Elizabeth George - Auf Ehre und Gewissen

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    Inhalt
    Ein Schüler eines Elite-Internats wird ermordet aufgefunden. Als Inspector Lynley und Sergeant Barbara Havers mit ihren Ermittlungen beginnen, treffen sie auf eine Mauer des Schweigens. Tradition, Moral und Kameradschaft scheinen wichtiger zu sein, als den Mord aufzuklären. Erst nach und nach gelingt es den beiden, das Schweigen zu brechen. Aber mit den Dingen, die durch die Ermittlungen ans Licht kommen, hat keiner gerechnet.


    Meine Meinung
    Thomas Lynley wird von seiner Vergangenheit eingeholt. Ein alter Freund aus der Internatszeit in Eton bittet ihn um Hilfe. An seiner Schule wurde ein Junge ermordet, für den er verantwortlich war. Wie auch die Jungen im Internat folgt er der Tradition und hilft seinem Schulkameraden. Aber die Ermittlungen sind für ihn nicht leicht, denn er muss sich mit einer Zeit auseinander setzen, die nicht zu den glücklichsten in seinem Leben gehört.


    Das Leben in Bredgar Chambers scheint sich in den Jahren nur wenig verändert zu haben. Es scheint, als ob die Schüler mit den gleichen Möbeln leben wie ihre Väter. Oder, wie es Barbara Havers treffend ausdrückt: ihre kleine Schule in einem der schlechteren Teile Londons war besser ausgestattet als dieses Internat. Trotzdem wird hier die künftige Elite erzogen. Der Druck ist groß, denn es gibt nur wenige Plätze an den Eliteuniversitäten für die vielen Bewerber.


    Die Hintergründe um den Tod des kleinen Matthew sind verwirrend. Lange können Lynley und Havers kein Motiv finden. Der Leser ist da schon etwas weiter, denn er hat einen besseren Einblick in das Leben in Bredgar Chambers. Aber wer die Krimis von Elizabeth George kennt weiß, dass sie die wahren Hintergründe nie direkt aufdeckt. Sie führt ihre Leser gerne in die Irre.


    Für mich war die interessanteste Person Barbara Havers. Beim ersten Lesen der Krimis war sie für mich eher die graue Maus neben Thomas Lynley. Aber mittlerweile habe ich gelernt, sie genauer zu beobachten und habe gemerkt, dass sie mir richtig ans Herz gewachsen ist.


    Auf Ehre und Gewissen ist ein vielschichtiger Krimi. Es geht um die Frage, ob Traditionen und Verpflichtungen wichtiger als die Wahrheit ist und wieviel man bereit ist, dafür zu opfern.
    4ratten


    Liebe Grüße
    Kirsten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • In Thomas Lynleys Leben läuft momentan wenig so, wie er es sich wünschen würde: Helen ist in Griechenland und seine Freunde Deborah und St. James haben mehr als genug mit sich selbst zu tun.
    Als dann ein alter Freund aus Eton ankommt und um Hilfe bittet, muss Lynley sich entscheiden, ob er als Polizeibeamter oder ehemaliger Schulfreund handelt. Keine leichte Aufgabe, zumal Barbara Havers alles mitansieht.


    In der Schule, wo Lynleys alter Freund arbeitet, ist ein Kind verschwunden und wird später tot aufgefunden. Die Schüler der Schule haben mehr als ein Geheimnis vor den Erwachsenen und obwohl zuerst niemand darauf gefasst ist, kommen immer mehr schreckliche Details ans Licht, die eine Vielzahl von Akteuren betreffen.
    Lynleys und Barbaras Zusammenarbeit hat mir wie immer sehr gut gefallen. Obwohl sie so gegensätzlich sind, werden sie zu einem immer besseren Team. Und auch in privater Hinsicht kommen sie sich durch ein schlimmes Ereignis näher.


    Elizabeth George ist eine Meisterin darin, falsche Spuren auszulegen.
    Da ich mich auch an diesen Fall nicht mehr erinnern konnte, hatte ich immer wieder Vermutungen, aber keine davon hat sich am Ende als richtig herausgestellt.


