Werner Biermann - Der Traum meines ganzen Lebens

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 1.918 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von JaneEyre.

  • [size=11pt]Werner Biermann
    Der Traum meines ganzen Lebens[/size]
    Humboldts amerikanische Reise


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    Klappentext
    Im Juni 1799 brach Alexander von Humboldt zu seiner legendären Forschungsreise auf, die ihn quer durch Süd- und Mittelamerika führte. Es war die Verwirklichung eines lang gehegten Traums - und zugleich eine Expedition, die Geschichte schrieb. Rund zweihundert Jahre später folgte der Autor Werner Biermann Humboldts Route. Genau wie die damalige Expedition passierte er die gefährlichen Katarakte am Orinoko, durchquerte den Dschungel und bestieg die Gipfel der Anden. Auf der Grundlage eigener Erlebnisse und historischer, zum Teil wenig bekannter Quellen zeichnet er Humboldts epochale Reise nach - seine abenteuerlichen Begegnungen ebenso wie seine atemberaubenden Entdeckungen. Eine glänzend geschriebene historische Reportage und das imposante Charakterbild einer Weltfigur, die uns bis heute in ihren Bann schlägt.



    Der Einstieg ins Buch fällt nicht schwer. Werner Biermann versetzt die Leser mitten hinein in den Beginn der großen Reise des Alexander von Humboldt, der auf dem Segelschiff Pizarro Richtung Mittelamerika aufbricht. Er berichtet von der Überfahrt und den ersten Eindrücken des unbekannten Kontinents und bedient sich dabei häufig der eigenen Worte Humboldts. Nach den ersten nur angerissenen Erlebnissen fühlt man sich gefesselt und versinkt mühelos in der unbekannten Welt.


    Dann geht es erst einmal zurück in der Zeit. Wir erleben den jungen Humboldt, der zusammen mit seinem etwas älteren Bruder Wilhelm eine erstklassige Ausbildung erhielt und schon früh Interesse an Naturwissenschaften und ein Talent für zeichnerische Darstellungen zeigte. Es könnte die Bekanntschaft mit Georg Forster gewsen sein, der zu Forschungszwecken bereits um die Welt gesegelt war, die bei Humboldt den Wunsch aufkommen ließ, selbst solche Reisen zu unternehmen. Als er mit knapp 30 Jahren zu seiner Expedition aufbricht, ist er von seiner Ausbildung her und Dank seiner finanziellen Mittel gut vorbereitet.


    Die Reise und die ersten Tage in Amerika sind so intensiv und anschaulich beschrieben, dass man sich gut in die tropische Atmosphäre hineinversetzen kann. Die vielen Humboldtschen Zitate im Text gefallen mir. Authentischer als mit den Worten des Forschers, die zeitnah festgehalten wurden, kann man es kaum beschreiben.

  • Ich bin mit Humboldt inzwischen von einer mehr als einjährigen Reise durch das nördliche Südamerika weiter nach Kuba gereist. In Venezuela beschreibt er fortwährend, was er dort findet, nimmt Proben und entdeckt neue Wege übers Flüsse und durch den Dschungel ins Landesinnere. Dabei erkrankt er auch an Malaria. Neben all den geografischen und biologischen Entdeckungen hat er immer ein Auge für die Bevölkerung. Überall fällt ihm fast überall die teilweise unmenschliche Behandlung der gesellschaftlich schlechter gestellten Menschen und besonders der Sklaven auf. Es wird für ihn zu einem Thema, das ihn nicht mehr loslässt und über das er später auch publiziert und dabei nichts beschönigt. Angesichts des hohen Anteils an Farbigen und ihren schlechten Lebensverhältnissen prophezeit er schon im Jahr 1800 Aufstände.

  • Ich bin längst fertig mit der Reise, fehlt noch ein Abschlusskommentar.


