Deborah Feldman - Unorthodox

Es gibt 29 Antworten in diesem Thema, welches 5.910 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Valentine.

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    New York, Brooklyn, Williamsburg – hier wächst die kleine Devoiri bei ihren ultraorthodoxen Großeltern Bubby und Zeidi in der chassidischen Satmar Gemeinde auf. Die religiösen Extremisten führen ein abgeschirmtes Leben nach strengen Regeln und Vorschriften, denen sich die kleine Devoiri schon bald versucht zu widersetzen. Sie fühlt sich unverstanden, in ihr steckt soviel Wissensdurst und Neugier, was sie versucht mit dem Lesen von verbotenen Büchern zu kompensieren. Ihre Männerwelt besteht aus stillen, blassen Männern mit schwarzen langen Mänteln, schwarzen Hüten und gekringelten Schläfenlöckchen. Ehen werden arrangiert.


    Es ist ein langer und steiniger Weg, bis aus Devoiri Deborah Feldman wird, die heute mit ihrem Sohn in Berlin lebt. Aber sie hat es geschafft und sich aus den Fängen einer religiösen Vereinigung befreit, die auch heute noch ihren ganz eigenen Weg geht und man dort der Ansicht ist, nur dieser Weg sei der richtige.

    Ein Buch, dessen wahre Geschichte noch lange in mir nachwirken wird.


    5ratten

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    Ich habe Deborah Feldman auf der Leipziger Buchmesse erlebt und fand sie sehr sympathisch. Das Thema des Buches hat mich auch sehr interessiert. Gestern habe ich dann das erste Kapitel gelesen, aber beschlossen, nicht weiter zu lesen. Abgesehen davon, dass es mir zu wenig thematisch konkret war (ein bisschen zu viel Erinnerung und Autobiographie und Kindheitsgeschichte) war der Text wirklich dermaßen grottig übersetzt, dass ich es nicht fassen konnte. Das wimmelt nicht nur von holpriger Sprache, sondern auch von Übersetzungsfehlern. Im ersten Satz stolperte ich gleich über 'Warenhaus' - im Englischen steht sicher warehouse, was natürlich nicht Warenhaus heißt, sondern 'Lager' oder 'Speicher' ... Und so geht es munter weiter. Wer macht denn sowas? Als ich heute nachgeschaut habe, habe ich gesehen: Der Verleger ist selbst der Übersetzer. Na schönen Dank auch. Dann lese ich doch lieber auf Englisch...

    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Tomke, ich habe dem Buch mal einen eigenen Thread gegönnt und bin auf weitere Meinungen gespannt.


    "Warenhaus" für "warehouse" ist echt ärgerlich :grmpf: Danke für die Warnung! (Ob der Übersetzer dann umgekehrt auch "Lager" mit "lager" übersetzt? :elch: )

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Jetzt weiß ich, weshalb ich das Buch im Original lesen möchte. Ich bin eh gespannt, da ich wir Teile daraus in einem Seminar auch diskutieren werden. In diesem Seminar geht es um Alphabetisierung im 19. Jahrhundert auf jüdische Kontexte bezogen. Allerdings haben wir eben dann am Ende auch noch diesen Zugang. Ich bin also gespannt^^

  • Mir fiel in diesem Zusammenhang ein Buch wieder ein, das ich vor Jahren gelesen habe und das ganz wundervoll die Welt einer orthodoxen jüdischen Familie im New York des 20. Jahrhunderts beschreibt. Der Konflikt des Romans entzündet sich daran, dass Asher Lev eine echte Begabung als Maler hat, Bilder im orthodoxen Judentum aber verpönt sind:


    Chaim Potok, Mein Name ist Asher Lev

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  • Zu diesem Buch nimmt auch Deborah Feldman in ihrem Buch Bezug. Es war eines der Bücher, welche sie sehr bewegt haben und welche sie heimlich las.