    5ratten

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    OT: Well schooled in murder
    OA: 1990
    480 Seiten
    ISBN: 978-3442478651


    Inhalt:
    Ein Elite-Internat: Tradition, Ehre und Leistung bestimmen das Leben der Schüler. Ausgerechnet hier wird eines Tages die Leiche des kleinen Matthew Whateley gefunden, und damit beginnt die Fassade von Moral und Kameradschaft zu bröckeln. Bei ihren Nachforschungen treffen Inspector Lynley und Sergeant Barbara Havers von Scotland Yard allerdings auf eine Mauer des Schweigens ...


    Eigene Meinung:
    Dies ist der 3. gemeinsame Fall von Insepctor Lynley und Sergant Barbara Havers und es hat trotz des grausamen Falles Spaß gemacht, wieder mit den beiden auf Verbrecherjagd zu gehen. Die Story war spannend und bis zum Schluss war unklar, wer eigentlich der Mörder war, denn fast alle hatten ein Motiv.
    Bei diesem Buch ging es nicht nur um die Lösung des Falles, sondern auch um einen kritischen Blick auf die sogenannten Elite-Schulen in England.
    Die humorvolle Seite in diesem Buch war im Vergleich zu den vorherigen Bänden eher zurückhaltend, aber dafür war das Thema auch zu ernst.
    Es war schön zu sehen, wie die Beziehung von Lynley und Havers wächst und dass die Vertrauenswürdigkeit von Barbara nicht mehr in Frage gestellt wird. Das wird ganz besonders deutlich im letzten Kapitel des Buches. Auch die anderen Protagonisten wie Deborah und St. James bekommen mehr Tiefe und Profil.
    Auch das Buch nach mehreren Jahren zum zweiten Mal zu lesen war unterhaltend, denn es ist ein wahrer Pageturner.


    4ratten

  • Der dritte Fall von Inspector Thomas Lynley und Sergeant Barbara Havers führt den Leser in die Welt der englischen Elite-Internate. Der Hausvater von Bredgar Chambers, John Corntel, wendet sich an seinen früheren Schulfreund Lynley, weil einer seiner Schüler vermisst wird. Kurz darauf wird Matthew Whatley in der Nähe des Internats tot auf einem Friedhof aufgefunden; der Tote weist eindeutige Foltermerkmale auf.


    Die Ermittlungen im Internat gehen nur schleppend voran, da Schüler wie auch Lehrkräfte nach außen hin mauern. Der Leser wird mit den hochgehaltenen Werten von Tradition und Ehre, Disziplin und Leistung, die an Elite-Interaten herrschen, konfrontiert. Lynley, der diese Prinzipien aus seiner eigenen Zeit in Eton kennt, ist darüber nicht überrascht, während Havers ihre Probleme mit dieser Art von Schulführung hat.


    Die Autorin legt wieder geschickt mehrere Fährten aus und ich wußte bis zum Schluß nicht, wer nun tatsächlich der oder die Täter sind bzw. wo das Motiv genau liegt; Verdächtige und schmutzige Wäsche gibt es genug. Wie immer fällt erst allmählich ein Puzzlestück nach dem anderen an seinen Platz. Eine große Stärke der Bücher von Elizabeth George sind die Beschreibungen der Psyche der Charaktere, die ihr Tun und Motivation detailliert erklären.


    „Auf Ehre und Gewissen“ ist eines meiner Lieblingsbücher der Reihe, allerdings bin ich mit einem Teil der Auflösung nicht einverstanden: ohne etwas verraten zu wollen, ist das angesprochene Thema viel zu sensibel und aufwühlend, als das es, wie im Buch, unter den Teppich gekehrt wird.


    Neben dem Mordfall finden aber auch die privaten Probleme der Protagonisten ihren Platz: wie Barbara Havers neben ihrer Arbeit mit der Pflege ihrer kranken Eltern zurechtkommt, Lynleys Sehnsucht nach Lady Helen, die sich in Griechenland befindet und damit Lynley auf Abstand hält und auch in der Ehe von Simon und Deborah St. James bahnt sich eine Krise an.


    4ratten

    Liebe Grüße

    Karin

  • Ausgerechnet Deborah St. James, die noch schwer mit den Nachwirkungen einer erneuten Fehlgeburt zu kämpfen hat, findet auf einem Dorffriedhof die nackte Leiche eines Jungen. Bald stellt sich heraus, dass es sich um den dreizehnjährigen Matthew Whateley handelt, der seit einigen Tagen in seinem Eliteinternat Bredgar Chambers vermisst wird.


