Was ist so peinlich an Liebesromanen?

Es gibt 42 Antworten in diesem Thema, welches 13.770 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von sandhofer.

  • [size=9px]Edit: Der Ursprung dieser Diskussion ist im Thread Jane Austen - Stolz und Vorurteil zu finden. LG nimue[/size]


    Zitat von "Wolf"

    Es ist eine Beleidigung. ;) Unter einem typischen Frauen- oder Liebesroman versteht man im allgemeinen einen Roman, der trivial und kitschig ist.


    Hm... leider ist das genau das, was man durch solche Vorurteile herausbringt: Eine Beleidigung. Schade... sehr schade... Dann können wir nämlich gleich dazu übergehen, dass wirklich gute Literatur nur unter den Autoren klassischer Werke zu finden ist, die mindestens 100 Jahre tot sind. Krimis, Fantasy, Science Fiction, Historische Romane - alle sind trivial und kitschig. Glaube mir... so ziemlich jedem Buch kann man sich eine entsprechende Stelle aussuchen.


    Für mich erfüllen die Romane von Jane Austen _alle_ Kriterien eines typischen Liebesromanes. Und wenn ihr Männer euch da auf den Kopf stellt, wegen der Begrifflichkeit und ja um Himmels Willen mit so etwas nieeeeeeeeeemals in einem Atemzug genannt werden wollt. Es ist und bleibt eine Begrifflichkeit, da ihre Romane tatsächlich die entsprechenden Kriterien erfüllen.


    Mal eine andere Frage: Wieviele Liebesromane muss man gelesen haben, um sich so ein Urteil bilden zu können?


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

    Einmal editiert, zuletzt von ()

  • Jetzt driftet die Diskussion zwar langsam ab, aber zur Frage ob nur Klassiker ein gewisses Nineau erreichen und alles Neue Kitsch und trivial ist, finde ich auch sehr bedenklich.
    Leider ist es heute so, dass man die guten Werke suchen muss, das hält mich aber nicht davon ab, auch weiterhin Neuerscheinungen zu lesen. Bei Sandhofer habe ich schon festgestellt, dass er sich lieber an die Klassiker hält, und mit Neuem nichts zu tun haben möchte (Entschuldige bitte Sandhofer, das ist nur meine Meinung, kannst mich ja berichtigen :zwinker: )


    Ich selber bin ja eher so eine altmodische "Omi", die lieber gute Sprache liest als profane runtergerasselte Romane. Aber es gibt auch neuere Werke, die mit diesen Maßstab mithalten können (Marquez, Forte, Yalom hat mich auch total begeistert.)


    Zur Frage: Wieviele Liebesromane muss man lesen um alle zu kennen? In der Regel Einen, nimue. Aber ich habe sie auch irgendwann mal geliebt und verschlungen :zwinker:

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "nimue"

    Dann können wir nämlich gleich dazu übergehen, dass wirklich gute Literatur nur unter den Autoren klassischer Werke zu finden ist, die mindestens 100 Jahre tot sind.


    70 - gemäss einem guten Freund von uns :zwinker: . Doch was heisst "dazu übergehen". Wie Heidi Hof schon festgestellt hat, bin ich praktisch schon dort. Mag sein, es ist eine Alterserscheinung ... :sauer:


    Zitat von "nimue"

    Für mich erfüllen die Romane von Jane Austen _alle_ Kriterien eines typischen Liebesromanes. [...] Es ist und bleibt eine Begrifflichkeit, da ihre Romane tatsächlich die entsprechenden Kriterien erfüllen.


    Ja. Aber: Sie sind eben auch noch mehr und anderes. Und deswegen, meiner Meinung nach, eben doch keine typischen Frauen- bzw. Liebesromane. Wenn ich von den drei oder vier Cora, die ich als ca. 12-Jähriger mal gelesen habe, auf die restliche Million schliessen darf ...


    Ich meine: Wenn Du, nimue, Austens Romane als Liebesromane liest und geniesst und ich etwas anderes darin sehe, dann ist das ok. (Und meiner bescheidenen Meinung nach eben ein weiteres Zeichen der Qualität der Austen. Wie jeder echte Klassiker eben unter vielen Gesichtspunkten auffassbar.)


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Huhu,


    Zitat von "sandhofer"

    70 - gemäss einem guten Freund von uns :zwinker: . Doch was heisst "dazu übergehen". Wie Heidi Hof schon festgestellt hat, bin ich praktisch schon dort. Mag sein, es ist eine Alterserscheinung ... :sauer:


    Jaaaa... aber wir können schlecht von einer Person auf alle schließen ;)


    Zitat von "nimue"

    Ja. Aber: Sie sind eben auch noch mehr und anderes. Und deswegen, meiner Meinung nach, eben doch keine typischen Frauen- bzw. Liebesromane. Wenn ich von den drei oder vier Cora, die ich als ca. 12-Jähriger mal gelesen habe, auf die restliche Million schliessen darf ...


    O.k... Cora Romane halte ich nicht für Liebesromane, sondern Liebesromanhefte - das sind ja eher Kurzgeschichten.


    Zitat

    Ich meine: Wenn Du, nimue, Austens Romane als Liebesromane liest und geniesst und ich etwas anderes darin sehe, dann ist das ok. (Und meiner bescheidenen Meinung nach eben ein weiteres Zeichen der Qualität der Austen. Wie jeder echte Klassiker eben unter vielen Gesichtspunkten auffassbar.)


    Womit wir wieder beim Anfang wären: Warum darf man dann nicht ganz klar sagen, dass "Stolz & Vorurteil" DER Klassiker der Liebesromanliteratur ist? Er mag (natürlich!) auch Gesellschaftsroman sein (und das mit Sicherheit auch zu gleichen Teilen), aber die Einordnung fällt nicht nur bei Austen schwer. Das beginnt ja schon mit Historischen Romanen - es gibt Historische Liebesromane, Historische Krimis etc. Das eine schließt das andere nicht aus und bedeutet meiner Meinung nach in keinem Fall eine Beleidigung.


    @Heidi: Ich lese nur sehr selten Liebesromane, gestehe ihnen aber doch einen gewissen Anspruch zu. Warum sollte das das einzige Genre sein, das diesen Anspruch nicht erfüllt? Es gibt in jedem Genre Schrott, wie es auch in jedem Genre Klassiker gibt.


    Liebesromane sind nicht nur Cora und Nackenbeißer, sondern z.B. auch "Vom Winde verweht" - die Liebe ist das zentrale Thema.


    Was mich stört ist die Angewohnheit, ein Buch "Gesellschaftsroman" oder "Krimi" zu nennen, nur weil man sich schämt zuzugeben, dass man gerade einen Liebesroman liest. Warum nicht sagen: "Ich lese gerade einen Gesellschafts- und Liebesroman?"



    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo nimue,


    Zitat von "nimue"

    Hm... leider ist das genau das, was man durch solche Vorurteile herausbringt: Eine Beleidigung.


    ich glaube nun einmal nicht, daß der Ausdruck "typischer Frauenroman" üblicherweise als Lob verwendet wird. Wenn jemand von einer "typischen Männerphantasie" spricht, dann könnte man da ja auch einwenden, daß ein Mann durchaus auch sehr geistreiche und menschenfreundliche Phantasien haben kann, aber trotzdem ist der Ausdruck normalerweise in einem ganz bestimmtem abwertendem Sinn gemeint.


    Zum Thema "Liebesroman" steht in meinem elektronischen Brockhaus u.a. dies:

    Zitat


    Liebesroman
    [...]
    Im engeren Sinne wird aber darunter eine bestimmte Art von Romanen verstanden, in denen zumeist aus der Sicht einer idealisierten und klischeehaften Heldin sehr typisierte und schöngefärbte Handlungen und Personen beschrieben werden. Meist auch kitschig, fast immer stereotyp und mit unrealistischem Happyend, wird dem Leser nach einigen überstandenen Problemen eine heile Welt und eine glückliche Liebe vorgegaukelt.


    Hier wurde davon gesprochen, daß "Stolz und Vorurteil" nach einem bekannten Muster ablaufe, wenn man einen Liebesroman kenne, dann kenne man eben alle. Als ich augenzwinkernd von "Beleidigung" sprach, habe ich mich auf die mangelnde Originalität und die fehlende künstlerische Kraft bezogen, die Austen damit indirekt unterstellt wurde. Einen typischen Liebesroman kann jeder handwerklich geschickte Schriftsteller produzieren, das ist keine Kunst, wenn das alles wäre, was Jane Austen zu bieten hat, wäre sie heute vergessen.


    Natürlich kann man "Stolz und Vorurteil" als einen Liebesroman der gehobenen Klasse lesen und genießen, was auch daran liegt, daß er klar aufgebaut und flüssig zu lesen ist; er endet mit einem Happy-End (ein tragisches Ende hat meines Wissens überhaupt keiner ihrer Romane) und Du hast auch recht, wenn Du sagst, daß er typische Elemente eines Liebesromans enthält. Aber es ist eben nicht so, daß man ein passionierter Liebesromanleser sein müßte, um an Austens "Stolz und Vorurteil" Gefallen zu finden, denn es ist ein atypischer Liebesroman, weil er Qualitäten hat, die man in einem typischen Liebesroman vergeblich sucht. :) Wenn man "Stolz und Vorurteil" auf einen Liebesroman mit genretypisch vorhersehbarer Handlung reduziert, dann tut man ihm unrecht.


    Zitat von "nimue"


    Schade... sehr schade... Dann können wir nämlich gleich dazu übergehen, dass wirklich gute Literatur nur unter den Autoren klassischer Werke zu finden ist, die mindestens 100 Jahre tot sind.


    Diesen Gedankensprung kann ich nicht nachvollziehen. :rollen: Inwiefern folgt das aus dem vorher Gesagten? Die literarische Qualität eines Buches kann man doch nicht am Sterbedatum des Autors ablesen.


    Schöne Grüße,
    Wolf

  • Hallo zusammen!


    Dann möchte ich auch mal ein me-too-Posting schreiben: Ich habe nämlich Wolfs Ausführungen nichts hinzuzufügen.


    (Ausser einer klitzkleinen Bemerkung an nimue: Du zitierst in Deinem Beitrag von heute morgen kurz vor 7 einmal Dich selber. Das bist aber nicht Du, die Du zitierst, sondern ich ... :zwinker: )


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Du sollst keine inhaltsleeren Beiträge schreiben.


    :elch:



    :breitgrins:


    Hallo zusammen,


    ('tschuldigung, das musste ich jetzt einfach mal ausprobieren).


    Der "Liebesroman" ist ein Genre, das über lange Zeit tatsächlich als ganzes der Trivialliteratur zugeschlagen worden ist - ebenso wie Kriminal- oder Zukunftsroman. Bei letztere hat man in den letzten Jahrzehnten begonnen, sie vom Trivialitätsvorwurf zu befreien, warum sollte das beim Liebesroman nicht der Fall sein können?


    Die Definition, die du, Wolf, angibst, ist im Grunde die eines bestimmten Segments der Trivialliteratur. "Stereotypierte Handlung", "klischeehaftes Personal" - das ist ja nichts, was spezifisch am Liebesroman haften würde. Dh also, wenn es - wie etwa beim Kriminalroman, der vor wenigen Jahrzehnten noch einen ebenso abwertenden Klang hatte wie heute "Liebesroman" - möglich ist, Charakteristika einer Gattung "Liebesroman" herauszuarbeiten, die darüber hinausgehen, dann sehe ich keinen Grund, den Begriff nicht zu verwenden.


    Den Begriff "Klassiker" in diesem Zusammenhang als Alternative ins Spiel zu bringen, halte ich für vollkommen irreführend. "Klassiker" ist einfach keine Genrebezeichnung (das entsprechende Unterforum hier ist auch ein Born von Missverständnissen), sondern ein historischer bzw. ein normativer Begriff. Wenn ich sage, Jane Austen sei ein "Klassiker", dann habe ich über das Genre gar keine Aussage getroffen.


    "Gesellschaftsroman" wäre eine mögliche Alternative; man müsste dann sehen (s.o.), ob man den "Liebesroman" zu mehr machen kann als zu einem "trivialisierten G.roman", also zu einem, der sich eigentlich um die Gesellschaft nicht mehr, sondern nur noch um die Paarbeziehung kümmert :breitgrins:. Wenn das gelingt, sehe ich keinen Grund, den Begriff "Liebesroman" nicht einfach beschreibend zu verwenden.


    Herzlich, B.

  • Der Begriff Frauenroman muss per se nichts Schlimmes bedeuten. Er ist es in den Jahren einfach geworden. Das ist zumindest mein Eindruck.
    Eigentlich könnte er simpel umschreiben, dass das Hauptpublikum für eine Reihe von Büchern Frauen sind - gerne verbunden mit einer Ahnung davon, worum es im Buch gehen könnte.


    Was mir aber in den Sinn kommt ist, dass im Prinzip keine Bücher unter den Begriff "Frauenliteratur" fallen, sobald sie von Männern geschrieben worden sind. Bei Peter Mayles "Hotel Pastis" ist die Geschichte relativ gut absehbar, Held kriegt Heldin und alles ist am Ende in Butter. Vom Strickmuster her hätte es auch eine Frau schreiben können und schon wäre das Etikett klar gewesen.


    Beim Etikett Liebesroman empfinde ich dasselbe ("werden von Frauen geschrieben") - Ausnahme sind die Bücher, die unter "Klassiker" laufen (Kameliendame, Dr. Schiwago...). Da ist es wohl egal, wer der Autor ist.


    Was mich zu der Vermutung fürht, dass eine ganze Menge Vorurteile mitspielen und Schubladendenken. Ich wette, auch bei Isabell Allende kriegen sich Leute und trennen sich Leute. Hera Lind wird mehr gefeiert als Ingrid Noll.


    Wie nimue sagt: Jedes Genre hat seinen Schrott und seine 1A-Ware.


    Eine wichtige Frage wird immer offen bleiben: Warum gibt es keine Männerromane?

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Hallo Bartlebooth,


    ich stimme Dir zu, daß es durchaus legitim ist, den Begriff "Liebesroman" nicht nur auf triviale Literatur anzuwenden, wenn man eine geeignete Definition von "Liebesroman" zugrundelegt. Die hier erwähnte Definition aus der Wikipedia, daß ein Liebesroman im weitesten Sinn ein Roman mit dem Haupthema Liebe sei, stimmt zwar, aber das ist derart umfassend, daß es einem kaum weiterhilft. Wenn hier davon die Rede war, daß jemand kein besonderer Fan von Liebesromanen sei oder daß "Stolz und Vorurteil" <i>der</i> Klassiker der Liebesromane sei, dann kann sich das doch wohl kaum auf alle Romane beziehen, deren zentrales Thema die Liebe ist, denn solche Romane kannten schon die alten Griechen.


    Über solche Bezeichnungen wie "Liebesroman", "Frauenroman" oder "Klassiker" kann man ewig diskutieren, ohne zu einem endgültigen Konsens zu gelangen, das sind eben schillernde Begriffe, die in verschiedenen Kontexten Unterschiedliches bedeuten können. In meinem Bücherregal steht beispielsweise eine Geschichte des erotischen Romans (Hiltrud Gnüg: Der erotische Roman. Von der Renaissance bis zur Gegenwart. Stuttgart: Reclam, 2002), in dem nicht nur Romane wie Clelands <i>Fanny Hill</i> oder Nicholson Bakers <i>Vox</i> behandelt werden, sondern beispielsweise auch Goethes <i>Wahlverwandtschaften</i>, Fontanes <i>Effi Briest</i> und Jelineks <i>Liebhaberinnen</i>. All diese doch recht unterschiedlichen Romane werden dort unter der Bezeichnung "erotischer Roman" versammelt. Das nur als Beispiel dafür, wie dehnbar solche Bezeichnungen sein können.


    Schöne Grüße,
    Wolf

  • Hallo Bettina!

    Zitat von "Bettina"


    Eine wichtige Frage wird immer offen bleiben: Warum gibt es keine Männerromane?


    Ja, und warum steht nur der <i>Herrenwitz</i> im Duden, nicht aber der Damenwitz? Ungeklärte Fragen der Menschheit ... :breitgrins:


    Schöne Grüße,
    Wolf

  • Hallo Wolf,


    grundsätzlich sind Begriffe dehnbar - aber sie sind nicht beliebig. Wenn sie es in einem bestimmten terminologischen System werden, dann taugt das System nichts, nicht der Begriff. Das soll heißen, wenn mir Hiltrud Gnüg eine ausreichend trennscharfe Definition bietet, unter die sowohl "Effi Briest" als auch "Lady Chatterley" fallen, dann habe ich überhaupt kein Problem damit, "Effi Briest" einen erotischen Roman zu nennen (spontan, das sei hinzugefügt, leuchtet mir das nicht ein). Dasselbe gilt analog für nimue, den Liebesroman, "Griseldis" und "Pride and Prejudice".


    Die Definition aus Wikipedia finde ich auch nicht brauchbar, die Gründe hast du schon genannt. Sie ist aber wohl auch gar nicht als Definition gedacht, sondern als Skizzierung eines aktuellen Gebrauchs des Wortes "Liebesroman" (so verstehe ich den Ausschnitt). Interessant wäre also der enge Begriff und seine inhaltliche Übertragbarkeit auf Austens Romane.


    Herzlich, B.

  • Ihr ergeht euch hier in -zig Definitionen was denn nun einen Liebes- bzw Frauenroman ausmacht. Aber richtig auf den Punkt, was denn nun peinlich daran sein soll, kommt ihr meiner Meinung nach nicht.


    Ich denke es liegt daran, dass man mit solcher Literatur nicht in Verbindung gebracht werden will, weil sie zu offensichtlich mit Gefühlen zu tun hat. Viele Menschen wollen in der Literatur nur den intellektuellen Wert sehen und vergessen, dass sie auch der Unterhaltung dient.
    Literatur sollte ein Spiegel des Lebens sein, mit allen Facetten.
    Wir verbringen unser Leben doch auch nicht nur mit Bildung, sondern arbeiten, lesen( :smile: ), spielen, lachen, weinen und lieben.


    Leider verbindet man mit dem Zeigen von Gefühl immer noch Schwäche.
    Wir wären sicher überrascht wie viele unterschiedlichste Menschen gerade diese Art Bücher lesen. Denn eigentlich sehnen wir uns doch alle nach einer heilen Welt, die uns in den meisten dieser Bücher vorgegaukelt wird, oder?


    Es muss nicht immer Kavier sein - manchmal tut's auch ein Butterbrot


    liebe Grüße
    yanni

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Wolf"

    Über solche Bezeichnungen wie "Liebesroman", "Frauenroman" oder "Klassiker" kann man ewig diskutieren, ohne zu einem endgültigen Konsens zu gelangen, das sind eben schillernde Begriffe, die in verschiedenen Kontexten Unterschiedliches bedeuten können.


    Insbesondere das Interesse, welches derjenige hat, der dem Buch ein Etikett XY aufklebt, macht einen grossen Unterschied. Die meisten Genres sind im Prinzip ja aus verlegerisch-buchhändlerischem Interesse heraus kreiiert worden, da in deren Köpfen das amazon-Schema ("Leser, die dieses Buch gekauft haben, haben auch gekauft: YZ, AB ...") praktisch omnipräsent ist. Da der Leser dem auch folgt, und es viele sog. Genre-Leser gibt, ist der praktische Nutzen solcher Definitionen nicht von der Hand zu weisen. Da innerhalb eines solchen Genres aber wieder qualitativ höchst Unterschiediches sich tummelt, ist die Gefahr, dass potentielle Leser durch schlechte Beispiele abgeschreckt werden, ebenso gross. Unter dem Strich scheint es sich aber für die Buchindustrie zu rechnen.


    Der Begriff "Klassiker" ist sowieso kein Genre. "Klassiker" existieren querbeet durch alle Genres, oder, um Nietzsche zu bemühen: Jenseits von Gut und Böse.


    Zitat von "yanni"

    Literatur sollte ein Spiegel des Lebens sein, mit allen Facetten.
    Wir verbringen unser Leben doch auch nicht nur mit Bildung, sondern arbeiten, lesen [...], spielen, lachen, weinen und lieben.


    Da gebe ich Dir völlig recht, möchte nur hinzufügen, dass damit auch Pornographie als Literatur gerechtfertigt ist, schliesslich gehört f***en auch zum Leben ... :zwinker:


    Was Deine Aussage zu Gefühlen betrifft, yanni, kann ich Dir allerdings nicht zu 100% recht geben. Was ich am "Frauen- und Liebesroman" im schlechten Sinne auszusetzen habe, und was m.E. eben auf die Austen nicht zutrifft, ist die völlige Aushöhlung von Gefühlswelten durch Versimplifizierung derselben.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Zitat von "sandhofer"

    Da gebe ich Dir völlig recht, möchte nur hinzufügen, dass damit auch Pornographie als Literatur gerechtfertigt ist, schliesslich gehört f***en auch zum Leben ... :zwinker:


    Hihi... wems gefällt :breitgrins:


    Zitat

    Was Deine Aussage zu Gefühlen betrifft, yanni, kann ich Dir allerdings nicht zu 100% recht geben. Was ich am "Frauen- und Liebesroman" im schlechten Sinne auszusetzen habe, und was m.E. eben auf die Austen nicht zutrifft, ist die völlige Aushöhlung von Gefühlswelten durch Versimplifizierung derselben.


    Was mir von Anfang an wichtig war an der Diskussion: Den Liebesroman nicht per se als Schund zu bezeichnen, weil es wie in allen Schubladen unterschiedliche Spielarten gibt. Es steht für mich außer Frage, dass ein großer Teil der Liebesromane nicht den Anspruch erfüllt, wie es ein Austen tut. Toll finde ich, dass Du "Liebesromane im schlechten Sinne" geschrieben hast, weil ich dann auch vermute, dass es "Liebesromane im guten Sinne" gibt :breitgrins: - und damit gebe ich mich völlig zufrieden ;)


    Ansonsten kann ich yannis tollem Kommentar überhaupt nichts mehr hinzufügen.
    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo yanni,


    Man darf es sich aber auch nicht zu leicht machen ;-).


    Zitat von "yanni"

    Viele Menschen wollen in der Literatur nur den intellektuellen Wert sehen und vergessen, dass sie auch der Unterhaltung dient.


    Die Entgegensetzung von Unterhaltung und intellektuellem Anspruch wird zwar immer wieder gern behauptet, ist aber Unsinn. Ich fühle mich zB von Thomas Mann ausgezeichnet unterhalten, von Rosamunde Pilcher aber extremst gelangweilt. Die wertende Entgegensetzung von U(nterhaltung) und E(rnsthafter Literatur) existiert nur im deutschen Sprachraum, wo sie allerdings in den letzten Jahrzehnten auch immer stärker unter Beschuss gerät - zurecht, denn gute Unterhaltung ist eben nicht automatisch trivial und damit unintellektuell.


    Zitat von "yanni"

    Ich denke es liegt daran, dass man mit solcher Literatur nicht in Verbindung gebracht werden will, weil sie zu offensichtlich mit Gefühlen zu tun hat.


    Dass der Begriff des Liebesromans einen so schlechten Klang hat, liegt sicherlich auch daran, dass man mit ihm "Gefühlsduselei" verbindet. Das ist aber etwas anderes als "Gefühl". Es gibt großartige hochemotionale Texte (zB fast alles von Schiller), die ihren festen Platz im Kanon haben und von den elitärsten Bildungsbürgern nicht verschmäht werden. Einen Zusammenhang zwischen der Ablehnung eines gefühlsbetonten Genres und einer behaupteten Gefühlskälte "vieler Menschen" halte ich deshalb für abwegig.


    Zitat von "yanni"

    Denn eigentlich sehnen wir uns doch alle nach einer heilen Welt, die uns in den meisten dieser Bücher vorgegaukelt wird, oder?


    Definitiv nicht :entsetzt:. Man kann die typischen Courths-Mahler- oder Pilcher-Szenarien genauso gut als muffig, konservativ und in hohem Maße einengend und erdrückend empfinden.
    Dass sie allerdings für bestimmte Leser/innen eine Fluchtmöglichkeit vor dem grauen Alltag darstellen (im Fachjargon heißt das "Eskapismus") ist ein grundsätzlicher Vorwurf gegen jede Form der Trivialliteratur. Den Eskapismus als Qualitätsmerkmal zu verkaufen, um dadurch den Liebesroman als Gattung aufzuwerten, halte ich für eine schlechte Strategie, weil - und damit schließt sich der Kreis - du damit die Unterhaltung auf ihren un-, um nicht zu sagen antiintellektuellen Anteil reduzierst. Und damit bliebe der Begriff "Liebesroman" genau das, was Wolf und sandhofer an ihm kritisiert haben.


    Herzlich, B.


    EDIT Hallo sandhofer,


    Zitat von "sandhofer"

    Die meisten Genres sind im Prinzip ja aus verlegerisch-buchhändlerischem Interesse heraus kreiiert worden


    Ach so? Wie kommst du denn zu dieser Theorie? Gattungsbezeichnungen gibt es doch schon seit der Antike und ich würde vermuten, sie haben auch einen nicht zu vernachlässigenden analytischen Zweck. ;)


    Herzlich, B.

  • Hallo zusammen!


    Zitat von "Bartlebooth"


    Ach so? Wie kommst du denn zu dieser Theorie? Gattungsbezeichnungen gibt es doch schon seit der Antike und ich würde vermuten, sie haben auch einen nicht zu vernachlässigenden analytischen Zweck. ;)


    Weil ich den meisten (hier) gängigen Gattungen wie Liebesroman, Frauenroman, historischer Roman etc. in meinem Studium eigentlich nie begegnet bin. Andern, wie z.B. Entwicklungsroman durchaus, ja. Deshalb habe ich ja "meisten" vor "Genres" gesetzt. Ausserdem würde ich "Genre" als kaufmännische Bezeichnung von "Gattung" als wissenschaftlicher unterscheiden. Womit ich natürlich oben zwar logisch korrekt aber gerade dadurch tautologisch geschrieben hätte.