  • [size=13pt]Deborah Feldman – Unorthodox[/size]

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    OA: 2012
    OT: Unorthodox – The scandalous Rejection of my Hasidic Roots
    382 Seiten
    ISBN:978-3442715343


    Inhalt:
    Deborah Feldman wuchs in der jüdischen Satmar-Gemeinde in Williamsburg, New York, auf und verbrachte dort den Großteil ihres Lebens. Die Satmar Gemeinde ist eine religiöse Gruppe der chassidischen Juden und zeichnet sich aus, durch sehr strenge religiöse Regeln und stellenweise sehr starker Beschneidung der persönlichen Freiheit, vor allem für Frauen. Für Deborah wird es immer unvorstellbarer, den Rest ihres Lebens in diesen Strukturen mit ihren weltabgewandten Regeln zu verbringen. Sie erzählt von ihrer Kindheit, dem Heranwachsen bis hin zu ihrer Hochzeit und der Geburt ihres Sohnes, bis sie es endlich schafft, sich von diesen Wurzeln zu lösen, um ein freies, selbst bestimmtes Leben zu beginnen.


    Eigene Meinung:
    Einerseits sprach mich der Titel direkt an, als ich das Buch in meiner Buchhandlung sah, aber andererseits, war ich mir gar nicht sicher, ob ich es überhaupt lesen wollte. Der Klappentext erschien mir zu reißerisch, (weshalb ich beim Inhalt hier meine eigenen Worte wählte) und ich war mir nicht sicher, ob sich da nicht jemand einfach nur Luft machen möchte, aus Wut und Hass auf seine Kindheit.


    Ich begann damit, dass ich mich zuerst einmal über die Autorin informierte und mir mehrere Interviews mit Ihr anschaute. Ich musste feststellen, dass es sich bei Deborah Feldman um eine junge differenzierte, intelligente Frau handelt, die wirklich viel zu erzählen hat und welche schon in ihren jungen Jahren auf ein Leben zurückblickt, welches wirklich schwer erträglich war.


    Dann las ich das Buch und ich war berührt von ihrer Offenheit und ihrem Mut, ihr Erleben und ihre tiefsten inneren Emotionen mit dem Leser zu teilen.
    In diesem Buch nimmt sie ihr Leben von der Kindheit bis zu ihrem Mutterwerden unter die Lupe, blickt zurück, beschreibt, erkennt und teilt. Sie schreibt frei von Hass aber mit sehr klaren Worten, sie beschönigt nichts und übertreibt nicht.
    Für mich war es sehr interessant vom Leben dieser Menschen zu erfahren, weil es mir so fremd ist und weil es auch für mich unvorstellbar wäre, in solch einer extrem religiösen Welt zu leben. Ich bewundere diese junge Frau, dass sie es schaffte, sich aus diesem persönlichen Gefängnis zu befreien und mit sehr viel Mut und Stärke ein neues freieres Leben zu beginnen. 0
    Leider fand ich das Ende ein wenig abrupt. Ich hatte fast das Gefühl, dass die Autorin auf einmal keine Zeit oder Motivation hatte weiter zu schreiben. Nachdem ich mit Deborah diesen Weg gegangen bin, hätte ich sehr gerne erfahren, wie genau sie ihren Cut vollzogen hat, wie ihre Familie und ihr Umfeld reagierte, ob es schwierig war, das Sorgerecht für den Sohn zu bekommen und was überhaupt nach ihrem Wegzug geschah. Wie sie lebte und wie sie es schaffte, den neuen Alltag zu meistern.


    Eines gibt es aber, was mich bei diesem Buch nachdenklich macht. Was mich beunruhigt, ist nicht der Inhalt des Buches, sondern die Leser, die es lesen werden.


    Natürlich ist es wichtig, dass Missstände publik gemacht werden und dass man, wenn man etwas zu sagen hat auch darüber schreibt. Allerdings ist die Frage, wie der nicht jüdische Leser, mit wenig bis hin zu nicht existenter Kenntnis vom „normalen“ liberalen wie auch orthodoxen jüdischen Leben, dieses Buch auf- und wahrnimmt.


