Louisa May Alcott - Betty und ihre Schwestern/Little Women

Es gibt 102 Antworten in diesem Thema, welches 19.462 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

  • Das hat mich auch beeindruckt. Ich hätte mehr "Obrigkeitshörigkeit" erwartet.


    Mrs. Marchs Einstellung zur Erziehung gefällt mir generell. Sie lässt die Mädchen ihre eigenen Erfahrungen machen und lehnt sich dabei entspannt zurück, weil sie ihre Pappenheimer kennt und weiß, wie es höchstwahrscheinlich ausgehen wird (nämlich dass sie ihre Lektionen lernen). Das funktioniert viel besser als ständige Kontrolle und erhobene Zeigefinger.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Das stimmt Valentine, das ist mir auch aufgefallen.
    Vielleicht auch aus der Not geboren, schließlich ist sie viel unterwegs, muss die Mädchen mehr oder weniger sich selbst überlassen. Aber das klappt erstaunlich gut.

    🐌

  • In meiner Ausgabe sind es nicht Limetten, sondern Zitronen.


    Mrs March Erziehungsmethoden sind seit dem Tod des Kanarienvogels für meinen Geschmack untragbar. Sie lässt lieblich lächelnd den Vogel verrecken und bietet dann an, dass morgen eben ein neuer angeschafft werden kann. :grmpf: Hauptsache, die Mädels können aus ihren Fehlern was lernen.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Im Original heißt es "lime", also passt Limetten besser. Ich meine aber, in meiner alten Ausgabe hätte es auch "Zitronen" geheißen.



    Mrs March Erziehungsmethoden sind seit dem Tod des Kanarienvogels für meinen Geschmack untragbar. Sie lässt lieblich lächelnd den Vogel verrecken und bietet dann an, dass morgen eben ein neuer angeschafft werden kann. :grmpf: Hauptsache, die Mädels können aus ihren Fehlern was lernen.


    Das ist mir aus heutiger Sicht auch etwas aufgestoßen. Ich denke aber, dass auch das der Entstehungszeit des Buches geschuldet ist. Der Umgang mit Haustieren war damals ein gänzlich anderer als heute.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Bis Kapitel 23 (Ende Buch I)


    Ich hatte ganz schön Angst um

    Jos Sorge fand ich da ganz schön rührend. Unter ihrer rauhen Schale steckt definitiv ein ganz weicher Kern!


    Über Tante Marchs fluchenden Papagei habe ich ziemlich gegrinst. Kaum zu glauben, dass die gestrenge alte Dame so ein vorlautes Viecherl besitzt :breitgrins: Aber gut, dass sie an Amy offenbar einen Narren gefressen hat und


    Lauries Dummejungenstreich mit dem Brief ist ja ganz schön ins Auge gegangen. Manchmal treibt er es aber auch wirklich ein bisschen zu sehr auf die Spitze mit all dem Blödsinn, den er im Kopf hat. Aber natürlich hat er den Finger genau in die Wunde gelegt, denn Meg ist definitiv ganz schön in

    verschossen, auch wenn sie so vehement das Gegenteil behauptet, bis Tante March ihren Widerspruchsgeist dermaßen weckt, dass sie zu ihren Gefühlen steht.


    Jos Reaktion darauf ist ganz schön heftig, fast ein bisschen zuviel für meinen Geschmack.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich bin am Wochenende wegen Besuch nicht zum Lesen gekommen, kann das aber jetzt wieder nachholen :winken:



    Mrs March Erziehungsmethoden sind seit dem Tod des Kanarienvogels für meinen Geschmack untragbar. Sie lässt lieblich lächelnd den Vogel verrecken und bietet dann an, dass morgen eben ein neuer angeschafft werden kann. :grmpf: Hauptsache, die Mädels können aus ihren Fehlern was lernen.


    Ich bin da auch ein wenig zwiegespalten. An sich ist der Ansatz ein guter und ihr Vertrauen darauf, dass die Mädchen auch aus ihren Fehlern lernen, wird ja bestätigt. Aber das mit dem Kanarienvogel ist schon heftig. Vor allem hat das für mich auch wenig mit Arbeit zu tun - das arme Tier wird man doch wohl mal füttern? Wenn man sich doch auch mit ihm beschäftigt?! Vor allem, dass gerade Beth ihn einfach vergisst, hat mich doch überrascht...

