Nina MacKay - Rotkäppchen und der Hipster-Wolf

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    Titel: Rotkäppchen und der Hipster-Wolf
    Autorin: Nina MacKay
    Verlag: Drachenmond
    ISBN: 978-3-95991-989-0


    Ganz schön was los im Märchenwald. Die Prinzen sind verschwunden, wahrscheinlich entführt, und die dazugehörigen Prinzessinnen Schneewittchen/Snow, Rapunzel, Dornröschen/Rose und Aschenputtel/Cinder machen sich gemeinsam mit Rotkäppchen/Red auf die Suche nach ihnen. Selbst ist die Prinzessin, und dabei verbreiten sie Angst und Schrecken – oder so ähnlich. Wenn eine böse Hexe ein Zusammentreffen mit den Grazien nicht überlebt, ist das Pech für die Hexe. Oder Wolf.
    Dummerweise pennt Rose a.k.a. Dornröschen gerne mal mitten im Satz ein, Cinder ist Social Media abhängig, und Snow hat ein ausgewachsenes Aggressionsproblem, gegen das Hulk ein handzahmes Lämmchen ist. Einzig Red scheint einigermaßen den Überblick zu behalten – allerdings auch nur, bis sie auf den Werwolf Ever trifft, der ihr – natürlich, wir sind im YA Fantasy Genre – den Kopf verdreht. Ab da stammelt sich auch Rotkäppchen durch den Märchenwald und folgt mit Ever einer Spur bis nach Neverland, dem Land von Peter Pan. Die anderen begeben sich ins Morgenland, wo eine zornige Prinzessin Jasmin Snow aggressionstechnisch mal locker in die Tasche steckt. Auch bei Jasmin gilt: erst prügeln und pöbeln, dann vielleicht fragen, wenn das Subjekt der Befragung nicht dummerweise stirbt. Top Strategie. Oh, und eine deftige Portion Zickenkrieg darf natürlich auch nicht fehlen.
    Währenddessen trifft Red in Neverland auf den verboten gutaussehenden Capt’n Hook, und natürlich verfällt sie ihm und weiß nicht wohin mit sich und überhaupt und was ist mit ihren Gefühlen für Ever? Eigentlich ist sie doch ihn verknallt, oder nicht? Oder doch? Bei so viel oberkörperfreien Capt’n kann ja kein Mensch klar denken, und dann sagt er noch so tolle Sachen wie: „…andererseits fühle ich mich so von dir angezogen, als seist du der große Schatz, den ich schon seit Jahren zu heben versuche.“ (S. 190)
    …Ernsthaft? Na denn… Kurz nach dieser Stelle bin ich ausgestiegen und habe zum Ende vorgespult. Rotkäppchen und der Hipster-Wolf ist im Grunde die klassische YA-Storyline mit Märchenwaldsetting:


    * Starke, weibliche Heldin? Check
    * Ist sie was Besonderes? Check
    * Verknallt sie sich in einen Typen, den sie eigentlich nicht mögen will? Check?
    * Der eigentlich auch eher schlecht für sie sein könnte? Check
    * Sieht der aber einfach zu gut aus? Check
    * Protagonistin versucht cool zu sein, wird aber unhöflich und leidet an Hirnnekrose? Check
    * Kommt da noch einer, um das Liebesdreieck zu vervollständigen? Dingdingding, Jackpot!


    Nur so als Sidenote: auf S. 55 wird (meiner Meinung nach) auf Frida Kahlo angespielt – dummerweise ist die aber keine Spanierin, wie gesagt wird, sondern Mexikanerin. Aber macht ja nichts, Mexiko war ja immerhin mal spanische Kolonie…



    Dieses Buch ist mit Abstand das schlechteste, das ich dieses Jahr gelesen habe. Eigentlich hätten zwei Aspekte sämtliche Alarmglocken zum Schrillen bringen müssen: Zum einen ist MacKays Buch „Plötzlich Banshee“ bei keiner Buchbloggerin, die ich kenne, gut angekommen. Zum anderen hat die Autorin eine „Warnung“ vorangestellt, à la „Achtung, hier wird es witzig, hihi“ – ein sicheres Zeichen dafür, dass es ganz sicher nicht witzig wird.
    Ich habe mich durch die ersten zwei Drittel gequält, dann konnte ich nicht mehr. Die Charaktere sind allesamt nervig. Der Sprachtil soll jugendlich-flapsig wirken, ist im Endeffekt aber nur peinlich und extrem gewollt. Die eingestreuten Illustrationen wirken wenig professionell und würden wenn überhaupt zu einem Kinderbuch passen. Wo wir schon bei den Illustrationen sind: Das Cover. Normalerweise bespreche ist es nicht, getreu dem Satz „don’t judge a book by its cover“, aber hier ist der Photoshop-Stockphoto-Unfall ein gutes Indiz für den Inhalt. Und der ist wild zusammengewürfelt. Im Märchenwald rennen die Protagonistinnen der Grimmschen Märchen rum, und während ich bei der Erwähnung von Brüderchen und Schwesterchen noch die Hoffnung hatte, dass es die „echten“ Märchen sind, wusste ich spätestens bei Prinzessin Jasmin, dass alles doch hoffnungslos an Disney orientiert ist. Aladdin spielt nämlich nur im Disney-Universum in einer arabisch inspirierten Welt, in 1001 Nacht aber in China. Munterlustig dazugeworfen werden noch Neverland und das Wunderland. Eine ähnliche Kombination gibt es schon, in der Serie Ever After High auf Netflix.


    Ganz ehrlich, das Geld ist in einem anderen Buch besser angelegt.

  • Naja wenn man warnen möchte, muss man halt manchmal drastische Maßnahmen ergreifen. :elch:
    Eine Freundin und ich sind letzte Woche auf den Titel gestoßen und fanden ihn eigentlich sehr ansprechend. Jetzt wird das Buch wohl leider uns beide nicht als Leserinnen gewinnen können.

  • Bin ich froh, das Buch noch nicht in die Hände bekommen zu haben! Deine Rezension lässt mich von diesem Buch Abstand nehmen. Vielleicht leihe ich es mir aus und lese ein wenig rein. :smile:

  • Ich hatte die Hoffnung, dass ich es "witzig" finde. Habe mich vom Cover und dem Kalppentext blenden lassen. Ok, ein paar Stellen an denen ich Schmunzeln musste gab es am Anfang schon. Jedoch bin ich auch kurz nach der Ankunft im Nimmerland ausgestiegen. Irgendwie fehlte mir was um weiter zu lesen. Gut war, dass ich das Buch von einer Freundin geliehen hatte und somit kein Geld aus dem Fenster geworfen habe.

    „Trenne dich nie von deinen Illusionen und Träumen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber aufgehört haben, zu leben.“ Mark Twain