Jennifer Ryan - Der Frauenchor von Chilbury / The Chilbury Ladies' Choir

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    Bei dem Roman "Der Frauenchor von Chilbury" von Jennifer Ryan handelt es sich um das (sehr gelungene) Début der Autorin, das durch Geschichten ihrer Großmutter inspiriert wurde und teils auf authentischen Grundlagen in Form von Tagebüchern (Journals) der Frauen basiert, die zum Schreiben von staatlicher Seite auf der "Home Front" aufgefordert wurden. Diesen Frauen widmete die Autorin auch diesen Roman. Verlegt wurde der Roman im Verlag Kiepenheuer & Witsch (HC, gebunden, 2017).


    England, Grafschaft Kent, Ende März 1940:


    Da die männlichen Stimmen im Krieg sind, löst der Vikar in Chilbury kurzerhand den Kirchenchor auf. Da sich die Frauen diese Gemeinsamkeit, im Chor zu singen, jedoch nicht nehmen lassen, gründen sie - auch mit Unterstützung der Chorleiterin Primrose Trent, die sie zu diesem Schritt ermutigt - den Frauenchor von Chilbury, der diesem sehr lesenswerten Roman seinen Titel gab. Die Frauen stellen fest, dass sie auch ohne Männer vorzüglich singen können, einige sogar besonders gut, so z.B. Kitty Winthorp (13), ihre Schwester Venetia (18), Mrs. Tilling, eine engagierte und sympathische Krankenschwester, Mrs. Quail u.a.; und sie begreifen, wie wichtig die Musik und das Singen gerade in schweren Zeiten ist.


    Viele der Frauen haben bereits ihren Mann oder ihren Sohn im Krieg verloren; manche bangen um diese und so finden sie in den Chorproben Trost und Stärke, diese schwere und belastende Zeit gemeinsam durchzustehen.


    Stilistisch interessant ist der Roman besonders dadurch, dass 5 Hauptprotagonistinnen durch ihren Briefwechsel (Venetia an ihre Freundin in London), Mrs. Edwina Paltry, (eine zwielichtige, geldgierige Hebamme mit zweifelhafter Vergangenheit an ihre Schwester Clara), durch Tagebucheinträge (Kitty) oder durch ihre Journale (Mrs. Tilling) einander abwechseln und man die einzelnen Charaktere im Romanverlauf immer besser kennenlernt. So liest man vom Alltagsleben der Dorfbewohner, von Geburten und einem zweifelhaften Ruf der Hebamme, einem rabiaten Gutsherrn, dem Vater von Venetia und Kitty, der dringend einen männlichen Erben benötigt, einer aufmunternden und begeisternden Chorleiterin, die das Leben im Dorf Chilbury weiterführen, während die Ereignisse des Kriegsgeschehens, z.B. der Einmarsch der Deutschen in Norwegen und Belgien ebenfalls benannt werden. So gab es auch Einquartierungen, die der netten Mrs. Tilling einen Colonel Mallard beschert, den sie ausgerechnet im Zimmer ihres eingezogenen Sohnes David unterbringen muss...


    Kitty, die mit ihrer Schwester Venetia ihre Probleme hat, versucht Sylvie, das Mädchen aus der Tschechoslowakei, das bei den Winthorps unterkam nach der Evakuierung, mit Spielen und Picknicks aufzuheitern - man ahnt schon, aus welchem Grunde Sylvie ihre Familie und ihr Land auf dem schnellsten Wege verlassen musste. In Chilbury selbst werden zwei Invasionskommitees gegründet und das Aufeinandertreffen dieser zwei Gruppen wird mit feinstem britischen Humor - der realen Kriegsbedrohung Englands durch die deutsche Wehrmacht zum Trotz - beschrieben; diese Episode gefiel mir - abgesehen von dem hintergründigen Humor, der oftmals in den Tagebucheinträgen Kittys lauerte - besonders gut.
    Die durchweg sehr sympathischen Frauen werden sehr facettenreich und authentisch beschrieben; Mrs. Tilling schließt man ebenso wie Kitty und mehr und mehr auch Venetia unwillkürlich in sein Leserherz, da sie allesamt ihr Herz am rechten Fleck tragen. Auch der Hebamme Edwina kann man am Ende kaum ernsthaft böse sein. Sehr gut eingefangen hat die Autorin das Zeitgefühl und die tiefe Solidarität unter den Chorfrauen, die in Umarmungen, Wohltätigkeitskonzerten und Andachtsmessen für die Gefallenen zum Ausdruck kommt.So stellt Mrs. Tilling in einem ihrer Journal-Einträge fest:


