Leo Tolstoi - Krieg und Frieden (Buch 1 - Teil 1)

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  • Ich merke gerade, dass ich ziemlich hinter her hinke. Der Nachteil an diesem Buch ist ganz eindeutig, dass es zu dick und schwer ist, damit man es einfach mal mitnehmen kann. War gestern nämlich bei meiner Oma, hätte dort Zeit gehabt, aber es ist mir einfach zu unpraktisch... Naja.


    Ich muss sagen, dass die Szene mit der Wette sehr gut gezeigt hat, dass jeder damals der "bessere" sein wollte, egal worum es ging. Man wollte sich immer wieder "Stärke" beweisen. Einen Bären zu halten war damals für die wohlhabenden Russen doch normal, zumindest kam es öfter vor. Trotzdem erschreckt es mich irgendwie.

  • Die interessanteste Figur bei der Wettszene ist für mich Dolochow. Im Gegensatz zu den anderen, denen es nur um Vergnügungen geht, "lebt" er von solchen völlig bescheuerten Wettgewinnen, denn er "war nicht reich und es mangelte ihm auch an Beziehungen." Er weiß schon, was er tut, kann seine Alkoholtoleranz realistisch einschätzen, im Gegensatz z. B. zu Pierre, der sich, schon besoffen, für einen Übermenschen hält.
    Ich frage mich ein bisschen, wieso die anderen Dolochow nicht von der Wette abgehalten haben. Liegt es daran, dass auch sie wissen, dass Dolochow höchstwahrscheinlich überleben wird, oder halten sie ihn eben doch nicht für "einen von ihnen", geld- und beziehungslos wie er ist, und nehmen ein böses Ende der Unterhaltung willen in Kauf?

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Hab jetzt etwa 100 Seiten gelesen und bin von Seite zu Seite mehr begeistert.
    Die Schlacht um das Erbe ist wirklich pervers, da finde ich die Sargträger ja doch eher harmlos. Die wollen Geld verdienen, die eigenen Verwandten interessieren sich nur fürs Erbe und nicht für den Menschen! Ekelhaft, unsympathisch und für mich persönlich nicht nachempfindbar!



    Die interessanteste Figur bei der Wettszene ist für mich Dolochow. Im Gegensatz zu den anderen, denen es nur um Vergnügungen geht, "lebt" er von solchen völlig bescheuerten Wettgewinnen, denn er "war nicht reich und es mangelte ihm auch an Beziehungen." Er weiß schon, was er tut, kann seine Alkoholtoleranz realistisch einschätzen, im Gegensatz z. B. zu Pierre, der sich, schon besoffen, für einen Übermenschen hält.
    Ich frage mich ein bisschen, wieso die anderen Dolochow nicht von der Wette abgehalten haben. Liegt es daran, dass auch sie wissen, dass Dolochow höchstwahrscheinlich überleben wird, oder halten sie ihn eben doch nicht für "einen von ihnen", geld- und beziehungslos wie er ist, und nehmen ein böses Ende der Unterhaltung willen in Kauf?


    Das kann ich genauso unterschreiben.
    Tja, warum sie ihn so einfach gewähren lassen? Ich denke, sie wissen genau, dass er weiß, was er sich zutrauen kann, während jeder weiß, dass Pierre ein Tolpatsch ist. Ich denke schon, dass Dolochow anerkannt ist.

    Liebe Grüße<br />Melli

  • Ich muss kleinlaut gestehen, dass ich Tolstoi Unrecht getan habe. Mir gefällt "Krieg und Frieden" (bis jetzt) - wer hätte das gedacht?! :zwinker: Als ich den Roman als 14jährige lesen musste, war es eine Strafe ohne Gleichen, jetzt bin ich von manchen Sätzen, Szenen etc. begeistert *g*. Ich bin gespannt, wie sich das weiter entwickelt und ob ich am Ende des Romans noch genau so denke.