    Meine Sorge kommt vielleicht daher, dass es hier auch um meine Religion geht und die Frage, wie das Buch die Meinung und die Sicht der Menschen auf Juden und die jüdische Religion beeinflusst.
    Der Leser muss wissen, dass es sich hier wirklich um eine sehr kleine Gemeinde, einen so zu sagen minimalen Prozentsatz, innerhalb der chassidischen Strömung handelt.
    Ich kann nur hoffen, dass die Leser dies erkennen und das Leben in dieser Gemeinde nicht auf die restliche jüdische Bevölkerung projizieren. Es gibt mittlerweile immer mehr Antisemitismus, auch hier in Europa und nimmt man hier keine differenzierte Betrachtungsweise ein, so können ganz schnell üble Vorurteile projiziert werden und das wäre Wasser auf den Mühlen aller Antisemiten.


    Liest man dieses Buch aber mit diesem Wissen, dann ist es mit Sicherheit informativ, interessant, bewegend und beeindruckend.


    Danke Deborah Feldman , dass Sie ihre Erfahrungen mit uns auf solche offene und ehrliche Art teilen.

  • Deinen Kommentar Tina, habe ich mit grossem Interesse gelesen. Ich wohne in einer Stadt, in der einige tausend orthodoxe chassidische, Jiddisch sprechende Juden leben. Sie sind, vor allem durch ihre Kleidung, sehr auffällig. Auch hier haben sehr viele weniger orthodoxe Juden die Befürchtung, dass diese gläubige "Extremisten" ein falsches Bild vom Judentum vermitteln.
    Ich kenne das Buch von Deborah Feldmann nicht. Hinweisen möchte ich aber auf ein älteres, ganz ähnliches Buch, das ursprünglich auf Jiddisch geschrieben wurde: Esther Kreitmann - Deborah, Narren tanzen im Ghetto. Zum ersten mal ist es 1936 in Warschau erschienen. Esther Kreitmann schildert, ganz ähnlich wie Deborah Feldmann, wie sie sich aus der jüdisch-orthodoxen Gemeinschaft Antwerpens befreit. Die Autorin ist übrigens die Schwester des berühmten jüdischen Autors Isaak Singer. Als ich jüdischen Freunden von der Lektüre erzählte, war deren Reaktion der von Dir ganz ähnlich: Glaube ja nicht, dass das, was Du in dem Buch liest, für das heutige Judentum repräsentativ ist.

  • Trotzdem finde ich, das gerade dadurch auch die Vielfalt an verschiedenen Richtungen auch innerhalb des Judentums angezeigt wird. Ich finde es wichtig, das es eben viele verschiedene Strömungen gibt - so wie in vielen anderen Religionen auf der ganzen Welt. Gerade das sorgt meiner Meinung nach erst dafür, das man eben auch Vielfalt akzeptieren kann.

  • Du hast natürlich recht und ich finde es vor allem schön, dass man sich im Judentum nicht die Köpfe einschlägt, wenn der Nachbar seine Religion anders auslebt. Hier kann jeder seinen Weg gehen nach dem Motto "Leben und leben lassen"


    Interessante finde ich allerdings, dass ich anscheinend nicht alleine mit meinen Bedenken da stehe.

  • Tina
    Naja so ganz stimmt das ja auch nicht. Zumindest mal in Israel sind ja auch gerade die Ultraorthodoxen mehr als nur umstritten und andersherum bespucken sie in bestimmten Vierteln Frauen, wenn diese nach ihren Ansichten nicht jüdisch gekleidet sind.

  • Ich meinte damit jetzt eher, dass man den anderen nicht bekehren will. Wer sich am Shabbat mit dem Auto nach Meah Shearim verirrt, stimmt, der lebt gefährlich. :breitgrins: Aber auch das respektiere ich und laufe nicht inadäquat gekleidet durch bestimmte Viertel.

  • Diese Woche in der Bibliothek der Hochschule für jüdische Studien: eigentlich wollte ich Bücher für ein Referat ausleihen. Stattdessen wurden vier just for fun, zwei davon von Deborah Feldman. Eines, Unorthodox lese ich jetzt und kann kaum aufhören.