    "Erstaunlich, wie ein bisschen Singen so viel Nähe erzeugt. Da standen wir, jede in ihrer eigenen Welt, mit ihren eigenen Problemen und plötzlich löste sich alles in Luft auf (.....); wir spürten, dass wir diese Zeiten gemeinsam durchleben müssen, einander Halt und Unterstützung geben können."(Zitat, S. 197)


    Nachdem der Krieg auch vor Chilbury selbst nicht Halt macht und im benachbarten Litchfield Bomben fallen, es Opfer und Kriegsschäden gibt, ist die Antwort des Frauenchors eine Veranstaltung:


    "Momentan ereignet sich so wenig Erfreuliches, alles ist rationiert oder verboten, da können wir wenigstens singen. Es ist erstaunlich, wie sehr es die Stimmung hebt!" (Venetia an ihre Freundin Angela, Zitat S. 442)


    Ein sehr positiver, zutiefst menschlicher und 'runder' Abschluss krönt diesen schönen Débutroman, der zeigt, welche Kraft die Musik und besonders das gemeinsame Singen erweckt, gerade in Zeiten wie dem 2. Weltkrieg... Der Frauenchor entwickelte eine Eigendynamik, die die Solidarität unter den Frauen entfachte, zumal es sich hier um ganz wundervolle (zumeist) und starke Hauptprotagonistinnen handelt; allen voran Mrs. Tilling, Kitty und auch Venetia, denen die Musik ihrem Leben einen zusätzlichen "Schub" gab, gerade im Jahr 1940!
    In Konzerten und Veranstaltungen gibt "Der Frauenchor von Chilbury" diese positiven musikalischen Schwingungen weiter - dafür gibt es für einen sehr gelungen Roman von der englischen Home Front und starken Frauen von mir sehr überzeugte 5 * und einen Dank an die Autorin für sehr schöne, berührende, informative und interessante Lesestunden!


    5ratten :tipp:

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

    Einmal editiert, zuletzt von Valentine ()

  • Ich habe noch den Amazonlink ergänzt (bitte bei neuen Postings immer dran denken).


    Das klingt richtig toll und ist direkt auf meine Wunschliste gewandert. Passt perfekt in mein Beuteschema.

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Valentine:


    Sorry, das muss dann dem späten Einstellen der Rezi(s) geschuldet worden sein - ich dachte, ich hätte den amazon-link drübergesetzt ....


    Der Roman ist wirklich überaus lesenswert! Viel Spaß dabei, wenn Du ihn liest :winken:

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Wie schön - steht auch schon auf meiner Liste Sagota :winken:

    Liebe Grüße JaneEyre

    Bücher haben Ehrgefühl. Wenn man sie verleiht, kommen sie nicht zurück.

    Theodor Fontane

  • Muss erst noch bestellt werden demnächst :breitgrins:

    Liebe Grüße JaneEyre

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    Theodor Fontane

  • Ich bin nicht ganz so begeistert....


    Das Recht, gehört zu werden haben im englischen Örtchen Chilbury bisher nur Männer. Naja, nicht nur, aber ohne sie läuft nicht viel und als sie allesamt in den Krieg ziehen, soll sogar der lokale Kirchenchor aufgelöst werden, denn nur ihre Stimmen haben dem Ganzen ein Sinn gegeben.


    So heißt es jedenfalls von seiten des Pfarrers und was der sagt, das wird akzeptiert. Oder zumindest hingenommen. Bis Musikprofessorin Primrose aus London in dem Örtchen Zuflucht findet. Schließlich schreiben wir das Jahr 1940, es herrscht Krieg und in London ist es viel zu gefährlich.


    Primrose gelingt es, die örtliche Damenwelt aufzuwiegeln und mit dem Frauenchor wächst auch das weibliche Selbstbewusstsein.


    Es könnte so schön sein, aber irgendwie konnte dieses Buch, das sich durch seinen ungewöhnlichen Stil auszeichnet - es wird aus der Perspektive verschiedener Dorfbewohnerinnen berichtet - meinen Nerv nicht so recht treffen. Irgendwie zieht es sich und dieser kurze zeitliche Auszug - es geht wirklich nur um das Jahr 1940 - ist auch nicht ganz mein Fall.


