Anthony Powell - Die Welt des Wechsels/The Acceptance World

Es gibt 43 Antworten in diesem Thema, welches 8.086 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von knödelchen.


  • sein Vorbild John Galsworthy ist einer meiner britischen Lieblingsautoren. Aber erstens muss er ja nicht so gewesen sein, wie Powell ihn sieht, und außerdem sind Werk und Autor, wie wir aus vielen Beispielen wissen, sehr unterschiedlich, und man kann selten von dem einen auf den anderen schließen.


    Ich bin mit Galsworthy nicht warm geworden. Bis jetzt habe ich nur diese Ausgabe von der Forsyte-Sage gelesen:


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    Allerdings beanstandet eine Rezension die Übersetzung bei dem oben verlinkten Buch. Vielleicht lag es daran.


    In deinem Link hat sich ein Fehler eingeschlichen. Hier geht es zur Seite. Vielen Dank dafür, ich werde beim weiteren Lesen immer wieder darauf zurück greifen.

    Einmal editiert, zuletzt von dodo ()

  • Ich bin jetzt mitten im vierten Kapitel. Bis jetzt gefällt mir das Buch am besten von den bisher gelesen. Es fiel mir leichter, in seine Welt einzutauchen, ich empfinde es als kurzweiliger und die Unterhaltungen als spritziger als wie in Band 1+2. Wahrscheinlich liegt es aber daran, dass ich mich mittlerweile in seinen Stil (beziehungsweise in die Version des Übersetzers) eingelesen habe. Wie liest es sich eigentlich im Original? Ist Powells Englisch schwierig zu verstehen?

    Einmal editiert, zuletzt von dodo ()

  • Danke, dodo,


    ich habe den Link in meinem Beitrag jetzt auch repariert.


    Die Forsyte-Saga und auch die beiden Nachfolgebände habe ich schon in meiner Jugend gelesen und später noch einmal. Mir gefällt, wie Galsworthy einerseits die dargestellte Welt des Großbürgertums seziert, in allen ihren Facetten beleuchtet und daneben sehr viele tolle Charakterisierungen liebenswerter und weniger liebenswerter Figuren schafft.


    Nicht was die Sprache und Art der Schilderung ausmacht, aber den Inhalt in Galsworthys Romanen finde ich spannender und erhellender als das, was wir über Powells Kreise erfahren.
    Da warte ich inzwischen darauf, dass außer "Ennui" und deren Folgen, der Rolle der Frau und der selbstgefälligen und völlig hirnrissigen Annexion von Ideologien durch die künstlerische und andere Schickeria (echte Bolschewisten hätten darüber wohl nur gelacht) mal etwas wirklich Entscheidendes passiert, das nicht nur um den Bauchnabel der feinen Welt und ihrer Trabanten kreist. Aber je näher wir dem Krieg kommen, desto mehr wird das wohl eintreten.


    Übrigens finde ich auch die Schwarz-Weiß-Serie "Die Forsyte-Saga" aus den Sechziger/Siebzigern (?) sehr gelungen.


  • Da warte ich inzwischen darauf, dass außer "Ennui" und deren Folgen, der Rolle der Frau und der selbstgefälligen und völlig hirnrissigen Annexion von Ideologien durch die künstlerische und andere Schickeria (echte Bolschewisten hätten darüber wohl nur gelacht) mal etwas wirklich Entscheidendes passiert, das nicht nur um den Bauchnabel der feinen Welt und ihrer Trabanten kreist. Aber je näher wir dem Krieg kommen, desto mehr wird das wohl eintreten.


    Gerade das finde ich bei Powell wiederum so spannend - so paradox das klingen mag. Er transportiert perfekt die Langeweile, die eine ganze Gesellschaftsschicht (Männer wie Frauen) in ihre Klauen hielt. Diese Menschen hatten keine existentiellen Sorgen und wussten nichts mit ihrer Zeit anzufangen. Also hetzten sie einer Modeerscheinung nach der anderen hinter her, sei es Bolschewismus oder Esoterik. Ich will damit nicht sagen, dass der Bolschewismus eine Modeerscheinung war, sondern dass er in diesen Kreisen wie einer behandelt wurde.