    Allerdings stellt sich bei mir langsam der "Sturmhöhe"-Effekt ein: Ich mag keine einzige der bisher in Erscheinung getretenen Personen. Bei Pierre hat sich meine Meinung auch wieder geändert, er ist ein Trottel.
    Die einzige Figur, die mir beim ersten Lesen gefallen hatte, Andrej Bolkonskij, ist in meinen Augen ziemlich gesunken, seit ich gelesen habe, wie er seine Frau behandelt. Und die Erwähnung seiner "kleinen weißen Händchen" (!) ließ mich schaudern. Kleine weiße Händchen gehören meiner Meinung nach zu einem kompletten Weichei :zwinker: .


    Die Kinder der Rostows sind mir ein Gräuel. Natascha, die wohl berühmteste weibliche Figur der russischen Literatur seit Tatjana Larina aus "Onegin" ist ein Dummchen, wie mir scheint. Sie ist die Tochter eines Grafen und mit 13 Jahren - theoretisch - schon eine junge Dame. Aber wie die sich benimmt - :rollen:.


    ***
    Aeria

  • So bin jetzt am Ende vom 1. Teil und die mir irgendwie noch am sympathischste Person ist Prinzessin Marja. Besonders die 2 Briefe zwischen ihr und Julie fand ich sehr nett. Das einzige was mich an ihr stört ist, dass sie keine eigene Meinung über ihren Vater hat und grundsätzlich alles für "richtig" erachtet was er tut und ihr aufträgt. Aber wahrscheinlich kann sie nichts dafür, denn sie ist so von ihm aufgezogen worden und ist nur gutmütig.


    Eine Sache hat mich noch verwundert und zwar, wird glaub ich mehrmals beschrieben, dass Fürstin Elisabeth Bolkónskaja einen Schnurbart hat? Frau und Schnurbart? Ich weiss ja nicht, aber ich finde das schon ein bisschen seltsam? :breitgrins:

    Einmal editiert, zuletzt von Cynthrax ()

  • Ich bin gestern leider so gut wie gar nicht zum Lesen gekommen. Aber der alte Besuchow ist nun tot und ich muss sagen, Anna Michailowna finde ich nicht unbedingt selbstlos. Sie verhilft Pierre doch nur zu seinem Erbe, da sie sich von ihm eine Zuwendung für ihren Sohn Boris erhofft. Von der Prinzessin hätte sie ja wohl nichts erwarten können, so sehr wie die sie hasst!
    Ich bin auch bei Marja auf dem Land angekommen. Meine Güte, ist der Vater ein Tyrann. Die arme...
    Allerdings versteh ich nicht, wieso sie hofft, dass der morgendliche Besuch gut verläuft, wenn er doch seit Jahren immer gleich abläuft. Hmm, die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. ;)

    Liebe Grüße<br />Melli

  • Ich hinke noch immer hinterher, obwohl ich ein wenig weitergelesen habe.


    Ich weiß gar nicht was ihr alle gegen Pierre habt. Ich finde ihn ganz nett. Er hat seine eigene Meinung, ist jung und stürmisch.
    Dagegen kann ich Anna Pawlona nicht ausstehen. Wie sie jedem die Meinung aufdrängt ist nicht meine Sache.


    Ich bin mitten in Kapitel VI und daher noch ziemlich am Anfang des ersten Bandes, dafür habe ich jetzt zwei Tage Zeit zum Lesen und werde die ausgiebig nutzen.


    Katrin

  • Hallo,


    ich bin jetzt mit diesem Teil des Buches fertig und ich habe mich jetzt "eingelesen". Ich hatte auch die Tagr davor das Problem, daß ich nie die richtige Ruhe zum lesen hatte und ständig abgelenkt wurde. Dies ist definitv ein Buch, bei dem ich Ruhe brauche zum lesen. Ich muß in die Geschichte eintauchen können.
    Es gibt auch bei mir keinen Protagonisten, der mir sehr ans Herz gewachsen wäre, aber ich empfinde es nicht so wie bei "Sturmhöhe", wo mir wirklich alle durch die Bank weg unsympathisch waren. Ich glaube, ich bin in der Geschichte noch so am Anfang, daß ich mir noch kein Urteil erlauben kann. Momentan sieht man die Menschen in ihrem alltäglichen Leben, ohne besonders tragische Vorkommnisse. Ich denke, daß sich der wahre Charakter der Personen erst dann zeigen wird, wenn sie in außergewöhnlichen Situationen handeln müssen.
    Marja ist ganz sympathisch und ich glaube auch ihr Vater, wenn er auch noch so kratzbürstig ist, ist kein verkehrter Mensch. Man muß bedenken, daß es Anfang des 19ten Jahrhunderts spielt und Kinder mit sehr viel Respekt und auch Angst vor den Eltern erzogen wurden. Ich möchte in unserer heutigen Zeit nicht, daß meine Tochter Angst vor mir hat, aber damals war es normal und so hat sich auch niemand darüber gewundert oder einen sehr strengen Vater mit einem bösen Menschen gleichgesetzt. Man kannte es nicht anders und erachtete den Umgang zwischen Eltern und Kindern so wie er war als normal.
    Ich bin nur gespannt, wie sich der plötzliche Reichtum auf Piere's Charakter auswirken wird, denn er scheint ja eigentlich ganz nett zu sein. Nicht gerade mein Traummann :breitgrins:, aber auch kein böser Mensch. Ich denke sowieso, daß der Krieg die Charakter noch sehr verändern und auf die Probe stellen wird.


    Tina


  • Ich möchte in unserer heutigen Zeit nicht, daß meine Tochter Angst vor mir hat, aber damals war es normal und so hat sich auch niemand darüber gewundert oder einen sehr strengen Vater mit einem bösen Menschen gleichgesetzt. Man kannte es nicht anders und erachtete den Umgang zwischen Eltern und Kindern so wie er war als normal.


    Teils stimmt das schon, damals war ein solches Verhalten seinen Kindern gegenüber "normaler" als heutzutage. Andererseits war es aber wohl doch nicht unumgänglich, wie man z. B. an dem ganz anderen Verhältnis der Eltern Rostow zu ihren Kindern sehen kann. Die zittern nicht jedesmal, wenn sie ihrem Vater begegnen. Der alte Bolkonski hätte theoretisch schon die Möglichkeit ein netterer Mensch zu sein, ohne dafür von seiner Umwelt kritisiert zu werden. Sicher gibt es bösartigere Menschen als ihn, aber auch viel nettere.

    Wir sind irre, also lesen wir!

  • Gestern hab ich nun auch (endlich) den ersten Teil beendet.
    Und ich muss sagen, ich kann Marja nicht leiden. Sie ist für meinen Geschmack einfach viel zu religiös, zu lieb, zu ich-weiß-auch-nicht. Sie ist halt einfach nicht mein Fall.
    Dafür wurde mir Andrej ein wenig sympathischer. Mag ja sein, dass er seine Frau unglücklich macht, aber er ist es ja auch nicht. Daher macht mir das nichts aus. Und dass er ein guter Mensch zu sein scheint, kommt ja beim Gespräch mit seiner Schwester durchaus rüber.
    Den Vater, hmm, den mag ich immer noch nicht. Auch wenn ich einiges, von dem was er tut, nachvollziehen kann. Aber irgendwas liebenswertes muss er ja haben, sonst würden seine Kinder ja nicht so voller Liebe von ihm sprechen. Vielleicht finde ich das ja noch heraus. ;)
    Die Abschiedszene fand ich ergreifend...

    Liebe Grüße<br />Melli

  • Hallo!


    Ich weiß gar nicht was ihr alle gegen Pierre habt. Ich finde ihn ganz nett. Er hat seine eigene Meinung, ist jung und stürmisch.


    Ja, er hat zwar seine eigene Meinung, aber als es dann drauf ankommt, sie in einer Diskussion zu verteidigen, sagt er auf einmal gar nichts mehr...


    Ich habe gestern auch den 1. Teil beendet und mir ist Marja überhaupt nicht sympathisch. Das liegt vielleicht an ihren etwas seltsamen Ansichten über Gott und die Ehe. Vielleicht liegt es daran, dass sie auf dem Land aufgewachsen ist, denn Julie, die in der Stadt lebt, denkt ja auch nicht so.
    Ansonsten gefällt mir die Lektüre gut. Vor allem, wie alle neu eingeführten Charaktere immer in Verbindung mit anderen, schon bekannten, Personen stehen.
    Auf zu Teil 2!


    Gruß, fairy

    [size=9px]&quot;I can believe anything, provided that it is quite incredible.&quot;<br />~&quot;The picture of Dorian Gray&quot;by Oscar Wilde~<br /><br />:leserin: <br />Henry Fielding - Tom Jones<br /><br />Tad Williams - The Dragonbone Chair<br /><br />Mark Twai

  • Ich komme einfach nicht weiter. :grmpf:


    Ich bin erst bei Seite 89 und die Geschichte zieht sich so weil ich einfach keine Zeit zum Lesen habe. Immer nur so ein paar seiten sind echt mühsam. Aber ich gebe mir Mühe mit euch Schritt zu halten und ein wenig aufzuholen.


    Dabei finde ich die Geschichte so interessant. Die Verwirrungen der Handlungen, Pierres Aussagen über Napoleon, die Liebeserklärungen der Kinder sind süß und den Mut von der Mutter Anna die um ihren Sohn Boris kämpft finde ich einfach nur super.
    Ich hätte nie gedacht, dass mich Tolstoi dermaßen fesseln kann, aber er tut es. :klatschen:


    Katrin

  • Aeria: Als Freundin würde ich sie auch nicht haben wollen, weil sie mir zu aufdringlich ist. Aber ich bewundere einfach ihre Art zu kämpfen und vor keinen Peinlichkeiten Halt zu machen.


    Katrin

  • Ich habe gerade das 22. Kapitel beendet und ich muss sagen: Marie nervt mich ziemlich.
    Ihre Art über die Religion zu denken und dass man alles als gegeben hinnehmen muss. Genauo wie ihre Art über die Ehe zu denken. "Wenn mir Gott diese Würde auferlegt, dann werde ich sie annehmen".
    Diese Haltung kann ich nicht nachvollziehen.


    So, nun habe ich noch 20 Seiten vor mir und dann bin ich endlich im 2. Buch.


    Katrin

  • Gestern habe ich nun auch den ersten Teil beendet. Eine Einführung in das Petersburger und Moskauer Hofleben! Man bekommt einen Eindruck von den Adligen damals, die sich die Zeit damit vertreiben, Empfänge zu geben, auf denen ganz vornehm auf französisch getratscht wird, auf Einhaltung der Benimmregeln geachtet und deren eigentlicher Zweck es ist, Intrigen einzufädeln und sich Vorteile zu verschaffen. Das passt gar nicht zu Pierre, der zwar ganz liebenswürdig ist, aber dieses Gebaren nicht kennt und deshalb in gehobenen Kreisen wenig Initiative zeigt: Bei seinem Besuch beim alten Besuchow weiß er überhaupt nicht, was er tun soll und überlässt sich ganz Anna Michailowna. Am besten gefällt mir noch Boris, der - ganz das Gegenteil seiner Mutter - gegenüber Pierre auf jegliche Erbansprüche verzichtet. Hoffentlich steigt ihm im bevorstehenden Krieg sein Stolz nicht zu Kopf...
    Wohltuend ist auch die kleine lebendige Natascha/Natalja. Aber ich denke, wenn sie älter wird, wird sie sich wohl auch anpassen.


    Ach ja: Jede Person hat irgendeinen Makel, nur Boris nicht. Oder ist mir da was entgangen?

    [size=9px]Paul ist 24 Jahre alt. Er ist doppelt so alt, wie Thomas war, als Paul so alt war, wie Thomas heute ist. Wie alt ist Thomas ?[/size]

  • Ich habe den ersten Teil nun auch endlich beendet und ich bin von der Moskauer Welt sehr fasziniert. Ich kann mir das so richtig vorstellen, die Feste und die Intrigen, einfach herrlich.


    Natascha finde ich in der Geschichte auch sehr erfrischend, auch wenn sie mir etwas zu lebendig ist. Ganz mein Fall wäre sie auch nicht. Gegen Boris kann ich nicht sagen. Ich hoffe nur Pierre zieht ihn nicht runter.
    Ich finde es aber bewundernswert wie Maria um Pierres Erbe kämpft. Habe ich das überlesen oder kommt das vor warum sie das macht? Will sie nur ihre eigenen Ansprüche sichern und die von Boris, die ihr versprochen wurden?


    Aber eines muss ich auf alle Fälle sagen: ohne eine Namensliste wäre ich hilflos verloren. :redface:


    Katrin