04 - Teil 6

Es gibt 65 Antworten in diesem Thema, welches 9.069 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Claire Winter.

  • Ich weiß nur nicht so genau ob wir da heute so viel anders sind, denn heute bestimmt statt der "vermeintlich richtigen Gesinnung"das Geld ob aus einem etwas wird oder nicht.

    Der Mensch tickt noch immer gleich. Das ist etwas, was wir aus der Vergangenheit erkennen müssen, dass die Entwicklungen wirklich winzig sind, die wir machen und nur allzu leicht wieder zurückfallen in alte Schemata.

    Menschen sind manipulierbar. Schutzlos ausgelieferte Menschen (wie Alice) sicher noch mehr. Ich finde schon, dass hier so großer Druck aufgebaut wird, dass ihr Verhalten angstgesteuert ist. Dass sie emotional erpresst wird - für mich die schlimmste Form von Manipulation und - Unterdrückung.

    Aber an das System Kommunismus glaubt sie schon. Ob das der Erziehung geschuldet ist, lasse ich mal dahingestellt. Aber anfangs ist es schon eine Mischung aus Überzeugung und leichtem Druck - der dann allerdings immer stärker wird, das stimmt natürlich.

    Ich dachte ihr liegt mehr an ihrere Schwester, Max und dessen Freundin, auch wenn sie in politischen Meinungen nicht übereinstimmen. Egal was Markov und Sergej von ihr verlangt haben.

    Das dachte ich auch. Ihre Hemmschwelle war da nicht besonders hoch.

    Ich stelle mir das auch ganz schrecklich vor, wenn man auf einmal niemand mehr trauen kann und ständig auf der Hut vor allem und jedem sein muss. Wobei ich mir am Furchtbarsten vorstelle, dass man nicht richtig weiß, vor wem man sich vorsehen muss. Wahrscheinlich kann man es gar nicht vermeiden, dass man dabei paranoid wird.

    Das macht psychologisch sicher ganz viel mit den Menschen. Das stelle ich mir auch furchtbar vor.

    :lesen:





  • Das es hier um Menschen ging und diese mit dramatischen Repressalien rechnen konnten, musste ihr aber schon klar sein. Das hat sie wohl verdrängt.

    Ja, in gewisser Weise hat sie schon völlig verdrängt, was ihre Tat zur Folge haben könnte, umso bitterer ist auch später diese Erkenntnis für sie. Ich glaube übrigens, dass wahrscheinlich viele Menschen, die in der Realität als Informanten gearbeitet haben, mit Verdrängung gearbeitet haben.

  • Das es hier um Menschen ging und diese mit dramatischen Repressalien rechnen konnten, musste ihr aber schon klar sein. Das hat sie wohl verdrängt.

    Ja, in gewisser Weise hat sie schon völlig verdrängt, was ihre Tat zur Folge haben könnte, umso bitterer ist auch später diese Erkenntnis für sie. Ich glaube übrigens, dass wahrscheinlich viele Menschen, die in der Realität als Informanten gearbeitet haben, mit Verdrängung gearbeitet haben.

    Wahrscheinlich nicht nur die sondern allgemein viele Bürger der DDR. Das ist, denke ich, ganz allgemein bei vielen Menschen ein "Überlebenstrick". Ich schließe mich da nicht aus. In schweren Zeiten habe ich die Probleme gerne mal versucht, eine Weile zu verdrängen. Geht natürlich nur eine bestimmte Zeit aber zum Luftholen manchmal nötig. Um nicht zu verzweifeln.

    :lesen:





  • Wahrscheinlich nicht nur die sondern allgemein viele Bürger der DDR. Das ist, denke ich, ganz allgemein bei vielen Menschen ein "Überlebenstrick". Ich schließe mich da nicht aus. In schweren Zeiten habe ich die Probleme gerne mal versucht, eine Weile zu verdrängen. Geht natürlich nur eine bestimmte Zeit aber zum Luftholen manchmal nötig. Um nicht zu verzweifeln.

    Ja, das geht mir auch nicht anders und ich glaube, dieses "Verdrängen" kennt fast jeder. Das ist einfach auch sehr menschlich ...

