01 - Seite 9 bis 91 (Kapitel 1 - 5)

Es gibt 23 Antworten in diesem Thema, welches 5.364 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ulrike Günkel-Kohl.

  • Hallo ihr Lieben!


    Hier startet die nun mit leichter Verzögerung die Leserunde zu "Die Mutter meiner Mutter" von Sabine Rennefanz.


    Postet hier bitte erst, wenn Ihr mit der Lektüre begonnen habt und etwas zum Buch zu sagen oder zu fragen habt. Die Beiträge "Buch liegt bereit, ich fange heute Abend an" ziehen das Ganze zu sehr in die Länge und passen besser in den Buchvorschlag. Außerdem wäre schön, wenn Ihr darauf achtet, nicht einzeln zu sehr vorzupreschen, damit wir zusammen bleiben und damit auf einem ähnlichen Stand spekulieren und diskutieren können. Als Faustregel gilt, nicht mehr als ein Abschnitt pro Tag.
    Bitte beachtet auch die Hinweise zur Aktivität und Qualität.


    Zum Abschluss: bitte denkt auch daran, dass ein wichtiger Teil der Leserunden eure abschließenden Rezensionen sind und stellt diese am Ende der Runde zeitnah hier im Forum und auf literaturschock.de direkt ein.



    Hier könnt Ihr zum Inhalt von Seite 9 bis 91 (Kapitel 1 - 5) schreiben.
    Spoilermarkierungen sind aufgrund der Seitenbeschränkung nicht vorgesehen.

    LG, Dani


    **kein Forums-Support per PN - bei Fragen/Problemen bitte im Hilfebereich melden**

  • Also ich habe jetzt mal angefangen...und bin dann bei der ersten Beschreibung des Großvaters an dem Begriff "Joppe" hängen geblieben. Diesen Ausdruck für einen einfachen Lodenmantel kenne ich eigentlich sonst nur von meiner verstorbenen Mutter, Jahrgang 1934. Wahrscheinlich ist er heute im Duden vom Aussterben bedroht, aber er erzeugt ein Gefühl, das mich in die Vergangenheit drängt.


    Sehr gut gefällt mir die klare Sprache mit kurzen, prägnanten Sätzen. Sie bildet einen spannenden Kontrast zu der düsteren Atmosphäre, die die Personen der Geschichte umgibt.


    Wie die Erzählerin das Telefongespräch mit Ihrer Mutter beschreibt, ist mir sehr vertraut...Erkundigung, ob man wach ist o. ä.; dann folgt ein "Nachrichtenblock"...ja, genau so verliefen unsere Telefonate auch immer. Ich kann mich jedenfalls sehr gut mit der Ich-Erzählerin identifizieren und bin gespannt, was für ein Geheimnis die Mutter über ihren Vater herausgefunden hat.

  • Hallo in die Runde, ich versuche es jetzt mal mit dem Handy, hoffe der Empfang bleibt bestehen.



    Ich muss gestehen, das mir der Schreibstil ein wenig zu schaffen gemacht hat, obwohl ich die Vergangenheit der Protagonisten sehr spannend fand und ich viele Parallelen zu meinen Großeltern und meiner Mutter ziehen konnte, die aus dem Sudetenland fliehen mussten.


    Die Erinnerungen von Sabine an ihren Opa sind sehr deutlich und haben mich beeindruckt. Es scheint das er sehr liebevoll mit Sabine umgegangen ist.
    Es wird aber jetzt schon deutlich, dass die Ehe der Großeltern mehr als aussergewöhnlich gewesen sein muss. Die Oma schläft angezogen, sogar mit Kopftuch auf dem Sofa. Auch das Verhalten der Oma ist alles andere als normal. Sicher werden wir noch erfahren warum es so ist.
    Die Flucht von Anna, ihrer Stiefmutter und ihren Stiefbrüdern hat mich sehr mitgenommen. Ständig vom Angst und Hunger geplagt zu sein können wir uns heute gar nicht mehr vorstellen.
    Grausam fand ich wozu Hedwig im Stande gewesen ist, als sie den Hund erschlagen hat. Wer weiß was die Russen mit ihr gemacht haben, ich vermute schlimmes.


