Lucy Maud Montgomery - Anne in Avonlea

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  • Die Episode mit der Marmelade, die Davy gemopst hatte, die hätte ich gerne von jemandem wiedergegeben, der auf Deutsch liest. Die englische Stelle ist:
    Because He makes preserves, and redeems us. Preserves is just a holy way of saying jam.


    Ich habe das Buch nicht da und den genauen Wortlaut nicht im Kopf, aber der Anfang ist ungefähr so übersetzt: "Weil Er uns vor dem Verderben schützt". Und weiter argumentiert Davy dann, dass Marmelade ja eingekocht wird, um sie vor dem Verderben zu schützen :breitgrins: Ich finde Davys Argumente einfach immer herrlich. Und es ist klasse von Anne, dass sie sich immer drauf einlässt und ihm die Zusammenhänge erklärt, ohne ihn zurechtzuweisen. Gerade in Fragen des Glaubens war das seinerzeit ganz bestimmt nicht üblich.



    Anthony ist keiner, der nach einem solchen Vorfall ein Trauma entwickelt, aber er hat sich immerhin Gedanken gemacht. Das soll nicht heißen, dass ich Schläge befürworte, sondern dass Anthony Grenzen erkennen und anerkennen kann.


    So sehe ich das auch. Schläge als Bestrafungsmethode erscheinen uns heute barbarisch, aber das ist ein Punkt, in dem man einfach das Alter des Romans merkt. Anthony war schätzungsweise von zu Hause gewöhnt, sich eine Tracht Prügel einzuhandeln.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich habe das Buch nicht da und den genauen Wortlaut nicht im Kopf, aber der Anfang ist ungefähr so übersetzt: "Weil Er uns vor dem Verderben schützt". Und weiter argumentiert Davy dann, dass Marmelade ja eingekocht wird, um sie vor dem Verderben zu schützen :breitgrins: Ich finde Davys Argumente einfach immer herrlich. Und es ist klasse von Anne, dass sie sich immer drauf einlässt und ihm die Zusammenhänge erklärt, ohne ihn zurechtzuweisen. Gerade in Fragen des Glaubens war das seinerzeit ganz bestimmt nicht üblich.


    Ah, ok, vielen Dank! :winken:


    So sehe ich das auch. Schläge als Bestrafungsmethode erscheinen uns heute barbarisch, aber das ist ein Punkt, in dem man einfach das Alter des Romans merkt. Anthony war schätzungsweise von zu Hause gewöhnt, sich eine Tracht Prügel einzuhandeln.


    Ja, klingt einleuchtend. Und ich kann durchaus auch verstehen, dass bei Anne an dem Tag der Punkt erreicht war, an dem sie keine andere Alternative sah, auch wenn sie zuvor Jane gegenüber ihre Methode verteidigte und Schläge komplett ausschloß

  • Die Episode mit Anthony zeigt halt auch wunderbar, wie weit hehre Theorie und die schnöde Praxis oft auseinanderklaffen ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Wegen der Startverzögerung der Hardy-Leserunde bin ich mit Anne schneller vorangekommen als gedacht. Leider habe ich mir nicht so viele Notizen gemacht, aber eins ist mir doch aufgefallen und im Gedächtnis hängengeblieben. Im Kapitel XIX trifft sich Anne mit Gilbert. Bei einer passenden Gelegenheit sagt er auf neckische Weise zu ihr: "You look like a real dryad under that birch tree." Tja, ich hätte das so verstanden, dass er sie auf eine besondere Art schön findet, aber Anne fällt dazu nur ein, dass sie birch trees liebt, wobei sie sich an den Stamm der Birke lehnt. Hätte sie da nur ein bisschen einfühlsamer reagiert, wer weiß, was daraus entstehen könnte! Aber so... Sie deutet es falsch, ob bewusst oder unbewusst. :rollen:


    In einem Kapitel trinkt Anne Tee mit Paul Irving. Als die beiden so richtig ernsthaft miteinander redeten, wurde mir klar, dass Paul unbewusst nach einer Mutterfigur sucht. Er spricht auch immer von "my little mother". Die Art, wie er Anne anhimmelt, lässt eigentlich keinen anderen Schluss zu.


    Und dann das Highlight dieses Abschnittes, als Anne auf der Suche nach einem Ersatz für die zerbrochene Servierplatte in das Entenhaus einbricht! Sie bleibt ganz cool, trotz des Regengusses, der kurz danach niedergeht. Sowas würde ich ja gerne live sehen :breitgrins:. Immer schön ruhig bleiben, damit es bloß niemand mitbekommt. Das ist so richtig Anne-like und eine Episode, über die sich erwachsene Leser vielleicht noch viel mehr amüsieren als Jugendliche.

