Alex Schulman - Die Überlebenden

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    Herausgeber ‏ : ‎ dtv Verlagsgesellschaft (20. August 2021)

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch

    Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 304 Seiten

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3423282932

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3423282932

    Originaltitel ‏ : ‎ Överlevarna


    Inhaltsangabe:


    Nach zwei Jahrzehnten kehren die Brüder Benjamin, Pierre und Nils zum Ort ihrer Kindheit – ein Holzhaus am See – zurück, um die Asche ihrer Mutter zu verstreuen. Eine Reise durch die raue, unberührte Natur wie auch durch die Zeit. Im Kampf um die Liebe der Mutter, die abweisend und grob, dann wieder beinahe zärtlich war, haben die Jungen sich damals aufgerieben bis zur Erschöpfung. Heute fühlen sie sich so weit voneinander entfernt, dass es kein Aufeinanderzu mehr zu geben scheint. Und doch ist da dieser Rest Hoffnung, den Riss in der Welt zu kitten, wenn sie sich noch einmal gemeinsam in die Vergangenheit vorwagen.


    Autoreninfo:


    Alex Schulman wurde 1976 in Hemmesdynge geboren, sein Memoir "Glöm mig" wurde in Schweden 2017 zum Buch des Jahres gekürt. "Die Überlebenden" ist sein erster Roman, von der schwedischen Presse gefeiert, stand er wochenlang auf Platz 1 der Bestsellerliste. Er erscheint in 31 Ländern.


    Meine Meinung:


    Titel: Familie kann man sich nicht aussuchen...



    Mir wurde so oft von diesem Roman vorgeschwärmt, dass ich mir nun auch eine Meinung bilden musste. Und ja ihr solltest dies auch tun.


    In der Geschichte geht es um die drei Brüder Nils, Pierre und Benjamin, deren Mutter gerade verstorben ist. Sie begeben sich mit der Urne zum Sommerhaus, der Ort ihrer Kindheit. Werden Erinnerungen wach? Und warum waren sie seit so langer Zeit nicht mehr dort?


    Der Roman schildert die Kindheit der Jungen über Rückblenden und die Gegenwart wird rückwärts erzählt, was ich als sehr besonders empfand und mir noch nie in ähnlicher Form begegnet ist.


    Bereits auf den ersten Seiten spürt man unterschwellig, dass in der Familie etwas passiert sein muss, was keiner je verdaut und verarbeitet hat. Das Geheimnis wird erst ganz zum Schluss geliefert und sorgte bei mir für enormes Erstaunen.


    Das Verhalten der Eltern hat mich am meisten bewegt, denn oft wollte ich sie schütteln, dass sie mal mehr für die Kinder und nicht nur etwas für sich tun.


    Die Brüder haben jeder für sich ihr Päckchen zu tragen. Ich hatte für jeden vollstes Verständnis und konnte mich gut einfühlen, einen Liebling unter den Dreien hatte ich jedoch nicht.


    Schulman zeigt sehr eindrücklich was Alkoholkonsum mit einer Familie machen kann und wie durch falsche Interpretation früherer Ereignisse Zwist unter Geschwistern entstehen kann. Nur weil man bei jemanden die Schuld vermutet, muss dies nicht stimmen.


    Der Schreibstil des Autors ist fesselnd, man fliegt nur so durch die Seiten. Die Kapitel sind angenehm lang, so dass sich auch spät abends gut nochmal ein paar Seiten lesen lassen.


    Fazit: Eine besondere Familiengeschichte, die mich berührt hat. Daher eine ganz klare Leseempfehlung von mir.


    Bewertung: 5ratten und :tipp:

    &WCF_AMPERSAND"Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende&WCF_AMPERSAND" (H.M. Enzensberger)

  • Benjamin, Nils und Pierre sind inzwischen erwachsen. Sie kommen nach zwanzig Jahren zurück an das Haus am See, um die Asche der Mutter zu verstreuen. Es war ihr letzter Wunsch. Hier im ehemaligen Sommerhaus der Familie treten die alten Konflikte zutage. So unterschiedlich die Jungen waren, so unterschiedlich sind auch ihre Erinnerungen an die dort verbrachten Sommertage.


    Der schwedische Autor Alex Schulmann wählte eine ungewöhnliche Art des Erzählens. Er beginnt in der Gegenwart und arbeitet sich mal zurück und dann wieder nach vorne. Erzählt wird aus der Sicht des Ich-Erzählers Benjamin. Es erschließt sich erst nach und nach, wie sich die Brüder langsam voneinander entfernten und wie ihr Leben durch die Vergangenheit geprägt wurde. Nun sind sie zurück an dem Ort der Kindheit und hoffen, dass sie wieder zu alter Vertrautheit finden.


    Es sind keine idyllischen Aufenthalte am See. Die Eltern kümmern sich wenig um die Jungen, sie haben mit sich selbst und dem Alkohol genug. Zwischendurch fordert der Vater sie, ohne sich für das Ende seiner initiierten Wettkämpfe zu kümmern. Mal ist er nett, dann aber wieder straft er die Jungen sehr hart. Die Mutter mischt sich nicht ein und ist ziemlich gefühlskalt. Die Jungen buhlen um ein wenig Zuneigung von ihr.


    Es ist eine bedrückende Geschichte, die manchmal schwer zu ertragen ist, und doch zieht sie einen in den Bann. Die Wendung, welche die ganze Tragik erste deutlich macht, hat mich überrascht.


    Ein ungewöhnlicher Roman, der erschüttert und noch lange nachhallt



    4ratten:marypipeshalbeprivatmaus:

  • Meine Meinung

    Es ist eine bedrückende Geschichte, die manchmal schwer zu ertragen ist, und doch zieht sie einen in den Bann.

    Das war auch mein Gefühl beim Lesen. Normalerweise sind Erinnerungen, gerade an die Kindheit, oft positiv. Die Kinder können nicht die Bilder nicht deuten oder stellen die Eltern in ein besseres Licht. Hier war von Anfang an klar, dass in der Familie etwas nicht stimmt. Der Alkoholkonsum ist direkt ins Auge gefallen, die Verwahrlosung erst später. Mir haben die drei Brüder leid deshalb sehr leid getan. Besonders auch deshalb, weil jeder von ihnen ein auffälliges Verhalten gezeigt hat, das von den Eltern aber ignoriert wurde. Am See haben sich dann die unterdrückten Gefühle ihren Weg gebahnt.


    Ich weiß nicht, ob die letzten Worte der Mutter die schlimmen Jahre wieder gutmachen können. Aber vielleicht bringen sie die Brüder auf den Weg zu einer Annäherung.

    5ratten

    Into the water I go to lose my mind and find my soul.

  • Ich habe das Hörbuch gehört, gelesen von Fabian Busch.


    Drei Brüder, Benjamin, Nils und Pierre kehren an den Ort ihrer Kindheit zurück, um die Asche ihrer Mutter zu verstreuen. In Rückblenden wird über lang zurückliegende Ereignisse

    erzählt, allesamt wenig erfreulich.


    Dieses Buch hat in meinem Leseleben keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Es ist eine Geschichte über eine kaputte Familie, nichts, was noch nie dagewesen wäre. Der Text ist angenehm zu hören (liegt auch am Sprecher Fabian Busch), stellenweise poetisch, aber manchmal einfach widerlich. Der Autor macht keine sprachlichen Hochsprünge, man kann der Geschichte immer leicht folgen.

    Das einzige, das "Die Überlebenden" von anderen Büchern unterscheidet, ist die Art der Erzählung der gegenwärtigen Vorgänge. Wir begegnen den drei Brüdern um Mitternacht, dann immer einige Stunden früher, also 20 Uhr, 16 Uhr usw. Man bewegt sich rückwärts durch die Geschichte.


    Die Figuren sind flach, eindimensional, auf ihre Funktionen reduziert. Sie haben kein Leben. Nehmen wir z. B. die Mutter. Sie hat keinen Namen, keine Vergangenheit, keine Träume, sie ist reine Funktion: Mama. In den Rückblenden ist diese Art der Personen"beschreibung" ok, denn berichtet wird aus der Sicht eines Kindes, das es nicht besser weiß. Aber Benjamin wird ja auch mal erwachsen - und im Grunde bleibt er dabei ein Kind.

    Auch über Benjamin und seine Brüder erfährt man - nichts. Wie leben sie jetzt, haben sie eigene Familien gegründet? Wieder reine Funktion: Brüder. Die Menschen Benjamin, Nils und Pierre lernen wir nicht kennen.


    Die ganzen Loblieder auf dieses Buch sind mir also nicht ganz klar. Die Pressestimmen, die Amazon unter die Buchbeschreibung gepackt hat, sind ellenlang. Die behaupten, das Buch sei Wunder was, ein Meisterwerk, eine Offenbarung, ein wasweißich. Es ist ok, lesbar, wenn man auf so ein Thema abfährt.


    3ratten


    ***

    Aeria

  • (Eventuell ist das ja auch einfach ein Buch, das man lesend aufnehmen muss, nicht hörend, Aeria.. (?))


    Mich jedenfalls hat "Die Überlebenden" emotional voll erwischt - und das passiert mir gar nicht mehr sooo häufig.

    Ich hab das Buch tatsächlich in einem Zug ausgelesen - und die Beschreibungen haben dabei die ganze Zeit deutliche Bilder vor meinem inneren Auge ausgelöst.

    Ich fühl mich iwie noch immer ganz erschlagen.. Nicht gerade Wellness - und ich kann mir vorstellen, dass Vollständigkeitsfans vielleicht Einiges fehlt - aber ich fand es genau so perfekt und sehr... beeindruckend.

    Einmal editiert, zuletzt von Alice ()