    Übrigens finde ich auch die Schwarz-Weiß-Serie "Die Forsyte-Saga" aus den Sechziger/Siebzigern (?) sehr gelungen.


    Ich habe die Forsyte-Saga nicht gekannt, bevor ich nicht über das Buch gestolpert bin, auch keine Verfilmungen davon. Es ist mir selbst ein Rätsel, warum Galsworthy mich nicht packen konnte, denn eigentlich habe ich ein Faible für Epen in diesem Ausmaß.



    Zurück zu Powell: für mich war der kurze Absatz schockierend, als sich Jenkins über Jeans Kinderliebe wundert und zwar wegen seiner Begründung:


    [quote author=Anthony Powell - Die Welt des Wechsels; Kapitel 4, Seite 146:]"Damals waren Kinder ziemlich aus der Mode gekommen. Es schien seltsam und unwirklich, dass sie Polly so viel von ihrer Zeit widmete."[/quote]


    Das wirft einen entlarvenden Blick auf Jenkins Charakter. Er reduziert Kinder und die Liebe zu ihnen auf eine Modeerscheinung und zeigt, dass er ähnlich wie Onkel Giles von egozentrischer Natur zu sein scheint. Denn es impliziert, dass die Zeit, die Jean durch die Beschäftigung mit ihrer Tochter braucht, dann ihm fehlt.

  • Ich bin übers Wochenende weder zum Lesen noch zum Schreiben gekommen, gebe aber heute abend dann noch meinen Senf zum 4. Kapitel dazu :smile:


    Umfraville wird uns bestimmt noch öfter begegnen, da bin ich mir völlig sicher.



    Das wirft einen entlarvenden Blick auf Jenkins Charakter. Er reduziert Kinder und die Liebe zu ihnen auf eine Modeerscheinung und zeigt, dass er ähnlich wie Onkel Giles von egozentrischer Natur zu sein scheint. Denn es impliziert, dass die Zeit, die Jean durch die Beschäftigung mit ihrer Tochter braucht, dann ihm fehlt.


    Ich halte das fast noch stärker für Unreife als für Egozentrik. So richtig Ahnung von der Welt und vom Leben hat Jenkins ja trotz allem noch nicht.


    Danke für die Info zu Galsworthy! Das ist ja interessant. Ich kenne die Forsyte-Saga nur in der neueren Verfilmung mit Damian Lewis und Rupert Graves (die war super) und will sie auch irgendwann mal noch lesen.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Ich will damit nicht sagen, dass der Bolschewismus eine Modeerscheinung war, sondern dass er in diesen Kreisen wie einer behandelt wurde.


    Viele politische Strömungen waren in solchen gepflegt gelangweilten Kreisen eine modische Spielerei. Soweit ich weiß, haben damals auch viele kokett mit dem Faschismus geliebäugelt. Dazu kommt sicher/hoffentlich in diesem Romanzyklus auch noch was.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Umfraville wird uns bestimmt noch öfter begegnen, da bin ich mir völlig sicher.


    Das glaube ich auch.



    Ich halte das fast noch stärker für Unreife als für Egozentrik. So richtig Ahnung von der Welt und vom Leben hat Jenkins ja trotz allem noch nicht.


    Da hast du sicher Recht. Ich kann es zwar nicht an etwas richtig festmachen, da Jenkins als Erzähler ja bewusst im Hintergrund bleibt, aber trotzdem habe ich das Gefühl, dass er seinem Onkel Giles ähnlich ist. Vielleicht weil er eben noch immer so weltfremd erscheint und in seiner Blase verhaftet wirkt.

  • Da hast Du schon recht, dass es zwischen den beiden Gemeinsamkeiten gibt. Vielleicht geht Jenkins ja gerade deshalb so ungern hin :freches grinsen:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich bin am Wochenende leider auch nicht zum Lesen gekommen und hoffe schnellsten aufzuholen.