  • Anne hat inzwischen Miss Lavender kennen gelernt und trifft in ihr eine verwandte Seele, was die Fantasie anbelangt. Trotz ihres Alters lebt auch sie in einer Traumwelt, lässt sich von ihrer Vorstellungskraft treiben und findet das auch ganz in Ordnung. Trotzdem finde ich, dass sie bedauernswert ist, weil sie das aufgrund ihrer Einsamkeit macht.


    Ich habe mal ganz wie Anne meine Gedanken schweifen lassen und überlege nun, ob Miss Lavendar Pauls Mutter sein könnte. Sie war mit Pauls Vater verlobt und ist von der Gestalt her klein, was zu Pauls Floskel "my little mother" passt. Die Frage wäre nur, wie es kam, dass sich Pauls Vater mit dem Jungen von seiner Verlobten getrennt hat und warum sie sich nicht mehr gesehen haben, obwohl sie in der gleichen Gegend wohnen. Reine Spekulation meinerseits, aber die Idee drängt sich mir doch richtig auf.

  • Ich glaube nicht das sie seine Mutter ist (ich denke ein uneheliches Kind ist selbst für die Anne Bücher doch zu provokativ^^) , aber ich denke schon das sie gute Chancen hat, wieder in die engere Wahl zu kommen. Es gab sicher ein Missverständnis, das die Autorin aufklären wird.


  • Ich glaube nicht das sie seine Mutter ist (ich denke ein uneheliches Kind ist selbst für die Anne Bücher doch zu provokativ^^)...


    Genau die Unehelichkeit wäre ein Grund gewesen, dass die Eltern sich getrennt haben. Paul wächst ja bei seiner Oma auf, da hätte man leicht eine Geschichte drumherumstricken können, wo der Junge plötzlich herkommt. Aber...


    ... im Kapitel 23 (?) hat sich das geklärt. Die Beziehung zwischen Pauls Vater Stephen und Miss Lavendar war schon viel früher, nämlich vor 25 Jahren. Somit kann Paul unmöglich Miss Lavendars Sohn sein. Da habe ich mich getäuscht. Es hätte so schön gepasst. Aber die arme Frau! Da lebt sie nun seit Jahren zurückgezogen und weint ihrem Geliebten nach wegen eines Streits, in dem keiner nachgeben wollte. So werden Schicksale auf den Weg gebracht. Gut, dass Anne diese Geschichte erfährt. Vielleicht gibt ihr das zu denken, denn im ersten Kapitel war sie in einer ähnlichen Situation mit Gilbert. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn sich die beiden nicht mehr eingekriegt hätten. Hoffentlich denkt sie daran, wenn sie später selbst einmal verheiratet ist.


    Im Kapitel 24 erfahren wir, dass es auch zu Annes Zeiten schon Jahrhundertstürme gegeben hat. Eines der Opfer war der Papagei Ginger, was an sich traurig ist, aber gute Folgen für Harrison hat, der auch so eine verfahrene Kiste als Ehe hat bzw. hatte. Erscheint es nur mir seltsam, dass in den Anne-Büchern bislang doch einige ungewöhnliche Ehen und auch Nicht-Ehen vorkommen? Einmal Marilla und auch Matthew, die beide nicht geheiratet haben, dann Miss Lavendar oder Harrison. Für ein über 100 Jahre altes Buch für Jugendliche finde ich das eine auffallende Häufung.

  • Über die ungewöhnlichen Beziehungen habe ich eigentlich nie explizit nachgedacht, aber Du hast recht, Doris, es ist durchaus überraschend in einem so alten Buch, dass eben nicht alle die pflichtbewusste Standard-Ehe mit x Kindern führen. Wobei "alte Jungfern" damals andererseits auch nicht selten waren. Wer in einem gewissen Alter noch keinen Mann hatte, würde halt keinen mehr abbekommen, Ende.


    Die Geschichte der Harrisons hingegen hat mich schon überrascht.