    Ob Alexander von Humboldts erste Forschungsreise nach Amerika in den Jahren von 1799 bis 1804 seine wichtigste war, kann ich nicht einschätzen, sie dürfte aber seine bekannteste gewesen sein. Werner Biermann hat sich auf die Spuren Humboldts gemacht und berichtet über die Ereignisse in den Ländern, die der Forscher mit seinem Kollegen und Helfer Aimé Bonpland bereiste. Er erzählt sehr bildhaft und in leichtem Ton, wobei er viele Zitate aus Humboldts Schriften nahtlos einfließen lässt. Dadurch entsteht eine spannende Reiseatmosphäre, die den Leser durch Urwälder, über Flüsse, durch Städte und auf Vulkane mitnimmt. Schon während der langen Vorbereitungen für die Reise begann Humboldt, Spanisch zu lernen, was ihm in Mittelamerika und dem nördlichen Südamerika zugute kam. Er knüpfte viele Kontakte und schloss Bekanntschaften, die er zum Teil noch jahrelang pflegte. Auch mit der einfachen Bevölkerung kam erhäufig in Berührung. Die erschreckenden und teilweise menschenunwürdigen Verhältnisse, in denen die Sklaven lebten, beschäftigten ihn nachhaltig und veranlassten ihn zu einigen Schriften, die heute weniger bekannt sind als seine geografischen und biologischen Studien.


    Von Mittelamerika aus führten Humboldts Wege ihn noch weiter nach Nordamerika, wo er aber viel weniger Zeit zubrachte als im Süden. Wieder zurück in Deutschland begann er, seine Messungen und Beobachtungen, Exponate und Zeichnungen zu bearbeiten, um sie in Buchform zu publizieren. Über Humboldts Reisen nach der Amerika-Expedition sowie seine weiteren Arbeiten berichtet Werner Biermann nur in Kurzform, was aber alle wichtigen Stationen umfassen dürfte.


    Dieses Buch ist zwar in erster Linie ein Reisebericht, gleichzeitig aber auch eine Biografie, die nicht nur den Forscher, sondern auch den Menschen Humboldt darstellt, der von Jugend an den Traum hatte, die Welt zu bereisen, um Neues zu entdecken und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dank seines Vermögens war er in der Lage, dies umzusetzen, und Dank seiner Leidenschaft und Kenntnisse entdeckte er selbst in unscheinbaren Kleinigkeiten die Schönheit und Perfektion der Natur, die er für seine Leserschaft mit bemerkenswerten zeichnerischen Fähigkeiten und schriftstellerischem Talent darstellte.


    Auf seiner Route erinnert noch heute vieles an die faszinierende Persönlichkeit Alexander von Humboldts. Viele Plätze, Häuser und sogar eine riesige Meeresströmung sind nach ihm benannt. Fast macht es den Eindruck, als würde er dort mehr geschätzt als in seiner deutschen Heimat. Werner Biermann schafft Abhilfe und lässt den Forscher in seinem Buch wieder lebendig werden. Wer zurück in eine exotische und unbekannte Welt reisen möchte, kann mit diesem Bericht gut abtauchen.


    4ratten + :marypipeshalbeprivatmaus:

  • War der Film: Die Vermessung der Welt nicht auch ein Bericht über Humboldts Reise....grübel... ich hab den mal im Fernsehen gesehen meine ich... war interessant... hat mich grad erinnert deine Zeilen über dieses Buch..

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Irgendwo habe ich gelesen, dass der Film mit Humboldt und seinen Reisen wenig zu tun hat. Ich kann es nicht sagen, da ich ihn selbst nicht gesehen habe, aber aus der Erinnerung an das Buch meine ich auch, dass Humboldts Reisen kaum ein Thema waren.

  • Im BUCH "Die Vermessung der Welt" geht es um den Vergleich der Weltsichten von zwei (Natur)Wissenschaftern mit sehr unterschiedlichen Lebensarten: A. v. Humboldt und Friedrich Gauß.
    Humboldts Reisen spielen insofern eine Rolle, als sie dessen Art/Grundlage darstellen, die Welt anzusehen - während Gauß' eben extrem häuslich ist und seine Betrachtungen nur rein "geistige" sind.
    So jedenfalls hab ich den Roman verstanden - den Film kenn ich nicht.
    Im Roman jedenfalls ist Humboldt durchweg in Deutschland..


    Danke für Deine Rezension, Doris.. werd mir das Buch mal ansehen! :)

    Einmal editiert, zuletzt von Alice ()

  • Dann war das wohl ein anderer und ich habs verwechselt... aber kam mir grad so bekannt vor und klingt sehr interessant

    Liebe Grüße JaneEyre

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