    Ich habe gerade erst die Isbister-Gedenkausstellung hinter mir. Interessant wer sich da so tummelte. Sehr erstaunt war ich über Quiggins Äußerung über Members schriftstellerisches Können. So eine überaus positive Beurteilung hätte ich nicht erwartet. Das spricht für Quiggins.

  • Hier noch mein Detailsenf zum 4. Kapitel:


    Isbister, so scheinen sich alle einig zu sein, hat oberscheußliche Bilder gemalt. Gibt es für ihn auch ein reales Vorbild?


    Eleanor Walpole-Wilson wurde zumindest mal kurz erwähnt, die hat es sich offenbar auf dem Land gemütlich gemacht, zum Leidwesen ihres Vaters. Ich habe mich gefragt, ob mit der Freundin, die sie so häufig trifft, mehr als nur Freundschaft läuft.


    Manche dieser Namen bzw. (hoffentlich!) Spitznamen machen mich ganz wahnsinnig. Bijou und Jumbo? Ernsthaft? :totlach:


    Es wird mal erwähnt, dass Gypsy Jones bei der Partei hoch im Kurs steht. Welche wohl? Ist sie noch auf dem kommunistischen Trip oder sympathisiert sie gar mit dem anderen Extrem?


    Mona Templer, Quiggin und St. John Clarke bei dieser Demo - dieses Gespann hat mich echt überrascht. Und Quiggins Worte kurz zuvor, dass Mona sicher bald mit jemandem davonlaufen würde, waren wohl auch nicht bloß prophetisch, sondern handfest begründet. In diesen Büchern ist wirklich alles mit allem vernetzt! (Dass es Mona bei der Demonstration allerdings um die Sache geht, glaube ich weniger, die findet das bestimmt nur alles ganz furchtbar aufregend und unkonventionell.)


    Noch überraschter war ich, als Jeans Affäre mit Stripling erwähnt wurde :entsetzt: Ihr hätte ich besseren Geschmack zugetraut.


    Foppa und sein Etablissement gefallen mir irgendwie, mal was anderes als steife Herrenclubs und Dinnerpartys in Herrenhäusern. Und Dicky Umfraville scheint einer von diesen Typen zu sein, die nichts richtig ernst nehmen können, aber immer wissen, wo die rauschendsten Partys steigen. Ich habe so ein Gefühl, als ob der noch Ärger macht.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Im 4. Kapitel geschieht ja mal richtig was. Oft zieht sich ein Kapitel nur über eine Veranstaltung hin, aber hier gibt es Abwechslung in Hülle und Fülle. :breitgrins:


    Isbisters Gemälde hätte ich zu gerne mal gesehen. Die müssen vor lauter Hässlichkeit schon bald wieder schön gewesen sein.


    Jenkins Beziehung zu Jean kommt mir immer seltsamer vor. Ihr Hin- und Herschwanken zwischen Harmonie und Gereiztheit, erinnert mich etwas an Mona und Peter. Ob diese Beziehung lange hält, wage ich zu bezweifeln. Besonders Jenkins Einstellung zu Kindern passt nicht zu Jeans. Immerhin lassen sie sich schon zusammen in der Öffentlichkeit sehen.
    Ihre Beziehung zu Stripling hat Jenkins stark mitgenommen. Das kann ich ihm sogar nachfühlen. Aber, wer weiß, was sie ihn ihm gesehen hat.


    Neben alten Bekannten werden jetzt auch neue Figuren eingeführt. Foppa ist ein völlig unbeschriebenes Blatt, während Umfraville zumindest indirekt schon vorkam. Seltsamerweise konnte ich mich an seine Erwähnung gut erinnern.


    Mona und Quiggin? Das hat mich echt umgehauen! :breitgrins: Dass Mona auf Quiggin fliegt, kann ich mir vorstellen, aber Quiggin auf Mona, das finde ich gewöhnungsbedürftig.