    Even when reading is impossible, the presence of books acquired produces such an ecstasy that the buying of more books than one can read is nothing less than the soul reaching towards infinity... - We cherish books even if unread, their mere presence exudes comfort, their ready access reassurance.


  • Vor allem, dass gerade Beth ihn einfach vergisst, hat mich doch überrascht...


    Ja, das war von der Autorin ein bisschen zu einfach gestrickt und ziemlich charakterfremd für Beths fürsorgliche Natur.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ja, das war von der Autorin ein bisschen zu einfach gestrickt und ziemlich charakterfremd für Beths fürsorgliche Natur.


    Ich hatte es so gelesen, dass es hier ein wenig auch darum ging, wie viel Zeit, Mühe und Gedanken Beth in die Musik steckt.


    Ich persönlich fand es sehr amüsant, wie Jo das Abendessen und die Beerdigung organisert haben. :zwinker:


    Grüße
    schokotimmi


  • Ich persönlich fand es sehr amüsant, wie Jo das Abendessen und die Beerdigung organisert haben. :zwinker


    Das fand ich dann auch wieder sehr nett. Und das kann natürlich sein, dass Beth über der Musik alles andere vergessen hat, selbst den armen Vogel. Das macht es nicht besser, dass sich sonst keiner drum gekümmert hat, aber es ist eine Erklärung.

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    Leonard Cohen






  • Und das kann natürlich sein, dass Beth über der Musik alles andere vergessen hat, selbst den armen Vogel. Das macht es nicht besser, dass sich sonst keiner drum gekümmert hat, aber es ist eine Erklärung.


    Hm, andererseits heißt aber auch, dass gerade Beth immer wieder in ihre alten Muster zurückgefallen ist, sprich, eben doch ein paar "Arbeiten" ausgeführt hat. Das überzeugt mich also noch nicht so recht...


    Mittlerweile bin ich auch bei Kapitel 23 angekommen. Ist da bei Euch tatsächlich ein deutliches Ende von Buch 1? Bei mir steht das quasi nur im letzten Satz und dann kommt ganz normal das nächste Kapitel.



    Über Tante Marchs fluchenden Papagei habe ich ziemlich gegrinst. Kaum zu glauben, dass die gestrenge alte Dame so ein vorlautes Viecherl besitzt :breitgrins:


    Witzig schon, aber irgendwie ist er mir suspekt. Dass er ganze Sätze problemlos nachsprechen kann, lasse ich mir ja noch eingehen. Aber dass er quasi antworten kann bzw. richtig reagiert halte ich eher für unglaubhaft...


    Ich kenne ja den Film, deswegen hatte ich mir


    Umso erleichterter bin ich,


    Ich habe einfach eine Schwäche für schüchtern und aufopferungsvoll ;)


    Was mich übrigens gewundert hat, dass es Jo tatsächlich im ersten Anlauf geschafft hat, zwei ihrer Geschichten zu veröffentlichen. Da hätte ich eher erwartet, dass sie erst mal gegen Hindernisse läuft und sich beweisen muss. Aber sie erscheinen direkt und sogar unter ihrem Namen - nicht mal unter männlichem Pseudonym! Okay, bezahlt wurde sie bisher noch nicht, aber ich glaube jetzt einfach mal, dass der Verleger es da ehrlich mit ihr meint.



    Lauries Dummejungenstreich mit dem Brief ist ja ganz schön ins Auge gegangen. Manchmal treibt er es aber auch wirklich ein bisschen zu sehr auf die Spitze mit all dem Blödsinn, den er im Kopf hat.


    Der Streich ist wirklich äußerst grenzwertig. Nicht nur, dass er mit den Gefühlen einer Freundin spielt - und wir sehen ja, dass er damit sowohl Meg als auch Jo sehr verletzt. Dieses Verhalten gehört sich einfach nicht. Das Mindeste ist wohl noch, dass er wenigstens beide Briefe gefälscht hat. Nicht auszudenken, wenn Megs Brief tatsächlich an Mr. Brooke gegangen wäre.
    Wie alt soll Mr. Brooke eigentlich noch mal sein? Bei Lauries Tutor habe ich immer einen Mann mindestens mittleren Alters vor Augen, aber so alt wird er ja wohl nicht sein...



    auch wenn sie so vehement das Gegenteil behauptet, bis Tante March ihren Widerspruchsgeist dermaßen weckt, dass sie zu ihren Gefühlen steht.


