[size=9px]Edit: Ausgangspunkt für die folgende Diskussion ist die Spontante Lesenacht. LG nimue[/size]
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@ Horusina:
ad Prolog: Volkstümliche Pakte oder Wetten mit dem Teufel verlaufen nach dem Muster, daß ein Mensch ein Problem hat und der listige Teufel eine gute Gelegenheit wittert, sich in den Besitz der unsterbliche Seele des Menschen zu bringen, indem er anbietet, das Problem zu lösen. Im Märchen tritt der Teufel stets in Verkleidung auf = als Betrüger. Der Pakt, den er anbietet, hat immer irgendeinen Haken, durch den es dem Menschen dann gelingt, den Teufel auszutricksen = der Teufel wird zum betrogenen Betrüger.
Einen Teil dieser Aspekte läßt Goethe unter den Tisch fallen. Sein Teufel ist weder dumm noch böse, sondern trägt viele menschliche Züge und tritt Faust gegenüber offen auf.
Außerdem wird die traditionelle Wette um den Besitz der menschlichen Seele um eine zusätzliche Komponente bereichert. Goethes Teufel schließt eine Wette mit Gott, von dem er sich die Erlaubnis holt, sich mit dem Menschen Faust zu befassen. Mephisto schließt mit Gott einen Stillhaltepakt. Der Teufel darf sein Glück bei Faust versuchen, aber Gott vertraut darauf, daß der Mensch sich stets freiwillig für das Gute entscheiden und der Teufel immer das Nachsehen haben werde.
ad Walpurgisnachtstraum: Reiseleiter Mephisto lotst Faust von einem Vergnügungsort zum nächsten. Eine dieser Stationen ist der Blocksberg just in der Walpurgisnacht. Dort herrscht buntes, fröhliches Treiben mit Wein, Weib und Gesang. Moderne Regisseure würden Faust vielleicht einen Joint rauchen lassen, um den Traum schlüssig zu erklären.....
ad Gretchen: Um sich des Nachts ungestört mit Faust treffen zu können, träufelt Gretchen ihrer Mutter heimlich ein Schlafmittel in den Schlummertrunk, irrt sich jedoch bei der Dosierung...... (oder das Fläschlein enthielt nicht das, was sie glaubte...).
Ein Verhältnis hatte Gretchen nur mit Faust, folglich stammt ihr uneheliches Kind - das sie später in geistiger Umnachtung tötet - von ihm. Daß sie zur Hure wird, die mit jedem Mann in die Kiste springt, ist lediglich eine höhnische Unterstellung (oder Befürchtung) ihres verbitterten Bruders.
Soweit ich weiß, beruht das Verbrechen von Gretchen - Tötung ihres unehelich geborenen Kindes - auf einem authentischen Kriminalfall, der einige Zeit zuvor die Gemüter bewegte. Die Kindsmörderin wurde m.W. hingerichtet.
Gretchen stirbt am Ende, aber wie sie stirbt - ob an Verzweiflung in geistiger Umnachtung oder durch das Fallbeil - bleibt offen.
@ Saltanah:
Och, ich kenne sehr vieles nicht, aber manches eben schon.