehr gerne gelesen habe!


    4ratten

    LG, Dani


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  • Isegrim. [Mittelhochdeutsch: Îsengrîn, aus îsen = Eisen und grînen = knurren; Plural: die Isegrime und Isegrims]


    Die jugendliche Jola lebt in einem sehr beschaulichen Dorf mitten im thüringischen Wald. Ihr Vater ist Förster und auch Jola hat ein echtes Faible für den Wald: nur zu gerne streift sie in ihrer Freizeit durch die freie Natur und vergisst beim Beobachten der Tiere gerne einmal die Zeit, was sowohl ihre Eltern als auch ihr Freund Kai nur zu gut kennen. Doch dann überschlagen sich plötzlich die Ereignisse: Jola fühlt sich neuerdings irgendwie sonderbar, wenn sie alleine unterwegs ist - so als würde ihr jemand folgen und sie beobachten. Und auch sonst nimmt das Mädchen, dass die Gegend fast wie ihre eigene Westentasche kennt, allerlei Veränderungen wahr… Kann es wirklich sein, dass sich langsam aber sicher wieder Wölfe in Deutschland ansiedeln oder ist das Tier ein verwilderter Hund, der seinem Vorahn nur sehr ähnlich kommt? Als Jola dann auch noch einem fremden Jungen begegnet, ist ihre Neugier spätestens geweckt - doch der geheimnisvolle Olek ist ziemlich verschlossen. Und als wäre dies alles noch nicht genug, heimst sich Jola gemeinsam mit ihren Freunden mit einer Projektarbeit für ihre Schule noch mächtig Ärger mit der eingeschworenen Dorfgemeinschaft Altenwinkels ein… Alte Wunden brechen wieder auf und ein fünf Jahre altes Verbrechen, dass auch Jola schwer belastet kommt wieder an die Oberfläche. Kommt nun die Wahrheit ans Licht?


    Antje Babendererde war mir schon vor diesem Buch ein Begriff, da ich einige ihrer Indianerromane für Jugendliche gelesen und für äußerst toll befunden habe. So war es für mich keine Frage, ob ich dieses Buch, das dieses Mal im Thüringischen spielt, lesen möchte - zumal ich Wölfe für großartige Tiere halte. Als ich "Isegrim" dann endlich in der Hand hielt, war ich erst einmal restlos begeistert, denn das Cover gefällt mir ausgesprochen gut! Zugegebenermaßen ist das für mich sonst eigentlich nie ein Kriterium für oder gegen ein Buch, aber dieses Mal sprang sofort der Funke über, denn der Wolf, der aus Wald entsteht, ist in meinen Augen sehr gelungen. So habe ich das Buch natürlich gleich noch ein bisschen lieber zur Hand genommen…
    Die Figuren - allen voran natürlich Jola - sind wirklich liebeswert gezeichnet: mit Ecken und Kanten, aber für mich komplett authentisch und nachvollziehbar. Auch wenn ich Jolas Begeisterung für den Wald nicht in solchen Maßen teile, so konnte ich mich sehr gut in die Hauptfigur und ihre Probleme einfühlen: die scheinbare Dorfidylle, die schnell auch trügerisch für einen werden kann, die Gefühle rund um die erste Liebe und den ersten Sex oder die Schwierigkeiten, die man als Teenager zum Beispiel mit einer kranken, auf sich fixierten Mutter haben kann. Doch Jola hat auch noch mit anderen Dingen zu 'kämpfen', denn sie leidet sehr unter dem Verlust ihrer ehemals besten Freundin und gerät im Laufe des Romans immer weiter in eine Spirale, die durchaus auch bedrohliche Züge annimmt.
    Die Autorin schafft es aber nicht nur, dass die Figuren auf mich bestens wirken, sondern auch die ganze Atmosphäre ist sehr stimmig: die Naturbeschreibungen und die Beobachtungen der Tiere haben für mich so gut gepasst, dass ich die Bilder förmlich vor mir sah und ich mit Jola gemeinsam durch den Wald streifen konnte. Aber auch die Spannungskurve nahm stetig zu: die Schuldzuweisungen innerhalb des Dorfes, die Verdächtigungen, in die sich einzelne Bewohner immer mehr versteift haben, die Angst davor, dass alte, streng gehütete Geheimnisse ans Licht kommen könnten - all das wächst kontinuierlich an, so dass ich zum Ende wirklich fast atemlos die Seiten gelesen habe. Dabei konnte ich zwar den ein oder anderen Dörfler nicht mehr sofort und richtig zuordnen, aber das hat dem Handlungsverlauf dennoch nicht im geringsten geschadet, weil die für mich sehr überraschende Auflösung wirklich toll gestrickt und plausibel war.
    So ist "Isegrim" für mich letztlich ein absolutes Wohlfühlbuch, mit dem ich in den thüringischen Wald und eine feine Liebesgeschichte eintauchen konnte und gleichzeitig einen wirklich spannenden Thriller zu lesen bekommen habe. Vielleicht erwartet der ein oder die andere mehr 'Wolf' im Buch, aber sind wir mal ehrlich: ist das bei einem solch menschenscheuen Tier wirklich realistisch? Für mich waren die Wolfszenen jedenfalls das i-Tüpfelchen und nach der Lektüre ist mir eines klar: so sehr ich die USA-Romane auch liebe - Antje Babendererde kann auch anders und das lese ich genauso gerne! Für mich eine glasklare Leseempfehlung!