    Dass sie auf Tante March so reagiert kann ich vollstens nachvollziehen. Bei so etwas gerate ich auch sofort in die "jetzt erst recht!"-Haltung. Nicht so ganz nachvollziehen kann ich ihr Verhalten vorher, als sie Brooke ziemlich schroff abkanzelt - quasi ihre "weibliche Macht" ausspielt, wenn ich das richtig verstanden habe?



    Jos Reaktion darauf ist ganz schön heftig, fast ein bisschen zuviel für meinen Geschmack.


    Auch wenn erklärt wird, dass sie ihre Lieben mit niemandem teilen will, sollte sie sich doch trotzdem freuen, wenn Meg die Aussicht darauf hat, glücklich zu werden. Da rechne ich es ihren Eltern auch hoch an, dass die beiden, bevor sie Mr. Brooke irgendwelche Zusagen machen, erst abklären, wie Meg zu ihm steht.

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  • Ich fürchte, ich hänge etwas hinterher, bin gerade mitten in Lauries Picknick am Fluss.
    Ich habe länger dran gebrütet, aber jetzt weiß ich es:Jo erinnert mich übrigens sehr an Idgie Threadgood aus "Grüne Tomaten".

    🐌


  • Mittlerweile bin ich auch bei Kapitel 23 angekommen. Ist da bei Euch tatsächlich ein deutliches Ende von Buch 1? Bei mir steht das quasi nur im letzten Satz und dann kommt ganz normal das nächste Kapitel.


    Bei mir steht "Buch II" überm nächsten Kapitel.


    Zitat

    Wie alt soll Mr. Brooke eigentlich noch mal sein? Bei Lauries Tutor habe ich immer einen Mann mindestens mittleren Alters vor Augen, aber so alt wird er ja wohl nicht sein...


    Ich schätze ihn so um die dreißig.


    Zitat

    Dass sie auf Tante March so reagiert kann ich vollstens nachvollziehen. Bei so etwas gerate ich auch sofort in die "jetzt erst recht!"-Haltung.


    Ich auch :grmpf:


    Zitat

    Nicht so ganz nachvollziehen kann ich ihr Verhalten vorher, als sie Brooke ziemlich schroff abkanzelt - quasi ihre "weibliche Macht" ausspielt, wenn ich das richtig verstanden habe?


    So irgendwie. Sie will nicht zugeben, dass sie in ihn verliebt ist und/oder lässt ihn zappeln. (Letzteres ist ja ein häufiges Verhalten bei Mädchen und Frauen, aber keins, was ich nachvollziehen kann, ich finde solche Spielchen furchtbar.)



    Ich habe länger dran gebrütet, aber jetzt weiß ich es:Jo erinnert mich übrigens sehr an Idgie Threadgood aus "Grüne Tomaten".


    Das ist ein schöner Vergleich!

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    Leonard Cohen





  • Hallo,


    ich bin auch erst im Kapitel 12, also mitten im Picknick am Fluss und finde es sehr interessant, wie hier die Unterschiede zwischen englisch und amerikanisch v.a. zwischen den älteren Mädchen ausgespielt werden.
    Mal wieder merkt man, dass Meg sich zur "reichen" Gesellschaft hingezogen fühlt und dazugehören möchte, obwohl sie die überheblichen Reaktion doch kränken. Ich verstehe sie da nicht...


    Grüße
    schokotimmi


  • Mal wieder merkt man, dass Meg sich zur "reichen" Gesellschaft hingezogen fühlt und dazugehören möchte, obwohl sie die überheblichen Reaktion doch kränken. Ich verstehe sie da nicht...


