Frankenstein: Abschnitt 2 - Kapitel 6-13

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  • Ich habe das Hörbuch weiter gehört. Wie im letzten Abschnitt schon gesagt, ist es eine gekürzte Version. Also gut möglich, dass mir etwas entgangen ist.


    Ich habe mich gefragt, wie Frankenstein auf die Idee kommt, dass das Monster seinen Bruder William umgebracht habe? Ich sehe dafür überhaupt keinen Anhaltspunkt.


    Überrascht war ich dann auch, dass das Monster sogar sprechen kann - es ist offensichtlich mehr Zeit vergangen, als ich dachte. Das Monster wirkt auf mich sher klug, hat eine gute Beobachtungsgabe und definitiv auch Gefühle (Einsamkeit). Dieses zwangsläufige "wir müssen Feinde sein" erschließt sich mir nicht wirklich.

  • Meine Ausgabe ist in Teile gegliedert und dann jeweils mit Kapitel 1 wieder von vorne beginnend. Hoffe ich hab mich nicht verzählt. 😂

    Mittlerweile lese ich die Fußnoten mit größerem Interesse, da hier auch auf die Unterschiede zur später überarbeiteten Ausgabe gemacht werden. Das Vorwort der Autorin zu dieser Überarbeitung ist hinten angefügt. Darin flunkert sie ganz schön und behauptet z.B. sie hätte nichts inhaltliches verändert.

  • Ich finde es ist auch total unlogisch. Woger soll das Monster denn wissen wo Frankensteins Familie lebt. Es ist doch viel wahrscheinlicher das er ihm gefolgt ist und nicht umgekehrt.

    Aber gut. Frankenstein glaubt ja auch, das nur weil dieser Gedanke nun existiert er wahr sein muss. :rolleyes:

  • Das seh ich auch so. Es wird ja im Grunde nur auf sein Aussehn zurückgeführt, wenn er gut aussehen würde, wäre Viktor begeistert gewesen....

    Vor allem: Er sieht ja so aus, weil Frankenstein selbst ihn so gemacht hat. Hätte er sich eben mehr Mühe gegeben. Wobei Frankenstein ihn ja offenbar "unbelebt" tatsächlich schön fand und dann auf einmal nicht mehr. Hab ich nicht ganz verstanden :gruebel:

  • Zank

    Ja so hab ich das auch verstanden.


    Viktor Frankenstein wird mir zunehmend unsympathisch. Nicht nur seine Gedankengänge sondern eigentlich alles was er tut... Bei dem ganzen Buch habe ich so viele Augenverdrehmomente.

    Z.B. auch Justine. Natüüüürlich ist sie hübsch und schon alleine dadurch über alle Zweifel erhaben. Interessant fand ich ihre Falschaussage und das damit verbundene falsche Geständnis. Das war ja sehr realistisch beschrieben, denn genau diese Gründe findet man noch heute wenn es um falsch Aussagen geht. Ich fand krass das eigentlich bis auf Elisabeth und dann auch Viktor niemand auf die Idee kommt, das Mädchen könnte auch unschuldig sein. Da man die Handabdrücke ja anscheinend so deutlich gesehen hat, wundert es mich ein bisschen, das niemand auf die Idee kam das mal zu vergleichen.


    Für mich erschließt sich aber auch nicht ,weshalb das "Monster" (hätte der gute Vik ihm nicht einen Namen geben können?? ) eigentlich so Blutdürstig ist und den Jungen ermorden wollte.

    Mir fehlen so einige Motivationsgründe ... für so ziemlich alles.


    Die Darstellung und der krasse Bezug auf Schönheit plus gut/reine Seele/würde niemals einen Mord begehen gehen mir extrem auf den Geist. ich muss sagen das ich hier von Shelley, auch aufgrund ihrer Lebensgeschichte irgendwie mehr Progressivität in der Darstellung weiblicher Figuren erwartet hätte. Stattdessen entsprechen sie krass den Stereotypen jener Zeit. Darüber bin ich glaube ich am meisten enttäuscht.