  • Ja, Julius hat gut entschieden. Was ich besonders gut finde, dass er diese Entscheidung nicht spontan entscheiden. Sondern er hat alles gegeneinander abgewogen und so kam es das er einen Entschluss gefasst hat.


    Spionage ist nie gut, egal wer wen ausspioniert. Leider ist es heute immer noch so und mir kommt es so vor, durch die ganze Technik die es gibt, das es nimmt immer mehr zu nimmt. Trotz alledem bin ich von Alice enttäuscht. Es gab auch MfS Mitarbeiter, die nur da rein geraten sind, weil sie auffällig für die Stasi waren. Und die haben denen keine wichtigen Informationen geliefert, sondern nur belanglose Dinge. Und das haben sie richtig gut gemacht.


    Ich fürchte Max hätte als einzelner keine Chance etwas bei BND zu bewirken. Dazu sitzen zu viele alte Nazis dort, die ihn ausbremsen würden.


    Stimmt, Claire hat wieder ein einzigartigen Roman geschrieben, der einen von Beginn an mitreißt.

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Übrigens: Wir hatten zu Hause oftmals politische Diskussionen (in den 70ern, da waren mein Bruder und ich ziemlich links und mein Vater mochte keine Sozialisten, Kommunisten hasste er sogar, glaube ich). Und wenn die Stimmung hochkochte und er sich sehr ärgerte, meinte er immer: "Dann fahrt doch rüber! Am besten ohne Rückfahrtschein" ;)

    Ach du Schreck, dass ist aber ein doller Spruch, den dein Vater da gesagt hat=O

    &quot; Bücher lesen heißt, wandern gehen in ferne Welten, aus den Stuben , über die Sterne&quot;<br />- Thomas Carlyle

  • Es gab auch MfS Mitarbeiter, die nur da rein geraten sind, weil sie auffällig für die Stasi waren. Und die haben denen keine wichtigen Informationen geliefert, sondern nur belanglose Dinge. Und das haben sie richtig gut gemacht.

    Ja, das stimmt. Man hat meistens doch auch in solcher Situation eine Wahl. Das sehe ich auch so. Mehr dazu noch einmal in einem späteren Abschnitt ...

    Stimmt, Claire hat wieder ein einzigartigen Roman geschrieben, der einen von Beginn an mitreißt.

    Vielen Dank für das Kompliment! Das freut mich so!!:)

  • Ich habe es schon befürchtet, dass die Ereignisse immer dramatischer werden würden. Meine eBook zeigt an, dass bereits 66% gelesen sind. Einerseits möchte ich noch nicht so schnell mit dem tollen und spannenden Buch fertig werden, auch weil ich Angst vor dem Ende habe, andererseits wäre ich schon gerne fertig mit einem Happy End für alle ^^


    Jetzt wären Julius und Alice so weit, dass sie beide über eine Flucht in den Westen nachdenken bzw. durchziehen, aber ich befürchte, dass bei beiden irgendwas dazwischen kommen wird.


    Mir ging es wie Emma, dass ich die ganze Zeit darauf gewartet habe, dass irgendwas bis zum Fluchttag von Julius geschehen wird ... eine Verhaftung o.ä. Aber dass er es tatsächlich unbehelligt in das Aufnahmelager schafft, aber dort ausgerechnet diesem Weber (dieser Sack taucht aber auch immer und überall auf, und das bedeutet leider nichts Gutes) über den Weg läuft, hat mich dann doch überrascht. Auf den letzten Metern hatte ich weniger mit Problemen gerechnet. Dass die Amerikaner ihn einzeln sprechen wollten, fand ich weniger überraschend und habe ich direkt mit seiner Arbeit als Physiker in Verbindung gebracht, aber womöglich steckt noch was anderes dahinter. Vielleicht geht auch tatsächlich einfach alles gut, aber bei Weber habe ich inzwischen das gleiche schlechte Gefühl wie bei Rittmeister.


    Dass Emma Julius' Vater bearbeitet und überredet hat, kann man so oder so sehen, auf der anderen Seite will August Laakmann ja selber, dass sein Sohn endlich in den Westen geht.

    Dass Julius schlussendlich den Entschluss für sich fasst, zu flüchten, ist nicht mehr so überraschend, nachdem er sich derart verfolgt fühlt.


    Als die Rede davon ist, dass bei Wellenstein ein wichtiges Notizbuch gestohlen wurde, war mir direkt klar, dass das Alice war. Ich hatte es so gehofft, dass sie sich nicht von Markov und Sergej nicht vor den Karren spannen lässt, aber nun ist es zu spät. Auch wenn sie inzwischen Gewissensbisse hat, so ist sie trotzdem verantwortlich für die folgenden Verhaftungen, Unwissenheit schützt sie leider nicht. Mich würde nur interessieren, was Alice schlussendlich davon überzeugt hat, das Notizbuch zu stehlen. War es etwas, das in der Akte stand oder weil sie Sergej "helfen" wollte?

    Wenn/Falls Emma von Alices Diebstahl und dessen Folgen erfährt, bin ich mir nicht sicher, wie sie reagieren wird. Ebenso Max.


    Achja, es war wieder von einem Spion der Stasi innerhalb der Kampftruppe die Rede, wer das wohl sein könnte? Ich würde mir ja die Hände reiben, wenn es dieser Nazi Brissmann wäre (ich hoffe, ich habe den Namen noch richtig in Erinnerung).


    Schlimm ist auch das Schicksal von Kurt Goldmann. Ich bin gespannt, wie Max ihm helfen möchte, in jedem Fall findet er hierbei eher seine Bestimmung wie als BND-Beamter.

    Wie schon im letzten Abschnitt geschrieben: ich bin froh, dass Max nicht zum BND geht, er würde dort nicht glücklich werden, aber es ärgert mich immer noch, dass Rittmeister am Ende als der Gewinner dazustehen scheint. Ich hoffe nur, dass sich Kai nicht von den Alt-Nazis innerhalb des BND's zu sehr vereinnahmen lässt.

    Liebe Grüße

    Karin

  • Achja, noch vergessen: wie Alice richtig erkennt, ist sie der Stasi und den Russen in die Falle gegangen, aus der sie so schnell nicht wieder rauskommen wird.

    Liebe Grüße

    Karin

  • Dieses Spionage-Ding finde ich allgemein einen kranken Ansatzpunkt. Jeder stiehlt Infos bei jedem, jeder hackt die Computer der anderen etc.

    Vor allem wie hier damals gezielt die Spionen für beiden Seiten innerhalb von Deutschland "herangezogen" wurden und so Freunde und Familiemitglieder dazu gebracht wurden, ihre eigenen Leuten zu bespitzeln. Es ist ja bekannt, dass die BRD und die DDR so eine Art Puffer zwischen Ost und West im Kalten Krieg war.


    Besser hätte léCarre diesen Roman auch nicht schreiben können

    Stimmt!


    Andererseits - ich ändere meine Meinung ein bisserl - wäre es für den BND gut, wenn auch gute Kerle dabei sind. Nicht nur ehemalige Nazis.

    Da hast du allerdings auch wieder recht.


    Erschreckend für mich auch die Tatsache, dass sich Geschichte immer zu wiederholen scheint: Notaufnahmelager - heute Asylbewerber, auch hier gab es Selbstmorde, wenn der Betreffende abgelehnt wurde... - die umstrittenen Abschiebungen (Afghanistan)...

    Damit hast du leider ebenfalls recht.


    Oft denke ich auch daran, wie es wohl wäre, wenn Rosa noch leben und dazu sagen würde.

    Inzwischen denke ich, es ist vielleicht besser, dass sie das nicht mehr miterlebt. Wenn sie von Alices Verrat erfahren würde, dass sie für die Russen tätig war, ich denke, das wäre zu viel für Rosa gewesen.


    Das ist an dieser Stelle vielleicht auch noch einmal ganz interessant zu erwähnen, dass viele Leute aus Ost-Berlin, die sich entschlossen hatten, in den Westen zu fliehen, vorher versuchten, Wertsachen oder auch Kleidung nach West-Berlin zu schmuggeln. Das wurde mir von mehreren Zeitzeugen berichtet. Sie brachten die Sachen Stück für Stück einzeln und geschickt versteckt nach drüben, damit sie bei einer Kontrolle nicht entdeckt wurden und deponierten diese Dinge dann bei Verwandten oder Freunden in West-Berlin. Natürlich hatten sie in der U- oder S-Bahn jedes Mal unglaubliche Angst, in eine Kontrolle zu geraten ...

    Auch später war das nicht unüblich, wenn man darauf hoffte, aus der DDR ausgewiesen zu werden, da musste es halt anders gemacht werden.


    Bekannte von uns wurden damals zum Jahreswechsel 1988/89 in den Westen ausgewiesen. Die Eltern haben seinerzeit lange daraufhingearbeitet, ausgewiesen zu werden, aus dem Grund waren sie auch bei den Demos mit dabei, um immer unerwünschter zu werden.


    Er ist Kaminbauer und in den letzten beiden Jahren vor der Ausweisung einen Kaminoffen aus Meißner Porzellan abgebaut und Stück für Stück zu Freunden in den West geschickt. Als dann alle Einzelteile hier waren, konnte der für gutes Geld verkauft werden. Der Gewinn sollte dann quasi das Startkapital sein.


    Ende 1988 hieß es dann, dass sie vor Weihnachten noch ausgewiesen werden würden, das wurde dann aber bis ins neue Jahr verschleppt. Das war psychische Taktik und Bosheit, damit die Familie mit ihren beiden kleineren Kindern an Weihnachten auf gepackten Koffern sitzen durften und nicht wussten, wann es nun tatsächlich losgeht. Sie durften nur das, was sie tragen konnten, mitnehmen. U.a. haben sie zwei alte Fahrräder mitgenommen ... ich hatte mich echt gefragt, warum sie ausgerechnet 2 alte Fahrräder mitnehmen, mir wären eine Menge Dinge eingefallen, die für mich wichtiger gewesen wären. Bis ich dann erfahren habe, dass die Fahrradschläuche voller Westmark waren. Er hat die Jahre davor an Kart-Rennen teilgenommen, u.a. auch in Ungarn. Dort kam er aufgrund der Rennen immer in Kontakt mit seinem BRD-Freunden, die ebenfalls bei den Rennen waren; in der Zeit hat er zugesehen, so viel Westgeld wie möglich zu ertauschen bzw. zu bekommen. Und dieses Geld war eben in den Schläuchen. Bei der Ausreise und der letzten Kontrolle haben sie aber auch Blut und Wasser geschwitzt, dass niemand das Geld finden würde.


    Die beiden haben ihre Ausreise über Jahre geplant, er hat immer gesagt, er stellt erst dann einen Antrag auf Ausreise, wenn er weiß, dass er im Westen eine Wohnung und einen Job hat. Beides hatte er sicher ab Ende 1988, alles hat nur darauf gewartet, dass sie endlich ausgewiesen werden.


    Wie geschrieben, hat der Vater regelmäßig an den Demos teilgenommen und auch sonst so gut es ging, gegen das Regime opponiert. Ihnen kam zugute, dass durch die großen Demos mit vielen Menschen mehr möglich war, als die Jahre zuvor. Das hat ihn aber nicht davor geschützt, mehrere Male verhaftet worden zu sein, in Einzel- und Dunkelhaft gesteckt zu werden bzw. mit Licht gefoltert zu werden, um dann einfach so und ohne Angabe von Gründen wieder gehen gelassen zu werden. Dann hat zu jeder Tag- und Nachtzeit bei ihnen das Telefon geklingelt, ohne dass sich jemand gemeldet hat. Oder sie haben Schatten vor den Fenstern in der Nacht gesehen. Absolute psychische Folter, was da abging.


    Die Mutter war, als ihre beiden Töchter noch ganz klein waren, gar nicht so begeistert davon, die DDR zu verlassen: ihr Vater hatte eine recht hohe Position in der SED (sie hatten eine Villa mit Swimming-Pool), es ging ihnen also gar nicht so schlecht. Der Vater wollte schon immer weg, es war schon immer sein Traum, sich selbständig zu machen (was er nach 3 Jahren in der BRD dann auch gemacht hat) und frei in seinen Entscheidungen zu sein. Vor allem wollte er die Erziehung seiner Töchter selbst gestalten. Das war es dann auch, was die Mutter nach 3 Jahren ebenfalls zum Umdenken gebracht hat, als sie festgestellt hat, dass ihr die Erziehung der Kinder immer mehr aus der Hand genommen werden soll, um den Mädchen den Sozialismus zu indoktrinieren.


    Ich kann mich noch gut erinnern, als die 4 ins Auffanglager bei Gießen kamen (ich glaube, es war Gießen), so schnell es ging, sind sie dort ausgezogen und erstmal bei ihren Freunden, unseren Nachbarn, untergekommen, bis ihre Wohnung vollends renoviert war. Am ersten Abend, an dem wir zusammengesessen sind, haben wir uns nicht so viel gedacht und natürlich jede Menge Fragen gestellt. Die beiden waren recht wortkarg, bis er dann irgendwann gesagt hat: Mensch, wir müssen ja nicht mehr aufpassen, wo wir was sagen ... hier wird das Haus garantiert nicht abgehört.


    Die Eltern der Mutter (die mit der Villa und dem Swimming-Pool) haben übrigens insgeheim die Ausreise befürwortet. Da beide Rentner waren, sind sie auch ein paar Wochen später zu Besuch gekommen.


    Geärgert haben sich R. und S. allerdings darüber, dass sie jahrelang auf die Ausreise hingearbeitet haben und dann nach 11 Monaten eh die Mauer gefallen ist, aber das hat ja zu dem Zeitpunkt noch niemand ahnen können.

    Liebe Grüße

    Karin

  • Ich habe es schon befürchtet, dass die Ereignisse immer dramatischer werden würden. Meine eBook zeigt an, dass bereits 66% gelesen sind. Einerseits möchte ich noch nicht so schnell mit dem tollen und spannenden Buch fertig werden, auch weil ich Angst vor dem Ende habe, andererseits wäre ich schon gerne fertig mit einem Happy End für alle ^^

    Diesen Absatz von Dir habe ich jetzt wirklich mit einem großen Schmunzeln gelesen und freue mich natürlich über das Kompliment!! :)

    Und ich würde auch so gerne mehr sagen, aber ...:lesen:

    Vielleicht geht auch tatsächlich einfach alles gut, aber bei Weber habe ich inzwischen das gleiche schlechte Gefühl wie bei Rittmeister.

    Nicht ganz zu Unrecht, muss ich zugeben. Zumal die beiden "Kameraden" von früher sind ...

    Dass Emma Julius' Vater bearbeitet und überredet hat, kann man so oder so sehen, auf der anderen Seite will August Laakmann ja selber, dass sein Sohn endlich in den Westen geht.

    Ja, dieses Wissen hilft Emma auch entscheidend, die ja trotzdem ein schlechtes Gewissen hat, dass sie hinter Julius Rücken agiert.

    Auch wenn sie inzwischen Gewissensbisse hat, so ist sie trotzdem verantwortlich für die folgenden Verhaftungen, Unwissenheit schützt sie leider nicht.

    Das ist wahr und eine bittere Erkenntnis, die Alice leider zu spät hat ...

    Schlimm ist auch das Schicksal von Kurt Goldmann. Ich bin gespannt, wie Max ihm helfen möchte, in jedem Fall findet er hierbei eher seine Bestimmung wie als BND-Beamter.

    Wie schon im letzten Abschnitt geschrieben: ich bin froh, dass Max nicht zum BND geht, er würde dort nicht glücklich werden, aber es ärgert mich immer noch, dass Rittmeister am Ende als der Gewinner dazustehen scheint.

    Ich glaube, ich hatte es hier schon mal erwähnt, wiederhole es aber trotzdem nochmal - antisemitische Vorurteile waren in KgU auch tatsächlich in der Realität verbreitet und wurden gerne mit "antikommunistischen" Einstellungen vermengt. Das hatte auch schon im Dritten Reich Tradition ....

    Ich glaube übrigens auch nicht, dass Max beim BND gut aufgehoben wäre, aber es ist schon hart für ihn, dass Rittmeister diesen Kampf am Ende doch gewinnt. Als Autorin freue ich mich deshalb auch, dass Dich das ebenfalls ärgert ...:);)

  • Übelst, dass Alice ihre eigene Schwester ausspionieren soll, sie ist lediglich ein Werkzeug - eine einfach inhumane emotionale Erpressungsmethode Markovs, der für den KGB steht. Sergej ahnte es immer, dass sie ihre "Dankbarkeit" eines Tages zeigen muss - er kennt das System. Alice erkennt nun den Einfluss, den Sergej auf sie hatte und beginnt, einiges mit anderen Augen zu sehen, sie ist kritischer geworden!

    Großartig, wie diese Zwiespältigkeit in diesem Roman beschrieben wird. Alice ist Täter und Opfer gleichzeitig und in beide Rollen wurde sie gedrängt. Und mit jeder "Tat" kommt sie tiefer in diese Verstrickungen und Abhängigkeiten und sie wird immer einsamer. Auch weil sie die Gefahr, die von Markov ausgeht deutlich zu spüren bekommt und sie weiß, dass ihr Sergej hier nicht helfen kann.

    Natürlich ist sie mittlerweile auch kritischer geworden, aber es ist nicht leicht, sich von den indoktrinierten Überzeugungen zu verabschieden und außerdem war sie ja mittlerweile wirklich "schuldig".

    Und mit den Entführungen hat die Stasi bzw Moskau ja durchaus eindrucksvoll gezeigt, dass niemand wirklich sicher sein kann und von überall "heimgeführt" werden kann.


    Julius entwickelt sich enorm: er sieht das System, in dem er lebt und in dem er sich bis jetzt eigentlich ganz wohl gefühlt hat jetzt doch kritischer und realistischer und trotzdem hat er den Mut sich nach seinem Freund Sigmund zu erkundigen.


    Die Geschichte um Kurt Goldmann ist tragisch. Leider bin ich mir sicher, dass es damals kein Einzelfall war. Und die von Euch eh schon Erwähnten Parallelen zur heutigen Zeit sind unübersehbar.


    Es gibt in diesem Buch so viele Szenen, die wirklich unter die Haut gehen, berühren und nachdenklich machen. Besonders gut finde ich auch die Beschreibung der angstvollen Stimmung als die Stasi das Institut durchsucht und alle verhört werden. Grauenvoll. ( Claire Winter Grauenvoll gut geschrieben!)

    Vernunft, Vernunft...

  • Bekannte von uns wurden damals zum Jahreswechsel 1988/89 in den Westen ausgewiesen. Die Eltern haben seinerzeit lange daraufhingearbeitet, ausgewiesen zu werden, aus dem Grund waren sie auch bei den Demos mit dabei, um immer unerwünschter zu werden.


    Er ist Kaminbauer und in den letzten beiden Jahren vor der Ausweisung einen Kaminoffen aus Meißner Porzellan abgebaut und Stück für Stück zu Freunden in den West geschickt. Als dann alle Einzelteile hier waren, konnte der für gutes Geld verkauft werden. Der Gewinn sollte dann quasi das Startkapital sein.

    Wahnsinn, ich habe eben diese ganze Geschichte von Deinen Bekannten gelesen (aber nur den Anfang im Zitat hier übernommen). Das ist ja einen Film wert mit dem Geld in den Fahrradschläuchen und Kart-Rennen in Ungarn! Und wie schrecklich müssen diese Verhaftungen und Folterungen mit Licht gewesen sein ...

    Das sind Momente, in denen mir immer bewusst wird, wie unglaublich privilegiert wir sind, dass wir so etwas nie erleben und mitmachen mussten!!

  • Die Geschichte um Kurt Goldmann ist tragisch. Leider bin ich mir sicher, dass es damals kein Einzelfall war. Und die von Euch eh schon Erwähnten Parallelen zur heutigen Zeit sind unübersehbar.

    Damit hast Du leider recht. Goldmann war kein Einzelfall. Diese Vorurteile waren in Deutschland in den 50er-Jahren noch immer weit verbreitet ...

    Und diese Parallelen sind wirklich nicht zu übersehen und erschreckend. Auch da stimme ich Euch leider zu.

    Es gibt in diesem Buch so viele Szenen, die wirklich unter die Haut gehen, berühren und nachdenklich machen. Besonders gut finde ich auch die Beschreibung der angstvollen Stimmung als die Stasi das Institut durchsucht und alle verhört werden. Grauenvoll. ( Claire Winter Grauenvoll gut geschrieben!)

    Vielen Dank! Das freut mich unglaublich, denn genau das habe ich mir natürlich gewünscht ... :)

  • Ich glaube, ich hatte es hier schon mal erwähnt, wiederhole es aber trotzdem nochmal - antisemitische Vorurteile waren in KgU auch tatsächlich in der Realität verbreitet und wurden gerne mit "antikommunistischen" Einstellungen vermengt. Das hatte auch schon im Dritten Reich Tradition ....

    Das macht einen einfach nur wütend, unter welchen scheinheiligen Deckmäntelchen hier Antisemitismus betrieben wird :cursing::cursing:


    Großartig, wie diese Zwiespältigkeit in diesem Roman beschrieben wird. Alice ist Täter und Opfer gleichzeitig und in beide Rollen wurde sie gedrängt. Und mit jeder "Tat" kommt sie tiefer in diese Verstrickungen und Abhängigkeiten und sie wird immer einsamer. Auch weil sie die Gefahr, die von Markov ausgeht deutlich zu spüren bekommt und sie weiß, dass ihr Sergej hier nicht helfen kann.

    Natürlich ist sie mittlerweile auch kritischer geworden, aber es ist nicht leicht, sich von den indoktrinierten Überzeugungen zu verabschieden und außerdem war sie ja mittlerweile wirklich "schuldig".

    Das stimmt, das ist super beschrieben und es tut mir auch beim Lesen innerlich richtig weh.


    Das sind Momente, in denen mir immer bewusst wird, wie unglaublich privilegiert wir sind, dass wir so etwas nie erleben und mitmachen mussten!!

    Da schreibst du was!

    Liebe Grüße

    Karin

  • Das stimmt, das ist super beschrieben und es tut mir auch beim Lesen innerlich richtig weh.

    Und es hat sich von Abschnitt zu Abschnitt gesteigert, so dass ich tatsächlich vor dem letzten Abschnitt eine kleine Pause einlegen musste. Alles war möglich und ein paar Varianten, wie diese Geschichte ausgehen könnte, wollte ich wirklich nicht lesen!

    Kompliment!

    Vernunft, Vernunft...

  • Und es hat sich von Abschnitt zu Abschnitt gesteigert, so dass ich tatsächlich vor dem letzten Abschnitt eine kleine Pause einlegen musste. Alles war möglich und ein paar Varianten, wie diese Geschichte ausgehen könnte, wollte ich wirklich nicht lesen!

    Kompliment!

    Ja, genauso ging es mir auch. Ich habe jetzt noch den letzten Abschnitt vor mir, aber ich habe wirklich Schiss vor dem Ende.

    Liebe Grüße

    Karin

  • Das macht einen einfach nur wütend, unter welchen scheinheiligen Deckmäntelchen hier Antisemitismus betrieben wird :cursing: :cursing:

    Ja, das geht mir genauso und ehrlich gesagt, obwohl ich mich schon in meinem letzten Roman mit dieser Thematik beschäftigt habe, schockiert es mich nach wie vor, dass dieser Antisemitismus in der Nachkriegszeit und leider auch später immer noch so möglich war.


    Und es hat sich von Abschnitt zu Abschnitt gesteigert, so dass ich tatsächlich vor dem letzten Abschnitt eine kleine Pause einlegen musste. Alles war möglich und ein paar Varianten, wie diese Geschichte ausgehen könnte, wollte ich wirklich nicht lesen!

    Kompliment!


    Ja, genauso ging es mir auch. Ich habe jetzt noch den letzten Abschnitt vor mir, aber ich habe wirklich Schiss vor dem Ende.

    Ich freue mich, dass ihr so mitempfindet. Das ist wirklich das tollste Kompliment, aber ein bisschen habe ich jetzt auch fast ein schlechtes Gewissen ...:lesen:

  • Ich freue mich, dass ihr so mitempfindet. Das ist wirklich das tollste Kompliment, aber ein bisschen habe ich jetzt auch fast ein schlechtes Gewissen ... :lesen:

    Ein schlechtes Gewissen musst du nicht haben, es ist als reines Kompliment gedacht ^^

    Liebe Grüße

    Karin