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Titel: Die Spionin der Charité
Autor: Christian Hardginghaus
Allgemein:
240 S.; Europa-Verlag, 2019
Inhalt:
Bern, 20. Juli 1974:
Lilly Kolbe betrinkt sich einsam in ihrer Wohnung. Wütend darüber, das der Widerstand ihres Ehemannes Fritz Kolbes nicht gewürdigt wird, ebenso wenig wie der ihres Chefs Ferdinand Sauerbruchs. Eben jener berühmte Arzt der Berliner Charitè. Sie beschließt dies zu ändern. Schon vor längerer Zeit hatte ein amerikanischer Journalist sie gebeten, ihm mehr über ihren verstorbenen Ehemann Fritz Kolbe zu verraten. Sie weiß, das es ihm eigentlich um dessen Spionagetätigkeit für die Amerikaner geht. Soll sie ihm wirklich alles verraten? Doch dann schiebt sie ihre bedenken beseite und ruft ihn an. Eddie Bauer heißt er und reist sofort nach Bern. Sie erzählt ihm, wie sie als neue private Sekräterin Sauerbruchs, in der Charitè nicht nur die Wahrheit über die Euthanasie der Nazis herausfand, sondern auch in dessen geheime Widerstandsgruppe aufgenommen wurde. Wie sie Fritz kennenlernt und welchen Gefahren die Gruppe durch die Ereignisse des 20. Junis 1944 ausgesetzt war. Der Donnerstagsclub, wie sie sich nennen droht aufzufliegen, denn Sauerbruch hat Juden in der Charite versteckt, die gefunden werden...
Wieder 1974: Lilly findet heraus das der Journalist Bauer nicht so vertrauenswürdig ist, wie sie dachte. In ihrem Telefon findet sie eine Wanze...
Meine Meinung:
Ich find es sehr wichtig, das die Menschen, die wärend der NS Zeit im Widerstand waren benannt und gewürdigt werden. Allerdings finde ich es dabei genauso wichtig, das dies nicht in verklärender Form geschieht, sondern im jeweiligen Kontext bewertet, und eben nicht einseitig dargestellt wird. Gerade Ferdinand Sauerbruch wird hier gerade zu beschönigend gezeichnet, auch wenn neuere Quellen laut Hardinghaus belegen, das er sich stärker in den Widerstand eingebracht haben soll, als das bisher bekannt war. Soweit so gut, trotzdem fehlt der Figure weitere Tiefe, ebenso wie auch anderen Personen. Lilly stolpert etwas gehetzt von einer Situation in der nächste. Mal als naives Püppchen gezeichnet, das auf den diabolischen Max de Crinis hereinfällt- der tatsächlich belegbar ein Täter im Regime war - oder mit großen Augen dem allwissenden Sauerbruch lauscht, wie er ihr alles erklärt , was sie über den Widerstand wissen muss. Ein Wunder dabei, das sie die Informationen über Euthanasie und die dahintersteckende systemathische Tötung von Menschen mit verschiedensten Behinderungen (sowie verschiedener Pschischer Krankheiten usw.) selbst herausfinden darf. - Es tut mir leid, aber die Darstellung von Lilly ist einfach eine absolut sexistische Katastrophe... Schade ist dabei das laut Autor Marie Kolbe, die spätere Ehefrau des ebenfalls im Widerstandtätigen Fritz Kolbe ist, und der Roman eigentlich rund um dessen Arbeit als Widerstandskämpfer aufgebaut wurde. Leider weißt Hardinghaus in keinem Nachwort auf historische Bezüge hin oder versucht das wenige was man anscheinend über Marie Kolbe weiß, aufzuzeigen. Denn das sie aktiv beteiligt wurde, ist belegbar. Schade das er stattdessen eine so seicht wirktende Handlung erzählt, für mich gelingt es dem Autor nicht, eine gewisse Tiefe herzustellen die das erzählte glaubwürdig darstellt oder Figuren zeichnet, die nicht die bloße Schablonen wirken.
Tatsächlich ist der Roman unfassbar kurz. Vieles wirkt dann eben wie auf einer Liste schnell abgehakt.
Den bösen de Crinis mit Lilly und seinem Tod verknüpfen - Häckchen gesetzt
Sauerbruch als Gott in Weiß und guten Nazi mit geheimer Widerstandidentität - Häckchen gesetzt
Lilly noch schnell eine Liebesgschichte geschrieben - Häckchen gesetzt
Und dann die Rahmenhandlung, die sich um Lilly herumspinnt.. Das war gelinde gesagt absoluter Quark. Und wirkte einfach nur total überkonstruiert und an den Haaren herbei gezogen.
Von mir kann es daher keine Leseempfehlung geben.