    Es fällt mir zunehmend schwerer überhaupt weiter zu lesen, weil ich fast auf jeder Seite etwas finde das mich stört.

  • Ich habe mich beim Lesen des ersten Teils schon gefragt, warum Justine so ausführlich eingeführt wird, damit war ja irgendwie schon klar, dass sie noch eine Bedeutung bekommen wird. Aber dieses Schwarz-Weiß-Denken finde ich schon sehr irritierend: das Geschöpf muss der Mörder gewesen sein (Anhaltspunkte oder Beweise sind dafür nicht nötig) und Justine muss natürlich unschuldig sein, allein schon weil Elisabeth das auch glaubt?!


    Und es ist einfach widersprüchlich, dass Frankenstein selbst erkennt, dass seine Überlegungen hochgradig unglaubwürdig sind (weshalb er keine Fahndung nach dem Geschöpf in Gang setzen kann), während er selbst von ihrer Richtigkeit überzeugt ist.


    Und woher weiß er, dass

    Zitat

    die Kreatur [...] in der Lage ist, die überhängenden Steilwände des Mont Salêve zu erklimmen?

    Das erschließt sich nicht, dafür wird aber richtig Stimmung gegen das Geschöpf gemacht, indem es als "Unhold", "Dämon", "Mörder", "Vampir" bezeichnet wird. Und das erscheint um so unlogischer, als es offenbar schon eine lange Zeit unterwegs ist, ohne aufgefallen zu sein:

    Zitat

    Fast zwei Jahre waren nun seit der Nacht, in der er sein Leben empfangen hatte, vergangen. War dies sein erstes Verbrechen? Ach! Ich hatte einen verderbten Unhold auf die Welt losgelassen, der Vergnügen an Blutvergießen und Leid fand. Hatte er nicht meinen Bruder ermordet?

    Und hier wird die Logiklücke dann richtig groß: Das Geschöpf hat sich zwei Jahre lang unbemerkt im Gebiet zwischen Ingolstadt und Genf herumgetrieben, ohne in irgendeiner Art und Weise auffällig zu werden, um dann ausgerechnet William zu ermorden?

  • Was mich weiterhin irritiert ist die Tatsache, dass Frankenstein dem Geschöpf seine Menschlichkeit deutlich abspricht (indem er sagt, dass kein Mensch das hübsche Kind, also William, hätte töten können), ihm gleichzeitig aber eine Menge Intelligenz zutraut, indem er sich fragt, welche Teufelei das Monster noch aushecken könnte bzw. ob es Justine zu seinem Vergnügen in Schande und Tod getrieben habe. Wie kann das Geschöpf nicht menschlich und gleichzeitig so intelligent sein, planmäßig vorzugehen?

  • Juva
    Logik ist ja im Roman finde ich öfter mal das Problem...

    Das hat mich aber auch irritiert. Zu Mal Frankenstein nicht mal hinterfragt, wo diese Intelligenz eigentlich herkommen soll. Er geht ja quasi davon aus, dass das Monster alles kann, ohne etwas gelernt zu haben. Aber eben auf einer Ebene, die "natürlich" seiner eigenen total unterlegen ist.


    Ich frage mich hier auch zunehmend, welche Ansichten die Autorin selbst über Menschen hatte und warum sie ihre Figuren so idealisiert dargestellt hat. Wenn ich das mit Figuren aus anderen Romanen vergleiche, die zwar andre Themen behandeln, aber auch von Frauen geschrieben werden, dann hat jemand wie Jane Austen meiner Meinung nach einen ganz andren Blick auf die Gesellschaft - und ihre Figuren haben bei weitem mehr Tiefe und Komplexität.

  • Im Original heißt es - "Justine Moritz, who was so amiable and fond of all the family could all at once become so extremely wicked?" (s.68).


