FAZ: Leselisten für das Abitur

Es gibt 35 Antworten in diesem Thema, welches 10.918 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von tári.


  • Ja, aber da fängt eben die Diskussion an. Wer war denn genau prägend bzw. ist es? Geht man da von der Epoche aus? Von der Stilrichtung/Textform? Von der Resonanz? Beispiel deutscher Realismus: Ist da jetzt Keller besser oder Fontane, Raabe oder Stifter? Genügt einer der Vertreter?


    Ja das ist nicht einfach, da stimme ich dir zu. Ich bin keine Literaturwissenschaftlerin und keine Deutschlehrerin, beurteile das also rein subjektiv, wenn ich sage, man sollte, wenn man Abi hat, Goethes Faust und Schillers Räuber gelesen haben und z.B. auch Lessings Nathan der Weise. Warum letzteren zum Beispiel nicht verbinden mit der Lektüre von Mirjam Presslers Nathan und seine Kinder? Dann hätte man ja schon aktuelle Literatur gelesen.


    Sicher gibt es da auch regionale Unterschiede. Goethe und Schiller waren bei uns in Sachsen eben wichtig. Hier in Ba-Wü liegen Frisch, Dürrenmatt und Hermann Hesse offenbar näher. Oder muss man Goethe und Schiller heute wirklich nicht mehr kennen?


    Das Lektüreverzeichnis gibt ja einiges her. Ich weiß nicht, inwieweit die Deutschlehrer da Entscheidungsfreiheit zur Auswahl haben und dabei auch Epochen, Stilrichtungen usw., und auch moderne Literatur bestmöglich abdecken können. Vielleicht rede ich mal mit der Deutschlehrerin meiner Tochter drüber, die ist jung und kommt mir recht engagiert vor.


    Verrätst du mir, welches moderne Buch dein Cousin lesen wird, wenn du es weißt?

    Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden (R. Luxemburg)

    Was A über B sagt, sagt mehr über A aus als über B.

  • kaluma
    Schiller kommt auch aus Ba.Wü ;) Insofern wäre zumindest mal Schiller Pflicht :breitgrins:


    Zumindest meine Deutschlehrerin in der 11 -13 Klasse, hat uns erzählt das wir neben der Abilektüre noch mindestens drei weitere Bücher lesen müssen, aus einer langen Liste von Möglichkeiten. Bei uns war das Antigone, der besagte Grass Roman und in der 12. haben wir Faust gelesen. Außerdem haben wir Hamlet angeschaut, weil das zu Schiller und seiner Shakespeare Rezeption gepasst hat (und sie war auch Englisch Lehrerin - wenn auch leider nicht unsere).
    Sie hätte gern mehr gemacht, aber es gab viele in der Klasse die einfach nicht so viel gelesen haben und da wollte sie wohl nicht zuviel Lektüre zumuten. Sie wollte ja auch immer noch das der Untericht für alle interessant bleibt - schwieriger Spagat zuweilen.

  • Und Goethe ist doch gebürtiger Hesse ;)


    Goethe, Schiller und Lessing haben wir allesamt irgendwann zwischen der 10. und 13. Klasse gelesen, auch Heinrich Mann, Anna Seghers, Georg Büchner, Alfred Andersch und Friedrich Dürrenmatt, eigentlich ein ganz guter Querschnitt, wie ich finde. Allerdings weiß ich nicht, wie das an meiner alten Schule heute läuft und auch nicht, wie die Lehrplanvorgaben sind.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • @Holden
    Weiß ich doch, und ich muss zugeben, dass Schiller jedenfalls nicht völlig ignoriert wurde. Bis jetzt waren Auszüge aus Wilhelm Tell in Klasse 8 dran und Maria Stuart soll (evtl.?) noch in Klasse 10 kommen. Außerdem bin ich gespannt, was noch in der Oberstufe kommt.

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  • Zu meiner Schulzeit in BaWü standen Schiller und Goethe hoch im Kurs. Wilhelm Tell und Götz von Berlichingen waren in der 8./9. Klasse die ersten der "klassischen" Lektüre. Und nicht nur in Auszügen. Aber damals waren es auch noch 13 Klassen. Maria Stuart, Faust, Kabale und Liebe, die Leiden des jungen Werthers, der Zauberlehrling (den wir auswendig lernen mussten), Erlkönig...wogegen ich nie Lessing, Hesse, Brecht oder Mann in der Schule gelesen habe. Da kommt es doch auf den Lehrer an. Ich glaube, da haben die Lehrer schon großen Einfluss darauf, was sie lesen wollen. Nur Mordernes ist eben nicht so sehr vorgesehen.


    @Kalumna: Ja, ich werde meinen Cousin nochmal fragen. Maria Stuart haben sie schon gelesen (von Kabale und Liebe den Film geschaut). Außerdem bisher in der 10. Emilia Galotti und Nathan der Weise; Goethes Werther steht bei denen wohl neben dem modernen Werk noch dieses Schuljahr auf dem Plan.