    Normalerweise würde Inspector Thomas Lynley diesen Fall der örtlichen Polizei überlassen, doch sein alter Schulfreund John Corntel, heute Lehrer in Bredgar, fleht ihn förmlich an, die Sache aufzuklären, und die alte Loyalität zwischen den Kameraden führt dazu, dass er gemeinsam mit Barbara Havers die Ermittlungen aufnimmt.


    Dass ein Ermittler in ein Wespennest sticht, ist ja eine furchtbar platte und abgedroschene Beschreibung, doch hier passt sie einfach. Was sich hinter den altehrwürdigen Mauern des Internats abspielt, wie die älteren Schüler mit den jüngeren umspringen und auch der Umgang der Lehrer miteinander, ist nicht gerade vertrauenerweckend. Erschwert werden die Nachforschungen dadurch, dass ein merkwürdig ausgeprägtes Ehrgefühl verhindert, dass offen über üble Vorfälle gesprochen wird.


    Ein sehr emotionaler Fall für Lynley, der mir aufgrund des Themas ziemlich an die Nieren gegangen ist und dabei äußerst spannend war. Lange Zeit hatte ich überhaupt keine Ahnung, warum Matthew Whateley sterben musste. Elizabeth George legt hier besonders geschickt falsche Fährten, so dass ich bis zum Schluss so ziemlich jeden einmal verdächtigt hatte (den tatsächlichen Mörder inklusive), und reißt dabei der Institution des Eliteinternats gnadenlos die wohlanständige Maske vom Gesicht.


    Daneben kommt aber auch das Privatleben unserer Hauptdarsteller nicht zu kurz. Barbara Havers ist nach wie vor überfordert mit der Pflege ihrer alten, kranken Eltern; zwischen Simon und Deborah St. James steht die Fehlgeburt, über die Deborah mit ihm nicht sprechen kann oder will; Lynley vermisst Helen, die sich nach Griechenland abgesetzt hat, um Abstand zu gewinnen.


    Eine runde Sache also, dieser 3. Band der Reihe. Einziges Manko war ein Nebenhandlungsstrang, der für meine Begriffe sehr unbefriedigend zu Ende gebracht wurde.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Meine Meinung:
    Leicht macht es Elizabeth George ihrem Leser mit diesem Fall der Lynley und Havers Reihe nicht gerade. Vor allem die Tatsache das der Mord an einem Kind Ausgangspunkt der Ermittlungen ist und ausgerechnet Deborah St. James diesen finden muss. Da muss man als Leser erstmal schlucken bevor man das in Ruhe weiterlesen kann.
    Früher war dieses Buch immer mein Lieblingsfall der Reihe und auch Ausgangspunkt für meine Schwäche für Kriminalfälle an Internaten und Colleges. Jetzt ein Jahrzehnt (oder sogar mehr *g*) später sehe ich den Fall schon etwas differenzierter. Gerade ein Punkt in der Handlung (wurde ja von meinen Vorrednerinnen auch angesprochen und ich bin mir sicher wir meinen alle das Gleiche) hat mir dann doch ganz schön aufgestoßen und ich bin überrascht das die Autorin hier nicht stärker Stellung bezogen hat, obwohl die Figuren in "Auf Ehre und Gewissen" ansonsten doch immer wieder mit ihrer eigenen Moral konfrontiert werden. Das Lynley in diesem Punkt schweigt, das hätte ich nie von ihm erwartet und enttäuscht mich auch irgendwie. Ich glaube aber auch das es zeigt das der Roman 1990 erschienen ist und zu einem heutigen Zeitpunkt die Thematik ganz anders behandelt werden würde und ich hoffe auch das die Autorin das nun anders beschreiben würde als damals.