    Klar, originell ist das Buch und sicher für Engländer auch interessanter als für manchen, der von außen auf die Geschichte schaut. Dennoch, mir ist ziemlich schnell langweilig geworden mit dem Buch, auch wenn einige Seitenstränge durchaus Spannung versprechen - aus meiner Sicht aber nicht halten, da das Buch in vielerlei Hinsicht ein wenig überladen ist und ich nach jeder Pause ganz schön Schwierigkeiten hatte, wieder reinzukommen. So empfehle ich das Buch nur Geschichtsinteressierten mit einer Vorliebe für England!
    3ratten

  • Vielleicht hat es mir besonders daher wirklich gut gefallen - und authentisch gewirkt durch die vielen Journale, die die Autorin zuvor gelesen haben muss....


    Geschichtsinteressiert mit einem Faible für England - das trifft die Sache im Kern :zwinker:

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Über das Buch denke ich gerade nach.
    Ich habe vor kurzem "Deine Juliet" gelesen.
    Ein Buch, größtenteils als Briefroman, in dem es um die deutsche Besatzung von Guernsey geht.
    Das hat mir gut gefallen, denn ich mag das Thema und ich mag England (auch Schottland und Irland?).

  • Ich denke mal, dieses Buch hat den meisten gefallen und ich bin hier eher die Ausnahme mit meiner Ansicht. Liegt natürlich auch daran, dass ich nach den vielen begeisterten Worten mit großen Erwartungen an die Lektüre gegangen bin.

  • "Der Frauenchor von Chilbury" ist ein äußerst gelungener Debütroman aus der Feder der Autorin Jennifer Ryan. Die Autorin entführt uns nach England.


    Hier befinden wir uns im Jahr 1940 und machen Halt in dem kleinen Dorf Chilbury in der Grafschaft Kent. Eines Tages entschließt der Pfarrer den Chor der Gemeinde aufzulösen, da sich alle Männer im Krieg befinden. Doch da hat er die Rechnung ohne die Frauen gemacht. Als eine Musikprofessorin aus London in den Ort kommt, erwacht der Chor als Frauenchor von Chilbury wieder zum Leben. In in dem Buch berichten fünf Frauen in Briefen und Tagebucheinträgen wie der Krieg ihr Leben verändert hat.


    Die Geschichte hat mich wirklich schwer beeindruckt. Der Schreibstil der Autorin ist wirklich außergewöhnlich. Ich bin sofort in die Geschichte eingetaucht. Sie hat mich von ersten Augenblick an in ihren Bann gezogen. Es ist ja interessant zu lesen, wie jeder einzelne in der Zeit der Kriegswirren mit seinen Erlebnissen umgeht. Da sind Frauen, deren Männer und Söhne in den Krieg gezogen sind, und die voller Hoffen und Bangen auf ihre Rückkkehr warten. Dann ist da Mädchen, die verheiratet werden sollen, obwohl sie den auserwählten überhaupt nicht lieben. Dann ist eine Liebe, die nicht sein darf. Und auch ein unverfüllte Liebe spielt eine große Rolle. Jede der Frauen versucht in dieser schweren Zeit mit Verlust, Angst und Trauer umzugehen. Ich bin fasziniert, welchen Einfluss die Musik in dieser schwern Zeit auf alle Mitwirkenden hat. Während des Singens kann man für kurze Zeit all den Schmerz und die Trauer vergessen. Und die Bewohner von Chilbury geben sich gegenseitig Mut, Trost und Zuversicht. Es stecken viele Emotionen in der Geschichte, die direkt greifbar sind. Ich habe beim Lesen mitgelitten, gehoffe und gebangt und es gab auch in diesen schweren Zeiten grund zur Freude.


    Für mich ein absolutes Lesehighlight, das mir wunderbare unterhaltsame, spannende und nachdenkliche Lesestunden beschert hat. Das Cover ist auch ein echter Hingucker. Genau so habe ich mir das kleine Dorf vorgestellt. Selbstverständlich vergebe ich gerne 5 Sterne und freue mich auf den nächsten Roman der Autorin.


  • Ich denke mal, dieses Buch hat den meisten gefallen und ich bin hier eher die Ausnahme mit meiner Ansicht. Liegt natürlich auch daran, dass ich nach den vielen begeisterten Worten mit großen Erwartungen an die Lektüre gegangen bin.


    Ich habe damit angefangen, aber so richtig packt es mich bisher nicht... mal sehen, ob sich das noch ändert.

    LG, Dani


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  • "Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten" (Gustav Mahler)


    1940 Kent/England. Da immer mehr Männer für den Kriegsdienst eingezogen werden, müssen sich die Frauen allein um alles kümmern. Als der örtliche Pfarrer der Gemeinde Chilbury den Chor auflösen will, hat er allerdings nicht mit den Frauen gerechnet, die sich das nicht bieten lassen wollen. Schließlich sind sie auch Teil der Gemeinde und der Chor bietet ihnen Abwechslung und Freude vom tristen Alltag. Ihre Rettung erscheint in der Musikprofessorin Primrose Trent, die aus London in Chilbury unterkommt. Sie nimmt sich den Frauen an und gründet mit ihnen einen reinen Frauenchor. Erst sind die Frauen skeptisch, doch Primrose steckt sie mit ihrer Leidenschaft für Musik an und erreicht sie in ihren Herzen. Der Chor wächst immer mehr zusammen und die Frauen gewinnen an Selbstbewusstsein und Stärke, die ihnen durch die Kriegszeiten helfen soll.


    Jennifer Ryan hat mit ihrem Buch “Der Frauenchor von Chilbury” einen sehr eindrucksvollen Debütroman vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und lebhaft, er lässt auch den Humor nicht vermissen und nimmt den Leser sehr schnell für sich ein. Durch das Wählen von Briefen und Tagebuchaufzeichnungen für die Erzählung der Handlung gibt die Autorin, basierend auf den Erzählungen der eigenen Großmutter, dem Leser einen wunderbaren Rundumblick, was in den Herzen und Gedanken der einzelnen Dorfbewohner vor sich geht und wie sie sich entwickeln. Man erfährt viele kleine Alltagsepisoden, die spannend berichtet werden und die Handlung immer weiter voran treiben sowie den Spannungsbogen immer mehr in die Höhe schnellen lassen. Über die verschiedenen Einträge, die sich nahtlos aneinander reihen, erfährt man so von 5 Protagonisten über die damalige Zeit und welche Faszination die Musik auf sie selbst und ihr eigenes Leben ausgeübt haben.


    Die Charaktere sind sehr schön ausgearbeitet und in Szene gesetzt worden. Sie spiegeln den damaligen Zeitgeist wieder sowie die gesellschaftlichen Ansichten und Normen. Der Leser erlebt die Sorgen und Nöte der einzelnen Personen hautnah mit und lernt sie von Grund auf durch ihre eigenen Worte kennen. Sie wirken alle sehr lebendig und authentisch. Primrose Trent liebt die Musik über alles und versucht mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln, jeden davon zu überzeugen, dass Musik viel bewirken kann. Man könnte fast sagen, es ist ihr eine Herzensangelegenheit. Sie strandet in Chilbury und ist erst einmal eine Fremde. Doch nach und nach gelingt es ihr, zu den Bewohnerinnen durchzudringen und sie von ihrer Idee zu überzeugen. Margret Tilling hat ihren Mann im Krieg verloren und steht allein im Leben. Sie lebt eher zurückgezogen und man hat fast den Eindruck, sie macht sich unsichtbar. Doch durch ihre Mitwirkung im Chor und die Kraft der Musik erlebt sie eine regelrechte Wandlung. Sie entwickelt neues Selbstvertrauen und gibt diesem auch eine Stimme. Die 13-.jährige Kitty muss in ihrem zarten Alter dem Krieg begegnen. Sie erlebt einiges und berichtet in ihrer kindlich-naiven Art, was sie bewegt. Kittys ältere Schwester Venetia ist ebenso ein interessanter Charakter, der nach einiger Zeit das Leserherz erobert. Wirkt sie zu Beginn noch egoistisch und durchtrieben, so verändert sie sich durch Schicksalsschläge immer mehr und erobert einen mit sympathischem Wesen und einer sehr menschlichen Seite.


    “Die Frauen von Chilbury” ist ein wunderbarer historischer Roman über die Macht der Musik, über das Übersichhinauswachsen, neugewonnenes Selbstvertrauen und den Mut, Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Ein wunderbares Debüt, das eine absolute Leseempfehlung mehr als verdient hat!


    5ratten

  • Ich habe gestern in dem Magazin der db (mobil) gelesen, dass der Roman verfilmt wird :klatschen: Bin sehr gespannt drauf!

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    Dieses Buch wurde immer wieder als "Wohlfühlbuch" empfohlen, und es könnte tatsächlich auch für mich trotz des ernsten Hintergrundes eines werden.


    Schauplatz ist das kleine Städtchen (oder eher Dörfchen) Chilbury in Kent, wo der Pfarrer Anfang 1940 die Auflösung des Kirchenchores verkündet, da sämtliche Männerstimmen kriegsbedingt nicht mehr verfügbar sind. Doch die Frauen des Ortes gehen auf die Barrikaden - wieso soll ihnen diese kleine Ablenkung vom tristen Alltag und den Sorgen um die Männer im Kriegseinsatz plötzlich verwehrt bleiben? Schließlich gibt es ja auch reine Männerchöre!


    Hübsch gemacht ist, dass jedes Kapitel aus Sicht einer anderen Person erzählt wird, meist in Brief- oder Tagebuchform. Da ist die Krankenschwester Mrs. Tilling, die unbedingt möchte, dass der Chor weiter besteht, und Angst um ihren Sohn David hat, der einberufen wurde; die Hebamme Edwina Paltry, die nur eins im Sinn hat, nämlich ihr Elternhaus zurückzukaufen, und dafür Geld braucht, woraufhin sie sich auf einen unglaublichen Handel einlässt; und die beiden Töchter des hochnäsigen Gutsherrn von Chilbury. Venetia, die Ältere, hat hauptsächlich Männer und ihr Aussehen im Kopf und versucht, den Künstler um den Finger zu wickeln, der in Chilbury Zuflucht gesucht hat (was dem aber bisher reichlich egal ist). Die 13jährige Kitty träumt davon, Sängerin zu werden, ist eine gute Beobachterin, nimmt in ihrem Tagebuch kein Blatt vor den Mund und scheint das Herz am rechten Fleck zu haben.


    Ein bisschen liest es sich wie Downton Abbey oder Ähnliches in Buchform. Ein wenig seifenoperig, aber auch herzerwärmend und witzig.


    Und ich mag die Sprache und den britischen Humor, wie etwa den Vergleich nasskalten Wetters mit einem frisch gefangenen Kabeljau, der einem um die Ohren geschlagen wird :lachen:

    If you don't become the ocean, you'll be seasick every day.

    Leonard Cohen





  • Das klingt wirklich nach einem richtigen Wohlfühlbuch, aber dennoch mit einem wichtigen Thema. Ich stelle mir eine Verfilmung toll vor, ständig kommen Chorszenen vor und man kann wohlig vor sich hin seufzen. ^^

  • Das klingt mehr nach meinem Beuteschema als ich vom Titel her erst dachte. :err: Hatte schon bei Goodreads gesehen das Du es liest und hab daher gleich mal hier im Forum geschaut, ob Du einen Thread dazu aufgemacht hast.

  • Das klingt ganz nach einem Buch für mich, denn ich mag Briefe und Tagebücher und diese Form der Darstellung aus verschiedenen Sichtweisen (und in einem Chor würde ich auch liebend gern singen), aber...

    Ein bisschen liest es sich wie Downton Abbey oder Ähnliches in Buchform. Ein wenig seifenoperig, aber auch herzerwärmend und witzig.

    Downton Abbey sagt mir nichts, aber seifenoperig mag ich es nicht. Ich glaube, ich werde deine weiteren Berichte abwarten, Valentine, und mir auch mal eine Leseprobe ansehen. Der Stil ist mir wichtig; wenn er passt, ist das schon die halbe Miete.

  • Downton Abbey ist eine Serie, die Anfang des 20. Jahrhunderts beginnt und eine Adelsfamilie/-haus aus England im Blickpunkt hat. Der Adel wird immer unwichtiger, "muss" sich mit dem Bürgertum vermischen oder anderweitig reich heiraten, um den Besitz zu retten etc. Außerdem wird die Dienerschaft in den Blickpunkt genommen. Die Handlung wird dann von großen und kleinen Dramen getragen. Aber sehr schön gemacht, nicht so schlecht wie "Gute Zeiten, schlechte Zeiten". Ich mag die Serie gerne. ;)