    5ratten und ein klarer :tipp:

    Liebe Grüße

    Tabea

  • Inhalt


    Jola lebt zusammen mit Ihren Eltern in einem kleinen Ort im Thüringer Wald. Sie fühlt sich dem Wald sehr verbunden und verbringt Ihre Freizeit am liebsten dort. Auf einem ihrer Streifzüge bemerkt sie die Anwesenheit eines neuen Waldbewohners. Es stellt sich heraus, dass es sich um einen Wolf handelt, aber der ist nicht der einzige Neuankömmling .
    Gleichzeitig enstehen Spannungen zwischen Jola und Ihrem Freund Kai, eine schulische Projektarbeit zur Vergangenheit des Dorfes sorgt für Unmut und ein schon fast in Vergessenheit geratenes Verbrechen findet durch das Verschwinden einer Mitschülerin von Jola zurück in die Köpfe der Dorfbewohner.


    Meine Meinung


    "Isegrim" ist mein erstes Buch, das ich von Antje Babendererde gelesen habe und sowohl Schreibstil als auch Inhalt haben mich überzeugt und sehr gut unterhalten.
    Vom Titel her mag mancher erwarten, dass das Thema "Wolf" den Schwerpunkt des Buches darstellt, dem ist allerdings nicht so. "Isegrim" handelt von dem komplizierten Geflecht einer Kleinstadt im Thüringer Wald und ganz besonders von den Problemen, mit dem Jugendliche dort zu kämpfen haben.
    Jola ist eine jugendliche Rebellin, die sich nicht anpasst sondern das tut, was sie für richtig hält. Anfangs hatte ich mit Ihrer Figur so meine Probleme, aber im Verlaufe der Geschichte konnte ich mich sehr gut in sie hineinversetzen.


    Im Buch findet man mehrere Handlungsstränge, die mich aber nie verwirrt haben. Es werden verschiedene Themen behandelt, unter anderem eine Liebesgeschichte, ein in der Nazi-Vergangenheit begangenes Verbrechen, und ein in der Gegenwart verschwundenes Mädchen. Alles wurde sehr gut aufgelöst und fügt sich am Ende des Buches zusammen. Lediglich die nach und nach offen gelegten Beziehungs- und Verwandtschaftsverhältnisse haben mich manchmal verwirrt.


    Insgesamt ist "Isegrim" ein Jugendbuch, das gut unterhält, in dem aber auch Probleme angesprochen werden, also eine rundum gelungene Geschichte.


    Von mir gibt es 4ratten

    Das sind keine Stirnfalten. Das ist ein Sixpack vom Denken.

  • Für Jola ist der Wald ihr einziger Zufluchtsort. Hier kommt sie hin, wenn sie wieder frei atmen will, denn oft fühlt sie sich von ihren Mitmenschen - vor allem von ihrer überängstlichen Mutter - stark eingeengt. Auch die Beziehung zu ihrem Freund Kai gibt Jola schon lange nicht mehr soviel wie zum Anfang. Das kleine Dorf mit seinen Bewohnern voller Vorurteile und Klatschsucht machen ihr Leben obendrein nicht einfacher, so dass sie in letzter Zeit nahezu täglich in den Wald flüchtet.


    Doch jüngst fühlt sie sich auch hier immer öfter beobachtet. Dann begegnet sie eines Tages Olek, der sie fasziniert und ihr zahlreiche Rätsel aufgibt. Diverse Diebstähle und ein gemeinsames Schulprojekt mit ihren Freunden sorgen dafür, dass die Wogen im Dorf immer höher schlagen und längst Vergangenes wieder ausgegraben wird. Ebenso wie ein Verbrechen, das bereits fünf Jahre zurückliegt und, in dem Jola auf besondere Weise involviert ist.


    Meine Meinung:


    Die Bücher von Antje Babendererde liebe ich vor allem wegen ihres unverwechselbaren Schreibstils. Sehr ruhig und leicht melancholisch präsentiert sie ihre Geschichten, die ohne Ausnahme sehr viel Tiefe aufweisen und mich direkt berühren.


    Auch in "Isegrim" sind ihre Beschreibungen sehr bildhaft und schnell hat das Dorf, in dem Jola lebt, vor meinem geistigen Auge Gestalt angenommen, mitsamt seinen einzigartigen Persönlichkeiten.


    Vor allem Jola ist ein ganz besonderer Charakter. Entgegen dem Trend der heutigen Jugend ist sie nicht dauervernetzt und -beschallt, sondern liebt die Ruhe und den Frieden, die der Wald für sie ausstrahlen. Ihre Umwelt reagiert darauf mit Unverständnis, doch Jola lässt sich nicht beirren und hält an ihren Gewohnheiten fest. Oftmals kommt es ihr so vor, als würde ihr reales Leben nur im Wald stattfinden, während sie außerhalb nur eine Rolle spielt, um die Erwartungen ihrer Mitmenschen zu erfüllen.


    Aber auch die anderen Charaktere sind sehr detailliert gezeichnet und trotz der Erzählperspektive in der ersten Person verblassen diese nicht hinter der Protagonistin, sondern runden das Gesamtbild der Erzählung wohltuend ab. Angefangen bei Jolas Mutter, die unter einer Angststörung leidet, über den beeinträchtigten Magnus und den Eigenbrötler Tobias, bis hin natürlich auch zu Olek, dessen Lebensweise mehr als außergewöhnlich ist und, der ein großes Geheimnis verbirgt.


    Besonders gut gefällt mir, dass kein Charakter hier ausschließlich gut oder böse ist. Sie alle haben Ecken und Kanten und handeln zuweilen unvernünftig oder machen Fehler. Das ist nicht nur absolut menschlich, sondern lässt die Charaktere dieses Romans im hohen Maße authentisch erscheinen. Besonders das Thema Schuld wird hier auf vielfältige Art beleuchtet und sehr schön aufbereitet.
    Fazit:


    "Isegrim" von Antje Babendererde war ein absolutes Lesevergnügen für mich. Sehr ruhig und gefühlvoll geht der Roman in die Tiefe und hat mich weit in die dortige Welt hineingezogen. Die tollen Charaktere sind mir nahe gekommen und haben mich dabei sehr berührt. "Isegrim" ist ein toller Jugendroman, den ich voll und ganz empfehlen kann.

  • Das Buch:
    Die 17jährige Jola, die mit ihren Eltern in einem kleinen Dorf in Thüringen lebt, ist ein ungewöhnlicher Teenager:
    Während sich ihre Altersgenossinnen mit Freunden treffen oder die Zeit vor Computer oder Fernseher verbringen, ist Jola lieber in den heimischen Wäldern unterwegs, die sie als Tochter des Försters kennt wie keine andere. Schon früh hat ihr Vater ihr die Liebe zum Wald und seinen Bewohnern vermittelt, und dort sucht Jola oft Zuflucht, wenn sie es zu Hause nicht mehr aushält. Gründe dafür gibt es in letzter Zeit einige:
    Immer noch trauert Jola um ihre beste Freundin Alina, die vor fünf Jahren auf dem Weg zu einem gemeinsamen Treffen spurlos verschwand und nie gefunden wurde. Seitdem ist auch die Angststörung von Jolas Mutter so stark geworden, dass sie kaum noch aus dem Haus geht.
    Die Beziehung zu ihrem langjährigen besten Freund Kai lässt bei Jola eher Zweifel aufkommen als Glücksgefühle, und ein Schulprojekt bringt Vorgänge der Nachkriegszeit ans Tageslicht, die einige Dorfbewohner lieber unter den Teppich kehren würden, was sie Jola auch deutlich zu verstehen geben.
    Die Lage spitzt sich zu, als Jola bei ihren Streifzügen im Wald Olek kennenlernt, der sich dort in einer Höhle versteckt hält. Olek scheint einige Geheimnisse vor Jola zu verbergen; eins davon findet sie jedoch bald heraus: In "ihrem" Wald hat sich unbemerkt eine Wölfin mit ihrem Nachwuchs angesiedelt!
    Jola und Olek sind sich einig, dass die Öffentlichkeit nichts davon erfahren darf und dass sie die Tiere beschützen müssen. Doch wie lange können Jolas Geheimnisse noch unbemerkt bleiben?


    Meine Meinung:
    "Isegrim" war mein erster Roman von Antje Babendererde, während meine Schwester einige ihrer Indianerromane gelesen hat. Besonders gut gefallen hat mir die ungewöhnliche, naturverbundene Protagonistin, die sich mehr Gedanken macht über Umweltschutz als um Parties und Klamotten. Auch die Menschen in ihrem Umfeld waren lebendig beschrieben und ich konnte mich gut in das Geschehen in dem kleinen Dorf hineinversetzen.
    Gleich mehrere Handlungsstränge sorgen für Spannung, die sich immer wieter verdichtet, bis am Ende schließlich enthüllt wird, wie alles miteinander zusammenhängt. Dabei legt die Autorin auch geschickt falsche Fährten aus, so dass ich mir bis zum Ende nicht sicher war, wem Jola nun wirklich vertrauen kann und wem nicht.
    Durch das Gerede der Dorfleute zeigt Antje Babendererde deutlich, welche Vorurteile immer noch gegenüber Wölfen bestehen. Die Rolle der Wölfe in der Geschichte finde ich passend. Wie dubh schon geschrieben hat, wäre ein engerer Kontakt zu den Menschen ziemlich unrealistisch. Jola und Olek mit Wolfswelpen auf dem Schoss wäre mir wirklich etwas "too much" gewesen.
    Ich denke, ein gewisses Interesse für die Tier- und Pflanzenwelt sollte man schon aufbringen, um "Isegrim" genießen zu können. Wer nur eine Liebesgeschichte mit einer Protagonistin im Teenageralter haben will, sollte sich vielleicht nach einem anderen Buch umschauen.
    In den letzten Jahren habe ich die Beobachtung gemacht, dass sich gerade die jüngeren Generation wieder stärker für Themen wie Tier- und Naturschutz, Nachhaltigkeit und auch spirituelle Themen interessiert, und "Isegrim" passt sehr gut in diese Nische.
    Im Teenageralter konnte ich nichts mit dem üblichen "Mädchen trifft Junge"-Kram anfangen und habe dann eher Bücher mit historischem Hintergrund gelesen. "Isegrim" wäre wohl wie ein Sechser im Lotto für mich gewesen, weil es alle Elemente vereint, aber auch als "Ü-Teenie" habe ich die Geschichte sehr gern gelesen.
    Gut gefallen hat mir auch, dass dem Leser am Ende nicht für alle Probleme eine Patentlösung präsentiert wird; zum Beispiel erfährt man nicht,

    Ein paar eigene Gedanken darf man sich als Leser ruhig auch noch machen.
    4ratten

  • Einer meiner liebsten Jugendthriller, und für mich auch ein echtes Wohlfühlbuch. Ich habe jetzt extra gewartet bis etwas sommerlicher wird um "Isegrim" mal wieder zu lesen. Toll finde ich hier, wie es die Autorin schafft, so viele unterschiedliche Themen so miteinander zu verknüpfen, das die einzelnen Handlungsstränge richtig gut ineinander greifen.

  • Valentine

    Hat den Titel des Themas von „Antje Babendererde - "Isegrim" (ab 14 J.)“ zu „Antje Babendererde - Isegrim“ geändert.