    Einmal editiert, zuletzt von Mira ()

  • Hallo,


    wir haben zum Abitur in Mecklenburg-Vorpommern (MV) 2012 damals eine Liste von 14 oder 15 vorgeschriebenen Büchern bekommen, die wir lesen mussten. Literatur nach 1945 war da Patrick Süskinds Roman Das Parfüm sowie Die Vermessung der Welt von Daniel Kehlmann.

    Das Parfum hatte ich schon mit 15 Jahren alleine gelesen und verstanden, Kehlmanns Roman damals zum ersten Mal.


    Vielleicht kommen da nach und nach aktuellere Romane auf die Leselisten für das Abitur? Schön wäre es.

  • Bei meiner Schwester (Abi 2005) wurde in der Kollegstufe "Schlafes Bruder" von Robert Schneider gelesen.

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    Leonard Cohen





  • HoldenCaulfield : Das liegt auch wahrscheinlich daran, dass Frauen als Autorinnen über Jahrhunderte kaum in Erscheinung getreten sind. Ausnahmen waren da Jane Austen, Karoline von Günderode, Virginia Woolf etc.

  • HoldenCaulfield : Das liegt auch wahrscheinlich daran, dass Frauen als Autorinnen über Jahrhunderte kaum in Erscheinung getreten sind. Ausnahmen waren da Jane Austen, Karoline von Günderode, Virginia Woolf etc.

    Das ist so nicht ganz richtig. Es liegt eher daran wer! Die Hoheit darüber hatt(e) die Frage was literaturhistorische Relevanz hat! Und das waren und sind Männer. Allerdings ist es für Deutschland tatsächlich auffälliger. Ich vermute das es zum Teil auch an der Entwicklung der Genderforschung in Verschiedenen Ländern liegt.

  • Wie schon erwähnt haben wir auch "Das Parfum" gelesen, auch "Schlafes Bruder". Für "Die Vermessung der Welt" bin ich etwas zu alt, das Buch kam erst in meinem Maturajahr heraus.


    Ich habe gerade aus Interesse meinen Goodreads-Account nochmal durchgesehen, welche Bücher ich im Deutschunterricht gelesen habe.


    Zeitgenössische oder modernere Werke waren bei uns, in absteigender Reihenfolge:


    Dich schlafen sehen von Anne Sophie Brasme (2003)

    RaumZeit von Christian Linker (2003)

    Schöne Freunde von Arno Geiger (2002)

    Silentium! von Wolf Haas (1999)

    Caretta Caretta von Paulus Hochgatterer (1999)

    Veronika beschließt zu sterben von Paulo Coelho (1998) (selbst ausgewählt für eine Buchbesprechung)

    Schlafes Bruder von Robert Schneider (1992)

    Abschied von Sidonie von Erich Hackl (1989)

    Das Parfum von Patrick Süskind (1985)

    Ein Kind von Thomas Bernhard (1982) (selbst ausgewählt für eine Buchbesprechung)

    Wie kommt das Salz ins Meer von Brigitte Schwaiger (1977)

    Die verlorene Ehre der Katharin Blum von Heinrich Böll (1974)

    Schöne Tage von Franz Innerhofer (1974)

    Wunschloses Unglück von Peter Handke (1972)

    Die neuen Leiden des jungen W. von Ulrich Plenzdorf (1972)


    Ich war an einer sehr lesefreudigen Schule :verlegen:


    Zeitgenössisches ist bei uns wohl weniger das Problem als Schriftstellerinnen. Zumindest in dieser Liste sind nur zwei dabei und über alle Epochen hinweg fällt mir dann auch nur Marie von Ebner-Eschenbach als zusätzliche Autorin ein.

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.

  • Wow, da war Deine Schule aber ganz schön fortschrittlich, so viel Modernes und auch "Kanonfremdes".

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    Leonard Cohen





  • Wow, da war Deine Schule aber ganz schön fortschrittlich, so viel Modernes und auch "Kanonfremdes".

    Ja, ich hatte in der Oberstufe verschiedene Lehrer und die "kanonfremden" Bücher stammen vor allem aus den Jahren mit dem Prof, der ohnehin einen Ruf als Exzentriker hatte :lachen:

    Bei ihm haben wir dafür kaum Klassiker gelesen. Aber einige der mordernen Werke (Haas, Schneider, Süskind...) haben wir dann auch mit derjenigen Lehrerin gelesen, bei der ich schlussendlich auch maturiert habe. Die war sehr viel konservativer, hat aber auch Wert auf moderne Literatur gelegt. Ihr Steckenpferd war die Nachkriegsliteratur, ihr Zweitfach war Geschichte. Von ihr habe ich mehr über den zweiten Weltkrieg und politische Bildung mitbekommen als von unserem Geschichtelehrer :rollen:

    “Grown-ups don't look like grown-ups on the inside either. Outside, they're big and thoughtless and they always know what they're doing. Inside, they look just like they always have. Like they did when they were your age. Truth is, there aren't any grown-ups. Not one, in the whole wide world.” N.G.