    Anne und das Entenhaus ist eine herrliche Episode. Ich sehe sie förmlich vor mir, wie sie unterm Regenschirm das Beste aus der Situation macht :breitgrins: Miss Sarah muss sich ja ein herrlicher Anblick geboten haben, als sie nach Hause kam :lachen:


    Miss Lavendar ist eine meiner Lieblingsfiguren in der ganzen Reihe. Das idyllische kleine Häuschen klingt echt entzückend, und ich bin froh, dass sie wenigstens Charlotta die Vierte hat und mit ihr ein wenig rumspinnen kann. Sonst wäre sie ja fürchterlich einsam. Traurig finde ich es trotzdem, dass sie und Stephen Irving sich unter so blöden Umständen getrennt haben. Andererseits hätte es sonst keinen Paul gegeben, den ich auch sehr gerne mag.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Über die ungewöhnlichen Beziehungen habe ich eigentlich nie explizit nachgedacht, aber Du hast recht, Doris, es ist durchaus überraschend in einem so alten Buch, dass eben nicht alle die pflichtbewusste Standard-Ehe mit x Kindern führen. Wobei "alte Jungfern" damals andererseits auch nicht selten waren. Wer in einem gewissen Alter noch keinen Mann hatte, würde halt keinen mehr abbekommen, Ende.


    Und dafür Gouvernante werden oder dem verwitweten Vater den Haushalt führen.



    Anne und das Entenhaus ist eine herrliche Episode. Ich sehe sie förmlich vor mir, wie sie unterm Regenschirm das Beste aus der Situation macht :breitgrins:.


    Das hat mich an Mr. Bean erinnert, wenn er sich in aller Öffentlichkeit in einer unmögliche Situation befand und so tat, als wäre alles in bester Ordnung.



    Miss Lavendar ist eine meiner Lieblingsfiguren in der ganzen Reihe.


    Das ist sie auch von mir. Ich finde nur, dass sie ein bisschen unpassend dargestellt wird. Sie ist ungefähr Mitte 40, erscheint aber wie eine viel ältere Frau. Hat sie nicht auch schon komplett weiße Haare? Ich war auch schon Mitte 40 (sogar mehrmals :breitgrins:), aber so wie Lavendar dargestellt wird, fühle ich mich nicht. Liebenswert ist ist trotzdem, wie eine liebe Oma, aber es passt halt nicht zu ihrem genannten Alter.



    Kapitel 27 Miss Lavendar ist traurig, dass Anne weiterstudieren möchte, weil sie dann eine liebe Besucherin verliert. Das kann ich nachfühlen. Es ist nicht schön, wenn man eine Freundin gefunden hat, um sie dann nach einiger Zeit wieder zu verlieren. Paul redet mit Miss Lavendar, als wäre sie seine Mutter. Er spürt, dass er eine besondere Bedeutung für sie hat. In der Hinsicht ist er ziemlich einfühlsam. Ich glaube, auch er sucht einen Menschen, der für ihn so etwas wie ein Mutterersatz sein kann. Das geht natürlich nicht so einfach, aber sein Bedürfnis nach Mutter dürfte mit Anne und Miss Lavendar wenigstens einigermaßen gestillt werden.


  • Und dafür Gouvernante werden oder dem verwitweten Vater den Haushalt führen.


    Ja, oder dem Bruder, der Pfarrer ist :breitgrins:


    Zitat

    Das hat mich an Mr. Bean erinnert, wenn er sich in aller Öffentlichkeit in einer unmögliche Situation befand und so tat, als wäre alles in bester Ordnung.


    :lachen:



    Das ist sie auch von mir. Ich finde nur, dass sie ein bisschen unpassend dargestellt wird. Sie ist ungefähr Mitte 40, erscheint aber wie eine viel ältere Frau. Hat sie nicht auch schon komplett weiße Haare? Ich war auch schon Mitte 40 (sogar mehrmals :breitgrins:), aber so wie Lavendar dargestellt wird, fühle ich mich nicht. Liebenswert ist ist trotzdem, wie eine liebe Oma, aber es passt halt nicht zu ihrem genannten Alter.


    Das hängt sicher mit der Entstehungszeit der Bücher zusammen. Damals war man in dem Alter gefühlt älter als heute. Selbst in meiner Kindheit wirkten viele Frauen um die 50 schon richtig alt.


    Zitat

    Paul redet mit Miss Lavendar, als wäre sie seine Mutter. Er spürt, dass er eine besondere Bedeutung für sie hat. In der Hinsicht ist er ziemlich einfühlsam. Ich glaube, auch er sucht einen Menschen, der für ihn so etwas wie ein Mutterersatz sein kann. Das geht natürlich nicht so einfach, aber sein Bedürfnis nach Mutter dürfte mit Anne und Miss Lavendar wenigstens einigermaßen gestillt werden.


