Hallo ihr Lieben!
Mein zweites Monatsrunden-Buch (und SLW-Buch zum Thema zweite Chance) steht in starkem Kontrast zum ersten. Beides sind Neuerzählungen von Märchen, aber während Sun and Moon, Ice and Snow schön kindgerecht war und eher nett vor sich hin erzählt wurde, geht es in Tanith Lees Version von Schneewittchen sehr brutal zu.
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Inhalt:
In einem mittelalterlichen Europa wächst die junge adelige Arpazia in einem isolierten Schloss auf, nur um vom Eroberer, dem General-König Draco gefangen genommen zu werden. Das einzige, was ihr von ihrem früheren Leben bleibt, ist ein mysteriöser Glasspiegel mit magischen Kräften. Sie fühlt keine Verbindung zu ihrer Tochter, Coira. Stattdessen wird Klytemno, ein Jäger, ihr Geliebter. Klytemno verkörpert das Heidentum, während Draco sich christlichen Werten zuwendet. Arpazia soll ihre schwarzhaarige, schneeweiße Tochter in den Wald schicken - als Opfer für die alten Götter...
Erste Eindrücke:
Begonnen hatte ich das Buch schon einmal, allerdings bin ich nicht sehr weit gekommen, weil mir Arpazia irgendwie fremd und unsympathisch war. Das ist auch beim zweiten Versuch nicht anders, allerdings hat mich die Geschichte schnell gefangen genommen.
Sie beginnt mit der Eroberung von Arpazias Schloss und ihrer Gefangenschaft. Kaum hat sie Draco gefangen, wird das 14-jährige Mädchen brutal von ihm vergewaltigt! Als er bemerkt, dass sie schwanger ist, sucht er Vergebung in der Kirche und - nach seiner Beichte - heiratet das Mädchen. Nun ist Arpazia Königin, lebt aber wie in einem Bann. Sie spricht kaum, lässt über sich ergehen, was sein muss und schwebt wie auf Wolken durch ihr Leben. Als ihre Tochter Coira zur Welt kommt, stößt sie das Kind sofort ab.
Ich finde spannend, dass die Geschichte mit der bösen Mutter beginnt. Arpazia, so unsympathisch sie mir auch sein mag, hat guten Grund so zu sein wie sie ist. Sie hat viel Gewalt durchlebt und war praktisch die ganze Zeit über hilflos - ein Baby, das aus einer Vergewaltigung gezeugt wird zu lieben, ist sicher nicht einfach. Was bisher noch etwas fehlt, ist die Eitelkeit, die in Schneewittchen ja eine treibende Macht ist.
Interessant ist auch die Mischung aus pseudo-griechischen Göttern und Christentum. Demetra wird immer wieder erwähnt (ebenso wie Persephone, die in dieser Version auch Coira heißt), aber das Volk wird immer mehr zum Christentum gezwungen und die alten Götter und Traditionen langsam aber sicher zurückgelassen. Ich bin gespannt, wie diese Elemente sich auf die Schneewittchen-Geschichte auswirken.