    Erstaunlich fand ich, dass Jenkins Members Entlassung mit dem Beginn des Verfalls gleichsetzte. Der Anlass, der zur Verstimmung von St. J. führte, war Members Schuld. Warum musste er ihm diese Lüge auftischen. :rollen:


    Ein Wiedersehen mit Milly Andriadis habe ich absolut nicht erwartet. :breitgrins: Es war zu dieser Zeit also modern einen "deutschen Jungen" zu haben. Klingt ja schrecklich. Genaus so schlimm wie die Modeerscheinung eine bestimmte Hunderasse zu erwerben.

  • Fertig! :smile:


    Ich dachte mir noch so am Ende von Kapitel 4, da fehlt doch noch einer ... :breitgrins:


    Und schon taucht er auf, in aller unglückseliger Pracht, der gute alte Widmerpool, und ist erneut der Katalysator in einer Problemsituation, allerdings ist die diesmal nicht so lustig wie damals das Missgeschick mit dem Auto im Schlossgarten. Dass er ursächlich an Le Bas' Schlaganfall schuld ist, möchte ich ihm bestimmt nicht unterstellen, aber das war schon ein böser Scherz des Zufalls - und ein echter Widmerpool. Das Selbstbewusstsein muss man erst mal haben, sich dermaßen merkbefreit in den Mittelpunkt zu spielen und große Reden zu schwingen, wenn es eigentlich gerade gar nicht angebracht ist. Aber durch sonderlich viel Taktgefühl ist er ja noch nie aufgefallen.


    Das Ehemaligentreffen drumherum fand ich auch gut gezeichnet, vor allem den Typen, den keiner zu kennen scheint, der aber jedsmal kommt :breitgrins:


    Auch sonst hat mir dieses Schlusskapitel gut gefallen. Mona ist tatsächlich auf und davon (und Templer scheint es gar nicht zu sehr zu wundern), während Onkel Giles Mrs. Erdleigh verleugnet, Umfraville Anne Stepney geheiratet hat, Quiggin nicht mehr für Clarke arbeitet und sich dafür wieder mit Members zusammengetan hat und der seltsame Guggenbühl jetzt Clarkes neuer Sekretär ist.


    Was für ein Karussell von Beziehungen und Loyalitäten, da ist wirklich nichts sicher. Ich bin auch gespannt, wie es mit Jean und Jenkins weitergeht. Bisher haben sie ihre Affäre ja offenbar erfolgreich geheimgehalten, wenn nicht mal Jeans Bruder eine Ahnung hat.


    Der Vergleich mit dem romantisierten Pärchen auf der Postkarte war ein schönes Schlusswort. Genießen, so lange es eben dauert - nicht untypisch für die Roaring Twenties und die Zeit kurz danach!


    Ich habe mal nach den Versen gegoogelt, die der bedüdelte Stringham von sich gibt, als sie ihn nach Hause schleppen, und das hier gefunden: http://www.victorianweb.org/ar…on/sullivan/rubaiyat.html

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Isbisters Gemälde hätte ich zu gerne mal gesehen. Die müssen vor lauter Hässlichkeit schon bald wieder schön gewesen sein.


    Die würden mich auch mal interessieren!


    Zitat

    Neben alten Bekannten werden jetzt auch neue Figuren eingeführt. Foppa ist ein völlig unbeschriebenes Blatt, während Umfraville zumindest indirekt schon vorkam. Seltsamerweise konnte ich mich an seine Erwähnung gut erinnern.


    Echt? Den hab ich völlig verdrängt.


    Zitat

    Mona und Quiggin? Das hat mich echt umgehauen! :breitgrins: Dass Mona auf Quiggin fliegt, kann ich mir vorstellen, aber Quiggin auf Mona, das finde ich gewöhnungsbedürftig.


    Zumindest hübsch scheint sie ja zu sein :rollen:


    Zitat

    Ein Wiedersehen mit Milly Andriadis habe ich absolut nicht erwartet. :breitgrins: Es war zu dieser Zeit also modern einen "deutschen Jungen" zu haben. Klingt ja schrecklich. Genaus so schlimm wie die Modeerscheinung eine bestimmte Hunderasse zu erwerben.


    Ja, brrrr ...

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    Leonard Cohen





  • Das letzte Kapitel hat dem Titel des Buches alle Ehre gemacht.


    Guggenbühl hat also Quiggins Stelle eingenommen. Das hat mich gar nicht verwundert, ja, ich habe es schon kommen sehen, also Guggenbühl begann sich mit St. J. zu treffen. Es lief nach dem gleichen Schema ab wie damals mit Quiggin.


    Mona hat ihren Mann tatsächlich verlassen. Nun, warum nicht, aber gerade wegen Quiggin. Das hat mich sehr erstaunt. Und schon sind wir bei der nächsten Form des Wechsels. Ein ständiges Verlassen und Verlassen werden, man wird ganz wirr im Kopf. Noch dazu, weil sie alle irgendwie miteinander verbandelt sind. Sogar Onkel Giles wurde verlassen, auch wenn er dies nie zugeben würde. :breitgrins:


    Jenkins sieht sogar noch eine andere Art von Wechsel. Er deutete dies bereits im vorangehenden Kapitel an, als er über Members "Entlassung" sinnierte. Nun sieht es dies in Gestalt von Widmerpool bestätigt. Es hat ein gesellschaftlicher Wechsel begonnen.


    Das Treffen der Ehemaligen erinnerte mich entfernt an manche Party, die wir bereits besuchen durften.
    Tolland, ein Relikt aus uralten Zeiten, gefiel mir gut. :zwinker: Le Bas schien ihn nicht übermäßig zu mögen. Und ich glaube nicht, dass Widmerpools anmaßender Vortrag der Auslöser für den Schlaganfall von Le Bas war. Ein unglückliches Zusammentreffen, mehr nicht. :breitgrins: Aber zugegeben, Widmerpool zieht Fettnäpfchen an! Wenn aus spät, so sind wir doch noch in den "Genuss" seiner Anwesenheit gekommen.


    Sein tatkräftiges Eingreifen hat zumindest Stringham nach Hause geschafft. Der Verfall, der Jenkins bereits mehrmals auffiel, ist auch hier zu spüren. Stringhams Vater ist sichtlich gealtert, aber ob dies nur am Alter liegt, ist nicht klar ersichtlich. Der Zahn der Zeit macht vor keinem Halt.




    Ich bin auch gespannt, wie es mit Jean und Jenkins weitergeht. Bisher haben sie ihre Affäre ja offenbar erfolgreich geheimgehalten, wenn nicht mal Jeans Bruder eine Ahnung hat.


    Ihr Bruder scheint zu glauben, dass sich alles wieder einrenken würde, sobald Duport eine vernünftige Stelle finden würde, es also finanziell wieder stimmen würde, da er ja sein Verhältnis mit der anderen Dame aufgegeben hätte. :grmpf:


  • Guggenbühl hat also Quiggins Stelle eingenommen. Das hat mich gar nicht verwundert, ja, ich habe es schon kommen sehen, also Guggenbühl begann sich mit St. J. zu treffen. Es lief nach dem gleichen Schema ab wie damals mit Quiggin.


    Und da soll mal einer behaupten, junge Leute seien wankelmütig in ihren Beziehungen. St. John wechselt die Sekretäre und anscheinend auch die Ansichten fast wie seine Unterwäsche.


    Zitat

    Sogar Onkel Giles wurde verlassen, auch wenn er dies nie zugeben würde. :breitgrins:


    Verlassen? Er? Von wem denn? :elch:


    Zitat

    Es hat ein gesellschaftlicher Wechsel begonnen.


    Das ist mir schon gleich beim Titel des Buches in den Sinn gekommen. Es ist einiges im Umbruch.


    Zitat

    Das Treffen der Ehemaligen erinnerte mich entfernt an manche Party, die wir bereits besuchen durften.


    Ja, und an manches Klassentreffen in der Realität. Da gibt's ja auch meistens die Großspurigen, die mit ihren Erfolgen prahlen und sich für ach so wichtig halten.


    Zitat

    Ihr Bruder scheint zu glauben, dass sich alles wieder einrenken würde, sobald Duport eine vernünftige Stelle finden würde, es also finanziell wieder stimmen würde, da er ja sein Verhältnis mit der anderen Dame aufgegeben hätte. :grmpf:


    Tja, so einfach ist das dann auch wieder nicht, selbst wenn letztendlich beide fremdgegangen sind.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Ich bin auch durch und muss sagen, dass mir der dritte Band bis jetzt am Besten gefallen hat. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich die handelnden Personen nun kenne und nicht mehr auf mühsame Einführungen angewiesen bin. Kommt dann jemand Neuer hinzu, verwirrt es mich nicht mehr, da der Personenkreis trotz allem überschaubar bleibt. Bei Band 1 und 2 hatte ich stellenweise Schwierigkeiten, Überblick über die Charaktere zu behalten.


    Das Klassentreffen war ein würdiger Abschluss. Man erlebte die Entwicklung von Jenkins Umfeld hautnah mit. Dabei sticht die nüchterne Erzählweise wohltuend ins Auge. Powell führt seine Figuren nicht vor, er zieht sie nicht ins Lächerliche. Widmerpool blamiert sich vor allen, wenn er eine uninteressante und nicht erwünschte Rede hält. Er wird nur durch den Schlaganfall von LeBas eingebremst. Später darf er wiederum beweisen, dass er nicht nur ein aufgeblasener Wichtigtuer ist, als er und nicht Jenkins Stringham tatkräftig ins Bett verfrachtet, damit dieser dort und nicht auf der Straße seinen Rausch ausschlafen kann. Jenkins war mit der Situation überfordert, Widmerpool nicht.


  • Ich bin auch durch und muss sagen, dass mir der dritte Band bis jetzt am Besten gefallen hat. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich die handelnden Personen nun kenne und nicht mehr auf mühsame Einführungen angewiesen bin.


    Das geht mir genauso, und ich freue mich richtig auf den nächsten Teil. Nach Band 2 war ich gar nicht so sicher, ob ich das 12 Bände lang durchhalte :breitgrins:


    Zitat

    Jenkins war mit der Situation überfordert, Widmerpool nicht.


    Bei aller Wichtigtuerei kann Widmerpool auch pragmatisch sein, wenn's drauf ankommt. Ich bin echt gespannt, wie sich diese Figur noch entwickeln wird!

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen






  • Ich bin auch durch und muss sagen, dass mir der dritte Band bis jetzt am Besten gefallen hat. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich die handelnden Personen nun kenne und nicht mehr auf mühsame Einführungen angewiesen bin. Kommt dann jemand Neuer hinzu, verwirrt es mich nicht mehr, da der Personenkreis trotz allem überschaubar bleibt. Bei Band 1 und 2 hatte ich stellenweise Schwierigkeiten, Überblick über die Charaktere zu behalten.


    Das trifft es ganz sicher. Man kennt die meisten Leute bereits, auch wenn man hin und wieder überlegen muss woher. Aber ich finde, hier hat auch ein leichter Wechsel in der Erzählweise stattgefunden. Ich hatte den Eindruck, dass es mehr Passagen mit leicht zu lesenden, unverschachtelten Sätzen gab. Bereits der Einstieg in das Buch begann sehr locker, im Gegensatz zum letzten Band.



    Später darf er wiederum beweisen, dass er nicht nur ein aufgeblasener Wichtigtuer ist, als er und nicht Jenkins Stringham tatkräftig ins Bett verfrachtet, damit dieser dort und nicht auf der Straße seinen Rausch ausschlafen kann. Jenkins war mit der Situation überfordert, Widmerpool nicht.


    Gerade beim letzten Satz drängte sich mir der Vergleich mit Rassehunden auf. Überzüchtet. :redface: :breitgrins:
    Widmerpool wird sich vielleicht zu gegebener Zeit damit brüsten, während Jenkins diskret schweigen wird.



    Nach Band 2 war ich gar nicht so sicher, ob ich das 12 Bände lang durchhalte :breitgrins:


    Band 2 war sehr anstrengend, fand ich. Ich fing, genau wie du, an zu zweifeln.



    Bei aller Wichtigtuerei kann Widmerpool auch pragmatisch sein, wenn's drauf ankommt. Ich bin echt gespannt, wie sich diese Figur noch entwickeln wird!


    In diesem Band war er mir erst nicht mehr ganz so sympathisch wie in den anderen. Seine Aufgeblasenheit war gruselig.



    Enttäuscht war ich, dass man so gar nichts über den Roman von Jenkins erfahren hat. Dabei hätte es mich brennend interessiert, worüber er geschrieben hat.


  • Aber ich finde, hier hat auch ein leichter Wechsel in der Erzählweise stattgefunden. Ich hatte den Eindruck, dass es mehr Passagen mit leicht zu lesenden, unverschachtelten Sätzen gab. Bereits der Einstieg in das Buch begann sehr locker, im Gegensatz zum letzten Band.


    Dass es weniger Schachtelsätze gab, ist mir nicht aufgefallen. :redface: Der Einstieg war definitiv leichter als bei Band 2, da gebe ich dir recht. Im zweiten Band fragte ich mich anfangs immer, wer Deacon und Barnby seien, bis ich dahinter kam, dass wir die beiden noch nicht kennen gelernt hatten.



    Gerade beim letzten Satz drängte sich mir der Vergleich mit Rassehunden auf. Überzüchtet. :redface: :breitgrins:


    Das trifft den Nagel auf den Kopf. Jenkins natürliches Habitat wirkt verloren. Stringham, Templer und auch Jenkins finden sich nicht zurecht. Templer verliert fast sein ganzes Vermögen bei dubiosen Aktiengeschäften, Stringham verfällt dem Alkohol und auch Jenkins wirkt in seinem Beruf nicht sonderlich erfolgreich. Ein fertiges Buch kann nicht auf den Markt gebracht werden, weil das Vorwort dazu fehlt! Anstatt eine andere Lösung zu finden, verlässt sich Jenkins auf Regeln, die nicht mehr in dem Ausmaß gelten, wie es bis dahin üblich war. Er benutzt seine fruchtlosen Beziehungen, um St. John doch noch dazu zu bringen, etwas zu schreiben, anstatt jemand anderem damit zu beauftragen und St. John Clarke notfalls für das geleistete Honorar zu verklagen.



    Widmerpool wird sich vielleicht zu gegebener Zeit damit brüsten, während Jenkins diskret schweigen wird.


    Da könntest du recht haben.



    Enttäuscht war ich, dass man so gar nichts über den Roman von Jenkins erfahren hat. Dabei hätte es mich brennend interessiert, worüber er geschrieben hat.


    Das bedauere ich auch.


  • Man kennt die meisten Leute bereits, auch wenn man hin und wieder überlegen muss woher.


    Wie im richtigen Leben! ;)


    Zitat

    Aber ich finde, hier hat auch ein leichter Wechsel in der Erzählweise stattgefunden. Ich hatte den Eindruck, dass es mehr Passagen mit leicht zu lesenden, unverschachtelten Sätzen gab.


    Das war definitiv so. Es war viel leichter und auch angenehmer zu lesen.


    Zitat

    In diesem Band war er mir erst nicht mehr ganz so sympathisch wie in den anderen. Seine Aufgeblasenheit war gruselig.


    Wirklich sympathisch war er mir noch nie, muss ich zugeben.


    Zitat

    Enttäuscht war ich, dass man so gar nichts über den Roman von Jenkins erfahren hat. Dabei hätte es mich brennend interessiert, worüber er geschrieben hat.


    Das würde ich auch gerne noch erfahren. Vielleicht über Partys und Beziehungskram in der englischen Oberschicht? ;)

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen