Ellen Sandberg - Der Verrat

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    Verbrannt, ohne je zu brennen


    „Am Zorn festhalten ist wie Gift trinken und erwarten, dass der andere daran stirbt“. Dieser Satz, hin gekritzelt an einer Bushaltestelle, gibt genau den Zustand wieder, in dem sich Ariane „Nane“ Rauch befindet, als sie von den wahren Umständen erfährt, die zu ihrer lebenslangen Verurteilung als Mörderin geführt haben.

    Nane wird nach 20 Jahren aus dem Gefängnis entlassen und will endlich Klarheit haben über die Nacht auf dem Weingut Graven, die ihr Leben so verändert hat. Nur ihr Schwager Thomas kann ihr helfen zu klären, ob sein Sohn Henning durch ihre Schuld ums Leben kam. Aber nach einem Herzinfarkt liegt dieser im Krankenhaus und seine Frau Pia, ihre Schwester, versucht alles um sie von ihm fern zu halten. Warum? Nane beginnt die Suche nach der Wahrheit und findet Entsetzliches heraus...


    Ellen Sandbergs neuer Familienroman hat mich gleich ab der ersten Seite in sich hineingezogen. Ich lerne die überspannte, chaotische, unberechenbare Ariane „Nane“ Rauch, ihren Exmann Mark, ihre konfliktscheue, immer um Vermittlung bemühte Schwester Birgit, ihre pragmatische, geerdete, emotionslose Schwester Pia mit ihrem charismatischen Ehemann Thomas von Mantey, Sohn Henning aus Thomas´ erster Ehe, deren Tochter Lissy, deren Enkelin Sonja – die Tochter von Henning, die einen Krimi über den Mord an ihrem Vater schreiben will und Thomas Zieh-Schwester Margot und ihren Sohn kennen. Alle sind detailliert und absolut menschlich beschrieben. Den einen mag ich mehr, den anderen weniger.


    Durch den flüssigen, bildreichen und leicht zu lesenden Schreibstil sehe ich die Handlung bildlich in meinem Kopf an mir vorbei ziehen. Durch die vielen Geheimnisse, die es zu geben scheint, weiß ich allerdings erst sehr spät, wohin die Reise geht und was in der besagten Nacht wirklich passiert ist.


    Die Geschichte zieht sich über zwei Zeitebenen. Ich bin dabei, wie Nane im Sommer 1998 nach zwei mehr oder weniger schmerzhaften Trennungen die Kontrolle verliert und eine große Dummheit begeht, die sie schließlich in den Knast bringt. Nach und nach erfahre ich, wie es dazu kommen konnte. Im Sommer 2018 wird Nane entlassen und versucht sich in ihr neues Leben hineinzufinden. Und sie will unbedingt wissen, was in der Nacht, die aller Leben verändert hat, wirklich geschehen ist. Was ist passiert, wenn „die Andere“ in ihr die Kontrolle übernahm.


    Von Anfang an breitet sich auf den Leseseiten eine düstere Spannung auf, die für mich aber noch nicht zu greifen ist. Es ist damals etwas passiert. Aber was? Das kristallisiert sich im Laufe der Geschichte immer weiter heraus. Ganz langsam tritt das ganze Ausmaß dieser Familientragödie zutage und lässt mich etwas bestürzt zurück.


    Ein großartiger Roman über Liebe, Leidenschaft, Geschwisterliebe und Schuld, der mich ab der ersten Seite berührt hat und den ich ohne Einschränkungen weiterempfehlen kann. Absolut lesenswert!


    5ratten:tipp:

  • Am Zorn festhalten ist wie Gift trinken und erwarten, dass der Andere daran stirbt


    Die 46jährige Ariane – Nane – Rauch kommt nach 20 Jahren auf Bewährung aus dem Gefängnis frei. Nach all den Jahren hat sie zwar ihre Schuld gegenüber der Gesellschaft verbüßt – sich selbst kann sich jedoch noch immer nicht aus der Schuld entlassen, denn seit 20 Jahren quält sie nur eine einzige Frage: Was hat sie in der Nacht in der Henning, der Sohn ihres Schwagers, durch ihre Hand starb, am Telefon zu Thomas gesagt? Hat sie ihn gewarnt? Das ist das, woran sie in ihrer Erinnerung festhält. Oder hat sie ihn beschimpft? So steht es als Zeugenaussage in der Ermittlungsakte. Es wäre einfach, wenn sie Thomas danach fragen könnte, doch als sie ihren Schwager in seinem Weinberg aufsucht, bekommt dieser einen Herzinfarkt und muss mit dem Rettungshubschrauber in die Klinik geflogen werden. Sein Zustand ist kritisch. Pia, Thomas‘ Frau und Nanes‘ Schwester, versucht alles in ihrer Macht stehende, Nane vom Weingut Graven und auch vom Krankenhaus, in dem Thomas sich befindet, fern zu halten.


    Warum möchte Pia verhindern, dass Nane mit Thomas spricht?

    Gibt es eine andere Wahrheit als die, die in den Gerichtsakten steht?


    Ich wurde über eine Aktion des Randomhouse Bloggerportals auf dieses Buch aufmerksam und als gebürtige Saarländerin lockte mich ein Buch, das auf einem Weingut an der Saar spielt, natürlich sofort hinter dem Ofen hervor. Als „Spannungs- und Familienroman“ deklariert und mit einem Klappentext, der eher zu einem Krimi als einem Familienroman gehören könnte, wurde ich neugierig auf dieses Buch und ich wurde nicht enttäuscht.


    Hauptprotagonisten in dieser Geschichte sind die Schwestern Ariane (Nane), Pia und Brigitte.


    Durch die Story bedingt, erfährt der Leser über Pia und Nane mehr, als über die anderen Charaktere. Die Geschichte von Brigitte wird natürlich auch erzählt, sie bleibt aber mehr blass und im Hintergrund. Sie ist harmoniesüchtig und möchte gerne, dass sich alle Schwestern vertragen. Sie ist es auch, die Nane unter ihre Fittiche nimmt, für sie Geld auf einem Konto gesammelt hat und ihr einen Job gibt.


    Ebenso wird die Mutter der Schwestern dargestellt und beschrieben, auf welche Art und Weise sie das Tun und Denken ihrer Töchter beeinflusst hat.


    Neben den Schwestern lernen wir Margot kennen. Als ihre Eltern bei einem Unfall starben, haben die von Mantheys Margot wie selbstverständlich aufgenommen und als Thomas‘ Schwester großgezogen. Sie wurde jedoch nie offiziell adoptiert oder an Kindes statt angenommen. Seit 30 Jahren arbeitet sie im Büro des Weinguts und auch ihr Sohn Marius hat den Beruf des Winzers erlernt, arbeitet jedoch auf einem anderen Weingut. So würde Margot es natürlich sehr gerne sehen, dass Marius die Geschäfte auf Graven leitet, während sich Thomas im Krankenhaus befindet und nicht Lissy, die leibliche Tochter von Thomas und Pia, die sich noch mitten in ihrem Studium befindet. Margot kann es nicht verhelen, dass sie Pia nicht mag und sie ist ziemlich einfallsreich wenn es darum geht, ihren eigenen Vorteil durchzuboxen.


    Dann gibt es Lissy, die Tochter von Pia und Thomas, die sich zum Zeitpunkt des Herzinfarktes ihres Vaters in Urlaub befindet. Ganz unkompliziert bricht sie ihren Urlaub ab, um sich der Aufgabe zu stellen, die Thomas ihr vom Krankenbett aus auferlegt hat – sie soll sich um das Weingut Graven kümmern, so lange er ausfällt. Sie bringt ihren Freund David mit, den permanent eine Wolke von „Grasgeruch“ umgibt und der deswegen von Pia nicht mit offenen Armen aufgenommen wird.


    Sonja, Hennings Tochter, hatte jahrelang keinen Kontakt zu ihrem Großvater Thomas, weil ihre Mutter nach Hennings Tod den Kontakt zu ihm abgebrochen hatte. Sonja hatte dann von sich aus vor 5 Jahren Kontakt zu Thomas aufgenommen und in diesem Sommer hat sie sich auf dem Weingut einquartiert, weil sie den Tod ihres Vaters in einem Buch aufarbeiten möchte. Muss Sonja feststellen, dass ihr Vater den Stellenwert gar nicht verdient hat, den sie ihm gibt?


    Nun aber wieder zurück zu Nane und Pia:


    Ariane/Nane kommt gerade aus dem Gefängnis frei und muss sich erst mal wieder ihren Platz im Leben suchen. Sie weiß noch nicht, was sie in Zukunft mit ihrer Zeit anfangen möchte. Um sich selbst die Tat von vor 20 Jahren vergeben zu können, muss sie herausfinden, was genau sie am Telefon zu Thomas gesagt hat. Ihr ganzes Tun und Handeln ist darauf ausgerichtet, dieses Geheimnis zu lüften und dafür setzt sie auch ihre Bewährung aufs Spiel. Von Nane erfährt der Leser logischerweise am meisten Hintergrundinfos und sie ist heute wie auch damals für mich extrem labil und bräuchte dringend psychologische Hilfe. Bei einigen Dingen die Nane getan hat, dachte ich nur „geht‘s noch?“, aber genau das sind ja die Gründe, warum sie das getan hat, was sie getan hat. Manchmal wurde von der Autorin zu sehr auf ihre Tablettensucht eingegangen, da hätte es auch etwas kürzer sein dürfen, ansonsten brauchte es diese Hintergrundinformationen für den Leser natürlich schon. Im Gegenwart-Strang ist ihr Ex-Mann Mark für sie eine große Stütze und ich empfand ihn als sehr sympathisch.


    Pia ist ein Kopfmensch, sie handelt rational und nicht emotional und in einer anderen Rezension habe ich den Begriff „geerdet“ gelesen. Ja, genau das ist Pia. Für sie selbst ist es noch immer kaum verständlich, dass sie mit Thomas von Mantey verheiratet ist, da sie ihm emotional recht wenig bieten kann. Als Ehefrau von Thomas von Mantey versucht Pia mit allen Mitteln zu verhindern, dass ihre Schwester Nane mit jemandem über diese Nacht von vor 20 Jahren spricht, ihr Handeln hat etwas von Verbissenheit. Um sie von Thomas und dem Weingut fern zu halten, erwirkt Pia eine Einstweilige Verfügung gegen ihre Schwester. Auch Brigitte kann sie nicht zum Einlenken überreden.


    Die Geschichte wird in 2 Handlungsebenen erzählt. Einmal in der Gegenwart, im Jahr 2018, als Nane aus dem Gefängnis entlassen wird und einmal in der Vergangenheit, im Jahr 1997/1998, das Jahr, in dem Henning mit dem Auto in den Weinberg stürzte und dabei umgekommen ist.


    Ein Satz, im ersten Drittel des Buches eingeflochten, lässt mich als Leser schon ahnen, dass die Wahrheit, wie sie nach außen hin präsentiert wird, von jemandem zurechtgebogen wurde. Von wem und warum, das erschließt sich jedoch erst nach und nach. Durch die wechselnden Zeitebenen ist der Leser Nane immer eine Nasenlänge voraus. Am Schluss zeigt sich dann deutlich, dass jedes Spiel sein Bauernopfer braucht.


    Ich kenne weder das 1. Buch der Autorin unter ihrem Pseudonym „Ellen Sandberg“, noch kenne ich eines der Bücher, die sie unter ihrem Klarnamen „Inge Löhnig“ veröffentlicht hat. Sie hat einen sehr schönen Schreibstil, der einen als Leser direkt gefangen nimmt und ich hatte das Buch in kurzer Zeit gelesen.


    „Der Verrat“ ist von Anfang bis Ende spannend, weil man einfach wissen möchte, was sich damals zugetragen hat und warum sich 2 Schwestern so sehr hassen, dass sie sich gegenseitig den Tod wünschen.


    Herzlichen Dank an das Randomhouse Bloggerportal, an die Autorin Ellen Sandberg sowie an den Penguin-Verlag für die Zurverfügungstellung des Buches als Rezensionsexemplar.

    Viele Grüße Babsi

  • Inhalt:


    "Als Nane nach zwanzig Jahren Haft aus dem Gefängnis entlassen wird, hat sich vieles verändert. Nicht aber die Schuld, die auf ihr lastet. Nicht die Erinnerung an die Nacht, die ihr Leben zerstörte, und schon gar nicht das Verhältnis zu ihrer Schwester Pia.
    Pia hat es gut getroffen. Die erfolgreiche Restaurateurin lebt mit ihrem Mann auf einem idyllischen Weingut an der Saar. Da lässt es sich gut verdrängen, auf welcdh zerbrechlichem Fundament ihr Glück gebaut ist. Doch dann tritt ihre Schwester Nane wieder in ihr Leben und Pia ahnt: Es ist Zeit für die Wahrheit. Und damit Zeit für Rache - oder Vergebung." (Quelle: Buchrückentext)


    Meine Meinung:



    "Der Verrat" ist der erste Roman, den ich von der vielgelobten Spannungsautorin Ellen Sandberg alias Inge Löhnig gelesen habe. Der Klappentext geht auf das Motiv und die Faszination der Autorin ein, weshalb sie diesen Roman schrieb: Es geht hier um ein Familiendrama, das vielleicht aus der Kindheit der drei sehr unterschiedlichen Schwestern Pia, Birgit und Nane stammen könnte und in "der Tat" im Jahre 1998 ihren Höhepunkt findet. Dramatisch die Familienkonstellation (leider werden die Eltern der 3 Schwestern nur schemenhaft umrissen), in der sich Rivalität und Neid aufbaut und auf allen Frauen der Familie ein "Fluch" lasten soll: Ein Drama aber auch, dass durch absolutes Desinteresse und fehlenden Bezug und Nähe zueinander Beziehungen entstehen, die Verletzungen nach sich ziehen, gar Gewalt, Wut und Rachsucht sowie Lügen, die jahrzehntelang vertuscht werden.


    Die Autorin nimmt besonders Nane und Pia ins Fadenkreuz, eine nicht unerhebliche Rolle spielt auch Thomas von Manthey, den Pia später ehelicht: In dieser Konstellation nimmt das Unglück seinen Lauf und Ellen Sandberg versteht es hervorragend, dem Leser einen hohen Spannungsbogen zu liefern, der bis zur letzten Seite anhält.


    Ausser Nane war mir kein/e Protagonist/in wirklich sympathisch: Pia, die älteste Schwester wird als sehr rational, emotionslos schon fast, unnahbar, kühl und herrisch sowie dominant gezeichnet; Birgit, die mittlere Schwester, spielt eher eine Nebenrolle und ist (dazwischen) wohl nicht ohne Grund immer um Ausgleich bemüht; Nane, die Jüngste, tritt nach 20 im Knast abgesessenen Jahren auf den Plan, da sie eine Frage beschäftigt, die mit dem Unfall 1998 zu tun hat.... Die Ablehnung, die sie von Pia erfährt, ist schon erschreckend genug, aber auch die Rivalität von Pia gegenüber Margot, die wie eine Schwester mit Thomas aufwuchs, gipfelt darin, dass sie ihre eigene Tochter, die noch Weinbau studiert, dem Winzer Marius, der Sohn von Margot, vorzieht und sich hier ebenfalls ein Machtkampf entspinnt, der tragische und dramatische Folgen haben soll - aber auch der endgültigen Aufklärung dient letztendlich, was wirklich im Sommer 1998 geschah....


    Die kleine Exkursion zur Geschichte des Saarweins hat mir gut gefallen; der Schreibstil der Autorin ebenfalls, ganz überzeugen konnte mich der Plot jedoch nicht, da mir die Handlung der überaus auf Sicherheit bedachten und strenger Selbstkontrolle unterworfenen Pia (gerade was den betreffenden Protagonisten betrifft) nicht einleuchtet und etwas "dick aufgetragen" erscheint: An dem Gefühlsausbruch nahm ich keinen Anstoß, aber das Gegenüber passte hier m.E. überhaupt nicht, da solcherart kontrollierter Menschen, die kaum Zugang zur eigenen Gefühlswelt (und damit auch -tiefe) haben oder entwickeln konnten, nicht völlig unkontrolliert an der hier exakt "falschen" familiären Stelle ihre Keuschheit fallen lassen.


    Ansonsten fühlte ich mich durch den atmosphärischen und spannenden Schreibstil gut unterhalten und wünsche Nane, die für mich die authentischste Figur war, dass sie sich auf ihrer Wanderung wiederfinden möge.


    Fazit:


    Ein unterhaltsamer, dramatischer Spannungsroman, der am Ende jedoch so einige Fragen für mich offenließ. Ich vergebe knappe 4*


    4ratten(knappe)

    "Bücher sind meine Leuchttürme" (Dorothy E. Stevenson)

  • Leichte Ueberzeichnung der Figuren!


    Nane wird nach langer Haftstrafe entlassen und kommt erst mal bei ihrer Schwester Birgit unter. Denn mit der anderen Schwester, Pia, hat sie keinerlei Kontakt mehr, seitdem sie verhaftet wurde. Der Grund ist deren Mann Thomas, der vor 20 Jahren in die Verhaftung Nanes involviert war.

    Thomas und Pia bewirtschaften ein grossen Weingut, und als Thomas einen Herzinfarkt erleidet, wirft dies viele alte Geschichten wieder auf. Nicht nur die mit Nane, sondern auch mit Thomas Schwester Margot, die ebenfalls auf dem Weingut arbeitet.

    Nun muss auch geklärt werden, wer in Thomas Abwesenheit für das Gut verantwortlich ist.


    Erst mal möchte ich bemerken, dass es viel Mut benötigt, in einem Prolog über die herrschende Mückenplage zu schreiben. Doch kaum gedacht, wandelt sich der Prolog und macht eine Szene Platz, die einen Unfall beschreibt. Und genau dieser Unfall ist der rote Faden das ganze Buch über. Was ist bei diesem Unfall, für den Nane zur Verantwortung gezogen wird, geschehen? Nach und nach erfährt man mehr, und diese dosierten Informationen darüber empfand ich als fesselnd.

    Als Familienroman konzipiert, ist die Geschichte von der Figurenzahl sehr komplex. Es hat eine Weile gedauert, bis ich sofort die einzelnen Figuren und ihre Verwandtschaft zueinander einordnen konnte. Die Figuren sind zwar entsprechend der Geschichte charakterisiert, wenn mir auch nicht viele sonderlich sympathisch waren. Gerade eine der Hauptfiguren, Pia, empfand ich als sehr kalt und berechnend. Bei Nane, die aus dem Gefängnis entlassen wird, und von der man Rückblicke aus der Vergangenheit erfährt, habe ich mich gefragt, ob sie psychisch gestört ist? So wie auch Margot, die durch ein Ereignis in ihrer Vergangenheit traumatisiert ist ! Und die dritte Schwester im Bunde, Birgit ist eine Ja Sagerin und Probleme unter den Teppichkehrerin. Dann wären noch die Eltern von den drei Schwestern, die auch nicht ganz alltäglich sind. Dann Lissy, die Tochter von Pia und Thomas, die als Einzige halbwegs geerdet scheint. Wenn auch mit Freund David gesegnet, der schon zum Frühstück seine Portion Gras benötigt und als Beruf Sohn ist. Gerade bei der Charakterisierung habe ich den Eindruck, die Autorin hat zu sehr auf die Tube " Extravagante Figuren " gedrückt.

    Kompetenzgerangel um die Führung des Weingutes bringt ordentlich Pfeffer in die Geschichte. Dadurch wurde sie nie langweilig oder zäh.

    Mich hat die Geschichte, abgesehen von der leichten Überzeichnung der Figuren, gefallen.


    4ratten

  • Verrat und Liebe, Sehnsucht und Hoffnungen


    Die Restaurateurin Pia lebt gemeinsam mit ihrem Mann auf einem schönen Weingut. Sie hat alles erreicht, was das Leben zu bieten hat. Pia ist glücklich mit ihrem Mann und ihrer Tochter. Was macht es schon, dass es ein dunkles Geheimnis aus ihrer Vergangenheit gibt, welches nach etlichen Jahren mit Macht ans Licht kommen will?


    Nane ist die Schwester von Pia und endlich, nach 20 Jahren Gefängnis, wieder frei. Jetzt muss sie versuchen, sich ein neues Leben aufzubauen, aber ihre Schuld ist immer noch nicht abgetragen, dies jedenfalls glaubt Nane. Werden die Schwestern wieder zueinanderfinden oder ist der Graben, der sie trennt, zu groß? Und was ist damals vor 20 Jahren geschehen, als Nane ins Gefängnis musste? Auf welcher Seite steht die dritte im Bunde?


    Ellen Sandberg erzählt hier eine Familiengeschichte aus verschiedenen Perspektiven. Es ist die Geschichte der drei Schwestern Pia, Nane und Birgit. Sie alle verbindet eine Kindheit, die jede für sich auf ihre eigene Art, empfunden hat. Erst so nach und nach kommt zutage, wie sie ihre Kindheit verlebt haben und wie ihre Verhältnisse zu den Eltern und untereinander sind. Von Lügen und Verrat ist die Rede. Von Verletzen Gefühlen und Enttäuschungen. Jede für sich hat sich ein Leben aufgebaut oder je nach Sichtweise auch verbaut. Wie das einzelne Verhalten der Schwestern auch das Leben der anderen beeinflusst hat, kommt so nach und nach hervor. Dieses Verwirrspiel hat mir gut gefallen. Geheimnisse werden nur angedeutet und klären sich so nach und nach.


    Mir hat gefallen, dass durch das Hin und Her wechseln der Zeiten, so nach und nach die Vergangenheit herauskommt. Die Autorin hat es gut verstanden, immer im richtigen Zeitpunkt zu wechseln und so die Spannung zu halten. Auch gibt sie immer nur häppchenweise die Einzelheiten heraus, sodass man beim Lesen durchaus noch mitraten kann, was wirklich geschehen ist. Allerdings gab es auch einige Szenen, die ich so nicht gebraucht hätte und wo ich mir andere Lösungen gewünscht hätte. Dadurch wurde für mich die Handlung teilweise unglaubwürdig.


    Fazit:


    „Der Verrat“ ist ein interessanter Roman über Familienbande. Er erzählt davon, wie gerade das Leben der anderen das eigene Leben verändern kann, aber auch von Einsamkeit und Verlustängsten, von Liebe und Verrat und den Wunsch nach Rache und Vergebung.


    4ratten

  • Das Buch war das letzte der bereits erschienenen, das ich nun in den letzten Wochen von Ellen Sandberg gelesen habe.


    Für mich war es auch das deutlich schwächste.


    Es war spannend, keine Frage. Somit also grundsätzlich gut. Die Geschichte selbst jedoch ist mir viel zu konstruiert. Die handelnden Personen blieben mir fremd - auch ohne zu wissen, was später den Blick auf den Charakter noch so verändern kann.


    Es gibt viel zu viele Lügen, viel zu viele Zufälle, viel zu viel Schlechtigkeit in den Menschen. Wenn man das ernst nimmt, könnte man ja wirklich den Glauben an die Menschheit verlieren.


    Das Ende war für mich nicht sonderlich überraschend, zufrieden gestellt hat es mich aber auch nicht. Alles in allem habe ich das Gefühl, eine grundsätzlich interessante Geschichte gelesen zu haben, die mich aber weder wirklich gepackt noch wirklich interessiert hat.


    Die anderen Bücher der Autorin hatten immer ein Kernthema, das ich höchst spannend fand und von dem ich mehr lesen wollte. Das war hier nicht der Fall.


    4ratten

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