    Zurück zur Haupthandlung. Vor allem das Beziehungsgeflecht des Internates und die Art und Weise wie Ehre begriffen wird. Das hat mich schon damals am meisten interessiert und auch jetzt erging es mir wieder so. Ein Machtgefüge das in sich auch deshalb funktioniert weil es niemand in Frage stellt und trotzdem dagegen verstoßen wird. Allerdings durchzogen mit einem Ehrenkodex der dermaßen heuchlerisch ist und darauf bedacht das die Fassade weiterhin erhalten wird. Da kann einem schon mal schlecht werden... Und da wundert es dann auch nicht mehr das der Mord überhaupt passiert ist. Und das ist dann auch wirklich traurig und macht mich immer noch betroffen. Vielleicht ist hier trotzdem auch das Klischee des Eliteinternats, das hier gezeichnet wird. Zu gern möchte man glauben das gerade hier Abgründe herrschen. Schwierig das von außen zu beurteilen. Andererseits kann ich mir trotzdem vorstellen das es ganz ähnliches wirklich gibt, vor allem deshalb weil Menschen immer in der Lage sind grausam zu sein und das System gerade dieser Internate in England, sehr darauf abzielt eine elitäre Gemeinschaft zu produzieren.


    Berührt hat mich aber nicht nur der Mordfall sondern auch der Handlungsstrang zwischen Deborah und ihrem Mann St. James. Ich mag diese beiden Figuren sehr und war wieder mit ihnen gemeinsam sehr traurig und habe um ihre Beziehung gebangt. Wo ihr an obig genannter Stelle die Worte zu fehlen schienen hat Frau George hier genau das richtige Gespür für die Probleme der beiden entwickelt. Zu Mal auch der Kriminalfall damit irgendwie sehr gut verwoben ist.


    Lynley selbst kann sich trotz seiner Sehnsucht nach Helen vor allem auf den Fall konzentrieren und als Ermittler gefällt er mir nach wie vor am besten. Er wirkt menschlicher und sensibler und ich mag ihn trotz seiner Fehler. Auch wenn mir die bodenständige Havers immer ein Quäntchen lieber ist ;)
    Die Auflösung des Falles ist wirklich traurig und man überlegt automatisch welche Ereignisse nur dazu führen konnten das so viele Leben zerstört wurden. Vor allem die Eltern des getöteten Jungen sorgen für einige schwer ertragbare Momente.
    Ich konnte mich zum Glück nicht mehr erinnern wer eigentlich der Täter war und so konnte ich in Ruhe mitknobeln. Dieses Mal hatte ich absolut keine Ahnung und fand auch die falschen Fährten nicht gar so überzogen gelegt. Insgesamt für mich doch immer noch einer der besten Fälle der gesamten Reihe. Der kleine Abzug kommt durch meine Kritik von oben zu Stande, die ich nicht ganz übergehen möchte.


    4ratten

  • Diesen Fall hatte ich als sehr bedrückend in Erinnerung, beim erneuten Lesen hat er mich aber nicht mehr so mitgenommen.

    Lynley und Havers haben wieder eine Fülle verschiedener Spuren und Verdächtiger... ehrlich gesagt, bekleckern die beiden sich in ihren ersten Fällen nicht wirklich mit Ruhm, wie sie da von einer Theorie zur nächsten stolpern. Aber anfangs ist natürlich auch vieles noch überhaupt nicht absehbar.

    Das Motiv am Ende war mir diesmal etwas dünn und die Auflösung hat mich nicht so richtig überzeugt.

    Das Privatleben von Lynley und Havers kommt diesmal etwas kurz und das war mir zwar einerseits recht, in den ersten Fällen war es mir teilweise zu viel Privates, andererseits war es hier dann schon fast etwas arg knapp!


    Irgendwie finde ich es ja weiterhin sehr interessant, diese Romane, die über 30 Jahre alt sind, zu lesen. Einerseits sind sie in vielen Punkten zeitlos, andererseits hoffe ich sehr, dass andere Dinge so heute nicht mehr passieren könnten oder zumindest nicht mehr übergangen werden.

    LG, Dani


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  • Einerseits sind sie in vielen Punkten zeitlos, andererseits hoffe ich sehr, dass andere Dinge so heute nicht mehr passieren könnten oder zumindest nicht mehr übergangen werden.

    Dein Wort in Gottes Gehörgang!


    Aber ja, gerade für die Thematik aus dem Roman dürfte heute schon deutlich mehr Bewusstsein vorhanden sein.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen