Daniel Keyes - Blumen für Algernon

Es gibt 41 Antworten in diesem Thema, welches 14.395 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Kirsten.


  • @Nimue:
    Ja, bei unseren "normalen" Tieren ist das denke ich schon schlimm genug. Doch gerade bei Algernon, von dem immer mal wieder behauptet wird, er sei intelligenter als viele Menschen im Raum, hat mich das ziemlich getroffen. Vor allem, weil sich auch keiner der Wissenschaftler überhaupt Gedanken darüber zu machen scheint.


    Ja, das stimmt - und ich denke leider, dass dies ziemlich der Realität entsprechen würde :traurig:

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Da ist diesem Buch jetzt schon mehrmals in den letzten Tagen hier im Forum gesehen habe, musste ich mir doch mal eure Rezis dazu anschauen. Tolle Rezensionen!
    Das Buch ist direkt auf meinen Wunschzettel gelandet. Danke Leute :winken:

  • Oh man, seid ich hier bin ist mein Konto leer, meine Regale sind voll und amazon hat eine Umsatzsteigerung von keine Ahnung wievielten Prozenten....


    Ist Charly dennninhaltlich wirklich dasselbe?


    Denn das hat zwar ein hässliches Cover ist aber erschwinglicher als de Blumen...

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    Klappentext
    Charlie Gordon, ursprünglich kaum des Lesens mächtig, ist zu Forschungszwecken operiert worden und entwickelt eine überragende Intelligenz; schließlich überflügelt er intellektuell und fachlich sogar die Professoren, die das Experiment leiten. Zu seinen Freunden zählt die Maus Algernon – das erste Lebewesen, das mit derselben Methode erfolgreich behandelt wurde.


    Doch alsbald nimmt beider Schicksal eine dramatische Wendung.


    Ich habe die ersten Seiten gestern gelesen und kann noch nicht all zuviel zu diesem Buch sagen. Jedoch ist es eindrucksvoll schon die Berichte des noch nicht behandelten Charlie zu lesen, denn in seinen schriftlichen Aufzeichnungen strotz es nur vor Rechtschreibfehlern und auch die Ausdrucksweise per se, gibt einen sehr guten Blick auf die kognitiven Fähigkeiten von Charlie.
    Manchmal ist es gar nicht so leicht zu verstehen, was der jetzt schreibt, aber wenn man die Sätze oder Worte in Gedanken laut liest, dann versteht man sie. So mancher Rechtschreibfehler, taucht auch immer in den Schulaufgaben meiner Tochter auf. Vielleicht sollte ich diese Kapitel als Übung benutzen um sie herausfinden zu lassen, was falsch ist. :breitgrins::teufel:


    Die Maus Algernon wurde uns schon vorgestellt. Ich bin gespannt, wie es wird, wenn Charlie mit der Behandlung beginnt und vor allem, ob er sich auch charakterlich verändert. Bisher habe ich ihn direkt nach den ersten Berichten ins Herz geschlossen, denn er ist ein sehr ehrlicher und offener Mensch, der nichts verborgen hält.

  • Auf dieses Buch freue ich mich schon total, auch wenn ich nicht diese schöne Ausgabe habe, leider. Ich möchte es zwischen den Tagen lesen, wenn ich dazu komme.

  • Ich habe heute ein ganzes Stück weitergelesen und Charlie hat inzwischen seine Operation hinter sich. Es ist faszinierend, wie der Autor, nur an Hand der Berichte von Charlie - weniger auf Grund des Inhaltes - als durch den Schreibstil und die Rechtschreibung deutlich macht, wie sich seine kognitiven Fähigkeiten nach und nach verändern.
    Erschreckend ist, was Charlie mit zunehmender Intelligenz, begreift. Er beginnt sich zu erinnern, zu reflektieren und auf einmal unter ganz anderen Gesichtspunkten zu urteilen. Freunde sind auf einmal nicht mehr ganz so nett, nachdem ihm einiges an ihrem Verhalten klar wird.