    Grüsse


    Sandhofer

    Wo nehme ich nur all die Zeit her, so viel nicht zu lesen. (Karl Kraus)

  • Zitat von "Bartlebooth"

    Die wertende Entgegensetzung von U(nterhaltung) und E(rnsthafter Literatur) existiert nur im deutschen Sprachraum, ...


    Womit der Kommentar zur Einteilung ja in einem deutschen Forum das richtige Zielpublikum trifft *g* :


    Zitat von "Bartlebooth"


    Die Entgegensetzung von Unterhaltung und intellektuellem Anspruch wird zwar immer wieder gern behauptet, ist aber Unsinn. Ich fühle mich zB von Thomas Mann ausgezeichnet unterhalten, von Rosamunde Pilcher aber extremst gelangweilt.


    Ich habe aus yannis Kommentar aber gar nicht die extreme E-U-Katalogisierung herausgelesen, höchstens den Appell, die Literatur einfach so zu nehmen, wie sie ist. Ich mische gerade einen Nobelpreisträger mit Chick-Lit und kann an beiden Büchern + und - finden.

    ☞Schreibtisch-Aufräumerin ☞Chief Blog Officer bei Bleisatz ☞Regenbogen-Finderin ☞immer auf dem #Lesesofa

  • Interessantes Thema :smile:


    Wäre mal aufschlussreich zu wissen, wann die Bezeichnung "Liebesroman" quasi zum Schimpfwort wurde ;)


    Ich gebe zu, dass ich dem "Liebesroman" auch nicht ganz vorurteilsfrei gegenüberstehe, ich denke bei dem Wort ebenfalls zunächst an "Nackenbeißer" und seichte Handlung.


    Wobei "schlechte Liebesromane", wie sie sandhofer genannt hat, bei vielen zur Leseentwicklung gehören; meine ersten Erwachsenenromane waren seinerzeit auch reichlich kitschige, vorhersehbare Liebesgeschichten. Irgendwann haben die mich dann eher gelangweilt und genervt, und ich habe mir anderes gegriffen.


    Was nicht heißt, dass Geschichten über die Liebe niemals schön und tiefgehend sein können. Nur klebt man denen komischerweise nie das Etikett "Liebesroman" auf, weil das Wort ebenso wie der "Arztroman" irgendwie ein Niedrigniveau-Image abbekommen hat und die meisten zuerst an Cora-Heftchen und schmalztriefende Umschlagbilder denken :schulterzuck:


    Die Unterteilung in E- und U-Literatur hat meines Erachtens aber wenig mit dem Niveau der Bücher zu tun. Dem Eskapismus kann ich auch mit einem literarisch ansprechenden Werk frönen, ein Umberto Eco kann mich ebenso stundenlang der Realität und ihren Problemen entführen wie eine Liebesgeschichte von Nicholas Sparks, nur mal als Beispiel.


    Das Eskapismus-Thema führt ja schon wieder weiter zur Frage, ob Leser generell weltfremde Leute sind :breitgrins:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Hallo Bettina,

    Zitat von "Bettina"


    Womit der Kommentar zur Einteilung ja in einem deutschen Forum das richtige Zielpublikum trifft *g* :


    Sowas nennt man sinnverzerrendes Zitieren - das, was nach dem Komma stand, und von dir großzügig gekürzt wurde, gehörte auch zur Aussage. ;)


    Herzlich, B.

  • Huhu,


    Zitat von "Bartlebooth"

    Dass sie allerdings für bestimmte Leser/innen eine Fluchtmöglichkeit vor dem grauen Alltag darstellen (im Fachjargon heißt das "Eskapismus") ist ein grundsätzlicher Vorwurf gegen jede Form der Trivialliteratur.


    Nur eine kurze Bemerkung am Rande: Der Vorwurf des Eskapismus ist nicht nur der Trivialliteratur vorbehalten. Es gibt viele Menschen, die ihn auf alle Literatur außerhalb der Fachliteratur anwenden.


    Liebe Grüße
    nimue

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.