Bei Heinrichs Segler habe ich mich ertappt, dass ich die ganze Zeit an ein dampfbetriebenes Schiff dachte, da ist man einfach zu sehr in der Moderne drin, dass ich alllzu gerne vergesse, dass damals auch noch Segler unterwegs waren. Schade, dass deren Ende naht, sie haben irgendwie mehr Charme, finde ich. Aber es zählt halt immer die Effizienz.
Ja, die Segler waren kurz vor dem Aussterben - auf lange Strecken merkt Heinrich ja schon, dass er mit der Dampfschiffkonkurrenz nicht mehr lange wird mithalten können. Dabei wurden zu der Zeit sogar noch vereinzelt Segelschiffe regulär gebaut, aber oft mit Hilfsmotor. Den hat Heinrichs Schiff nicht.
Milli scheint auch weiterhin glücklich zu sein, das freut mich sehr für sie, wobei mich etwas stutzig macht, wie sie immer ihr Glück in Bezug auf den Reichtum ihres Mannes betont. Andererseits, wenn man ihre Vergangenheit kennt, hat das garantiert auch nochmal einen ganz anderen Stellenwert, denn durch ihre finanzielle Sicherheit bedeutet auch Sicherheit vor Missbrauch und Ausbeutung.
Das Angebot von ihr und ihrem Mann, den Studts die Überfahrt zur Hochzeit von Anna sowie Pauls Lohnausfall zu bezahlen, ist mehr als großzügig und ein absoluter Glücksfall, aber bei der alten und tiefen Freundschaft zwischen den Frauen hat dieses Angebot auch gar nichts von "schau mal, wieviel Geld wir haben", sondern das Angebot kommt wirklich von Herzen, davon bin ich überzeugt. Ich freue mich wirklich sehr auf das Zusammentreffen der beiden Freundinnen. Und auch darauf, dass wir Lawrence endlich persönlich kennenlernen.
Und ja, ich muss gestehen, ich bin auch ein wenig neugierig, was es mit den beiden Kindern Millis auf sich hat
Ihr werdet es erfahren - und ja, das Geld ist wichtig zur Absicherung in Millis erleben.
Spannend fand ich natürlich auch wieder das Drumherum, die historischen Begebenheiten, wie die unterschiedlichen Kinderheime und ihre Regeln und Auflagen. Die Begründung des Heimleiters, warum keine unehelichen Kinder aufgenommen werden, weil man damit Tür und Tor öffnen würde, dass die Prostituierten dann ohne Bedenken ihrer Unzucht nachkommen können, ist schon sehr einfach, vor allem immer mit Millis Geschichte im Hinterkopf Immer sind nur die Frauen für ihr Unglück schuld
Alles aus Original-Unterlagen recherchiert. Selbst den Tagesablauf in der Averhoffstraße.
Der Zusammenhalt und die Arbeit von Martha, Lida, Wilhelmine und den anderen Frauen fasziniert mich weiterhin - ich habe mich schon sehr auf ein Wiedersehen mit diesen starken Frauen gefreut. In dem Zusammenhang darf ich aber Doktor Schlüter nicht vergessen, er war und ist einfach auch nur sympathisch mit seiner warmherzigen Art.
Hier habe ich mit Lida Heymann ein wenig historisch geschummelt. Eigentlich ist sie schon 1898 komplett zu ihrer Freundin nach München gezogen. Ich lasse sie aber trotzdem immer wieder in Hamburg auftauchen. Kann ja durchaus sein, dass sie immer mal wieder da war, sei war ja auch oft in Berlin. In Band 3 wird man die beiden Frauen dann in München treffen - wo sie schon 1923 vergeblich die Ausweisung eines gewissen Adolf Hitlers wegen Volksverhetzung beantragen (historisch belegt).