Andreas Bär Läsker - No Need for Meat
Untertitel: Vegan ist, wenn man trotzdem lacht
Verlag: Trias
Erstausgabe (D): 2015
Seiten: 216
Ausgabe: Softcover
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Klappentext:
Vegan essen hat den Nimbus von Langeweile, Extremismus, Komplexität, Anstrengung, Verbissenheit, Spaßfreiheit und sozialer Ausgrenzung. Nichts davon ist wahr. Das ist alles ein ganz, ganz furchtbarer, unfassbar gigantischer, Wahnsinns-Mega-Irrtum!!! Wir alle wurden in dem Glauben erzogen, oder von der Agrar-, Lebensmittel- und Werbeindustrie dahingehend konditioniert, dass unsere Mahlzeiten um das Zentrum herum gebaut werden müssen, und das Zentrum ist nun mal ein Stück Fleisch. Das Schnitzel, der Braten, das Steak, die Bratwurst, die Frikadelle oder der Schaschlik-Spieß sind quasi das, worum sich der Rest der Ernährung zu drehen hat. Die riesige Mauer aus Fleisch, Wurst und Käse ist jedoch nur ein armseliger, kleiner Bruchteil dessen, was man als Ernährungsuniversum betrachten kann.
Als Fleischesser erreichen Sie nicht einmal den Orbit, als Veganer hingegen reisen Sie durch eine intergalaktische, neue, interessante und unfassbar vielfältige Welt der Ernährung, die nicht nur um vieles größer ist als die der anderen Seite, sondern sich über Jahre hinweg selbst immer weiter potenziert. Hört sich übertrieben an? Isses aber nich'. Ich verspreche Ihnen, dass Sie exakt das erleben werden. Andreas Bär Läsker ist weder Schriftsteller noch Koch, aber vielen bekannt als Manager der Fantastischen 4. 2007 steigerte er seine Bekanntheit als DSDS-Juror. Seit Bär Läsker vegan lebt, hat er sich als kreativer Rezeptentwickler entpuppt. Jetzt können seine bislang nur im Freundeskreis beliebten Rote-Bete-Küchle endlich nachgekocht werden...
Meine Meinung:
China Study & Ernährungs-Taliban
Andreas Bär Läsker, der vielen als Manager der "Fantastischen Vier" bekannt ist, springt nun also auch auf den veganen Zug auf. Die Anfänge habe ich auf Facebook beobachtet, aber irgendwann verlor ich das ganze wieder aus den Augen. Vor allem, weil mir seine Art, mit anderen Menschen zu diskutieren oft zu dogmatisch erschien.
Man merkt sofort, dass es sich um einen eher prominenten Menschen handelt, der dieses Kochbuch geschrieben hat. Woran? An der Anzahl der Bilder zu seiner Person und dem Verhältnis Rezepte : Lebensgeschichte (letztere überwiegt gefühlt).
Das Buch selbst ist für meine Bedürfnisse sehr unübersichtlich aufgebaut. Es ist eher ein erzählendes Kochbuch, und da sich Rezepte immer wieder mit sehr viel Text über veganes Geblafasel abwechseln für die praktische Anwendung eher ungeeignet. Das Buch teilt sich folgendermaßen auf:
- Prolog
- Und sie konnten alles ausser Hochdeutsch ...
- Die Grundausbildung
- Das Kaum-Zeit-Kontinuum
- Die Mauer muss weg!
- Die Droge Gewohnheit
- Dem Würzen ist ein Kraut gewachsen
- Unterwegs gibt's auf die Nuss
- Salat komma pflanzlich
- Kill to grill?
- Back to the Roos ... oder: Wurzel²
- Ode an die Kartoffel
- Och, wie süüüüüss!
- Meine Quellen und meine Inspiration
- The End
Sprachlich ganz der trendige Hipster, der besonders die junge Zielgruppe damit anspricht. Menschen, die einfach nur schöne, neue Rezepte nachkochen wollen, lässt "Bär" aber fast am ausgestreckten Arm verhungern.
Kommen wir jetzt aber zu den Rezepten: Insgesamt gibt es - wenn ich mich nicht verzählt habe - 61 Rezepte. Gefühlt sind es weniger, weil man sie zwischen viel Text immer wieder suchen muss. Geschmacklich kann ich nicht meckern. Es ist kein Rezept dabei, das mir den Boden unter den Füßen weggezogen hätte und der Formel 3 Salat mit Salicornia hat mich eher enttäuscht (1/2 EL Pfeffer und man schmeckt fast nichts anderes mehr, ist aber nicht schlimm: Die Salicornia schmecken sowieso nach so gut wie nichts. Da half auch die Limettenmarinade kaum).
Sehr gerne mochte ich das "Gemischte Doppel", ein nussiges Gericht aus Sellerieknolle und Selleriestaude. Chili sin Carne, Feldsalat mit Pilzen, Kartoffelsalat - das alles sind aber eher Standardgerichte ohne besondere Kniffe. Trotzdem: Die Rezepte sind gut geraten, alleine dafür würde ich mir das Buch aber nicht kaufen.
Je mehr Statements ich von Andreas "Bär" Läsker gelesen habe, umso verwunderter war ich übrigens. Erst holt er weit aus, um zu erklären, dass es sich nicht um eine vegane Sekte oder Religion handelt oder handeln sollte und behauptet überzeugt:
"Ich bin zwar ein überzeugter Pflanzenesser. Ich bin aber kein Ernährungstaliban."
Da frage ich mich schon: Wie definiert sich nun ein Ernährungstaliban? Ist das jemand, der mit Rosenkohl Selbstmordattentate auf Schulen verübt? Oder wie kann man sich das vorstellen?
Natürlich wird niemand gezwungen zu 100% vegan zu leben. Das funktioniert nicht. Läsker provoziert dann aber ganz gerne mal und schreibt:
"Vermutlich werde ich für diese Aussage von der Veganerpolizei verhaftet und für mehrere Tage zum Trinken von veganem Schnaps gezwungen. Ich werde dann in meinem nächsten Buch über diese Erfahrung berichten."
Aber, Entwarnung. Er relativiert dann doch wieder ein bisschen:
"Ich will Ihnen aber natürlich auf der anderen Seite auch keine Absolution für das Anhäufen von Ausnahmen von gesunder, pflanzlicher Ernährung geben."
Viel Blabla für Promi-Fans - wenig Neues für VeganerInnen, die sich schon eine Weile mit dem Thema befassen. Einige von ihnen werden (hoffentlich) auch bestürzt darüber sein, dass Läsker ausgerechnet die desolate und viel zu oft bemühte China Study als Quelle angibt.
Fazit: Für urbane vegan-Hipster super. Der Rest wird eventuell enttäuscht sein.
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