    Ich glaube, ihr Hauptgrund dafür ist, dass sie sich nach schönen Dingen sehnt, die sie sich aktuell nicht leisten kann, und wahrscheinlich hat sie auch immer noch verklärte Vorstellungen von dieser Welt der Reichen im Kopf, obwohl sie es nach dieser schrecklichen Party eigentlich besser wissen müsste.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Bis Kapitel 27


    Megs Hochzeit war schön zu lesen, aber es erschreckt mich immer wieder ein bisschen, wie jung damals geheiratet wurde, Meg dürfte ja gerade mal achtzehn oder neunzehn sein.


    Dass Tante March sich irgendwie erweichen lässt und dem jungen Paar was Gutes tun will, habe ich fast kommen sehen. Ein großzügiges materielles Geschenk statt Geld ist eine clevere Lösung. Die dickköpfige alte Lady muss ihren Schwur nicht zurücknehmen und kann trotzdem ihrer Nichte eine Freude machen ;)


    An Amys versehentlich im Gipspott eingeschlossenen Fuß konnte ich mich noch von früher erinnern :lachen: Die große Einladung für ihre Künstlerfreundinnen war ja ein voller Erfolg *ironieoff* Dieses Kapitel sollten mal alle Leute lesen, die jetzt behaupten, es sei eine schlechte Entwicklung der heutigen Zeit, dass keiner mehr sich an Verabredungen hält! Echt gemein, Amy so hängenzulassen, die sich so viel Mühe gegeben hat.


    Jos "Schreibkostüm" als Indikator für den Fortschritt ihres aktuellen Schreibprojekts fand ich sehr witzig :breitgrins: Und wie lieb von ihr, mit ihrem Gewinn (über den ich mich sehr mit ihr gefreut habe) Mutter und Beth ans Meer zu schicken. Selbstsüchtig ist Jo wahrlich nicht. Ich bin mir übrigens sicher, dass wir den Typen, der bei dem Vortrag neben ihr sitzt und sie in die Zeitung schauen lässt, nicht zum letzten Mal gesehen haben. (Ich kann mich an die Szene aber nicht mehr von meiner früheren Lektüre erinnern und vermute nur.)

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    Leonard Cohen






  • Ich glaube, ihr Hauptgrund dafür ist, dass sie sich nach schönen Dingen sehnt, die sie sich aktuell nicht leisten kann, und wahrscheinlich hat sie auch immer noch verklärte Vorstellungen von dieser Welt der Reichen im Kopf, obwohl sie es nach dieser schrecklichen Party eigentlich besser wissen müsste.


    Ach, ich kann das eigentlich schon gut nachvollziehen. Ich schätze mal, wenige können von sich behaupten, dass sie sich nicht manchmal nach schönen Dingen sehnen und Geld - heute wie damals - erleichtert auch viele Dinge. Nicht umsonst verfolgen viele Menschen das Leben Stars und High Society im Detail und wären schon gerne ein Teil davon. Auch wenn man eigentlich weiß, dass einen das nicht so glücklich machen würde, wie man im Moment glaubt...



    Megs Hochzeit war schön zu lesen, aber es erschreckt mich immer wieder ein bisschen, wie jung damals geheiratet wurde, Meg dürfte ja gerade mal achtzehn oder neunzehn sein.


    Nachdem Amy 16 ist, müsste Meg 20 sein. Und ja, im Vergleich zu heute ist das schon jung, aber jetzt auch nicht so extrem. Da rechne ich es ihren Eltern auch an, dass sie ja explizit warten wollten, bis Meg etwas älter ist.
    Megs Hochzeit gefällt mir sehr gut: Anstatt zu versuchen auf Teufel komm raus eine "schicke" Hochzeit aufzuziehen, mit der sie andere beeindrucken kann, richtet sich sich das Fest, die Kleidung, ihre Gäste so ein, dass es ihr gefällt. Da merkt man sehr gut, wie reif sie in dieser Hinsicht doch geworden ist.


    Amys Entwicklung überrascht mir ehrlich gesagt mit am meisten: Gerade sie, die am ehesten einen Dickkopf hatte (neben Jo natürlich ;-)) oder gerne mal egoistisch war, ist jetzt charmant, redegewandt, beliebt? Gut, dadurch, dass gerade ihr Alter die meiste Entwicklung zulässt, nehme ich ihr das ab. Auch wenn ich mich da wirklich umstellen muss und gewisse Meinungen und Eindrücke, die ich von Amy hatten, anpassen muss...



    Dieses Kapitel sollten mal alle Leute lesen, die jetzt behaupten, es sei eine schlechte Entwicklung der heutigen Zeit, dass keiner mehr sich an Verabredungen hält! Echt gemein, Amy so hängenzulassen, die sich so viel Mühe gegeben hat.


    Wobei ich mich da frage: Diese Mädchen gehören (oder wollen es zumindest) zur "besseren Gesellschaft". Da würde ich doch annehmen, dass man sich an Versprechen und Zusagen hält?!
    Aber dafür hat Amy es dann doch recht gut weggesteckt, wie ich finde.


    Beth macht mich etwas traurig - immer noch kränklich (und denkt nicht, ich würde diese Vorausdeutungen überlesen...) und schüchtern; da gerät sie momentan was die Charakterzeichnung angeht ziemlich ins Hintertreffen und bleibt etwas blass. Auch wenn ich sie immer noch mag...


    Und irre ich mich, oder hätte Laurie Interesse an Jo? Bei einigen Blicken bin ich mir nicht sicher, ob die nur brüderlich gemeint sind...

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  • Da rechne ich es ihren Eltern auch an, dass sie ja explizit warten wollten, bis Meg etwas älter ist.


    Da hast Du recht, das lief seinerzeit ja oft anders.


    Zitat

    Megs Hochzeit gefällt mir sehr gut: Anstatt zu versuchen auf Teufel komm raus eine "schicke" Hochzeit aufzuziehen, mit der sie andere beeindrucken kann, richtet sich sich das Fest, die Kleidung, ihre Gäste so ein, dass es ihr gefällt. Da merkt man sehr gut, wie reif sie in dieser Hinsicht doch geworden ist.


    Das stimmt. Diese herzliche Atmosphäre auf der Feier in zwar bescheidenem, aber doch festlichem Rahmen fand ich auch sehr schön.


    Zitat

    Amys Entwicklung überrascht mir ehrlich gesagt mit am meisten: Gerade sie, die am ehesten einen Dickkopf hatte (neben Jo natürlich ;-)) oder gerne mal egoistisch war, ist jetzt charmant, redegewandt, beliebt? Gut, dadurch, dass gerade ihr Alter die meiste Entwicklung zulässt, nehme ich ihr das ab. Auch wenn ich mich da wirklich umstellen muss und gewisse Meinungen und Eindrücke, die ich von Amy hatten, anpassen muss...


    Nun ja, dickköpfig und egoistisch schließt ja nicht charmant und beliebt aus ;) Und zwischen 12 und 16 ist in der Persönlichkeitsentwicklung ein himmelweiter Unterschied. Da fände ich es eher merkwürdig, wenn sie immer noch das verwöhnte Nesthäkchen spielen würde.


    Zitat

    Wobei ich mich da frage: Diese Mädchen gehören (oder wollen es zumindest) zur "besseren Gesellschaft". Da würde ich doch annehmen, dass man sich an Versprechen und Zusagen hält?!


    Das hat mich auch verwundert. Andererseits hat sich die feine Gesellschaft offenbar nicht groß was dabei gedacht, sich auf Kosten der weniger Betuchten und Schicken zu amüsieren, wie man auch bei Megs Ballbesuch damals gesehen hat. Vielleicht haben die blöden Weiber die nicht "standesgemäße" Amy absichtlich auflaufen lassen, um ihr zu zeigen, dass sie eh nicht mithalten kann? :grmpf:


    Zitat

    Aber dafür hat Amy es dann doch recht gut weggesteckt, wie ich finde.


    Sie hatte selber dann ja schon gar keine richtige Lust mehr auf die Veranstaltung. Das fand ich übrigens auch schräg - all die Vorbereitungen, und dann kommt keiner, weil das Wetter schlecht ist? (Wie praktisch ist das doch bei uns heutzutage mit den vielen Echtzeit-Kommunikationskanälen!)


    Mit Beth hast Du recht, sie kommt gerade ein bisschen zu kurz. Eigentlich hätte sie auch mal wieder ein eigenes Kapitel verdient.


    Zitat

    Und irre ich mich, oder hätte Laurie Interesse an Jo? Bei einigen Blicken bin ich mir nicht sicher, ob die nur brüderlich gemeint sind...


    Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass sie das nicht sind ;)

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    Leonard Cohen






  • Nun ja, dickköpfig und egoistisch schließt ja nicht charmant und beliebt aus ;) Und zwischen 12 und 16 ist in der Persönlichkeitsentwicklung ein himmelweiter Unterschied. Da fände ich es eher merkwürdig, wenn sie immer noch das verwöhnte Nesthäkchen spielen würde.


    Auch wieder wahr ;) Zudem gab es ja einige konkrete Ereignisse, bei denen Amy deutlich vor Augen geführt wurde, wie verwöhnt sie eigentlich war. Wie sagt man so schön, "Einsicht..."
    Wobei es mich dann doch überrascht hatte, als sie ihre Begründung, warum sie den Ring von ihrer Tante wollte, tatsächlich ernst meinte und ihn tatsächlich als Erinnerung an ihre Vorsätze nutzt.



    Vielleicht haben die blöden Weiber die nicht "standesgemäße" Amy absichtlich auflaufen lassen, um ihr zu zeigen, dass sie eh nicht mithalten kann? :grmpf:


    Gut möglich. Oder aber es war einfach nur Desinteresse, Vergesslichkeit etc. - das wäre zumindest noch die positivere Begründung.
    Mit dieser Art von Doppelmoral bin ich noch nie gut klargekommen. Sie will mir einfach nicht in den Kopf. So ähnlich wie irgendwelche "ehrenhaften" Krieger, die sich aber wie der letzte Mensch gegenüber Schwächeren aufführen können. Wo es dann ehrenhaft ist, einen offensichtlich Unterlegenen noch zu demütigen.
    Aber stimmt, da fällt mir gerade ein: Im Rittertum war es ja auch so, dass sich Ritter nur "ihresgleichen" gegenüber ehrenhaft verhalten mussten. Alle anderen (lies: niederen) waren Freiwild.




    Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass sie das nicht sind ;)


    Na, dann bin ich ja mal froh, dass sie der Erzähler schon entschuldigt hat, dass es so viele Liebeleien im Buch gibt :breitgrins:
    Abgesehen davon, dass Megs Hochzeit ja explizit als "erste Hochzeit" beschrieben wird...

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  • Ich hinke euch etwas hinterher: Gerade hat Laurie Meg diesen Streich gespielt.


    In meiner Ausgabe ist der zweite Teil deutlich vom ersten abgetrennt.

    Bücher sind Magie zum Mitnehmen.

  • Bis Kapitel 30


    Megs Kopf voller hochfliegender Phantasien vom perfekten Eheleben, in dem sie die stets adrette, gutgelaunte und effiziente Hausfrau spielt, wird ziemlich heftig von der Realität eingeholt in der Episode mit der Marmelade :lachen: Dieses Sich-Verzetteln in etwas, das einem so einfach erschienen ist, kommt mir genauso bekannt vor wie der daraus resultierende Knatsch. So oder so ähnlich läuft es doch oft bei Jungverheirateten oder frisch Zusammenlebenden :breitgrins:


    Die Sache mit dem Geld war schon eine andere Kiste, da hatte Meg Glück, dass John so verhältnismäßig cool geblieben ist. Ich glaube, ich wäre an seiner Stelle ausgeflippt, wenn sie seine sauer verdiente Kohle für teuren Schnickschnack aus dem Fenster geworfen hat, auch wenn ich ihren Wunsch, sich auch mal was richtig Schönes und Hochwertiges leisten zu können, gut verstehe.


    Jo ist ein ganz schöner Kindskopf manchmal, aber ich musste trotzdem lachen, wie sie bei den verhassten Anstandsbesuchen eine große Show abzieht. Unklug war allerdings ihre Reaktion bei Tante March, aber das hat sie ziemlich schnell selbst gemerkt und sich wohl über nichts so sehr geärgert wie über ihre eigene große Klappe.


    Die Eifersüchteleien unter den jungen Damen der Gesellschaft sind ja wirklich kindisch und albern. Meine Güte, was für ein Gezicke auf diesem Basar (auch wenn sie sich am Ende doch alle wieder liebhaben)! Und die Mutter dieser doofen May unterstützt sie auch noch, statt ihrer Tochter mal den Marsch zu blasen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen