Kaufen* bei
Amazon
Bücher.de
Buch24.de
* Werbe/Affiliate-Links
"Piranesi" von Susanna Clarke
Wer "Jonathan Strange & Mr. Norrell" von Susanna Clarke gelesen hat, weiß, dass sie ungewöhnliche Geschichten kann. Dass sie diese ungewöhnlichen Geschichten auch phantastisch erzählen kann.
Nun gibt es endlich ein neues Buch von ihr, "Piranesi".
Ich hatte gar nicht vor, es zu lesen, die Beschreibung klang mir zu diffus. Aber zugleich erzählt einem der Klappentext auch was von einem magischen Haus - und das ist wiederum ein Thema, bei dem ich nur sehr schwer widerstehen kann. Den letzten Kauf-Ansporn gab mir meine Lieblingsbooktuberin, die "Piranesi" zu ihrem Lieblingsbuch erklärte und ein über 40 Minuten langes Video dazu drehte. Das Video wollte ich sehen! Also musste das Buch her. Mir wäre eine Audioversion lieber gewesen, aber auf Deutsch gibt es die (noch) nicht.
Worum geht es in dem Buch?
Ein junger Mann, Piranesi, lebt in einem großen Haus. Dieses Haus ist seine ganze Welt. In den oberen Stockwerken gibt es Wolken und leben die Vögel, in den unteren Etagen plätschern die Wellen eines Ozeans gegen die Treppen. Es gibt unzählige Statuen, von Menschen, Fantasiewesen, Tieren. Es gibt Knochen, Überreste einstiger Bewohner. Piranesi kümmert sich um diese Knochen, spricht mit ihnen, bringt ihnen schönen Muscheln und Essen. Er geht von 13 Personen aus, für ihn sind das alle Menschen, die je gelebt haben. Manchmal trifft er sich mit Dem Anderen, einem Mann, der, wie Piranesi, in dem Haus lebt, allerdings weit entfernt. Seinen Namen hat Piranesi vom Anderen, aber er ist sich sicher, dass dies nicht sein richtiger Name ist. Eines Tages erzählt ihm Der Andere von Person Nr. 16, die kommen wird, um Piranesi wahnsinnig zu machen.
Meine Güte, wo fange ich an?
Sprache: Zum Hinknien. Ehrlich. Es ist fast eine Offenbarung, dieses Buch zu lesen. Jeder Satz sitzt. Das Buch ist sehr dünn, kein Vergleich zum monstermäßig dicken "Jonathan Strange & Mr. Norrell". Susanna Clarke hat aber nicht mehr Seiten gebraucht, um ihrer Geschichte Tiefgang und Vielschichtigkeit zu verpassen.
Viele Schichten gibt es hier zuhauf. Ich gestehe, dass ich das Buch wie eine spannende Geschichte gelesen habe, ohne mich um tiefere Schichten zu kümmern. Erst die Booktuberin, der ich diesen Tipp verdanke, hat die Dimensionen von "Piranesi" offengelegt. Ich bin sicher, es sind längst nicht alle.
Ganz vorne im Buch steht ein Zitat von C. S. Lewis. Das hat seinen Grund, denn Susanna Clarke hat sich bei den "Chroniken von Narnia", genauer bei "Der Neffe des Magiers", einiger Ideen bedient und diese ganz neu verpackt. Auch sind einige Anspielungen auf Jorge Luis Borges im Text, nämlich auf die Kurzgeschichte "Das Haus des Asterion" (enthalten in "Das Aleph"). Labyrinthe, Minotauren, ein Bewohner, der sich frei fühlt, doch ist er es wirklich? Sogar auf "Harry Potter und der Stein der Weisen" gibt es eine feine Anspielung: Wer geheimes Wissen sucht, um es zu benutzen, wird scheitern, Voldemort wird mir zustimmen.
Die Autorin stellt die Frage, wie weit man gehen darf, um an neue Erkenntnisse zu gelangen. Wer man wird, wenn alle Erinnerungen fort sind. Wer man wird, wenn diese Erinnerungen zurückkehren. Und und und.
Das Buch ist eine wunderbare Mischung aus schönen Bildern, wichtigen Fragen und toller Sprache.
Ich werde es auf jeden Fall noch einmal lesen und diesmal nach den vielen offenen und versteckten Anspielungen Ausschau halten.
Fazit: Magisch!
+
***
Aeria