    Ich freue mich sehr für Paul, dass er die beiden kennengelernt hat. Seine Oma sorgt ja gut für ihn, aber ihre Liebe ist halt eher praktischer Natur. Ihm fehlte bis zur Begegnung mit Anne eine Bezugsperson fürs Emotionale und Phantasievolle. Sein Vater ist ja kaum einmal zu Hause.

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  • So, ich bin nun auch endlich fertig.


    Ein Höhepunkt der letzten Kapitel war definitiv Anne im Entenhaus. Das war so typisch und lustig, aber gleichzeitig hat sie mir auch leid getan. Das war bestimmt nicht angenehm, stundenlang im Regen in einem eingestürzten Entenhaus zu stehen, sich nicht bewegen zu können und nicht zu wissen, wie die Besitzer reagieren werden. :breitgrins:


    Miss Lavender mochte ich auch sehr. Ich hab mich auch für sie gefreut, dass sie zuerst in Diana und vor allem Paul und Anne gute Freunde fand und dass es für sie dann noch ein glückliches Ende gab, war natürlich noch schöner.


  • Noch eine Zwischenfrage: Lesen wir eigentlich weiter? :zwinker:
    :winken:


    Ich wäre dabei, allerdings wohl erst nach meinem Urlaub (Mitte Juni komme ich wieder).


    Bis zum Ende


    Das Happy End für Stephen Irving und Miss Lavendar fand ich einfach nur schön. Wie hier die Fäden zusammenlaufen, woran Anne ja nicht ganz unschuldig ist, fand ich einfach wunderbar, genauso wie die prima Lösung für Mrs. Lyndes finanzielle Probleme und die zarte Andeutung, dass Anne wohl doch ein bisschen mehr für Gilbert empfindet als bloße Freundschaft. Ich fand es irgendwie süß, als er in ihren Phantasien vom Traumhaus ständig aufgetaucht ist, weil der melancholische Traummann wohl nicht zum Bilder aufhängen und Garten anlegen imstande ist :lachen:

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    Leonard Cohen





  • zum Schluss


    Ja, das war schön, als Anne Gilbert dann endlich doch ein wenig anders sah - wo sie doch zvor noch so erstaunt war, dass Fred ja eigentlich nicht Dianas Vorstellungen ihres Traummannes entsprach.


    Da freue ich mich ja gleich mehr auf den nächsten Band. :breitgrins:



    Zum Weiterlesen:
    Der Termin ist mir eigentlich egal, gerne irgendwann im Sommer.

  • Ich bin nun auch fertig. Zum Ende hin wurde es noch richtig romantisch, ganz wie erwartet angesichts einer Hochzeit. Ich freue mich für Miss Lavendar, die so viele Jahre auf ihr Glück warten musste. Hoffentlich bleibt sie der Serie erhalten, so dass wir ihren Lebensweg weiter verfolgen können. Ansonsten kommt auch für die anderen ein Happy End. Marilla muss nicht alleine leben, das Haus ist sogar noch voller als Anne vor zwei Jahren schon einmal studiert hat, die Zwillinge haben ein neues Zuhause. Und für Anne bahnt sich ganz vorsichtig etwas an, das sie selbst noch nicht richtig deuten kann. Schöne Aussichten für den nächsten Band.



    Noch eine Zwischenfrage: Lesen wir eigentlich weiter? :zwinker:
    :winken:


    Ich möchte schon weiterlesen, es hängt aber wieder vom Termin ab. Vereinbart einfach etwas und ich hänge mich dann spontan dran, wenn es mir zeitlich passt.

  • Ich mache mal einen Leserundenvorschlag für Band 3 auf, dann können wir ja mal sehen, wie wir datumstechnisch klarkommen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Ich bin nun auch fertig. Zum Ende hin wurde es noch richtig romantisch, ganz wie erwartet angesichts einer Hochzeit. Ich freue mich für Miss Lavendar, die so viele Jahre auf ihr Glück warten musste. Hoffentlich bleibt sie der Serie erhalten, so dass wir ihren Lebensweg weiter verfolgen können. Ansonsten kommt auch für die anderen ein Happy End. Marilla muss nicht alleine leben, das Haus ist sogar noch voller als Anne vor zwei Jahren schon einmal studiert hat, die Zwillinge haben ein neues Zuhause. Und für Anne bahnt sich ganz vorsichtig etwas an, das sie selbst noch nicht richtig deuten kann. Schöne Aussichten für den nächsten Band.


    Ja, das ist ein richtiges Wohlfühlende, das auch direkt Lust auf den nächsten Band macht. :herz: