Henning Mankell - Kennedys Hirn

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 4.105 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Yvaine.

  • Es ist kein richtiger Krimi und hat mit Kommissar Wallander so gar nichts zu tun: Der neue Mankell "Kennedys Hirn".


    Es geht um eine schwedische Archäologin, die in Griechenland Ausgrabungen vornimmt und zwischendurch ihren 25jährigen Sohn in Stockholm besuchen möchte. Sie findet ihren Sohn in dessen Wohnung tot auf, laut Polizei Selbstmord, und genau das glaubt die Frau nicht.


    Sie begibt sich auf die Spuren ihres Sohnes und diese führen sie an verschiedene Schauplätze auf der Welt, u.a. auch nach Afrika. Schnell stellt die Frau fest, dass sie über ihren Sohn eigentlich gar nichts wußte und diesen im Prinzip gar nicht gekannt hat.


    Ich habe dieses Buch an einem Wochenende verschlungen und war begeistert. Eine ergreifende Geschichte, brillant geschrieben.


    Mankell ist wirklich ein ganz Großer seines Fachs!!! :klatschen:

    Bücher sind nur dickere Briefe an Freunde.
    <br />
    <br /> Jean Paul

  • Hi Rodenstock!


    Ich habe das Topic mal zu "Krimis & Thriller" verschoben, weil es meiner Meinung hierher passt.


    Ich habe das Buch auch gelesen und war nicht ganz so begeistert wie du. Mir hat die noch düsterere Atmosphäre, als man sich das von Mankell gewohnt ist, zu schaffen gemacht. Man merkt, dass er das Buch mit grosser Wut geschrieben hat und mehr wollte, als "nur" einen Krimi zu schreiben.
    Darauf muss man sich einlassen können und wollen und dazu in der rechten Stimmung sein. Bei mir war das nur bedingt der Fall, ich hatte wohl den Kopf nicht ganz frei für die Lektüre und das sollte man in diesem Fall wohl.
    Trotzdem: Ich mochte das Buch, auch wenn es mir bisweilen gar ein bisschen abgehoben schien und teilweise zu viele Wiederholungen hatte - wie etwa das Staunen/Erschrecken Louise Cantors darüber, dass sie ihren Sohn kaum kannte. Oder wie Aron abgehauen ist und nie da war, wenn man ihn brauchte. Oder wie sehr Artur der letzte Mensch ist, den Louise noch hat...


    Liebe Grüsse


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Viele Grüße zurück, Alfa_Romea!!


    Ja..der neue Mankell....nachdem der Verkauf bei uns im Geschäft erst sehr, sehr schleppend begann, so scheint es in diesen Tagen anzuziehen. Obwohl das Buch in der Hamburger Presse eine sehr schlechte Kritik erhalten hat.


    Da wir eine Kleinstadt sind, bekomme ich oft ein Feedback von den Kunden zu den einzelnen Büchern, die ich verkauft habe. Bin mal gespannt, was bei diesem Buch an Rückmeldungen kommt.


    Das könnte wieder mal so ein Buch sein, dass die Leserschaft spaltet....ich bin gespannt....

    Bücher sind nur dickere Briefe an Freunde.
    <br />
    <br /> Jean Paul

  • Hallo,


    wir haben in der neuen Ausgabe des Magazins bücher einen sehr persönlichen Verriss von "Kennedys Hirn" veröffentlicht und laden Leser zum Disktuieren in ein Forum ein.


    Tenor der Kritik:
    Krimi-Leser haben süchtig auf einen "echten" Mankell gewartet. Und sie haben "Kennedys Hirn" bekommen. Angeblich ein Thriller, beim genauen Hinschauen aber nur Betroffenheitskitsch.


    Hier der Verriss:
    http://www.buecher-magazin.de/index.php?id=mankell
    Hier das Forum:
    http://www.buecher-magazin.de/index.php?id=forum-anmeldung

  • Huch...


    das buecher-Magazin verirrt sich auf Literaturschock, um Werbung zu machen :boah: :elch:


    Aber wo ich gerade mal dabei bin: Wieso sind Journalisten stolzer auf Verrisse als auf lobende Rezensionen?

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo,


    nein, warum verirren? Ich lese mit. Und stolz ist niemand auf irgendwas. Die Redaktion war gespalten, die Argumente des enttäuschten Mankell-Fans waren aber besser, also haben wir uns für einen persönlichen Verriss entschieden und - weil es so konrtrovers ist - ein Forum eingerichtet. Sind Hinweise auf so etwas hier unerwünscht? Falls ja, poste ich keine mehr.

  • Hallo lischka,


    ah... schön! Damit kann ich jetzt mehr anfange. Das mit dem "stolz auf Verrisse sein" bezog ich jetzt nicht nur ausschließlich auf Dein Posting. Es fällt mir nur generell auf, dass Verrisse einfach "prominenter" sind.


    Ich habe "Kennedys Hirn" nicht gelesen, muss aber auch zugeben: es reizt mich nicht sonderlich.


    Jedenfalls wollte ich hier noch schnell sagen: Willkommen :winken:


    Natürlich sind solche Hinweise nicht unerwünscht - ich war nur sehr überrascht ;)

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hallo nimue,


    danke für die Begrüßung. Nun ja, große Verrisse machen Fans und Autoren ärgerlich, es gibt vielleicht einen Skandal, auf jeden Fall Aufmerksamkeit fürs Blatt. So denken sich das Journalisten vielleicht manchmal. Und: Verrisse sind einfacher zu schreiben. Wirklich. Etwas Schlaues über ein gutes Buch zu sagen, zu zeigen, warum es gut ist - das macht mehr Mühe. Ich finde Verrisse nicht überflüssig, aber ich finde, dass gute Bücher mehr Platz und schlechte weniger Platz bekommen sollten. So machen wir das bei bücher. Man will ja eingentlich doch lieber wissen, was gut ist, beziehungsweise, was an einem Buch gut ist. Das ist nicht so meinungsstark. Aber hilfreicher.

  • Hallo lischka,


    Zitat von "lischka"

    Ich finde Verrisse nicht überflüssig, aber ich finde, dass gute Bücher mehr Platz und schlechte weniger Platz bekommen sollten. So machen wir das bei bücher. Man will ja eingentlich doch lieber wissen, was gut ist, beziehungsweise, was an einem Buch gut ist. Das ist nicht so meinungsstark. Aber hilfreicher.


    Das stimmt! Ich finde es auch wichtig, dass man abstuft. Was für den einen schlecht ist, mag für den anderen ein Pluspunkt sein (siehe Dan Brown - da scheiden sich auch die Geister: Es gibt Leute, denen rate ich von dem Buch ab, anderen würde ich es evtl. empfehlen).


    Das finde ich nett bei "buecher" - da wird auch abgestuft. Allerdings finde ich die Rezensionen leider immer sehr kurz geraten (wenn Du schon mal da bist, dann muss ich das auch gleich erwähnen ;) )

    Rechtsextremismus ist wieder salonfähig gemacht worden, durch CDU/CSU und FDP.

  • Hmmm, ja, wenn man sich nur die Rezensionsseiten im Heft anschaut, stimmt das schon. Die Texte sind kurz. Wir wollen da einen Überblick geben, sagen, was wie ist. Service, aber kein Feuilleton. Das ist manchmal verkürzt, ja. Aber längere Rezensionen... Das würde langweilen, fürchte ich. Besonderen Büchern widmen wir ja dann richtig große Geschichten. Zum Beispiel zehn Seiten zu Truman Capotes Sommerdiebe im neuen Heft. Da ist dann Platz, ausführlich zu sagen, warum es gut ist. Und: Wir stellen dann auch immer Leseproben dazu, damit man sich selbst ein Bild machen kann...

  • Hallo ihr Lieben,


    ich habe das Buch nun auch gelesen.
    Hier meine Rezension:


    Kennedys Hirn


    Eine Frau verliert ihren Sohn. Ganz still ist er in seiner Wohnung gestorben - allein, so wie es scheint. Doch Louise Cantor verkraftet das Geschehene nicht, kann nicht an einen Selbstmord glauben. Und so macht sie sich auf die Suche nach dem wahren Grund....


    .... der irgendetwas mit Kennedy's Hirn zu tun hat?!
    Der Leser wird hier wirklich stellenweise über Überlegungen auf eine Irrfahrt geschickt - bleibt das Bild doch unvollständig.
    Das Thema reizt: Afrika, Aids, eine Mutter, die den Tod ihres Sohnes ertragen muss.
    Die Story wirkt gut durchdacht, viele Schnipsel passen, viele Wendungen sind geschickt herbeigeführt. Louise's Reisen zwischen Griechenland, Schweden, Spanien und Afrika faszinieren durch unterschiedliches Flair.


    Doch der an manchen Stellen spröden, an anderen Stellen geschwollene Sprache fehlt der Fluss. Gestelzte Dialoge (und Monologe) wirken allzu pathetisch und unglaubwürdig. Die Verwirrung der Mutter steht immer wieder an zentraler Stelle, kommt aber dem Leser nicht nah genug, so dass nur ein fader Beigeschmack bleibt. Viele Charakter bleiben trotz bunter Beschreibungen blass - erfährt man doch viel darüber, wie sie sind, jedoch nicht warum.


    Fazit: Keine leichte Sommerlektüre. Schwer zieht sich das Thema einer verwüstenden Krankheit, interessante Verschwörungsansätze sorgen für Spannung. Wer sich für Afrika interessiert, kann hier einiges erfahren.
    Wie ich schon erwähnt hatte, gibt es doch einiges, was den Leser ärgern könnte. Deshalb nur:


    2ratten


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    Liebe Grüße
    Lu

  • *Thread ausgräbt*


    Ist wohl schon lang her daß jemand "Kennedys Hirn" gelesen hat xD


    Hab vor zwei Tagen damit angefangen und es geht mir wie Alfa_Romea - ich bin eigentlich nicht in der richtigen Stimmung für das Buch.


    Kenn fast alle Bücher von Henning Mankell, auch die neueren Nicht-Wallander Bücher wie "Tiefe" und "Die italienischen Schuhe" und bin fast durchweg begeistert. Noch nicht gelesen hab ich die Afrika-Romane (Kennedys Hirn ist davon dann wohl der erste, soweit man diese Afrika-Schweden-Krimi-Mischung dazuzählen kann... ) . Ich mag seinen Stil und find es faszinierend wie es der Autor schafft den Leser sofort in die Geschichte reinzuziehen, so daß man (wie auch jetzt) gar nicht anders kann als weiterzulesen.


    Ich hab jetzt noch so ca. 100 Seiten zu lesen und werd die auch schnell gelesen haben, obwohl mich das Buch stimmungsmäßig arg runterzieht. Hatte mich vorher kaum über das Buch informiert, dacht mir nur "Ja ein Mankell wär grad mal wieder was ....!" . Hm und ein Mankell ist es und ist es nicht. Von der Schreibweise bin ich wie immer begeistert, bei der eigentlichen Handlung schwanke ich zwischen "mitlebendem Entsetzen" und irritiertem Kopfschütteln. Naja... auf jeden Fall werd ich das Buch jetzt fertig lesen und erst danach endgültig urteilen....


    Dennoch ist es auch bei dem Buch so, daß die Charaktere mich beschäftigen und sich manche Sätze einfach in den Gedanken festsetzen. Der Autor ist für mich in gewisser Weise schon herausragend.


    Ich wünsch noch einen schönen Sonntag :)

  • chil
    Wenn Dir Mankell mit seinem Kommisar Wallander nicht von vornherein liegt, empfehl ich Dir mal "Tiefe" . Ein völlig anderes Mankellbuch schon deshalb weil es aus Tätersicht und nicht aus Ermittlersicht geschrieben wurde. War restlos begeistert von diesem Buch, vor allem weil es immer wieder an Grenzen und Irritiationen führt.... Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit, zwischen Nachvollziebarkeit der Gedanken und das manchmal schleichende, manchmal plötzliche Überkippen in Wahnsinn ....
    Nicht vergleichbar mit den anderen Büchern. Auch das völlig untypische "Die italienischen Schuhe" gefiel mir - auch und vor allem weil ich den Schreibstil des Autors mag - und das Buch der Geschichte und den Personen viel Zeit und Raum gibt. Letzeres mag ich gerne, ist aber nicht jedermanns Sache.


    Hab die meisten Wallanderkrimis gelesen, nicht alle von den neueren in denen Wallanders Tochter ermittelt - das aber alles über einen recht langen Zeitraum hinweg, so daß ich mich auf Anhieb nicht mehr an jedes einzelne erinnern kann. "Hunde von Riga" hab ich auf jeden Fall gelesen und fands spannend (nicht zuletzt auch wg. der persönlichen Geschichte Wallanders mit Baiba, die auch in anderen Büchern immer mal wieder erwähnt wird), ich glaub das erste das ich las war "Die weiße Löwin" das ich damals von einer Freundin zum Geburtstag geschenkt bekam. Naja. .. wie gesagt, ich mocht sie fast alle, mal eins mehr, mal war eins schwächer, klar - aber insgesamt würd ich schon fast sagen Du solltest es vielleicht nochmal probieren :breitgrins:



    Naja.. nur wie gesagt, "Kennedys Hirn" landet wohl nicht so ganz auf meiner Empfehlungsliste, werd es heute wohl fertigbekommen.

    Einmal editiert, zuletzt von Yvaine ()

  • Hab "Kennedys Hirn inzwischen fertiggelesen. Es wurde nicht mehr besser, eher schlechter.
    Insgesamt ist es bisher wirklich das Buch von Mankell daß mir mit Abstand am wenigstens gefallen hat. Bis etwas zur Mitte fand ich es wie oben beschrieben noch einigermaßen, aber je weiter die Geschichte fortgeführt wurde desto mehr seltsamer fand ich das alles .....
    Der Versuch seine Afrikaerfahrungen in eine Art Krimi zu verpacken ist meines Erachtens gescheitert, ging unter in Empörung und dem fast schon erzwungen Versuch Entsetzen im Leser hervorzurufen. Aber ehrlich - um das Entsetzen dieser Welt zu erkennen muß ich nicht diesen Krimi lesen .... , das seh ich auch wenn ich Nachrichten schau und kritisch durch die Welt gehe.
    Selbst die ursprünglich noch gelobte Spannung kam abhanden. Zum Ende hin war ich nur noch deprimiert beim Lesen des Buch, man nimmt die Dinge dann hin die geschehen und fragt sich schon gar nicht mehr ob das sinnvoll erscheint :rollen: oder würdet ihr

    und so ging es mir auch als Leser.


    An Mankell-Neuentdecker, lest alles am Anfang - aber nicht dieses Buch! :breitgrins:
    Höchstens 2ratten für die paar guten Sätze die mir am Anfang des Buches aufgefallen sind und die Tatsache daß ich das Buch trotzdem nicht weggelegt, sondern doch bis zum Ende gelesen hab.



    Mich würde ab z.B. noch interessieren was Leser von Mankells Afrika-Romanen zu diesem Buch sagen?


  • Insgesamt ist es bisher wirklich das Buch von Mankell daß mir mit Abstand am wenigstens gefallen hat.


    Der Versuch seine Afrikaerfahrungen in eine Art Krimi zu verpacken ist meines Erachtens gescheitert, ging unter in Empörung und dem fast schon erzwungen Versuch Entsetzen im Leser hervorzurufen.


    Zum Ende hin war ich nur noch deprimiert beim Lesen des Buch,


    Du sprichst mir aus dem Herzen! Ich habe es in meiner Kurzkritik oben ja auch schon angedeutet... diese drei Sätze kann ich wirklich nur unterschreiben, genauso empfand ich es auch.


    Gruss


    Alfa Romea

    Wer anderen folgt, wird nie zuerst ankommen.

  • Alfa_Romea
    (... der Name ist übrigens klasse! )
    Ich bin meine TB-Ausgabe schon wieder los xD - weggetauscht, eingepackt, verschickt, auf Nimmerwiedersehen ;) . Kein Buch daß ich unbedingt horten muß, die Regale sind voll genug, da muß man es ausnutzen wenn man sich von einem Buch leicht trennen kann k050.gif