So, jetzt komme ich endlich mal zum Kommentieren.
Zum Inhalt wurde ja eigentlich schon alles gesagt.
Mir gefallen u.a. die bildhafte Sprache, die Kontraste, die Mario Giordano zeichnet, der Spannungs- bzw. Konfliktaufbau und die Atmosphäre (warum nur habe ich jetzt Lust auf einen Italien-Urlaub? ).
Nach der Exposition nimmt die Geschichte rasch an Fahrt auf, und am Ende des vierten Kapitels ist mein „Jagdinstinkt“ geweckt.
Ich bin gespannt, ob sich Poldis Verdacht, dass Russo hinter dem Mord an Valentino steckt, verhärtet, oder ob sich am Ende ein noch unverdächtiger „Überraschungstäter“ als der wahre Mörder entpuppt. Mario Giordano ist ja als Tatort-Autor ein erfahrener Krimi-Schreiber. Man darf also gespannt sein, was da noch kommt.
Sollte tatsächlich die Mafia involviert sein, wird sich die Poldi auf jeden Fall noch eine Menge Ärger einhandeln.
Stilistisch liest sich der Roman leicht und flüssig – was wiederum bedeutet, dass viel Arbeit dahinter steckt. Giordano findet immer wieder originelle Vergleiche und Bilder, die einen Film im Kopf ablaufen lassen und einen somit in die Geschichte hineinziehen – oder die mich schmunzeln lassen, wie z.B. „blutjung wie frisch vom Baum gepflückt“. :smile:
Tief unter die Haut ging mir die Szene, als Poldi Valentino findet, aber nicht wegen des grausigen Fundes an sich. Es lag an der Vorbereitung der Szene, am Aufbau, der bei der Serata beginnt und in der Szene am Strand gipfelt.
Als Poldi von der Schwermut gepackt wird, schiebt sich eine schwarze Wolke vor die Sonne und verdunkelt den strahlend blauen sizilianischen Himmel. Was sich zuvor noch heiter und leicht gelesen hat, wird plötzlich düster und unheilvoll. Die Schwermut, der Absturz, der Albdruck, der Schatten auf Poldis Brust.
Wunderbar und atmosphärisch geschrieben zum Beispiel dieser Abschnitt:
„Sie sah die Gestalt schon, als sie den Wagen parkte. Ein Schatten im Zwielicht, hingegossen auf die rundgeschliffenen Lavasteine. Ein Fleck nur, wie vom Meer vergessen, wie Strandgut. Kein Geräusch zu hören, nur das Summen der Fliegen und das träge Plätschern am Ufer, als sei das Meer selbst noch nicht richtig erwacht. Und irgendwie ahnte die Poldi da schon, was sie geweckt hatte.
Und was sie gleich sehen würde.“
Gänsehaut pur.