    Ich lese den Roman nicht nach logischen Abfolgen. Es ist ja ein Schauermärchen. Es ist ja auch nirgendwo genau beschrieben wie es überhaupt wissenschaftlich dazu kam, dass das Monster zum Leben erwacht ist. Ich nehme es hin, wie Mary Shelley es sich ausgedacht hat.


    Wie sich die Menschen vor 200 Jahren die Welt vorgestellt haben, was Teufel und Höllenangst noch für Rollen gespielt haben, die Vernunft hat sich in der Wissenschaft durchgesetzt, ist aber bei weitem noch nicht in der Bevölkerung verankert.


    Mein Lieblingsbuch wird es sicher auch nicht. Das ganze Genre ist nicht unbedingt mein bevorzugtes Lesegebiet. Ich lese weiter, damit ich es irgendwann hinter mir habe. Ich habe mich ja schon sehr lange dieser klassischen engl. Lektüre verweigert.

  • b.a.t.

    Tatsächlich finde ich es an sich nicht unbedingt wichtig wenn mir die Welt, in der ein Roman spielt erklärt wird. Ich lese ja auch viel Fantasy und nicht immer ist da alles logisch und klar. Aber hier fallen mir diese Lücken vor allem deshalb auf, weil sie sich meiner Meinung nach sehr häufen.


    Z.B. das Monster kann sprechen. Und sogar in einer Sprache eines Erwachsenen. Hat Vorstellungen von Gut und Böse. Das finde ich einfach unglaubwürdig und daher kann ich mich hier auch nicht genauer darauf einlassen. Das Ganze würde mich vermutlich etwas mehr überzeugen, wenn der Roma nicht von Anfang an so versessen darauf gewesen wäre, mir alles als "wahre" Geschichte zu verkaufen, die durch die Briefe eingeleitet wird.

    Das reißt mich total aus der phantastischen Welt, die hier präsentiert werden soll. Zu Mal ja auch einige Orte in die Handlung eingebaut sind, die z.B. von den Shelleys selbst auch besucht wurden.

    Keine Ahnung... Ich habe ja auch Jules Verne gelesen und seine Welt ist ja auch ziemlich phantastisch. Trotzdem kann ich mich dort ganz anders auf alles einlassen. Z.B. die Vorstellungen über Unterseeboote wie der Nautilus, sind ja schon phantastisch. Trotzdem funktioniert es für mich innerhalb der Geschichte.


    Hier aber funktionieren für mich eben auch die Bauteile, die für die eigentliche Handlung wichtig sind nicht. Dazu fehlt mir mehr Tiefe und ich kann es auch nicht als Schauergeschichte lesen, weil mir dazu weit mehr Märchenhafte Elemente fehlen. Oder auch solche, die mehr Schauer verursachen könnten. - Um mal Dracula zu bemühen, hier funktioniert für mich dieses Schauer-elemten, obwohl! auch durch Briefe suggeriert wird, das sich alles so zugetragen hat wie beschrieben.


    Ich habe definitiv eine große Schwäche für die englische Literaturgeschichte und die Klassiker des 19. Jahrhunderts. Aber hier bin ich leider echt enttäuscht. Und das hängt nicht damit zusammen, das mir die Welt von Mary Shelley so fremd wäre (ist sie tatsächlich nicht, ich beschäftige mich Schwerpunktmäßig sehr viel mit dem 19. Jahrhundert). Eine gute Geschichte steht und steht fällt auch damit, ob man nur noch damit beschäftigt ist, die Logik zu hinterfragen oder sich einfach fallen lassen kann. Ich persönlich kann mich jedenfalls nicht fallen lassen und das sorgt dafür, das mir das Lesen keinen Spaß macht. Und das sorgt natürlich auch dafür, das ich viel mehr darauf schaue, warum das so ist.

  • Eine gute Geschichte steht und steht fällt auch damit, ob man nur noch damit beschäftigt ist, die Logik zu hinterfragen oder sich einfach fallen lassen kann.

    Schön gesagt. Ich sehe das auch so.

    Es war jetzt kein Buch, durch das ich mich durchquälen musste, bei weitem nicht. Aber dieses "sich einfach auf die Handlung einlassen" fehlte mir schon, weil ich oft einfach nur dachte "Hä? Wie kommt Frankenstein darauf? / Warum macht er das?"

  • Englische Literaturgeschichte interessiert mich eigtl. auch, allerdings die ganzen Schauerromane nicht so sehr, daher hab ich die ausgelassen, und dachte dieses Lesewochenende wäre ein Grund zumindest eine kleine Lücke zu schließen.


    Hatte bis jetzt weder Frankenstein noch Dracula gelesen und mag die ganzen Vampir und Untotengeschichten eigtl. auch nicht. Fantasy Bücher sind auch nicht meine Welt.


    Ich lese das Buch jetzt relativ unemotional, ich hab mir auch nicht erwartet, dass ich da reinkippen werde, daher wird es mich nicht so stören wie dich.

  • Hier aber funktionieren für mich eben auch die Bauteile, die für die eigentliche Handlung wichtig sind nicht. Dazu fehlt mir mehr Tiefe und ich kann es auch nicht als Schauergeschichte lesen, weil mir dazu weit mehr Märchenhafte Elemente fehlen. Oder auch solche, die mehr Schauer verursachen könnten. - Um mal Dracula zu bemühen, hier funktioniert für mich dieses Schauer-elemten, obwohl! auch durch Briefe suggeriert wird, das sich alles so zugetragen hat wie beschrieben.

    Mir geht es da ähnlich wie Holden, gerade weil ich durch diese Logikfehler nicht richtig in die Geschichte reinkomme und darüber hinaus über diesen arroganten, ignoraten Frankenstein immer nur den Kopf schütteln könnte, geht für mich auch jeder Anschein von Grusel verloren. Der hier zitierte Dracula ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher und auch wenn ich beispielsweise an Stephen Kings Romane denke werden diese ja gerade auch dadurch gruselig und schaurig, dass die Figuren so gut gezeichnet sind, dass man ihnen als Leser atemlos folgt und mit ihnen fiebert und leidet.


    Das fehlt hier ganz und gar, ich ärgere mich einfach nur über Frankenstein und finde es erstaunlich, dass ihm sein Geschöpf, als sich die beiden in den Bergen wieder treffen, argumentativ überlegen ist, als es ihn darauf hinweist, dass er als Schöpfer auch eine Verantwortung hat, er das aber zunächst nicht einsehen will.

  • OT:

    und auch wenn ich beispielsweise an Stephen Kings Romane denke werden diese ja gerade auch dadurch gruselig und schaurig, dass die Figuren so gut gezeichnet sind

    Ach, und ich dachte, es liegt an dem miserablen Schreibstil und Kings verstörenden Fantasien 8o

    (Wer schon länger hier unterwegs ist, kennt meine King-Abneigung ;))

  • Bei mir funktioniert Grusel, so richtiger Grusel bei dem man es mit der Angst zu tun bekommt und erstmal überall Licht an machen muss... sofern man sich traut *g* aus Büchern eh nicht. Ein Grund warm ich keine Horrorbücher lese (Vampir und Co zähl ich nicht so richtig dazu). King langweilt mich immer, weshalb ich es aufgegeben habe mit ihm.

  • Ach, und ich dachte, es liegt an dem miserablen Schreibstil und Kings verstörenden Fantasien 8o

    (Wer schon länger hier unterwegs ist, kennt meine King-Abneigung ;))

    Tja, so unterschiedlich sind die Geschmäcker. ;) Ich finde Stephen King toll und verteidige ihn immer wieder gerne gegen die Anhänger der "richtigen Literatur", für die so ein Schreiberling natürlich nicht akzeptabel ist.