    Wilhelm als Bagnhofsvorsteher hat ein schweres Los als sein Bahnhof praktisch als Haupstation für die Güterwagons der Gefangenen wird. Er wusste was es bedeuten wird wenn das einmal ans Tageslicht kommt. Und als dann auch noch Anna um die Wagons rum gegangen ist habe ich geglaubt das sie erwischt wird. Zum Glück hat ihr Vater sie noch rechtzeitig dort weggeholt.


    Aber nur in diesem Abschnitt hat Anna leider schon viel zu viel für so ein kurzes Leben erleben und erleiden müssen.


    Bin gespannt wie es weiter geht.

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Hallo an alle Mitlesenden und Mitdiskutierenden!


    Vor kurzem habe ich an einer Leserunde teilgenommen, in der ein Roman besprochen wurde, der sich mit den Themen Vertreibung und Neuanfang in einer fremden Heimat beschäftigte.
    Im Gegensatz dazu haben wir es mit "Die Mutter meiner Mutter" nicht mit einer fiktiven Geschichte zu tun! Dennoch kommt mir das Buch nach dem ersten Abschnitt wie eine Fortführung des Themas vor, - allerdings, so habe ich den Eindruck, ohne versöhnlichen Ausgang und dem Aufbau eines neuen, erfolgreichen, befriedigenden Lebens. Realistisch eben!


    Obwohl Anna, die Hauptperson, in dem Ort geblieben ist, an den es sie verschlug, obwohl sie dort - unfreiwillig, wie aus den Zeilen ersichtlich ist - eine Familie gegründet hat, ist ihr ein wirklicher Neuanfang nie gelungen. Vielleicht wollte sie nicht, vielleicht konnte sie nicht, nach dem, was ihr an dem Ort widerfahren ist, wie bislang immer angedeutet wurde.
    Es kommt mir so vor, als sei sie in einer Art Zwischenleben gefangen. Sie ist da, aber hat sich zurückgezogen; von ihrer Enkelin, der Verfasserin, wird sie als distanziert wahrgenommen, als jemand, zu dem keine Nähe möglich ist.
    Diese Nähe ist aber sehr greifbar, wenn sie von ihrem Großvater spricht! Was immer er Anna angetan hat, Vergewaltigung, wie es in der Kurzbeschreibung heißt, - er kommt mir nicht wie ein Unmensch vor. Er ist derjenige, der sich, auch emotional, um die Familie kümmert, den die Ich-Erzählerin immer liebte, zu dem sie aber nach den Enthüllungen ihrer Mutter, über deren Natur wir noch nicht viel wissen, auf innere Distanz geht.


    Von Annas Leben, ihrer Kindheit, der Zeit, als sie nach Kosakenberg kam, wissen wir schon viel. Ein einigermaßen fröhliches, offenes Kind war sie einmal. Nach der Vertreibung war es damit vorbei, aber immer noch kommt sie mir nicht verbittert vor, als sie nach, da bin ich sicher, schlimmen Erlebnissen, mit der Stiefmutter und den beiden Brüdern in Kosakenberg strandet.
    Als hätte sie nicht schon mehr als nur ihren Teil an verfügbaren Traumata abbekommen, wird in der vermeintlichen Sicherheit nach dem Ende des Krieges noch ein weiteres Trauma folgen, das sie nicht mehr verarbeiten wird.


    Erstaunt bin ich über die vielen detaillierten Informationen aus dem Leben der Großmutter, über die die Verfasserin verfügt! Und die Anna wohl ihrer ältesten Tochter, der Mutter der Autorin, anvertraut hat. Das legt die Vermutung nahe, dass sie, als ihre Töchter jünger waren, längst nicht so abweisend und zugeknöpft war, wie sich Frau Rennefanz an sie erinnert.
    Zumal keine Aufzeichnungen vorlagen, nur dieses eine Bild, das sie in ihr neues Leben hinübergerettet hat. Aber viele viele innere Bilder werden dagewesen sein...
    Auch die Erinnerungen der Autorin selbst finde ich bemerkenswert! Unglaublich, wie viele Kleinigkeiten ihr doch über die Jahre hinweg im Gedächtnis geblieben sind, wie viele Gesten und Blicke und Empfindungen...


