Arthur Schnitzler - Traumnovelle

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    Ich muss mich jetzt hier mal als Arthur-Schnitzler-Fan outen! :breitgrins: Ich mag seinen Schreibstil und man weiß nie, wo er einen als nächstes hinführt. Gerade in der "Traumnovelle" ist man sich nicht so sicher, was nun Realität und was Traum ist ... selbst dem Hauptcharakter scheint alles wie im Nebel und nicht wirklich zuordbar.
    Allerdings bin ich durchaus der Meinung, dass Fridolins Erlebnisse wirklich stattfinden (auch wenn er es selbst kaum glauben mag!). In einer Nacht lernt er verschiedene Frauen kennen, in deren Lebensgeschichte er einen kurzen Einblick erhält, die "Tür" aber sofort wieder vor ihm verschlossen wird. Die Geschehnisse können später von ihm nicht überprüft werden, da die Frauen am nächsten Tag alle verschwunden sind. Da bleibt natürlich ein Gefühl der Unsicherheit!
    Für den Leser kommt noch dazu, dass wir auch von den anderen Personen nicht besonders viel erfahren. Das macht die ganze Sache noch undurchsichtiger. Auch die vielen offenen Fragen am Schluss verunsichern (was ich persönlich für einen Vorteil des Buches halte!):


    Achja, ich liebe solche Enden. Da kann man sich ewig seine eigenen Gedanken machen und man weiß doch nie, wie es "wirklich" war!
    Die ganze Novelle ist von Symbolen durchsetzt, leider kann ich alleine nicht alle erkennen und begreifen ... ich glaube, das nimmt ein bisschen vom Lesegefühl!


    Trotzdem finde ich die Novelle super und vergebe 4ratten

    "Bücher lesen heißt wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben über die Sterne." (Jean Paul)

  • Hey :winken:,


    ich fand die traumnovelle auch super, ich denke ich habe auch alles verstanden nur den teil mit der tochter des kostümverleihersist mir noch nicht so ganz klar vielleicht kann mir den einer erklären?


    ich vergebe: 4ratten


    Yannick

  • Hallo miteinander,


    gestern abend habe ich die Traumnovelle auch gelesen - im zweiten Versuch.


    Der erste Versuch scheiterte an meinem Eindruck, Schnitzlers Sprache sei altmodisch. Komischerweise hatte ich diesmal nicht das gleiche Gefühl, im Gegenteil, diesmal schien sie mir geradezu modern. In jedem Fall ist es ein wunderbarer Schreibstil.


    Das Herausziehen dieser kurzen, aber entscheidenden Episode aus Albertines und Fridolins Leben gefällt mir auch gut. Die Ungewissheit, woher die beiden kommen und wohin sie - nach diesen Erlebnissen - gehen, lässt dem Leser viel Spielraum für eigene Überlegungen, trotzdem wirkt die Geschichte auf mich abgeschlossen und rund - Albertine und Fridolin sind erwacht, in jedem Sinne.


    Den Film werde ich mir demnächst mal ausleihen, jetzt bin ich doch neugierig geworden.


    Viele Grüße von Annabas :winken:

  • Hallo,
    auch ich habe heute Mittag die Traumnovelle fertig gelesen und bin sehr beeindruckt. Die Sprache war zwar nicht modern aber doch klar und frisch. Ich denke über den Inhalt wurde schon sehr ausführlich geschrieben und ich kann dem eigentlich nichts hinzufügen. Trotzdem würde ich gerne erwähnen, dass die Erzählung über die Orgie, in die Fridolin rutscht eine der besten war, die ich seit längerer Zeit gelesen habe.
    4ratten :marypipeshalbeprivatmaus:

    Zitat von André Glucksmann: <br />Philosophieren bedeutet zuallererst, gegen die eigene Dummheit zu kämpfen.

  • Wien zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Der Arzt Fridolin führt ein glückliches Leben mit seiner Frau Albertine und ihrer gemeinsamen Tochter. Nach einem Krankenbesuch führt ihn sein Weg eines Nachts nicht nach Hause, sondern in eine Bar, wo er einen alten Bekannten wiedertrifft. Und wo die Ereignisse dieser Nacht ihren Anfang nehmen.


    Fridolin ging mir in seiner selbstgerechten Art unglaublich auf die Nerven. Zwar ist er derjenige, der nächtens von einem Abenteuer zum nächsten stolpert, aber angesichts des erotischen Traums seiner Frau ist Albertine gleich für ihn gestorben? Er spielt mit den Gefühlen einer jungen Frau in einer aufwühlenden Situation, schleicht sich auf einem ausschweifenden Maskenball ein und landet bei einer Hure - und verschweigt seiner Frau zuerst all das. Seine Fantasien sind ständig sehr eindeutig, auch wenn es nie zum Äußersten kommt. Aber als seine Frau ihm ihren Alptraum erzählt, in dem sie sich mit einem Anderen vergnügt, während er leidet, sieht er die Ehe als nicht fortsetzenswert an? Eine ordentliche Abreibung hätte ich diesem scheinheiligen Schnösel mehr als gegönnt.


    Vielleicht hat mich mein Unverständnis für das Handeln von Fridolin daran gehindert, mich auf die Erzählung einzulassen, aber die Geschehnisse haben mich nicht packen können. Diese traumhaft-surrealen Züge der Ereignisse und das nur vordergründig glückliche Zusammenleben des Ehepaars waren zu schemenhaft. Die Botschaft, die sich für mich herauskristallisierte, ist, seinem Partner besser nicht offen und ehrlich gegenüberzutreten - keine besonders moralische Moral. Wollte Schnitzler vielleicht nur eine anrüchige Novelle schreiben und hat sich dabei des Traumhaften bedient, wobei er dank seines Könnens ein kleines stilistisches Meisterwerk verfasste? Ich glaube nicht, dass es an der Kürze der Novelle lag, dass sie für mich nicht funktioniert hat. Ohne Frage ist sie hervorragend komponiert, allerdings konnte mich das nicht über die anderen Punkte hinwegtröstet.


    2ratten


    Viele Grüße
    Breña

    "Natürlich kann man sein ohne zu lesen, ohne Bücher, aber ich nicht, ich nicht." J. L. Borges