Es gibt 59 Antworten in diesem Thema, welches 4.948 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von HoldenCaulfield.

  • Vorleser Woran liegt es?


    Alice

    Ach quatsch. Ich habe tatsächlich noch nicht weiter gelesen, weil mir andre Themen dazwischen kamen. Aber ich kenne Emma sehr gut, weshalb ich tatsächlich auch aus dem Stehgreif was sagen kann :lachen:


    Persönlich bin ich immer sehr über Emmas Vater und seinem hypochondrisches Verhalten amüsiert.


    Etwas anstrengend finde ich wie immer, wenn Emma entscheidet was Harriet fühlen oder denken soll und diese das nicht kritischer betrachtet.

  • Etwas anstrengend finde ich wie immer, wenn Emma entscheidet was Harriet fühlen oder denken soll und diese das nicht kritischer betrachtet.

    Das ist zum Beispiel ein Grund. :)

    Was ist wertvoller, Wissen oder Fantasie? Es ist die Fantasie, denn das Wissen hat Grenzen.  - Albert Einstein

  • Meine Lieben, ich lese doch nicht mit. Irgendwie kann ich mich gerade zu wenig auf "Emma" konzentrieren. Es wäre schade, wenn ich mich durch quälen würde, nur weil gerade die Zeit nicht passt.

  • Ich bin schon ziemlich weit "gereist" mit der lieben Emma.


    Morgen oder übermorgen werde ich wahrscheinlich durch sein. Die Charaktere sind nicht immer sympathisch. Müssen sie auch gar nicht sein. Ich konnte aber viel Humor in dem Buch wieder entdecken.


    Der von HoldenCaulfield angesprochen hypochondrische Vater, Emma, die ihr Leben lang mitgeteilt bekommen hat, dass sie quasi perfekt ist kommt im Laufe des Buches drauf, dass die Welt sich nicht nur um sie dreht. Sie muss das alles selbst rausfinden mit etwas Unterstützung der Knightleys, denn in ihrem Umfeld wird sie gar nie hinterfragt.


    Ich mag auch Mrs Elton. Eine komplett unsympathische Person, die niemand ausstehen kann, aber die verdiente Strafe für ihren Mann :)


    Miss Bates und die Nichte sind die einzig wirklich braven (nach damaligier Weltansicht) Geschöpfe, allerdings ziemlich unscheinbar.

    Der obligatorische villain bei Jane Austen ist relativ harmlos. Mr Churchill spielt zwar mit der Gesellschaft, aber auch deshalb, weil die ihn von Anfang an in die Rolle des Emma-Verehrers drängen.

    Mehr möchte ich noch nicht schreiben, ich warte bis mehrere von euch dann so weit im Buch sind.

  • Ich bin jetzt bei Halbbuch - Frank Churchill hat sich schon ausgiebig vorgestellt.

    Bei den atemlosen Ergüssen von Miss Bates wird mir regelrecht schwindelig. :breitgrins:

  • So, jetzt habe ich Emma ausgelesen und sie ist mir am Ende doch ans Herz gewachsen. Ich finde sie insgesamt tatsächlich nicht unsympathisch, weil sie eigentlich immer bereit ist, über sich selbst kritisch nachzudenken und auch zu versuchen, es gutzumachen, wenn sie "Mist gebaut:" hat. Ihre Verwöhnheit ist ja nicht in erster Linie ihre Schuld, und vielleicht wird sie es in der Zukunft ja sogar schaffen, ein wenig über den ihr vorgegebenen "Werterand" hinauszusehen; wer weiß.

    Ich musste mich erst mal wieder an die ausführliche schriftliche Darstellung all dessen, was modernere Schriftsteller gemeinhin der Fantasie des Lesers überlassen, gewöhnen. Ich denke, wir sind es gewohnt, viele Gedanken der Protagonisten aus Andeutungen im Text innerlich zu ergänzen, die mir hier zunächst unangenehm.. ausgewalzt erschienen. Impressionismus vs. "innere Vorgangsbeschreibung" quasi. Einmal so akzeptiert, stört es dann nicht mehr so sehr und man kann sich auf Anderes konzentrieren,

    Insgesamt bin ich froh, Emma jetzt gelesen zu haben - gerade auch im Vergleich zum kürzlich gelesenen Middlemarch, an das ich mich auch erst "gewöhnen" musste und das mir im Endeffekt doch noch ein Stück besser gefallen hat.


    Danke @all für das Entgegennehmen all meiner Klagen!! :saint:

    (Dass mir nervige Charaktere in einem Buch - hier maximal der Vater Woodhouse :rolleyes: - dann tatsächlich auf die Nerven gehen, ist ja mein ganz eigenes unprofessionelles Problem..)

  • Ich gebe zu das ich die nervigen Figuren großartig finde. ^^ Das ist so herrlich überspitzt. Vor allem auch Mrs. Elton :lachen: die ich immer am liebsten packen und schütteln würde wenn sie mir begegnet (sei es im Buch oder einer Verfilmung).

  • Mrs Elton hat was:) Die Dorffurie gibts in jedem Dorf und es gibt so viele reale Vorbilder.

    Ich finde auch die Kombination der Bates Familie interessant. Die Pfarrerswitwe mit der einfältigen Tochter, die sie nicht an den Mann gebracht haben und der allzu braven Nichte Jane, die den bad-guy bekommt. So richtig schöne Kontraste.

  • Leider war ich die letzten Tage grippebedingt raus (es war kein Corona, hat mich aber ziemlich ausgeschaltet) - ich war zwar arbeiten, aber mehr ging dann auch nicht. :(


    Seit gestern wird es langsam besser und ich habe auch umgehend die Lektüre wieder aufgenommen (die ausstehenden Rezis ignoriere ich erstmal großzügig).

    Irgendwie bin ich Emma gegenüber diesmal total in der Erwachsenen-Position, ich denke immer wieder "Werde erstmal erwachsen mein Kind, und lerne wie die Welt wirklich funktioniert, dann wirst du sehen, wo du daneben liegst." Insofern stören mich ihre Aktionen nicht, weil ich sie der jugendlichen Unerfahrenheit zuschreibe, obwohl sie ja auch ein gehöriges Maß an Überheblichkeit hat.


    Mr Knightley (den ich durchaus gern mag) ist natürlich schon ein sehr tadelloses Gegenstück zu Emma, und so reif und abgeklärt, dass ich mich frage, warum er nicht noch mehr von ihr genervt ist. So ganz passt das für mich nicht.


    Außerdem habe ich ständig den Film "Clueless" vor meinem inneren Auge, der für mich immer mehr zur idealen Emma-Verfilmung wird. Besonders die Darstellerin der "Harriet" hat genau die richtige Mischung aus Naivität und Heldenverehrung (sowohl gegenüber Emma als auch gegenüber Mr Elton), die perfekt zur Figur passt.

  • Die Frage nach der Sympathie steht diesmal beim Lesen des Romans für mich wirklich im Vordergrund, denn einerseits ist da diese Besserwisserei bezogen auf ihre Mitmenschen und deren Beziehungen, andererseits zeigt sich im Laufe des Romans immer mehr, dass sie (außer eben Mr Knightley) kein wirklich passendes Gegenüber hat, durch das sie sich auch weiter entwickeln kann. Die Schwester ist lieb, aber eben auch nicht die hellste Kerze am Tannenbaum, der Vater mit seinen Krankheiten und seinem schlechten Gedächtnis beschäftigt. Das ist ja fast schon ein Running-Gag, dass ihm von allem (ob Gedicht, Brief oder sonstwas) immer nur noch der Anfang einfällt.


    Gut gefällt mir Emmas Selbstbewusstsein bezogen auf ihre eigene Position, etwa dass für sie ganz klar ist, dass sie sich mit einer Heirat wirtschaftlich nur verschlechtern könnte. Damit ist sie auch eine (insbesondere für ihre Zeit) moderne Frau, die eben nicht von einem Mann gerettet werden will/muss. Und auch die Tatsache, dass der Gedanke an eigene Kinder sie nicht gleich ins Schwärmen bringt, passt dazu. Hier habe ich mich dann auch gefragt, wieviel von Jane Austen selbst in dieser Figur steckt, es gibt da schon gewisse Parallelen.

  • Dieser Drang nach Unabhängigkeit steckt wahrscheinlich in allen Jane Austen Heldinnen. Ich glaube auch wie Juva dass da sehr viel Jane Austen selbst drinnen steckt. Neudeutsch würde man das dann Autofiktion nennen, davon hatten die damals aber noch wenig Ahnung :)

  • Sorry das ich erst noch mal hier reinschaue, Irgendwie war mein Kopf nicht so frei für Kommentare^^


    Juva

    Ich finde auch, Knightley verhält sich an einigen Stellen eher wie ein Vater oder großer Bruder und selten wie ein potentieller Partner. Weshalb ich es immer noch irgendwie merkwürdig finde, das er sie dann heiratet (immerhin kennt er sie wirklich seit ihrer Geburt.)

    Ich mag ihn, und er hat oft Recht mit allem was er zu Emma sagt. Aber persönlich hätte ich mir tatsächlich schon viel früher stärkere Kritik an ihrem Verhalten gewünscht. Gleichzeitig finde ich, das er als einziger überhaupt ebenbürtig mit ihr sprechen kann. Eben weil er vom Stand her die Möglichkeit überhaupt erst hat.


    Ich mag Emma auch für ihre Freiheit, die sie aber eben auch hat, weil sie sich diese erlauben kann. Sie hat Möglichkeiten, die eine Harriet Smith nie hatte. Und das sieht man bei ihr auch an der Beeinflussbarkeit ihrer Gefühle und ihrer Denkweise. Sie weiß genau, das ihre beste Möglichkeit ist Martin zu heiraten. (Und immerhin liebt sie ihn ja) Aber Emma setzt ihr die Flaußen in den Kopf, das sie nach höherem streben sollte - obwohl sie eigentlich sogar glücklich wäre, mit den Möglichkeiten die ihr die Familie Martin bieten kann.


    Und dann die gute Jane... seufz. Ich finde immer noch ihr und vor allem ihrem Gatten wurde zu schnell verziehen. Ich mag tatsächlich beide nicht, weil sie sich so brav geben und dann beide nur durch Lügen an sein Vermögen und ihre Freiheit gelangen. Aber das ist finde ich bei Austen generell etwas das mich immer nervt. Wickham kommt mir auch viel zu gut weg (Gut ich stell mir immer vor, das Kitty ganz genauso wie ihre Mutter wird. Also viel Spaß damit Wicky :err:)


    Ich sage immer mal, das "Emma" im Grunde mein liebster Roman von Austen ist. Wenn ich spontan Antworte, ist das tatsächlich die Antwort die am häufigsten kommt. Das liegt auch daran, das Emma am meisten Fehler haben darf und in ihrer Unvollkommenheit, dadurch für mich menschlicher wirkt.

    Eine Lizzy Bennett mag ich auch^^ keine Frage. Aber Emma wirkt für mich immer hm nicht so sehr wie eine Romanfigur.


    Ich liebe den Humor und die überzeichneten Figuren. Das ist für mich so ein illustrer Reigen von Personen, an denen Emma wachsen muss. Und ich frage mich immer, welche Personen dafür wohl Pate standen :lachen:

  • Ich finde auch, Knightley verhält sich an einigen Stellen eher wie ein Vater oder großer Bruder und selten wie ein potentieller Partner. Weshalb ich es immer noch irgendwie merkwürdig finde, das er sie dann heiratet (immerhin kennt er sie wirklich seit ihrer Geburt.)

    Ich mag ihn, und er hat oft Recht mit allem was er zu Emma sagt. Aber persönlich hätte ich mir tatsächlich schon viel früher stärkere Kritik an ihrem Verhalten gewünscht. Gleichzeitig finde ich, das er als einziger überhaupt ebenbürtig mit ihr sprechen kann. Eben weil er vom Stand her die Möglichkeit überhaupt erst hat.

    Das ist auch mein Problem mit Mr Knightley: Wie kann er sich einerseits wie ein Erziehungsberechtigter verhalten (wobei er mit seinen Einwänden ja durchaus recht hat) und sich andererseits in sie verlieben? Dass sie sich in ihn verliebt, verstehe ich viel eher, denn er ist ja wirklich der einzige Mensch, der auf Augenhöhe mit Emma agiert und dabei auch noch sympathisch. Und es wird ja auch nochmal betont, dass sie seinen Wert besonders auch im Vergleich mit Frank Churchill erkennt.

    Und auch wenn das so explizit nicht gesagt wird kann ich mir eine Ehe ohne Gefühle zwischen den beiden nicht vorstellen, da geben ihre Gespräche ja schon Einblicke, wie sie miteinander umgehen. Andererseits steht da die doch recht nüchterne Formulierung, dass sie beschlossen hatten, zu heiraten, die meiner Ansicht nach aber vor allem wieder Emmas ungewöhnliche Position als Frau ihrer Zeit und auch den fortschrittlichen Charakter der Ehe zwischen den beiden unterstreicht.

  • Juva

    Ich denke aus unserer heutigen Sicht erwarten wir vielleicht mehr offene Gefühle. Ich kann mir gut vorstellen, das die Lesenden der Zeit damals das subtilere vielleicht auch besser verstanden haben als ich^^

    Was ja auch sehr besonders ist, das Knightley total auf Emma eingeht und für mich der einzige Punkt an dem ich denke: Ok er muss sie lieben, sonst würde er niemals mit zu ihrem Vater ziehen :lachen: (Ok ich denke er mag ihren Vater auch. Aber alleine dieses auf ihre Bedürfnisse und Wünsche einzugehen finde ich auch sehr bezeichnend.)

    Aber ansonsten ja, Emma hat ja ehrlicherweise keine anderen Männer um sich, die als Kandidaten in Frage kämen. Wo hätte sie diese auch kennen lernen sollen? Es ist im Grunde logisch, das sie dann Mr. Knightley heiratet. Also er ist ja auch sonst der einzige der in Frage käme. Selbst wenn sie nicht in ihn verliebt wäre. Er ist ja im Grunde auch der Einzige den ihr Vater am ehesten akzeptiert. Weil er ihn länger kennt als seine Tochter :P