    Ja, das Buch ist "spannend wie ein Roman", wie es im Klappentext heißt. Doch im Gegensatz zu so vielen Romanen beschönigt es nichts, es zeigt keine Helden oder sich sonst durch besondere Charaktereigenschaften von der Menge absetzende Menschen.
    Alles Harte, das Anna erlebt hat in den Kriegs- und Nachkriegsjahren, teilt sie mit Millionen anderer Menschen.
    Wir, die wir mit der Gnade der späten Geburt gesegnet sind, können uns kaum vorstellen, durch welche schlimmen Zeiten diese Menschen getrieben wurden. Dass sie überhaupt in ein neues Leben hineinfanden ( aber viele wohl eher nicht, so wie Anna! ), ist für mich kaum nachzuvollziehen, aber es zeigt, wie überlebensfähig Menschen doch sein können....


  • Also ich habe jetzt mal angefangen...und bin dann bei der ersten Beschreibung des Großvaters an dem Begriff "Joppe" hängen geblieben. Diesen Ausdruck für einen einfachen Lodenmantel kenne ich eigentlich sonst nur von meiner verstorbenen Mutter, Jahrgang 1934. Wahrscheinlich ist er heute im Duden vom Aussterben bedroht, aber er erzeugt ein Gefühl, das mich in die Vergangenheit drängt.


    So viele Wörter sterben aus ( dafür kommen neue, meist aus dem Englischen adoptierte, hinzu, worüber man geteilter Meinung sein kann... ). Wer aus der Jugendgeneration kann heute noch etwas mit Vetter und Base anfangen! Aber Joppe ist zufällig ein Wort, das auch in der Mundart meiner Region noch gebraucht wird....


  • Die Erinnerungen von Sabine an ihren Opa sind sehr deutlich und haben mich beeindruckt. Es scheint das er sehr liebevoll mit Sabine umgegangen ist.
    Es wird aber jetzt schon deutlich, dass die Ehe der Großeltern mehr als aussergewöhnlich gewesen sein muss. Die Oma schläft angezogen, sogar mit Kopftuch auf dem Sofa. Auch das Verhalten der Oma ist alles andere als normal. Sicher werden wir noch erfahren warum es so ist.


    Um so bedauerlicher finde ich, dass sie nach den Enthüllungen ihrer Mutter beginnt, auf innere Distanz zu ihm zu gehen! Ihr war er ein guter Großvater, die andere Geschichte sollte separat gesehen werden, sie hat mit der Erzählerin nichts zu tun. Aber mal schauen, zu welcher Einstellung sie schließlich findet...


    Annas seltsames Verhalten wird wohl mit der Art und Weise zu tun haben, auf die diese Ehe ohne Liebe zustande gekommen ist. Man stelle sich vor - seinen Vergewaltiger auch noch heiraten zu müssen!!! So entnehme ich das wenigstens der Kurzbeschreibung hier im Forum....

  • Ich habe zwar den ersten Abschnitt am Freitag schon gelesen, aber das Wochenende mit allerlei unangenehmen , aber notwendigen Dingen verbracht. Ich hoffe daher, ich bekomme jetzt noch alles zusammen.


    An den Schreibstil musste ich mich erst ein wenig gewöhnen.


    Die Erzählerin erfährt am Telefon von ihrer Mutter, dass es neue Informationen über den Großvater gibt. Was das aber ist, haben wir noch nicht erfahren. Das Telefonat verläuft ein wenig seltsam. Die Tochter will ihre Mutter nicht unterbrechen, scheint aber nicht so rechte Lust auf ein längeres Telefonat zu haben. Ich finde das recht typisch für Mütter-Töchter-Telefonate. Aber eigentlich besteht dieser Abschnitt ja nur aus Erinnerungen. Erinnerungen der Enkelin, die den Großvater verehrt hat und die zu der Großmutter keine richtige Beziehung hatte, weil die so seltsam war. Sie hat Schreckliches hinter sich, ist verheiratet, aber gefühlsmäßig hat sie mit ihrem Mann nichts zu tun.


    Ich würde gerne wissen, wie die Mutter der Erzählerin ihre Eltern gesehen hat, sie scheint ja eine Menge zu wissen.


    Es ist schlimm, was die Menschen während des Krieges und auch noch danach ertragen mussten. Sie sind geflüchtet und haben fast alles zurückgelassen und dort wo sie ankommen, sind sie unterwünscht.
    Interessant aber finde ich auch, wie Annas Vater mit dem, was er gesehen hat, umgegangen ist, eine Einstellung „es ist halt so und ich kann ja nichts tun“.

  • Guten Morgen,


    Ein wenig verspätet melde ich mich auch zu Wort!


    Das Buch ist wirklich eher "schwere Kost", aber sehr interessant zu lesen. Der Schreibstil liegt mir - nicht übertrieben emotional. Denn rein durch die Schilderung der Tatsachen wird eine Atmosphäre aufgebaut, auf die man unweigerlich auch emotional reagiert. Noch dazu wird hier ja eine wahre Geschichte erzählt! Es ist die Enkelin Sabine, die dieses Schicksal ausbreitet - aus der Sicht der nachfolgenden Generation.


    Ein Telefonat zwischen Mutter und Tochter bildet das Grundgerüst für die Rückschau in die Vergangenheit. Das Schicksal von der Großmutter Anna wird hier beleuchtet. Sie wird zwar als übertrieben distanziert beschrieben, aber trotzdem haben Tochter und Enkelin sehr viele Informationen über ihr Leben. Das ist für mich ein wenig widersprüchlich.


    Im Gegensatz zu Anna, war der Großvater immer liebevoll und großzügig gegenüber seiner Enkelin. Für sie war er Fels in der Brandung, ein Held. Zum Zeitpunkt des Telefonats ist er bereits verstorben.


    Im Zuge dieses Gesprächs erzählt die Mutter von einem Verbrechen - es wird nicht wortwörtlich gesagt, dass es sich um eine Vergewaltigung handelt. Die Erzählerin kann dieses Wort nicht im Zusammenhang mit ihrem Großvater aussprechen.
    Eine Situation, die ich mir fürchterlich vorstelle! Wenn man erfährt, dass ein Idol seiner Kindheit ein Verbrechen wie dieses begangen hat, bricht sicher eine Welt zusammen.
    Aber die Reaktion von Sabine kennen wir noch nicht. Erst wird eben die Geschichte Annas erzählt. Und diese Geschichte ist berührend und grausam.


    Welch unsagbares Leid haben Menschen ertragen müssen! Ich kann mir diese Not überhaupt nicht mehr vorstellen. Was es heißt vertrieben zu werden oder zu hungern. Was es heißt von allen geächtet zu werden und sich selber als der letzte Dreck zu fühlen.
    All das und vieles mehr bringt einem diese Geschichte auf erschreckende und beklemmende Weise näher! Es ist einleuchtend, dass solch traumatische Erlebnisse Einfluss auf das gesamte Leben haben und somit auch noch auf die nachfolgenden Generationen.


    Ich bin neugierig, wie es weitergeht. Und ein wenig fürchte ich mich auch davor...


    :winken:


    Noch ein Nachtrag: Viele der Aussagen, die im Buch als erschreckend, grausam und menschenverachend empfunden werden, werden aktuell wieder "salonfähig"... und das erschreckt mich noch mehr.

    Vernunft, Vernunft...

    Einmal editiert, zuletzt von ysa ()


  • Die Oma schläft angezogen, sogar mit Kopftuch auf dem Sofa. Auch das Verhalten der Oma ist alles andere als normal. Sicher werden wir noch erfahren warum es so ist.


    Es wird ja beschrieben, dass Hedwig ihr das Kopftuch aufgesetzt hat, als ihre Flucht begann. Sie hat es die ganze Zeit nie wieder abgenommen. Auch später hat sie angezogen und mit Kopftuch geschlafen. Für mich ist das ein Symbol dafür, dass sie ein Leben lang auf der Flucht war. Ich kann nur noch nicht sagen, wovor sie dann genau flüchten wollte. Welch trauriges Schicksal!



    Um so bedauerlicher finde ich, dass sie nach den Enthüllungen ihrer Mutter beginnt, auf innere Distanz zu ihm zu gehen! Ihr war er ein guter Großvater, die andere Geschichte sollte separat gesehen werden, sie hat mit der Erzählerin nichts zu tun. Aber mal schauen, zu welcher Einstellung sie schließlich findet...


    Ich glaube nicht, dass es so einfach ist, eine Vergewaltigung separat zu sehen. Ich fürchte ich könnte es nicht. Erschwerend kommt dazu, dass der Großvater ja nicht mehr lebt und somit nicht für ein Gespräch zur Verfügung steht. Ein Banküberfall, ein Diebstahl, eine Körperverletzung und sogar ein Mord wären emotional anders besetzt. Weil ich denke, dass jeder von uns im Bedarfsfall dazu in der Lage ist. Aber eine Vergewaltigung - das ist ein ganz anderes Kapitel.
    Ich bin auch schon neugierig, wie die Erzählerin das auflösen wird.

    Vernunft, Vernunft...


  • Das Schicksal von der Großmutter Anna wird hier beleuchtet. Sie wird zwar als übertrieben distanziert beschrieben, aber trotzdem haben Tochter und Enkelin sehr viele Informationen über ihr Leben. Das ist für mich ein wenig widersprüchlich.


    Ja, - es sei denn, die Großmutter war, als ihre Töchter heranwuchsen, offener. Vielleicht waren die Töchter ihre Vertrauten, wenn schon zu dem Ehemann keine Beziehung existierte, die als solche bezeichnet werden kann. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass die Großmutter zu der jüngeren Tochter, die zu Anfang mal erwähnt wurde und die recht flippig erscheint, ein Vertrauensverhältnis hatte.


  • Noch ein Nachtrag: Viele der Aussagen, die im Buch als erschreckend, grausam und menschenverachend empfunden werden, werden aktuell wieder "salonfähig"... und das erschreckt mich noch mehr.


    Welche meinst du damit? Ich stehe da im Moment wohl auf dem Schlauch...


  • Mir kommt Anna auch so vor als wenn sie oftmals überhaupt nicht anwesend ist, nur ihr Körper. Ich denke das es ein Art Schutzfunktion ist. Vielleicht hat sie es aus dem Grund nicht geschafft sich um ihre Töchter zu kümmern oder überhaupt irgendwelche Emotionen zu zeigen.


    Das der Friedrich so liebevoll gewesen ist, ist für mich irgendwie unvorstellbar. War es eine Wiedergutmachung für das was er vielleicht seiner Frau angetan hat?


    Das was Anna erleben musste hat sie geprägt und aus ihr gemacht, wie sie dann war. Das fröhliche Mädchen ist verloren gegangen als ihr Vater abgeholt wurde. Ich finde das so traurig, was diese schlimme Zeit aus den Menschen gemacht hat, voll traumatisiert. Ich kann verstehen das es vielen schwer gefallen ist ins Leben zurück zu finden.

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Dann ist mir aufgefallen, das die Autorin in Laufe der Geschichte mehrfach eine Parallele zieht zwischen dem "untergegangenen Land" der Kindheit ihrer Großmutter und dem "untergegangenen Land" ihrer eigenen Kindheit.
    Ich fremdle ein wenig damit, das als Parallele zu betrachten, weil es doch zwei unterschiedliche Systeme bzw. Staatsformen in unterschiedlichen Epochen waren. Wenn sich die Gemeinsamkeit nur auf den Untergang beschränken sollte, wäre es zutreffend, aber nicht erwähnenswert, weil allgemein bekannt.
    Gerade weil die Autorin es jedoch mehrfach erwähnt, vermute ich, das es für sie von größerer Bedeutung ist. Was dieser Hinweis aber bedeuten soll, ist mir nicht ganz klar. Vielleicht möchte sie hier zum Ausdruck bringen, das sich an dieser Stelle ein Stück Familiengeschichte wiederholt. Dann fehlt mir aber die Brücke, was dieser Untergang den Personen dieser Geschichte bedeutet.

  • Besonders beeindruckt hat mich die Idee der Autorin nach einem vererbten Traum. In ihrem Traum wird das Dorf von Soldaten überfallen und sie versteckt sich...Genauso so einen Traum habe ich auch immer wieder. Allerdings kommen in meinem Traum die schwer bewaffneten Soldaten nicht auf Pferden sondern mit Panzern und mit einem Helikopter...Ich wüsste nicht, das meine Mutter etwas derartiges erlebt hat oder sie einmal davon erzählt hätte. Woher kommt dieser wiederkehrende Traum?


  • Mir kommt Anna auch so vor als wenn sie oftmals überhaupt nicht anwesend ist, nur ihr Körper. Ich denke das es ein Art Schutzfunktion ist. Vielleicht hat sie es aus dem Grund nicht geschafft sich um ihre Töchter zu kümmern oder überhaupt irgendwelche Emotionen zu zeigen.


    Mit der Schutzfunktion könntest du ganz richtig liegen. Aber noch wissen wir nicht, ob sie seit dem unaussprechlichen "Vorfall" mit ihrem späteren Ehemann so war oder ob später noch etwas geschah, das sie in die innere Emigration trieb. Zu dieser Vermutung tendiere ich eigentlich, denn sie muss ja ihren Töchtern, auf jeden Fall aber Sabines Mutter, unglaublich detailliert aus ihrem Leben erzählt haben, also durchaus kommunikativ gewesen sein....


  • Besonders beeindruckt hat mich die Idee der Autorin nach einem vererbten Traum. In ihrem Traum wird das Dorf von Soldaten überfallen und sie versteckt sich...Genauso so einen Traum habe ich auch immer wieder. Allerdings kommen in meinem Traum die schwer bewaffneten Soldaten nicht auf Pferden sondern mit Panzern und mit einem Helikopter...Ich wüsste nicht, das meine Mutter etwas derartiges erlebt hat oder sie einmal davon erzählt hätte. Woher kommt dieser wiederkehrende Traum?


    Interessant ist, dass wir seit Sigmund Freud nicht eigentlich mehr wissen über Träume und ihre Ursachen. Wir können also munter spekulieren!
    An "vererbte Träume" glaube ich erstmal nicht! Wenn man als Kind ständig Geschichten über, wie hier, Soldaten erzählt bekommt, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass sich das so im Kopf festsetzt und einen ängstigt, dass man diese Schreckensbilder des Nachts in seinen Träumen verarbeitet.
    Mir wurden beispielsweise als Kind die schauerlichsten Geschichten aus der Bibel erzählt - seitdem habe ich ziemliche Angst vor Hochwasser ( war bei uns ein häufiges Problem! ), was auf Noahs Arche zurückzuführen ist.
    Vielleicht hat man dir auch solche Geschichten erzählt, in denen Soldaten vorkommen, meine ich!?

  • Vielleicht hat man dir auch solche Geschichten erzählt, in denen Soldaten vorkommen, meine ich!?
    [/quote]


    Ja, das stimmt. Aber es waren andere Geschichten, als das was ich träume...und bei der Autorin liegt ja noch eine Generation dazwischen.

    Einmal editiert, zuletzt von artepsponk ()


  • Vielleicht hat man dir auch solche Geschichten erzählt, in denen Soldaten vorkommen, meine ich!?


    Ja, das stimmt. Aber es waren andere Geschichten, als das was ich träume...und bei der Autorin liegt ja noch eine Generation dazwischen.
    [/quote]


    Großmutter erzählt Mutter, Mutter erzählt Tochter! So "vererben" sich Träume und Traumata....

  • Nachdem ich mir ein paar Tage Bettruhe verordnet habe, bin ich nun auch wieder da.



    Es wird aber jetzt schon deutlich, dass die Ehe der Großeltern mehr als aussergewöhnlich gewesen sein muss. Die Oma schläft angezogen, sogar mit Kopftuch auf dem Sofa. Auch das Verhalten der Oma ist alles andere als normal. Sicher werden wir noch erfahren warum es so ist.


    Ich habe nochmal auf den Klappentext geschaut. Dann erklärt sich dieses mehr als distanzierte Verhältnis der Großeltern. Es war bestimmt von Anfang an keine liebevolle Beziehung.