    Dieses Buch entwickelt einen Sog, so dass man es gar nicht mehr aus der Hand legen möchte.


    Tanuschka: Ich kann Dir dieses Buch nur ans Herz legen.

  • Ich hab's ja schon gekauft. Aber ich denke eben es wird mich auch so Fesseln und ich möchte dann auchbzeit und Ruhe haben es zu lesen, leider hab ich das im Moment nicht deshalb warte ich auf die Weihnachtsferien.
    Und je mehr du schreibst desto ungeduldiger werde ich. Ich hab mich schon ewig nicht mehr so auf ein Buch gefreut.

  • Das Buch ist bei mir auch auf dem Wunschzettel und ich hoffe ich bekomme es zu Weihnachten geschenkt. Ich verfolge deinen Thread hier erst mal sehr gespannt :smile:

  • Ich lese das Buch ja auch gerade, wenn auch auf englisch und ebenfalls fasziniert von dem Wandel, den man allein an der schriftlichen Ausdrucksweise ableiten kann.
    Ich mag allerdings im Moment gar nicht so sehr weiterlesen, weil mir Charlie Leid tut und ich Angst um ihn habe. Zum einen merkt er immer mehr, wie ihn alle verarscht haben und der Klappentext deutet ein unglückliches Ende zumindest des Mäuseanteils des Experiments an und für Charlie fürchte ich da auch das Schlimmste.


    Ich frage mich übrigens gerade warum Menschen, deren Intelligenz betont werden soll, immer Leseratten sind und so selten an z.B. Mathematik, theoretischer Physik oder was weiss ich interessiert dargestellt werden. Weil Schriftsteller selbst meist gerne lesen und wenig Affinität zu anderen Bereichen der Intelligenz haben oder weil es einem aufklärerischen Menschenbild entspricht oder die "geistigste" Form der Intelligenz ist?


  • Ich frage mich übrigens gerade warum Menschen, deren Intelligenz betont werden soll, immer Leseratten sind und so selten an z.B. Mathematik, theoretischer Physik oder was weiss ich interessiert dargestellt werden.


    Leseratte heißt ja nicht, dass man "nur" Belletristik liest. Wenn jemand viele Sach- und Fachbücher liest, kann man ihn auch als Leseratte bezeichnen, er (oder sie natürlich) beschäftigt sich dann aber genau mit den naturwissenschaftlichen Themen, die du ansprichst.
    Ich finde, das eine schließt das andere nicht aus. Und selbst wenn man lieber Belletristik liest - dümmer wird man durchs Viellesen bestimmt nicht (womit ich keine Diskussion über Twilight oder ähnliches anstoßen will. Auch das hat seine Daseinsberechtigung.). :winken:

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  • Leseratte heißt ja nicht, dass man "nur" Belletristik liest. Wenn jemand viele Sach- und Fachbücher liest, kann man ihn auch als Leseratte bezeichnen, er (oder sie natürlich) beschäftigt sich dann aber genau mit den naturwissenschaftlichen Themen, die du ansprichst.
    Ich finde, das eine schließt das andere nicht aus. Und selbst wenn man lieber Belletristik liest - dümmer wird man durchs Viellesen bestimmt nicht (womit ich keine Diskussion über Twilight oder ähnliches anstoßen will. Auch das hat seine Daseinsberechtigung.). :winken:


    Ja, das meinte ich ja genau, im realen Leben gibt es x Sorten von "intelligenten Interessen", aber in Büchern lesen die Figuren mit neu gefundener Intelligenz bzw. Zugang zu Bildung ständig (und gefühlt nur) die literarischen Klassiker.

  • illy: Das ist mir noch nie aufgefallen, aber ich glaube, dass es so ist. Vielleicht will man damit verdeutlichen, dass sich die Person nicht mit trivialen Themen beschäftigt. Wem dem so ist, dann bin ich da je direkt gebrandmarkt mit meinem Fable für Star-Trek-Bücher. :breitgrins:


    Dieses Buch ist auf Grund seiner klaren und gut strukturierten Sätze leicht zu lesen, aber der Inhalt ist schon heftig. Proportional zu seiner zunehmenden Intelligenz, wird Charlie immer unglücklicher und auch unzufriedener. Er sieht die Welt auf einmal so wie sie ist. Vor allem das egoistische, hinterhältige, neidende und gierige Verhalten seiner Umwelt, wird ihm nun in ihrem ganzen Ausmaß bewusst.


    Mittlerweile hat Charlie einige seiner Mentoren geistig überholt und muss feststellen, dass ihm seine Intelligenz nicht Freundschaft, sondern Neid und Missgunst liefert. Auch er verändert sich. Sein Optimismus, seine Freundlichkeit und Offenheit schwinden und er verschließt sich, weil er das Gefühl hat, sich selbst vor seiner Umwelt zu schützen.


    Beim lesen dieses Buches schießen mir sehr viele Gedanken durch den Kopf. Gerade was das Verhältnis und der Stellenwert von Bildung und Glück, bzw. Zufriedenheit beinhaltet.
    Obwohl mich dieses Buch immer mehr in seinen Bann zieht, werde ich es jetzt für heute zur Seite legen, denn Bettlektüre ist es für mich nicht.
    Ich werde es wohl morgen zu Ende lesen und bin wirklich gespannt, aber auch ein wenig ängstlich, wie diese Geschichte ausgeht.

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    OA: 1966
    OT: Flowers for Algernon
    298 Seiten
    ISBN: 978-3608937824


    Klappentext:
    Charlie Gordon, ursprünglich kaum des Lesens mächtig, ist zu Forschungszwecken operiert worden und entwickelt eine überragende Intelligenz; schließlich überflügelt er intellektuell und fachlich sogar die Professoren, die das Experiment leiten. Zu seinen Freunden zählt die Maus Algernon – das erste Lebewesen, das mit derselben Methode erfolgreich behandelt wurde.
    Mit den überwältigenden Fähigkeiten stellen sich für das Genie Charlie jedoch auch die ersten Probleme ein – in der Bäckerei, in der er früher arbeitete, mit seiner Familie, von der er jetzt entdeckt, dass sie ihn nie akzeptiert hat, und im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht, vor dem er unerklärliche Angst hat.
    Als Charlie auf einem Fachkongress als Attraktion vorgeführt werden soll, flieht er zusammen mit Algernon. Kurze Zeit später zeigen sich im Verhalten der Maus erste Verfallserscheinungen … Charlies Aufzeichnungen für das Forscherteam geben dem Leser einen atemberaubenden Einblick in seine geistige Entwicklung und das Drama seiner Existenz.


    Eigene Meinung:
    Schon lange stand dieses Buch in meinem Regal, bevor ich mir nun endlich die Zeit nahm es zu lesen und nun bedauere ich, dass ich so lange damit gewartet habe.
    Es ist ein hervorragendes und einzigartiges Buch. Seine Thematik vielseitig und doch sehr klar.
    Es ist schwer, es in ein Genre einzuordnen. Vielleicht trifft es „Utopie“ am besten? Ich bin mir nicht sicher. Das was Charlie widerfährt gibt es nicht, aber trotzdem ist es auch viel mehr als eine Utopie. Es ist ein Buch über Bildung, den Inhalt von Leben und den Wert eines Individuums.
    Obwohl es sehr sachlich geschrieben ist, ist es sehr emotional. Allerdings weniger, weil der Autor von den Emotionen berichtet, als dass der Leser diese Emotionen erfährt. Daniel Keyes ist es gelungen, den Leser in die Gedankenwelt des Charlie einzubinden und Verständnis und Empathie hervorzurufen. Man liest nicht nur, sondern man erlebt mit.
    Dieses Buch ist spannend wie ein Thriller. Auch hier gibt es Opfer und Täter, aber auf einer ganz anderen, viel subtileren Ebene, die bei mir stellenweise ungläubiges Entsetzen beim lesen hervorrief.
    „Blumen für Algernon“ ist eine Hommage an die Urrechte eines Lebewesens, seine Einzigartigkeit und sein Recht auf Respekt, Liebe und Achtung.


    5ratten + :tipp:


  • Doch gerade bei Algernon, von dem immer mal wieder behauptet wird, er sei intelligenter als viele Menschen im Raum, hat mich das ziemlich getroffen. Vor allem, weil sich auch keiner der Wissenschaftler überhaupt Gedanken darüber zu machen scheint.


    In Algernon zeigt sich im Kleinen, was sich bei Charlie im Großen zeigt. Wenn man erst einmal als Objekt wahrgenommen wird, gibt es daraus kein Entkommen - und mehr sind sie hier beide nicht, zum einen weil sie "dumm" sind, zum anderen, weil Wissenschaft nun einmal mit Objekten funktioniert und nicht mit Menschen. Die Geschichte ist aus den 1950ern und immerhin hat sich die Behandlung Behinderter seitdem (hoffentlich) deutlich gebessert, die im Buch allgegenwärtige Bezeichnung als „moron“, als Schwachsinniger ist heute jedenfalls wohl nicht mehr akzeptabel. Um so faszinierender fand ich die Gedanken Charlies darüber, dass man ihn ja (auch) als „exceptional“ bezeichnet hat, als beschönigende Bezeichnung, die aber nur so lange beschönigt, wie sie nicht allgemein als Synonym für schwachsinnig verstanden wird. (Die ersten Ansätze der Auswüchse, die Political Correctness einmal annehmen würde.) Und zudem trifft „exceptional“ genauso sehr auf das Genie Charlie zu wie auf den zurückgebliebenen Charlie. Ein IQ von über 180 distanziert einen ebenso wie einer von unter 70 von der Masse der Menschen.


    Ich habe beim Lesen eine sehr lange Pause eingelegt, zu sehr ging mir Charlies Versuch auch sein altes Ich als vollwertigen Menschen wahrnehmbar zu machen unter die Haut. "Blumen für Algernon" ist kein schönes oder beschönigendes Buch und übrigens auch keine Science Fiction, sondern ein Roman darüber, woran man Menschlichkeit festmachen kann bzw. sollte.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • Ich habe das Buch nun auch gelesen, nach den ganzen super Rezensionen konnte ich ja gar nicht anders.


    Ich habe diese wunderschöne (aber teure) Ausgabe

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    Klappentext:
    Charlie Gordon, ursprünglich kaum des Lesens mächtig, ist zu Forschungszwecken operiert worden und entwickelt eine überragende Intelligenz; schließlich überflügelt er intellektuell und fachlich sogar die Professoren, die das Experiment leiten. Zu seinen Freunden zählt die Maus Algernon – das erste Lebewesen, das mit derselben Methode erfolgreich behandelt wurde.


    Mit den überwältigenden Fähigkeiten stellen sich für das Genie Charlie jedoch auch die ersten Probleme ein – in der Bäckerei, in der er früher arbeitete, mit seiner Familie, von der er jetzt entdeckt, daß sie ihn nie akzeptiert hat, und im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht, vor dem er unerklärliche Angst hat.


    Als Charlie auf einem Fachkongreß als Attraktion vorgeführt werden soll, flieht er zusammen mit Algernon. Kurze Zeit später zeigen sich im Verhalten der Maus erste Verfallserscheinungen … Charlies Aufzeichnungen für das Forscherteam geben dem Leser einen atemberaubenden Einblick in seine geistige Entwicklung und das Drama seiner Existenz.


    Meine Meinung:
    Ein ganz tolles Buch! Das Buch besteht nur aus Fortschrittsberichten, die Charlie vor der Operation und nach der Operation selber schreibt. Indem er immer aufschreibt was er denkt, welche Gefühle er hat und woran er sich erinnert, können die Professoren Charlie genauestens "beobachten" und wissen, was in ihm vorgeht. Somit bekommen wir Leser ebenfalls seine ganzen Gefühle und Gedanken mit, was äußerst interessant ist.
    Zu Beginn ist Charlies Rechtschreibung sehr schlecht und ich habe richtig gemerkt, dass ich die ersten 50 Seiten sehr langsam gelesen habe, weil es einfach anstrengend war. Ich habe sogar nachgeguckt, wie lange das noch so bleibt, weil ewig hätte ich das nicht lesen können. Doch es besserte sich schnell und man konnte richtig mitverfolgen, wie Charlie's Rechtschreibung besser wurde. Später dachte ich bei "daß" erst, dass er noch kleine Fehler macht, bis ich gemerkt habe, dass das Buch ja schon älter ist und es sich hier einfach nur um die alte Rechtschreibung handelt :redface::breitgrins:
    Mit der Zeit wird Charlie also intelligenter und begreift Sachen viel schneller. Das allerdings auch traurige Nebeneffekte hat. Sie Storys, die er im Nachhinein erst richtig versteht, haben mich wirklich traurig gemacht und manchmal sogar wütend.


    Daniel Keyes ist es gelungen diese Thematik vom Umgang mit "dummen Menschen" wunderbar darzustellen. Menschen stellen sich über andere Menschen, nur weil sie meinen etwas besseres zu sein, weil sie "intelligenter" sind. Sich deshalb auf ihre Kosten amüsieren können und sie ohne jede Würde verarschen können. Schrecklich!


    Ich kann mich den vorherigen Meinungen nur anschließen und würde dieses Buch jedem empfehlen!


    Ich vergebe: 5ratten + :tipp:

  • Gestern lief auf Arte um 22:15 die französische Neuverfilmung von "Blumen für Algernon" aus dem Jahr 2013, die französische Fassung mit deutschen Untertiteln.
    Ich hatte mich gestern in diesem Forum angemeldet und wollte darauf hinweisen.
    Leider ist mein Benutzerkonto erst heute aktiviert worden, so dass der Tipp zu spät kommt, auch eine Wiederholung ist im Arte-Programm für den Juli nicht vorgesehen.


    Die Kurzgeschichte "Blumen für Algernon" wurde mir in den Sechzigern zum ersten Mal empfohlen. Damals kamen mir nach dem Schluss die Tränen, dabei ist es bis heute geblieben.
    Ich habe sie noch heute in der Heyne-Science-Anthologie Nr. 2 aus dem Jahre 1963, eine legendäre Reihe, in der damals das Beste an SF in deutscher Sprache veröffentlicht wurde.
    1966 erschien die Buchfassung "Charly", die 1968 verfilmt wurde.
    1970 erschien "Charly" als Buchausgabe in der Nymphenburger Verlagsbuchhandlung als gebundene Ausgabe.
    Jahre später wurden diese Bücher von einem Antiquariatsversand günstig verkauft, ich habe mindestens 15 davon gekauft und verschenkt, da jeder, der den "Charly" gelesen hatte, unbedingt ein Exemplar haben wollte.
    1960 erhielt Daniel Keyes für die Kurzgeschichte den "Hugo", die höchste Auszeichnung der Science Fiction.
    Der große Isaac Asimov hielt die Laudatio und schrieb in dem Buch "The Hugo Winners" (Penguin Books 1962) dazu:


    "That was at the 18th convention (Pittsburgh, 1960) ..when I found myself handing out the Hugo to Daniel Keyes for the story "Flowers for Algernon". ...
    Now here was a story which struck me so forcefully that I was actually lost in admiration as I read it...
    How did he do it? I demanded of the Muses. How did he do it?
    A hand plucked at my elbow .....and, from the round and gentle face of Daniel Keyes issued the immortal words:
    "Listen, when you find out how I did it, let me know, will you? I want to do it again."


    Vor drei Wochen, am 15. Juni, ist der 1927 geborene Daniel Keyes in Florida an einer Lungenentzündung gestorben.

    A smile costs less than electricity and gives more light.

  • Charlie ist keine große Leuchte - er hat einen sehr niedrigen IQ und verrichtet Hilfsarbeiten in einer Bäckerei, ist aber stolz darauf, dass er alleine leben kann und besucht wissbegierig Abendkurse für geistig unterentwickelte Erwachsene, obwohl ihm das Lernen schwerfällt und er sich nichts lange merken kann.


    Eines Tages wird er als Versuchsperson für ein noch nie dagewesenes Experiment ausgewählt. Nachdem Wissenschaftler durch eine Operation erfolgreich den IQ einer Labormaus namens Algernon ins Unermessliche steigern konnten, soll der Eingriff nun erstmals an einem Menschen durchgeführt werden. Charlie ist glücklich über die Chance, die sich ihm bietet - nicht mehr "blöd" zu sein, ist schließlich sein ganz großer Traum.


    Tatsächlich gelingt die OP, und langsam, aber sicher entwickelt sich Charlies Intelligenz. Endlich ist er ein normaler Erwachsener, der Bücher lesen, komplizierte Rechenaufgaben lösen ... und sich verlieben kann. Doch während seine geistigen Fähigkeiten bald das Normalmaß weit überschreiten, muss er auch feststellen, dass es selbst mit überragenden Geistesgaben alles andere als leicht ist in der Welt. Oder vielleicht sogar besonders schwer.


    Mit seinen alten Kollegen in der Bäckerei kann er nichts mehr anfangen, seine Liebelei schwächelt, weil seine emotionale Entwicklung nicht mit dem kometenhaften Anstieg seines IQ mithalten konnte, und ständig als Vorzeigeobjekt herumgezeigt zu werden, behagt ihm genausowenig. Es scheint einfach auf der ganzen Welt keinen Menschen zu geben, der ihm ebenbürtig ist, was ihn schließlich ganz schön einsam macht. Und dann stellt er bei dem Mäuserich Algernon alarmierende Anzeichen fest, die erschreckende Fragen aufwerfen.


    Das Buch hat zwar schon ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel, aber da es in den wissenschaftlich-medizinischen Details sehr vage bleibt und sich ganz auf Charlies persönliche Geschichte konzentriert, hat es kaum an Aktualität eingebüßt. Neue wissenschaftliche Methoden und die Angst vor dem Machbarkeitswahn sind schließlich nach wie vor ein Thema, heute womöglich noch mehr als zur Entstehungszeit des Romans.


    Charlies Entwicklung vom Forrest-Gump-ähnlichen Hilfsarbeiter zu DER Geistesgröße schlechthin wird in Tagebucheinträgen geschildert, die nicht nur inhaltlich, sondern auch in der Wortwahl und anfangs sogar in der Rechtschreibung seine intellektuelle Entwicklung hautnah zeigen. In seine "Fortschrittsberichte" eingebettet sind immer wieder Bruchstücke seiner Vergangenheit, Erinnerungen an seine Familie, die an diesem Kind, das so anders war als andere, schließlich zerbrochen ist, und so ergibt sich ein oft herzzerreißendes Gesamtbild eines Menschen, der es nie leicht hatte im Leben - weder vor noch nach der lebensverändernden Operation.


    Ein berührendes, aufrüttelndes und einfühlsames Plädoyer gegen eine Wissenschaft ohne echte Menschlichkeit.


    4ratten

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





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