  • Meine Meinung:
    "Unorthodox" ist ein Buch das ich aus verschiedensten Interessen heraus lesen wollte. Einerseits weil die Autorin einen Einblick in die Chasisidische Gemeinschaft bietet in der sie aufgewachsen ist - und es sehr schwer ist, außerhalb dieser Gruppen an Informationen zu kommen. Gerade weil diese nicht daran interessiert sind, das jemand von außen überhaupt näheres erfährt. Aber auch weil ich einfach wissen wollte, wer ist diese Frau, wie hat sie es geschafft sich ihre Unabhängigkeit zu bewahren und aus dem Leben, das nicht zu ihr passte, auszubrechen.


    Trotz allem ist das Buch ein Buch und vor allem aus Erinnerungen heraus entstanden. Deshalb ist auch klar, das wir hier nur eine Seite der Wahrheit, so wie die Autorin sie erlebt hat, zu lesen bekommen. Trotzdem heißt das natürlich nicht, das die Autorin lügt. Sie legt ihre Sicht der Dinge dar und mir hat dabei gefallen, das sie dem Leser dabei selbst überlässt, was er der sie davon hält. Sie versucht nicht mit Hass an ihr Leben heran zu gehen, sondern einfach zu zeigen, weshalb sie als als Persönlichkeit nicht in die für sie als zu eng empfundene Welt der Gemeinschaft passte. Frauen werden klein gehalten und haben kaum eine Chance ihre Wünsche überhaupt laut auszusprechen. So viel lässt sich aus ihrer Geschichte herauslesen. Sie beschreibt aber auch, wie gerade die Frauen immer wieder mit dafür Sorgen das dieses System nach wie vor funktioniert. Was sich verstehen lässt, denn sie wurden dazu erzogen es gar nicht erst zu hinterfragen. Nicht zwingend muss sich eine Frau unterdrückt fühlen.


    Ich persönlich konnte kaum aufhören zu lesen. Die Autorin hat eine Art Dinge zu beschreiben, obwohl in diesem Biografiestil geschrieben, der mir oftmals nicht so liegt, war das Buch einfach spannend. Für mich sicher auch, weil ich eben einfach wissen wollte was sie über ihre Kindheit erzählen würde. Ich interessiere mich einfach für Gemeinschaften, die meinem eigenen Leben, sehr fern sind. Außerdem finde ich gerade die Tatsache, das dieses Leben nicht in Israel oder in irgendeinem kleinen Wüsten-ort in Utah oder anderswo mitten im Nirgendwo stattfand sondern in New York, auch irgendwie krass. Eine Paralellgesellschaft mit ganz eigenen Regeln und anderen Wertvorstellungen in der Stadt in der zur gleichen Zeit Sex and the City gedreht wurde und die Twin Towers einstürzten. Das zusammen zu bringen ist irgendwie surreal.
    Mich hat "Unorthodox" vor allem auch beeindruckt. Weil Deborah Feldman es geschafft hat ihre Persönlichkeit nicht an den Ereignissen zerbrechen zu lassen. Sie hat ihr Leben in die Hand genommen und sich ein völlig neues aufgebaut.

  • Ich habe das Buch vor ein paar Wochen in der Buchhandlung gesehen - seit dem steht es auf meiner Leseliste. Und wenn ich mir eure Kommentare durchlesen, macht es mich nur noch neugieriger.


    Ich kann die "Ängste" verstehen, dass man unreflektiert Dinge aus dem Buch für alle Juden übernimmt. Aber ich glaube nicht, dass die Menschen, die nach diesem Buch greifen, das machen werden. Wenn ein jüdischer oder muslimischer Mensch ein Buch über die Zeugen Jehowas lesen würde, würde er sicher auch nicht denken, dass alle Christen so sind.

  • Avila
    Ich finde das die Autorin im Buch selbst sehr deutlich trennt zwischen der Gemeinschaft in der sie aufwächst und anderen jüdischen Strömungen. Es würde mich daher sehr wundern, wenn jemand der das Buch gelesen hat, diese Differenzierung nicht mit macht. Aber ich kann mir schon vorstellen, wenn man das Buch nicht kennt und nur alles vom Hören sagen, das dann ein anderer Eindruck entstehen kann.

  • Wusstet ihr, dass das Buch als Miniserie verfilmt worden ist und bei Netflix zu sehen? Ich habe gestern die erste Folge gesehen. Ich fand's gut.